„Spaltung der Gesellschaft“

Ich möchte mal eine Frage in den Raum stellen. Es ist ja in letzter Zeit immer öfter die Rede von einer bereits bestehenden oder befürchteten „Spaltung” der Gesellschaft bei Einführung einer Impfpflicht oder anderen konsequenten Maßnahmen gegen die Pandemie zulasten von Impfverweigerern. Jens Spahn befürchtet, es würde „unsere Gesellschaft zerreißen“.

Ich frage mich, was da eigentlich konkret befürchtet wird?

Mir scheint, die relativ kleine Gruppe von Hardcore-Impfverweigerern wählt doch bereits jetzt Parteien wie die AfD oder die „Basis“ und ist auf dem demokratischen oder auch nur rationalen Diskurs Dich schon jetzt komplett ausgestiegen. Diese Gruppe wirkt in ihrer Fanatisierung und Zu-kurz-gekommenheit auf andere auch nicht wahnsinnig attraktiv, würde ich behaupten.

Natürlich können die gewalttätig werden. Das waren sie ja auch schon in der Vergangenheit. Aber dafür gibt es Polizei und Verfassungsschutz. Wir können uns doch nicht von einer gewalttätigen Minderheit die Politik diktieren lassen. Wir führen doch auch nicht die Scharia ein, weil ein paar Islamisten gewalttätig geworden sind.

Ich würde daher fast fordern, die Gesellschaft klar zu spalten in die, die am gesellschaftlichen Leben konstruktiv mitwirken und die anderen deutlich auszuschließen, bis die sich eines besseren besinnen.

Edit: Typo

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Man kann es sich natürlich sehr einfach machen und alle Menschen die sich noch nicht haben impfen lassen als Rechtsradikale und Verschwörungsgläubige diffamieren. Das hat nur leider mit der Realität nichts zu tun. Das zeigen auch viele Interviews mit diesen Menschen wie aktuell z.B. auf Spiegel online zu lesen ist.

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Ja. Voll dafür!

Ist mir scheißegal, ob das Rechtsradikale, Verschwörungsgläubige oder einfach nur Deppen sind. Ich spalte mich gerne von denen ab. Die haben null Recht darauf Teil der Gesellschaft zu sein.

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Ebenfalls aus dem Spiegel:

Die mögen ja im Interview irgendwie nachvollziehbare Begründungen konfabulieren. Aber sie sind halt zu min. 65% so rechts, dass sie die Sphäre der öffentlichen Diskussion verlassen haben. Dokumentiert durch ihre Wahlentscheidung.

Was mit den anderen 35% ist? Andere Intellektuelle, emotionale und ethische Defizite und falsche Freunde.

Jemand, der in einer tödlichen Pandemie eine so wirksame und sichere Impfung ablehnt, wie wir sie heute haben, ist intellektuell nicht satisfaktionfähig. Was für ein Wahnsinn fällt so jemandem als Nächstes ein?

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Da ist es beruhigend, dass Sie nicht viel zu sagen haben.

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Also immer noch ein Drittel, die demokratische Parteien gewählt haben… Dazu kommen noch die nichtwähler von denen sicher auch nicht alle geimpft sind.

Dazu habe ich mich ja oben schon geäußert.
Abgesehen davon, dass der eine oder andere Nazi sicher auch schon mal CDU, FDP oder sogar die Linke gewählt hat, geht es mir weniger darum, diese Entscheidung besser zu verstehen (auch, wenn das psychologisch extrem interessant ist), sondern um den politischen Umgang damit.

Diese Leute sind eine verwirrte Minderheit. Man darf sich nicht nach ihnen richten. Es macht auch keinen Sinn, sie in Talkshows zu Wort kommen zu lassen, weil die nur Blödsinn reden und man sie nicht überzeugen kann (bestenfalls therapieren). Und es ist falsch, auf sie Rücksicht zu nehmen, um eine „Spaltung“ zu vermeiden. Die ist längst da. Seit diese Leute jede Solidarität verweigern und wir eine vierte Welle haben wegen dieser … Leute.

