Sorge um den gesellschaftlichen Diskurs

Er spricht von der Lage, ich vom Lageforum. Ich habe nie geschrieben, dass die Hosts Kommunisten sind.

Das sind die Wagenknechts von heute, die bald eine Neue Judäische Volksfront gründen und die Linke damit weiter schwächen werden. Aber da die eh nicht wählbar sind (genau wie die AFD), ist es auch egal.

2 Beiträge wurden in ein neues Thema verschoben: Ist wissenschaftlicher Diskurs in der Öffentlichkeit schädlich?

Die Bezeichnung „wissenschaftlich […] etwas isolierte Meinungsmacher“ wiederholt m. E. genau jenen „False-Balance“-Vorwurf, den u.a. @pitus kritisiert hat. Ohne hier allzu tief inhaltlich einsteigen zu wollen, zeigt das Thema Schulschließungen aus meiner Sicht exemplarisch, dass das einiges von dem, was im medialen Diskurs in Deutschland in den letzten drei Jahren als Position der Wissenschaft präsentiert wurde, beim Blick über den nationalen Tellerrand hinaus zuweilen sogar eher eine Minderheitenposition darstellte. Ob nun Streeck im Einzelnen mit bestimmten wissenschaftlichen Einschätzungen oder gar politischen Empfehlungen richtig lag oder nicht, problematisch ist aus meiner Sicht vor allem, dass ihm vielfach quasi per se die Wissenschaftlichkeit abgesprochen wurde, anstatt zu akzeptieren, dass es auch innerhalb der Wissenschaft unterschiedliche Einschätzungen, Schwerpunktsetzungen und Strategien etc. gibt.

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Beim Thema „Klimawandel und wie wir ihm wirkungsvoll entgegen wirken“ gibt es eigentlich keinen gesellschaftlichen Diskurs.

  • Die wissenschaftlichen Abhandlungen dazu werden kurz nach Veröffentlichung vergessen.
  • die „Klimakleber“ werden (außer von denen im Stau) nur belächelt und nicht ernst genommen.
  • sinnvolle Maßnahmen werden einfach nicht ergriffen.
  • Gesetzte zur CO2 Reduktion werden nicht eingehalten.
  • sinnvolle Maßnahmen werden als „Verbotskultur“ und wegen „Einschränkung der Persönlichkeit“ abgetan.

Die Liste ließ sich endlos verlängern.
Der gesellschaftliche Konsens bei dem Thema ist Augen zu und ein „weiter so“, denn es will keiner aus seiner „heilen Welt“ heraus gerissen werden.

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Falsch, er spricht (wie du im Eingangspost) auch über die Lage und nirgendwo steht die Behauptung du hättest die Hosts als Kommunisten bezeichnet.

Durch die Blume hast du das den aktiven Forenmitgliedern und der Moderation vorgeworfen.

Ein Beitrag wurde in ein existierendes Thema verschoben: Covid19-Strategie und die Rolle der Wissenschaft. Gibt es einen Corona-Revisionismus in Medien, Politik und Gesellschaft?

Ich finde es kommt darauf an, wie man „gesellschaftlichen Diskurs“ versteht. Die eine Frage ist, ob ein Thema aus meiner persönlichen Sicht ausreichend und mit den aus meiner Sicht richtigen Schlussfolgerungen diskutiert wird. Eine ganz andere Frage ist aber (und so verstehe ich das Thema dieses Threads), ob und wie bestimmte Themen in der Gesellschaft insgesamt behandelt werden. Und hier kann ich dir beim Thema Klimawandel nicht folgen. Gerade aufgrund der FFF-Demos und der Aktionen von „Letzte Generation“ und anderer wird doch über das Thema diskutiert. Wie das passiert ist wieder eine andere Frage. Und dass da viel Abwehr im Spiel ist wird wohl kein Hoppypsychologe bestreiten.

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@ffiene: Also gucken wir uns doch mal an, was Du so geschrieben hast:

Dieser Post ist völlig überspitzt und dadurch schlicht und einfach sachlich falsch. Zudem ist er polemisch und provoziert die Diskutierenden hier im Forum. Alleine, dass dieser Post hier so nicht wegmoderiert wird zeigt, dass hier nicht viel verboten wird in dem Forum. Der Post passt zudem sehr gut zu dem was man von rechter Seite her üblicherweise vernimmt.

Sondern, dass alle hier im Forum Kommunisten sind…

Und solche Beiträge tragen zur Stärkung der Diskussion bei? Extra einen Tag später nochmal eine zweite Antwort und dann ist das alles was kommt? Ich glaube nicht, dass hier eine Diskussion noch was bringt und bin raus.

