SPD Zukunftsprogramm: Anonymität im Internet verbieten

Auf Heise.de habe ich mal wieder einen interessanten Artikel gefunden, der das SPD Zukunftsprogramm für die Bundestagswahl aus Perspektive der Digital-Politischen Themen betrachtet

Unteranderem sollen Plattformbetreiber verpflichtet werden eine Identifizierbarkeit der Nutzer umzusetzen. Was haltet ihr da davon? Ich bin mir unsicher, ob der Umsetzbarkeit. Schließlich müssten die Plattformbetreiber die Daten auch irgendwie auf Echtheit kontrollieren können. Außerdem frage ich mich, wie es funktionieren soll bei Plattformbetreibern aus dem Ausland, wie bspw. Netflix oder Twitter.

Außerdem sind wir doch identifizierbar über unsere IP-Adresse, die unser Internet-Service Provider in unsere Meldedaten umwandeln kann, oder?

1 „Gefällt mir“

Überspitz gesagt, ich halte es für wahltaktisches Wunschdenken um im Law&Order-Wahlbecken paar Stimmen zu fangen.?
Gute über die Motiv der SPD kann ich nur spekulieren, dass das so kommt wie sich die SPD das denkt? Eher unwahrscheinlich.
Das es Kriminelle davon abhält kriminell zu sein? Weitgehend ausgeschlossen, zumindest was den organisierten Bereich angeht.

Wessen Internetkenntnisse über seine eigen Mailaccount hinausgehen (also noch nichts wofür man lange studiert haben muss) weiß wie man IP- & DNS-Sperren umgeht, und wer es noch nicht weiß kann sich das in 2min ergoogeln oder einfach einen Anbieter für kleines Geld buchen der das übernimmt… Von MAC-Adressen spoofen etc. ist da noch gar nicht die Rede.
Sollte es im Zuge des Verbots der Anonymität im Internet nicht zeitgleich ein chinesisches Modell des Internets Einzug halten, ist es halt so gut wie nicht zu vermeiden, dass sich User die es für notwendig halten anonym zu sein, auf Plattformen in Länder zu wechseln die das anders handhaben.

Und das ihre echte Identität Menschen im Netz nicht davon abhält, sich an hate speech zu beteiligen, kann man jeden Tag auf FB & Co. bewundern.
Im ganzen betrachtet muss man schon feststellen, dass das „Netz“ grundsätzlich enger wird.
Für viele Dienste ist mittlerweile eine Verifizierung per Handynummer notwendig und die gibt es mittlerweile nur noch personalisiert. Früher gabs die auch im Vodafone-Laden registriert auf Max Mustermann - die Zeiten sind vorbei. :stuck_out_tongue:
Auch war es lange wirklich einfach, sich offshore einen Server zu mieten und zu bezahlen. In den 2000er waren Paysafe-Cards in vielen Fällen das Mittel der Wahl und ohne Limits.
Was ich sagen will, auch heute geht Anonymität nur es wird deutlich aufwändiger.
Die, die für ihr „Geschäftsmodel“ drauf angewiesen sind, haben wohl meistens auch das Knowhow und die Ressourcen dazu.
Mit der „Identifizierbarkeit der Nutzer“ deckt man halt dann den Otto-Normal-Surfer ab.

Einzig der Part aus dem netzpolitischen Bereich finde ich unterstützungsfähig

Plattformen entflechten

„Übermächtige Plattformen“ wollen die Sozialdemokraten notfalls „entflechten“ können. Es müsse möglich sein, „zwischen verschiedenen Messenger-Diensten, sozialen Netzwerken und digitalen Plattformen zu kommunizieren oder zu wechseln. Diese Interoperabilität werden wir gesetzlich vorschreiben.“

Grüße

2 „Gefällt mir“

Normalbürger werden einfacher überwachbar, Kriminelle (bzw. fast jeder, der sich ein bisschen mit Anonymität im Netz befasst) können Sperren und Filter relativ einfach umgehen.

Auch wenn ich momentan die großen Internetkonzerne als das größere Risiko sehe, halte ich es für fatal, dass diverse Politiker der Regierungsparteien anonyme Kommunikation im Netz, beziehungsweise alles was sich der staatlichen Kontrolle entzieht, erschweren (oder sogar direkt kriminalisieren will).

Saskia Esken als Informatikerin und Netzpolitikerin ist aber auch öfter schon auch mit meiner Meinung nach sinnvolleren und guten Aussagen aufgefallen, es bleibt also abzuwarten, was die SPD dann konkret verfolgen wird…

Horst Seehofer will in die gleiche Richtung, wie die SPD, nur ist gleich noch deutlich weiter gegangen, wie heute Posteo und Heise berichtet hat:

2 „Gefällt mir“

Eine Sache hat mir in der Diskussion vom Thema gefehlt hat. Der Impressumspflicht hat es für Journalisten schon praktisch illegal gemacht um online anonym zu publizieren. Impressum heißt nicht nur Name, sondern auch Anschrift. Was für Selbstständigen häufig die Adresse vom Zuhause ist. Extrem riskante Situation, wie man in Russland jetzt sieht, wo jeder Blogger sich anmelden muss als Journalist.