Edit: Redaktionelles

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Offenbar wird gerade nicht moderiert sonst könnte ihr Beitrag wohl kaum so stehen bleiben.
Gewalthandlungen enden im übrigen in der Regel im Gefängnis.

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Ja, davon ist in der Tat oft die Rede. In den weit überwiegenden Fällen, die mir bekannt sind, sprechen davon allerdings nur die Leute so, die selbst direkt betroffen sind, weil sie sich a) nicht impfen lassen wollen und/oder b) meinen Corona und die daraus erwachsenden Maßnahmen seien entweder nicht existent oder nicht schlimm, in jedem Fall sei die Einschränkung ihrer Freiheiten nicht gerechtfertigt.

In diesem Zusammenhang wird dann oft gefordert, man solle doch alle Meinungen dazu akzeptieren. Das bedingt ja aber, dass Menschen aufeinander zugehen müssen. Lustigerweise tun die, die am lautesten vor der Spaltung der Gesellschaft warnen, das aber eben gerade nicht. Ich diskutiere oftmals noch gebetsmühlenartig über den Sinn und Unsinn von Impfungen usw. - aber auf der Gegenseite ist nie der Wille da, sich die „Pro“-Argumente auch nur anzusehen. Die Forderung, alle Meinungen zu hören, heißt daher in meinen Augen eigentlich die Meinung der*des Fordernden bedingungslos zu akzeptieren und nicht zu kritisieren. Das ist aber eben nicht das allgemeine Verständnis, was wir von einer demokratischen Gesellschaft haben. Dementsprechend sehe auch ich ehrlicherweise kaum noch Möglichkeiten, wie wir einer „Spaltung der Gesellschaft“ entgegen wirken sollen, wenn ein Teil dieser Gesellschaft sich mehr oder minder freiwillig und rational unbegründet aus selbiger verabschiedet.

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Schau Dir mal an, wie es in den USA ist… Wie stark da polarisiert wird.

Nö, kenne viele Leute aus der Links-grünen Ecke, die an allen möglichen Schwurbel glauben, Impfungen ablehnen und lieber Zuckerkügelchen nehmen.

Auch das unterschätzt Du imo. Gegen „die da oben“ zu sein, wenn man selber abgehängt worden ist, kann SEEEEHR attraktiv sein.

Wir reden hier von 10 bis 20%!!!

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Ist dieses "Spaltung der Gesellschaft"sding an dieser Stelle nicht auch nur so eine Nebelkerze, die Leute verwenden, denen die sinnvollen Argumente ausgegangen sind?

Bei den Verwirrten ist das offensichtlich, weil sie sich als Teil der Mehrheitsgesellschaft fühlen, diese aber gerade auch im öffentlichen Diskurs die Distanz zu Ihnen sucht. Diesen Diskurs nicht führen zu müssen, ist natürlich dankbar wenn am Ende die Erkenntnis stehen müsste, dass man selbst sich abgespalten hat. Bei Jens Spahn soll diese Mär von seinem eklatanten Versagen als Gesundheitsminister ablenken.

Man muss doch konstatieren, dass eine Gesellschaft kein Monolith ist und es immer Bruchlinien gab und geben wird, die eine ansonsten stabile Gesellschaft aushalten können muss. Ist die Impfdiskussion eine Bruchlinie, an der die Gesellschaft tatsächlich zerbrechen könnte? Das würde mich doch extrem überraschen. Im schlimmsten Fall handelt es sich hier um einen Brandbeschleuniger, den sich zB die AfD zunutze macht, aber die Ursachen liegen woanders.