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Das ist eine sehr entscheidende Frage.

Ich sage schon lange, dass man zwingend mehrere Parameter in die politische Gesinnung bringen muss. So ist bspw. Sarah Wagenknecht zwar links, aber eben auch sehr autoritär eingestellt. Das ist einfach mit einer progressiven Linken nicht vereinbar.

Ich möchte an dieser Stelle gerne - mal wieder - Werbung für den Politischen Kompass machen.

Übrigens: die Deutsche Parteienlandschaft im internationalen Vergleich auf dem politischen Kompass sah zur BTW 2021 so aus:

Quelle

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Herzlichen Dank für diese Anmerkung. Ich höre die LdN seit mehreren Jahren - weil Themenauswahl und Recherche einfach klasse sind. Aber bei nahezu jeder Folge ärgere ich mich aufs Neue über die (…) Berichterstattung und den Versuch der Meinungsbildung. So werden oft Lösungsansätze vorgestellt, die aus Steuermitteln gezahlt werden sollen oder von Unternehmen getragen werden sollen. Oftmals wirklich schwer zu ertragen.

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Es steht dir frei im Forum andere Lösungsvorschläge zu präsentieren.

Aber wenn du weder Steuermittel noch Unternehmen zur Kasse bitten willst wird es wohl auf individual Niveau hinauslaufen womit du den sozialen Frieden noch weiter schädigen wirst.

Ein Podcast ist nicht das Gleiche wie Nachrichten. Ein Podcast erhebt gar nicht den Anspruch, neutral zu sein. Im Gegenteil!

Außerdem trennen die beiden Information und Bewertung/Einordnung/Meinung, finde ich, doch ganz gut. Und ich finde es sehr gut, dass die beiden eine Meinung haben und sie äußern. Ich fühle mich mündig genug, selbst zu entscheiden, welcher davon ich mich anschließen kann und welcher ich widersprechen würde. (manchmal fühle ich mich auch irritiert von Formulierungen, wenn Ulf mal wieder ein wenig die Pferde durchgehen. Aber das macht den Podcast authentisch … schön dass es menschelt)

Wenn Du in vielen Punkten anderer Meinung bist, bist Du im falschen Podcast. Allerdings würdest Du dann auch die Fakten verpassen, die der gegenteiligen Meinung zuwiderlaufen.

Die meisten staatlichen Maßnahme, vor allem die, die gegen die aktuellen massiven Herausforderungen (Klimaschutz, völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Russlands, …) sind mit Kosten verbunden. Wer soll sie denn tragen? Es gibt nun mal nur Steuern oder Verschuldung (= die Steuern zukünftiger Generationen).

Wir haben jahrzehntelang „auf Pump“ gelebt, v.a. auf Kosten zukünftiger Generationen. Wenn wir die Folgen daraus, die jetzt alle auf uns einstürzen, abwehren wollen, werden wir zahlen müssen. Wie, zum Teufel, soll es denn sonst gehen?

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Ist das nicht bei allen Extremen so?
China würde ich auch als autoritären Staat bezeichnen, auch wenn er kommunistisch geprägt ist.
Die Bevölkerung muss ja durch Verbote eingeschränkt werden, sonst würde das System nicht funktionieren.

Darum halt die Skepsis in Demokratien gegen jede Art von Verboten.

Auja, weg mit allen Verboten und nur noch das Recht des Stärkeren.

Darwinismus pur und das dann als Demokratie verkaufen.

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Vieles sehe ich auch so.
Aber ich würde nicht so weit gehen, zu sagen:

Zum einen gibt es ja auch immer wieder Informationen, teilweise Hintergrundinformationen, die man sonst kaum erfährt. (Ähnlich wie Du im nächsten Satz gesagt hast.)
Zum anderen kann es ja auch interessant sein, andere Meinungen und sie stützende Argumentation zu hören, das kann helfen, die eigene Meinung weiter zu entwickeln. Allerdings gibt es da weniger, was man nicht auch in vielen anderen Medien hört.

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Diese Haltung unterscheidet zentral.
Auf Pump wurde nicht gelebt, so lange das Bruttoinlandsprodukt inklusive der Zukunftsverpflichtungen stieg. Das ist jedoch seit 20+ Jahren nicht so. Eine doppelte Buchführung von Land und Bund wäre hierbei wünschenswert- ist außerhalb von Hessen aber aufgrund der Implikationen nicht machbar.
Jetzt gibt es die eine Gruppe, die die Versprechungen aus der Vergangenheit als unbedingt erfüllpflichtig wahrnimmt. Da die andere Gruppe die Verpflichtungen aus der Vergangenheit jedoch als aus dem Ufer laufend (54% staatsquote, 70%+ Staatsverschuldung plus Target2 Ausfallversicherungen, ungedeckte Rentenversprechungen) wahrnimmt, bleiben zwei Möglichkeiten:
Die reale Entwertung der nominellen Verpflichtungen durch Inflation.
Oder das neu-aufrollen und Schulden reduzieren durch solide Haushaltspolitik.

