Warum sollte eine Erbschaftssteuer, die den Namen verdient, unrealistisch sein?
Keine Politische Mehrheit. Wer wirbt derzeit für eine Erschaftssteuer. SPD, Linke, BSW. Wer will keine Erbschaftssteuer, Union, Grüne, FDP, AFD.
Dazu wird sowohl Vermögens- als auch die Erbschaftssteuer (außer der heutigen Erbschaftssteuer) mit hohen Bürokratieaufwand verbunden sein. Womit werben grade fast alle Parteien? mit Bürokratieabbau.
Ändert nichts daran, dass man beides immer wieder fordern sollte. Und der Bevölkerung klarmachen, dass sie nur Überreiche betreffen würden.
Wenn sich Umfragen ändern, ändert sich auch der Merz, würde ich tippen.
Bitte definiere „Überreiche“…was soll das denn sein?
Ein besseres Wort für Superreiche.
Oh, und anhand welcher objektiven Kriterien hat man „über“? Sollten bspw Bezos und Musk nicht selbst bestimmen dürfen, ab wann sie „über“ Vermögen haben?
Wer ist man, dass man sich so mir nichts, dir nichts einfach völlig moralapostolisch dastehen darf und bestimmen kann, ab wann jemand etwas „über“ hat?
Sowas nennt man Demokratie.
Nein, so funktioniert Besteuerung grundsätzlich nicht. Oder sollte der Großverdiener auch selbst bestimmen, ab wann er welchen Steuersatz zahlt?
Das ist letztlich eine ideologische Diskussion: In deiner eher liberal geprägten Ideologie gehört das angesammelte Verdiente nach Steuern („Vermögen“) demjenigen, der es verdient hat. Nach unserer eher sozial-demokratisch geprägten Ideologie gehört auch das Vermögen noch zu den Aspekten, über die eine Gesellschaft (in einem engen Rahmen!) entscheiden kann.
Einigkeit herrscht, dass eine gewisse Vermögenshöhe sich dem staatlichen Eingriff entzieht. Eben das Vermögen, dass der grundsätzlichen Sicherung der Person dient. Ob die Grenze, wann diese „grundsätzliche Sicherung“ überschritten wird, bei einer Million, zehn Millionen oder einer Milliarde liegt (oder ob sie gar nicht existiert) ist für uns eine Frage, die demokratisch zu entscheiden ist. Solche Entscheidungen sind nie objektiv, sie sind eine Grenze, die nunmal irgendwo gezogen werden muss. Auch „18 Jahre“ für Alkoholkonsum, Wahlrecht und co. ist eine arbiträre Grenze. Das ist normal.
Demokratie hat nichts mir „moralapostolisch“ zu tun. Moralisch hat jeder von uns eine andere Auffassung, welches Ausmaß von Vermögen noch „gerecht“ ist. Demokratie kann und darf natürlich auf diese moralischen Wertungen zurückgreifen, ebenso wie unsere Moral auch andere Rechtsbereiche beeinflusst.
„Moralapostolisch“ oder „Moralistisch“ wäre eine Gesetzgebung, die in Dinge eingreift, die den Gesetzgeber (also das Volk) nicht zu interessieren hat. Beispielsweise wie zwei Erwachsene in ihren eigenen vier Wänden sexuell interagieren. Sowas ist moralistisch. Eine Gesetzgebung hingegen, die gesellschaftliche Verteilungsfragen und Gerechtigkeitsfragen regelt ist alles, aber nicht moralistisch oder moralapostolisch. Das ist ein Framing, dass echt nur aus Richtung der FDP (und schlimmeren) kommt, ähnlich wie das Framing als „Neid-Diskussion“… du kannst dieses Framing gerne bedienen, aber das stellt dich eben sehr deutlich in eine politische Richtung, von der ich mich klar distanziere ![]()
Ich möchte extrem Reiche nicht superreich nennen, da diese Tatsache nicht super ist.
Ich habe das jetzt nicht alles gelesen, aber vielleicht möchtest du dich informieren. Dazu der Link:
Und siehe auch hier
„Super“ ist hier gemeint im ursprünglichen Sinne (lat. „über“, „oben“, „darüber hinaus“), nicht im umgangssprachlichen Sinne („Toll“, „Großartig“).
Ich verstehe die Bedenken im Hinblick darauf, dass Sprache unser Weltbild prägt und die umgangssprachliche Bedeutung dominant sein könnte, aber ich glaube, an diesem Punkt machen wir uns zu viele Gedanken über die Sprache. Ich glaube, es ist noch stark genug im allgemeinen Denken verankert, dass „Super“ keine Wertung sein muss (siehe z.B. „Super-GAU“).
Aber ich habe auch nichts dagegen, den Begriff „Überreiche“ zu nutzen, gerade weil dieser Begriff im Vergleich zu „Superreiche“ eine Wertung enthält.
Mich würde trotzdem mal interessieren über wen oder was wir hier im Forum sprechen wenn wir über Vermögenssteuern oder Reiche sprechen.