Der andere Punkt ist, dass diese herbeigeredete Spaltung längst existiert und zwar genau entlang der Linien Geimpft/Nichtgeimpft. Eine Impfpflicht würde sicher zu Unmut bei den meisten Nichtgeimpften führen, aber danach wäre das Thema relativ schnell abgehakt, weil die aus rätselhaften Gründen Unentschlossenen sich zähneknirschend impfen lassen würden und die Militanten sowieso zu keinem Zeitpunkt erreichbar waren und einfach weiter den gleichen Stuss wie vorher in die Welt setzen. Nur würde das die Bruchlinie verschieben, die dann nicht mehr zwischen Geimpften auf der einen Seite und Verwirrten und Verlorenen auf der anderen verliefe, sondern klar zwischen den Verlorenen und der Mehrheitsgesellschaft.

PS: Und ja, man sollte nicht 10+% als dauerhaft verloren betrachten, aber für die aktuelle Diskussion kann man sie glaube ich als verloren betrachten.

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Ich glaube diese Vorstellung, dass Gewalt so explodieren würde, beruht auf der irrigen Vorstellung, dass bei einer Impfpflicht jeder Unwillige von der Polizei zum Impfen geschleift würde. Nichts dergleichen würde passieren.

Es wäre faktisch immer noch jedem Bürger freigestellt, sich nicht impfen zu lassen, so wie auch jeder Mensch ohne Führerschein Auto fahren kann. Wenn derjenige erwischt wird, hat das dann aber Konsequenzen wie zum Beispiel Bußgelder.

Fragwürdig ist auch die Feststellung „Ein Großteil derer, die ich jetzt noch nicht haben impfen lassen, glaubt irrationalerweise, dass die Impfungen Gift/Mikrochips enthalten“. Was ist ein Großteil? Es scheint doch so zu sein, dass die Mehrheit der Nichtgeimpften diffuse Zweifel hat, aber nicht an so einen Kokolores glaubt.

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Guter Punkt. Und an dem Beispiel (wie auch an der Weimarer Republik) kann man auch lernen, was passiert, wenn die Eliten dem Übel nicht entschieden entgegentreten, sondern die Schlange an ihrem Busen nähren…

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Bei solchen Aussagen wäre ich super vorsichtig. Man muss nicht ungeimpft sein, um undemokratische, autoritäre Gedanken gutzuheißen. Insbesondere, wenn der nächste Absatz lautet:

Polizei und Verfassungsschutz sind (staatliche) Gewalt. Und Gewalt gegen die eigenen Mitbürger zu fordern ist nicht moralisch, nur weil man zufällig einer Mehrheit angehört. Und dein Scharia Beispiel so unpassend, populistisch, und offen gesagt ziemlich ungustiös.

Was ist denn der Gegenbegriff zu einer gespaltenen Gesellschaft?

Die alten Griechen hatten und die Belgier haben uebrigens eine Wahlpflicht.

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Was halten wir in diesem Zusammenhang denn von „harte Kante gegen die AfD“?

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Ich kann nicht folgen. Ich habe mit keinem Wort Gewalt gegen irgendwen gefordert, zumindest nicht gegen Personen, die selber nicht gewalttätig sind. Bei Gewalttätern hingegen kann „unmittelbarer Zwang“ im Rahmen unserer Gesetze gerechtfertigt sein, ich nehme an, da sind wir uns einig? Oder würden Sie Terroristen oder Randalierern bei der Verhaftung gut zureden und bitten, sich freiwillig in Gewahrsam zu begeben?).

Nur zur Sicherheit: eine Impfpflicht beinhaltet nicht die zwangsweise Impfung, sondern Sanktionen (z.B. Geldstrafen) bei Weigerung.

Warum? Also „ungustiös“ finde ich diese Klientel, aber warum ist der Vergleich „unpassend“ und „populistisch“? Weil er dir nicht gefällt oder ist daran etwas falsch, d.h. nicht treffend, und wenn ja, was?

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Ich denke nach wie vor, dass das keine fruchtvolle Frage ist. Jede Gesellschaft ist per se in allen möglichen Dimensionen gespalten, insofern kann man da schlecht einen Gegenbegriff entwerfen.