Da es aktuell keine Partei gibt, die solide Haushaltspolitik anbietet, da selbst die FDP über 300 Milliarden Doppelwumms+Bundeswehrneuverschuldung zugestimmt hat ohne die Renten um 50% zu kürzen, ist die Weginflationierung der Schulden die einzige politisch viable Option.

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Da habe ich mich wohl missverständlich ausgedrückt. Mir geht es dedizieret nicht um die Aufnahme von Staatsverschuldung.

Mir geht es darum, dass unser ökonomischer Wohlstand, ja unser Wirtschaftssystem beruhte
auf

  • der Ausbeutung von Ressourcen auf Kosten anderer, v.a. der Atmosphäre, die wir als Müllhalde für die Reste einer auf Verbrennung basierenden Wirtschaft missbraucht haben
  • dem Bezug von „billigen“ Gas aus einem unmoralischen System, das wir jahrzehntelang nicht als solches erkennen wollten. Bei diesen Preisen, wie weltweit einmalig niedrig waren, ist jahrzehntelang bei niemandem der „too good to be true“-Alarm losgegangen. Das führte nicht nur in die Abhängigkeit von dem unmoralischen System, sondern auch zu einer dramatischen Umweltzerstörung in Russland und in den Transisländern.
  • der Unterlassung von Instandsetzungsinvestitioneln in das öffentliche Vermögen
  • Unterlassung der Aufrechterhaltung und Weiterentwicklung bei so wichtigen Systeme wie Gesundheit, Bildung, Sicherheit, Rechtssystem u.v.m.

Unser Wirtschaftswachstum und der damit erreichte Wohlstand (auch wenn sehr ungleich verteilt) ist ein irrealer Traum auf Kosten Anderer und vor allem zukünftiger Generationen.

Nun, da wir nach und nach einsehen, dass wir nicht mehr auf Basis fossiler Energien leben dürfen und dass z.B. unser Gesundheits- und unser Bildungssystem und die Bundeswehr (und ich glaube auch unser Gerichtssystem) kurz vor dem Kollaps stehen, stelle wir fest, dass, wenn wir das fixen wollen, wir ganz massiv unterlassende Investitionen in unsere Gesellschaft nachholen müssen. Das wird teuer!

Jeder, der jetzt Staatsausgaben und Steuererhöhungen verteufelt,

  • hat dieses Leben auf Kosten Anderer und der Zukunft immer noch nicht begriffen

  • will sich egoistisch seinen erreichten Wohlstand noch möglichst lange in die Zukunft retten, bevor alles sowieso zusammen bricht.

  • lebt weiterhin in dieser magischen Welt, in der sich das alles von Geisterhand lösen wird (leider lebe wenigstens ich nicht dort)

(Komm nur mir das so vor oder klingt alles drei nicht schon ein bisschen wie „FDP“?)

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Korrekt. Der Staat hat Verschmutzungszertifikate unter dem Preis der Beseitigung angeboten.
Eine Tonne CO2 in die Luft zu blasen war bisher fast umsonst, kostet jetzt etwa 25€. Die Entfernung des CO2 kostet mindestens 200€ je Tonne.
Als Aldi für kurze Zeit Zucker unter dem Einkaufspreis anbot, wurde denen von staatlicher Seite fast der Laden geschlossen.
Warum darf der Staat dasselbe? Zumal noch bei einem Monopol auf die Ausgabe dieser Zertifikate?

Es wäre vernünftig, sofort den Preis für CO2 auf alles einfach auf das Niveau von mindestens 200€/t zu heben. Nach einem kurzen Wurschtelmoment kommen dann alle an ein neues Equilibrium, wo keine staatlichen Eingriffe in die verschiedenen Sektoren mehr nötig sind, da sich Ausstoß und Co2-Entfernung selbst die Waage halten.

