Sprache prägt das Denken: Rechte, Rechtsstaat, Gerechtigkeit usw

Es gibt hier z.B. ein Thema mit dem Titel „Neue Rechte und Corona“. Ich denke: Oh, haben wir jetzt neue Berechtigungen? Ach nein, es geht um Nazis. seufz

Wenn wir „Rechte“ hören oder lesen, denken wir an Gerechtigkeit, an unser gutes Recht, etwas „geht mit rechten Dingen zu“. Das sind alles positive Dinge.
Das Wort „Links“ ist hingegen negativ belastet. Jemanden linken ist böse. Die linke Seite vom Pullover ist die falsche Seite.

Ursprünglich hat das (wenn ich mich richtig an meinen Geschichtsunterricht in der Schule erinnere) mit den Sitzen im Parlament zu tun. Da saßen die Konservativen rechts von Kaiser, die (Sozial-)Demokraten links von ihm. Und im Grunde genommen nennt man auch heute noch die CDU politisch rechts, weil sie konservativ ist, die SPD hingegen links. Das bezieht sich also auf eine Position im Verhältnis zur Mitte bzw. zum bisherigen Zustand.

Nazis, Rassisten, Faschisten sind nicht im Recht. Sie sind auch nicht politisch rechts. Sie sind rechts-radikal oder rechts-extrem. Das ist ein großer Unterschied.

Meine Bitte: Bezeichnet diese Leute, die gegen alles sind, was anders ist (Migrant’innen, LGBTQ+, Juden, Muslime etc.), die unser Grundgesetz und die Demokratie abschaffen wollen, nicht einfach als „rechts“. Das rückt sie nämlich näher an die Mitte ran und verharmlost sie. Es klingt sogar positiv, auch wenn das sicher gar nicht Eure Absicht ist.

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Natürlich ist jemand der „rechts“ ist nicht im recht. Diesen Deutungsrahmen zu eröffnen finde ich in der Tat auch sehr skurril, schließlich ist das politische spektrum traditionell, wie du es auch richtig beschrieben hast, schon sehr lange in „links“ und „rechts“ aufgrund der Anordnung im Parlament zurückzuführen.
Bei der „Neuen Rechten“ handelt es sich um ein Netzwerk aller möglichen Institutionen (thinktanks, Parteien, aktivistische Gruppen, Finanziers…), die grob dem „rechten“ und im Einzelfall sehr oft dem rechtsextremen Spektrum zuzuordnen sind. Hör dir dazu zb Philips super interessantes Interview mit Christian Fuchs (das Interview, nicht Lage der Nation) an. Die „Neue Rechte“ ist Entstanden ca. in den 1970er Jahren, manifestiert durch den Franzosen Alain de Benoist.
Dementsprechend handelt es sich vielmehr um einen Fachbegriff und nicht um ein Framing, das „den rechten“ Rechtssprechung zusprechen soll,

Ich habe niemandem diese Absicht unterstellt, ich finde den Begriff einfach ungeschickt bis gefährlich. Menschen hören z.B. „Neue Rechte“ und speichern es unterbewusst als etwas Positives ab.
Danke für den Tipp, das Interview werde ich mir mal anhören.