Entscheidend ist in meinen Augen der Umgang mit diesen Spaltungslinien. Nimmt die Mehrheitsgesellschaft Rücksicht auf die Interessen der Minderheit(en) und erkennt die Minderheit umgekehrt demokratisch legitimierte Entscheidungen der Mehrheitsgesellschaft an? Letztlich führt das zu einer Frage der Demokratiefähigkeit einer Gesellschaft.

Wenn das wie derzeit in den USA kaum noch funktioniert, bekommt eine Gesellschaft ein existenzielles Problem. Ist eine solche Entwicklung in Deutschland in absehbarer Zeit zu erwarten? Ich sehe das ehrlich gesagt nicht.

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Das eine ist halt die Frage, was das Spaltungsnarrativ über das deutsche Demokratieverständnis aussagt, Spaltung gehört zu einem gewissen Grad zu einer kompetitiven Demokratie, widerspricht allerdings dem deutschen Korporatismus und Vorstellungen nationaler Einheit. Beides in Deutschland durchaus nicht unproblematische Positionen (gerade im Bezug auf die Vorstellung der Sozialpartnerschaft, werden zentrale Akteure sozialer kämpfe, wie die Gewerkschaften schlicht neutralisiert), wenn man sich fragt aus welcher deutschen historischen Kontinuität diese Positionen wohl stammen. Also stellt sich die Frage des Grades und glaube ehrlich gesagt, dass der in Deutschland akzeptierte Grad extrem niedrig ist im Vergleich zu anderen demokratischen Staaten. Bpsw. in den USA waren und sind die Konfliktlinen deutliche stärker, als sie in Deutschland jemals waren und das hat das System auch ausgehalten. Die aktuelle Situation ist halt sehr extrem, hängt allerdings mit steten Prozess der Gleichberechtigung in den USA zusammen, der schon fast zyklische Eigenschaften hat, Stichwort Sezessionskrieg, Selma etc. Davon ist Deutschland allerdings soweit entfernt, dass der Vergleich schwerlich trägt.

Das andere Frage ist, bei welchen Positionen wird dieses Narrativ bemüht. Da ist schon recht auffällig dass es oft dazu dient progressive Positionen und Policys zu delegitimieren und konservativ bis reaktionäre Positionen zu legitimieren. Aus den entsprechenden Lagern kommt dann auch das Narrativ.
Allerdings gibt es ein tatsächliches Problem mit dem man umgehen muss, dass auch schon vor Corona ein riesen Problem war. Nämlich das abwandern von bürgerlich-konservativen zu rechtsextremen Strömungen. Bei aller Abneigung gegenüber diesen Menschen ist es wohl taktisch notwendig diese Leute irgendwie wieder einzuhegen, denn Mitnichten steht denen eine progressive Mehrheit gegenüber bzw. sind die konservativen bzw. liberal konservativen zu selten in der Lage sich richtig von diesen Leuten abzugrenzen oder als Problem anzugehen und genau dies zeigt dieses Narrativ. Die Hilflosigkeit mit den Rändern der eigenen Strömung umgehen zu können und stattdessen auf ein Diskursproblem zu verweisen, welchen die progressiven Verschoben hätten. Daher kommt auch der VS Sachsen in seinem letzten Bericht im Bezug auf Querdenken zu dem Schluss, dass mehr Demokraten da mitmischen sollten, damit diese nicht weiter nach rechts abwandern.
Bitte nicht missverstehen, diese Position würde nur dazu führen dass die Mitte noch mehr nach rechts abwandert und ist in sich abzulehnen. Allerdings wird der Umgang mit diesem Problem bevor diese Strömungen noch gefährlicher werden als sie ohnehin schon sind, so oder so sagen wir mal einiges an Überwindung kosten. Klare Linie immer gerne, aber was machst du in den ganzen kleineren Kreisstädten in Sachsen, die zu 50% aufwärts blau sind (und da reden wir noch nicht vom dritten weg, siedlerbewegungen etc.)? Nen liberales geschweige denn progressives Bündnis wird da nicht zustande kommen.

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In Deutschland wohl die Volksgemeinschaft :smiley:

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