Und zum günstigen Gas auch noch eine Anmerkung: Es wurden in Deutschland bis zur Sanktionierung von russischem Gas von ein paar hundert Mitarbeitern bei Schlieter Windkraftflügel gebaut. Diesem Unternehmen wurde in der Gasmangellage das Gas abgedreht- und der Betrieb eingestellt. Die Windkraftflügel werden nun in Spanien gebaut- wo es keinen Gasmangel gibt. Jede ab sofort in Deutschland aufgestellte Windkraftanlage hat also im Vergleich zu der Zeit als noch russisches Gas floss einen höheren Co2Rucksack, da Teile dieser von weiter weg herkommen und mit Gas produziert wurden, das von noch weiter weg herkommt. Auch solche Veränderungen sollten bei der Beurteilung von „günstig“ mit einfließen. Ich finde, es macht Sinn, zumindest so viel Gas aus Russland zu beziehen, dass damit Windkraftanlagen gebaut werden können, damit Deutschland schneller unabhängig von russischem Gas wird. Und zusätzlich vielleicht noch so viel, dass ein paar Panzer gebaut werden können.
Nicht jeder Gasbezug aus Russland muss ein Netto-Gewinn für Russland sein.

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Oh, den Missbrauch der Atmosphäre mit hohen Kosten für die Gesellschaft gibt es nicht erst seit der Einführung von Emissionszertifikaten - den gibt es bereits seit der industriellen Revolution Mitte des vorletzten Jahrhundert!

Den CO2-Preis so plötzlich so drastisch zu erhöhen, würde einen Angebotsschock auslösen, der sehr viel mehr Inflation erzeugen würde als wir heute erleben. So geht das nicht … ist in einer Demokratie nicht durchsetzbar und/oder würde der Demokratie einen massiven Schaden zufügen.

Hätte man aber in den 80er Jahren, als die Erkenntnisse über de Klimawandel da waren, Emissionszertifikate eingeführt und den Preis langsam, berechenbar steigen lassen, hätten wir schon seit ca 15 Jahren einen CO2 Preis, der den gesellschaftlichen Schaden reflektieren würden.

Übrigens liegt aktuell der Preis für ein EU-CO2- Zertifikat bei 88 EUR, der CO2 Preis für weitere Branchen in der EU liegt bei 30 EUR.

Die Beispiele Aldi-Zucker und Schlieter kann ich nicht beurteilen. Aber die hinter Deinen Bemerkungen dazu schlummernde Grundüberzeugung „Der Markt macht alles viel besser als der Staat, der nur Schaden anrichtet“ passt nun mal gar nicht zu Deiner Befürwortung eines CO2 Preises von 200 EUR. Jede Form von externen Kosten ist ein Marktversagen und muss staatlicherseits korrigiert werden, damit alle Resourcen tatsächlich der effizientesten Verwendung - gemessen an den gesellschaftlichen Präferenzen - zugeführt werden.

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Doch klar: Wenn ich beim Frisbeespielen die Fensterscheibe des Nachbarn einwerfe und das Ersetzen der Scheibe 200€ kostet, dann sollte der Nachbar mir auch mindestens die 200€ berechnen.
Aktuell sagt der Nachbar, dass wenn ich eine Scheibe einwerfe ich nur 30€ zahlen muss - und den Rest zahlen alle gemeinsam. Also spiele ich relativ unbeschwert Frisbee und lade noch ein paar Freunde ein - denn die verursachten Schäden sind durch den Nachbarn subventioniert.

Das ist quatsch. Die Nachfrage würde massiv einbrechen, weil sich viele Leute den hohen Co2-Preis der verteuerten Produkte nicht mehr leisten könnten. Die energieintensiven Unternehmen würden gar nicht erst versuchen, die Kosten an die Konsumenten zu überwälzen. Die Inflation würde nicht steigen, nur die Konsumentenpreise und die Produzentenpreise für die Unternehmen, die es versuchen. Das BiP würde einbrechen und wir hätten vermutlich eine Arbeitslosigkeit jenseits der 20%. Daraufhin würden massiv Steuern gesenkt werden müssen, die staatlichen Wohlfahrtsprogramme radikal gekürzt und Staatsbedienstete entlassen werden um eine Neuansiedlung von Industrie zu ermöglichen. Die einzige Steuer, die nicht gesenkt werden dürfte, wäre die Co2-Steuer - denn es sollen ja nicht die pleitegegangen Co2-intensiven Unternehmen zurückkommen, sondern Co2-arme Betriebe.
Diese Entschlackungskur ist demokratisch aufgrund der Demographie in Deutschland nicht durchsetzbar. Die Leute wollen lieber „Respekt“ dafür, dass sie den richtigen weg, den du oben skizziert hast, nicht gegangen sind und lieber die nächste Generation für die Umweltschäden zahlen lassen. Dieser Zielkonflikt wird sich in den nächsten Jahren entladen. Daher wäre ein sofortiger Schnitt besser als das kommende zähe Ende aus Verstaatlichung und Stagflation - es wird aber eher so kommen wie du es sagst.