Oftmals wird in diesem Kontext Einkommen und Vermögen miteinander vermengt, das irritiert mich immer sehr. Ab wann ist jemand mit dem x-fachen des Medianeinkommens reich (x=[1.5, 1,.75, 2, 3, 5, 10])?
Oder besser bezogen auf das Vermögen. Ist jemand im selbst bewohnten nicht abgezahlten Eigenheim reich? Oder erst im Abgezahlten? Hat das Eigenheim überhaupt einen Wert wenn ich daraus keine Mieteinnahmen generiere und die eingesparten Mietzahlungen in Instandhaltung und Modernisierung drauf gehen?
Oder geht es nur um solche Menschen mit einem großen Kapital- und Aktienstock ab 500.000 € und 5 Autos?
Je nachdem mit wem ich spreche höre ich hier gänzlich unterschiedliche Einschätzungen und mir fällt schwer die eigene Betroffenheit abzuschätzen. Auf mich wirkt das dann meist als definiere sich reich durch hat mehr mehr als ich oder kann sich was tolleres leisten als ich.
Ich wurde sogar schon Menschen als reich bezeichnet, die deutlich mehr verdienen als ich, sich aber als nicht reich definieren weil sie wegen eines verschwenderischeren Lebenswandels kein Kapitalstock fürs Eigenheim aufbauen konnten.
Daher würde ich mich freuen wenn wir es in solchen Diskussionen einfach mal konkret machen könnten.
Es geht um Vermögen, nicht um Einkommen.
Die genauen Bedingungen sind eine Frage der Aushandlung.
Auf jeden Fall sehr hohe Freibeträge (10 Millionen?)
Ohne das selbst bewohnte Eigenheim mitzuzählen.
Was mir wichtig wäre: Mit einem Wiedereinsetzen der Vermögenssteuer bekämen wir endlich wieder Daten, die aktuell (mit Absicht!!) fehlen. Und: Es sollte nicht mehr möglich sein, sich „arm“ zu rechnen und auf diese Weise als extrem reicher Erbe gar keine Erbschaftssteuer zu zahlen (Vermögensverschonungsbedarfprüfung oder so heißt dieses unglaubliche Mittel der Überreichen mit ihren Family-Offices)
Und bevor jetzt wieder das Neid-Argument kommt: Nein, ich bin nicht neidisch. Ich gehöre nicht zu den armen Menschen. Aber ich bin Demokratin und Humanistin und bin gegen solch große Ungerechtigkeit, die unseren Gesellschaftszusammenhalt und unsere Demokratie gefährdet.
Aber ist „Überreiche“ besser? Das weckt auch nur Assoziationen zu „Übermenschen“…
So wie sich mir das darstellt ist es eine Übersetzung.
Die Bedeutung ist die gleiche.
Naja, keine Ahnung. Übermäßig oder überfressen oder überängstlich… klingt negativ.
Ist mir egal, wie man das nennt. Nur super klingt zu super ![]()
Ich bin entschieden dafür, dass wir wahrnehmen, dass sich auch in den westlichen Ländern so etwas wie oligarchische Machtstruktur bilden bzw. gebildet haben. Und dass wir endlich das Märchen vom „Jeder ist seines Glückes Schmied“ aufgeben.
Das ist schon mal ein Anfang. Aber gilt das für alle Foristen hier? In der Vergangenheit wurde auch schon eine Million als Grenze hier genannt. Und es wurde das selbstbewohnte Eigenheim mit einbezogen. Das wären dann auch Werte, die die eigene Altersvorsorge darstellen können.
Und wie steht es dann um das Einkommen? Muss jemand mit x-fachen (Beispielwerte stehen oben) über die Einkommenssteuer vielleicht trotzdem mehr (er)tragen? Ehrlich gesagt hätte ich Sympathien dafür mehr Einkommensteuern zu zahlen, sofern diese besser, das heißt für weniger Wahlgeschenke und Bürokratie, eingesetzt würden.
Oder müsste man nicht eher Vermögen stärker besteuern und Einkommen auf breiter Bank entlasten, um den Konsum anzureizen?
Es wäre Aufgabe von Parteien, entsprechende Modelle durchzurechnen und zu durchdenken.
Man darf die Grenze nur nicht zu niedrig setzen, damit sich keine unteren/mittleren Einkommensschichten bedroht fühlen.
Einkommen würde ich eigentlich nicht stärker besteuern. Allenfalls sehr hohe Einkommen etwas mehr (wie unter Kohl) und kleine/mittlere Einkommen dagegen entlasten. Man könnte z.B. die Werbungskostenpauschale verdoppeln oder so (Bürokratieabbau mitgeliefert
)
Ja, vor allem kleine Einkommen, denn sie müssen ihr Geld für Lebenswichtiges ausgeben.
Alternativ könnte man auch die Steuern auf Lebensmittel (außer Fleisch…) senken.
Einkommen ist bereits sehr großzügig besteuert. Seit wann ist Einkommen Vermögen?
Wer viel seines Einkommens auf die Seite legt, hat irgendwann Vermögen, das sollte dann auch mit einer Vermögenssteuer belegt werden.
Das ist natürlich immer Frage einer Festsetzung. Das Forum wird das nicht entscheiden. Politiker könnten das ganz anders sehen.
In der Schweiz haben Eigenheimbesitzer eine fiktive Miete zu versteuern. In Griechenland führt ein Eigenheim dazu, dass ein fiktives Mindest-Einkommen festgesetzt wird, das greift, falls das eigene in Griechenland erzielte Einkommen geringer ist.
Wahrscheinlich langweile ich viele mit meiner Forderung, aber es müsste doch erstmal festgestellt werden, welchen Bürokratischen Aufwand das alles bedeutet!
Bei der Erbschaftssteuer bin ich noch entspannt, weil es ein einmaliges Ereignis ist. Bei der Vermögenssteuer sehe ich da ein wirkliches Bürokratie Monster kommen. Ich habe noch keinen wissenschaftlichen Vorschlag gesehen, welcher bei dieser Steuer nicht einen extrem hohen Aufwand (egal auf welcher Seite) vorsieht.
Darum bin ich immer noch für die Angleichung von Einnahmen aus Kapital auf die Höhe der Steuern auf Arbeit. Kein weiterer Bürokratieaufwand (besteht schon) und viel höherer Effekt (Einnahmen).
Fakt ist aber, dass einige andere Länder (u.a. Frankreich, was wohl am ehesten vergleichbar mit Deutschland ist) eine Vermögenssteuer haben. Also wofür genau brauchen wir „wissenschaftliche“ Vorschläge? Wir fordern auch sonst nicht bei jeder Steuer-Thematik „wissenschaftliche“ Vorschläge. Ich will eher pragmatisch-praktische Vorschläge hören, wie eine Vermögenssteuer genau umgesetzt werden sollte.
Das Problem dürfte möglicherweise wieder das deutsche Denken sein, dass Dinge wie „Einkommen“ und „Vermögen“ grundsätzlich „Privatsache“ und besonders schützenswerte Daten seien, was in anderen Ländern deutlich lockerer gesehen wird. Denn das ist klar: Je stärker wir diese Daten als „besonders schutzwürdig“ einstufen, desto schwerer wird es, eine faire, bürokratiearme Steuer einzuführen. Wären Einkommens- und Vermögensdaten mehr oder weniger „öffentlich“ wäre das hingegen gar kein Problem.
Und nun frage dich, welche Institutionen, Parteien und Interessengruppen natürlich bis zum Blut dafür kämpfen werden, diese „Geheimhaltung“ im Hinblick auf Einkommen und Vermögen zu erhalten… Extreme Vermögensverteilungen sind ein massives gesellschaftliches Problem und die Gesellschaft hat ein Recht daran, hier die nötigen Informationen zu erhalten, dieses Problem abzustellen. Aber die Lobbygruppen, die uns täglich einreden, wie wichtig Geheimhaltungsrechte doch seien, die aber tatsächlich nur die Reichen schützen wollen, indem sie dafür sorgen, dass die Armen gar nicht erfahren, wie schlimm die Lage aussieht, ist riesig. Und schafft es, ähnlich wie in Amerika der Mythos vom „Tellerwäscher zum Millionär“, auch in Deutschland, selbst Menschen, die kein ernsthaftes Vermögen haben, dazu zu bringen, gegen eine Offenlegung der Vermögen zu sein, weil sie schließlich ja auch mal reich werden könnten und es sie dann treffen könnte. Ganz perfide Strategie, leider unheimlich wirksam.
Uns geht es nicht wirklich anders. Nur wir haben einen alten Mietvertrag und ich verdiene ziemlich gut (selbst in Teilzeit) und deswegen können wir uns unsere zwei Kinder leisten. Ich denke nur ständig drüber nach was passieren würde, wenn sich die Gegebenheiten ändern.
Wieso? Diese Person hat nichts geleistet und leistet jetzt auch nichts. Sie saugt die Lebenskraft von Dutzenden anderen Menschen aus ohne irgendwelche Berechtigung.
Wenn es eine greifende Vermögenssteuer gibt, dann braucht man die Erbschaftssteuer nicht wirklich. Dann wird die Steuer über das Vermögen nach dem Tod nur von einer anderen Person bezahlt.
Ich denke die Frage ist berechtigt. Soziale Verbesserungen kommen (wenn dann) so langsam dass sie für die meiste Leute zu spät sind. Wir hatten 3 Jahre “die progressivste Regierung” von Europa in Deutschland und das Endergebnis ist netto so ungefähr bei Null geblieben.
Ich habe von der Politik im Jahrzehnt, dass ich in Deutschland wohne nichts konkretes bekommen was mein Leben verbessert hat und erwarte von denen auch nichts grundlegendes mehr bis wir von der Polykrise eingeholt werden.
Vielleicht würde so eine Anpassung von der Erwartungshaltung auch anderen gut tun?