Soll die Lage Spenden per Bitcoin weiter ermöglichen?

Hallo zusammen,

einige von euch haben es vielleicht mitbekommen, Mozilla nimmt bis auf weiteres keinen Spenden mehr in Bitcoin mehr an:
Nach heftiger Kritik: Mozilla Foundation nimmt keine Spenden in Kryptogeld mehr - heise.de
Als Hauptgrund nennen sie den hohen Stromverbrauch, den das System verursacht.

Darauf hin habe ich der Lage geschrieben, das ich, als einzelner „Nutzer“ mir das auch von der Lage wünschen würde. Ich bekam die Antwort, ob ich das nicht zur Diskussion stellen wolle.

Ich denke mal die Vor- und Nachteile des Systems dürften den meisten grob bekannt sein. Einen guten Einstieg für alle anderen bietet, mMn, der Wikipedia-Artikel dazu.

Daher die Frage an die Forum-Nutzer:
Soll die Lage weiterhin Spenden per Bitcoin ermöglichen?

3 „Gefällt mir“

Ich habe mich nicht wirklich mit Bitcoin und anderen Kryptowährungen auseinandergesetzt, kann deshalb nur eine Stimme abgeben für:

Ich brauche das nicht, falls es also Gründe für die Abschaffung gibt, würde mich das nicht stören.

3 „Gefällt mir“

Ich finde den riesigen Energieverbrauch von Kryptowährungen schon ein starkes Gegenargument. Ich kann mir gerade kein Argument vorstellen, warum die Lage unbedingt Spenden in Bitcoin braucht, das diesen Nachteil kompensieren könnte. Aber ich lasse mich da gerne eines Besseren belehren.

8 „Gefällt mir“

Bitcoin ist eines der erfolgreichsten, wertvollsten und teuersten Proof of Concepts aller Zeiten. Das dort verwendete Proof of Work ist technisch überholt. Im Vergleich zu anderen Kryptowährungen kann Bitcoin ungefähr nichts, ist dafür aber sehr teuer. In jeder anderen Branche wäre das Modell wegen Ineffizienz längst aussondiert worden.

Nun ist es aber so, dass sich Kryptowährungen rasant weiterentwickeln. Die allermeisten Coins auf https://coinmarketcap.com/ sind bereits heute Proof of Stake-Systeme, die hoch effizient sind und nichts mehr von dem sinnlosen Rätselraten von Proof of Wort zu tun haben. Bei der Nummer 2 (Ethereum) ist die Community mit vollem Elan dabei, über einen mehrjährigen Migrationsprozess von Proof of Work weg zu kommen. Aber schon heute ist Ethereum wesentlich energieeffizienter als Bitcoin. Bitcoin wird also bald mit dem Problem alleine darstehen und es ist dann nur eine Frage der Zeit, bis es seine Position als Platzhirsch verliert.

Ich halte die Kritik für gerechtfertigt, würde aber gerne zwischen Kryptowährungen im Allgemeinen und Bitcoin im besonderen unterscheiden.

[Update Anfang]Die 1722 kWh sind so hoch, dass ich das Bedürfnis hatte nochmal selbst nachzurechnen, anstatt mich nur auf die genannte Quelle zu verlassen. Es gibt von der Uni Oxford ein Projekt, dass den Energieverbrauch des Bitcoin-Netzwerks auf aktuell etwa 15 GW täglich schätzt: Cambridge Bitcoin Electricity Consumption Index (CBECI)
Die Anzahl der täglichen Transaktionen beträgt etwa 250.000. Bitcoin Transactions Chart
Das ergibt „nur“ 60 kWh für eine Transaktion. Mit dieser Energiemenge könnte ein Elektroauto grob 300km weit fahren oder eine Herdplatte 30 Stunden betrieben werden. Das ist immer noch extrem viel.
Die Zahlen schwanken stark und sind derzeit eher hoch. Die 60 kWh sollten nicht zu den anderen Zahlen aus der genannten Quelle ins Verhältnis gesetzt werden. Ich entschuldige mich für die Nennung dieser dürftigen Quelle, die mir auf den ersten Blick seriös erschien.

Das ändert nichts daran, dass Proof of Work-Kryptowährungen Energieverschwendung sind. Das Konzept sieht vor, dass alle Miner gleichzeitig Zahlen raten und er erste der richtig rät, gewinnt ein paar Coins. Es gibt keine verlässlichen Schätzungen zur Anzahl der Bitcoin-Miner, aber man liest von 100.000+. All diese Computer rätseln gleichzeitig, aber nur einer „erreicht“ damit etwas. Diese Gleichzeitigkeit frisst so viel Strom und schafft keinen verhältnismäßigen Mehrwert. Umso teurer der Bitcoin ist, desto mehr Miner gibt es tendenziell und unmso schwieriger wird das Rätselraten und damit steigt der Energieverbrauch nochmals überproportional. Das Konzept ist einfach absurd. Es gibt Alternativen wie Proof of Stake und die sollte man weiterverfolgen.
[/Update Ende]

Eine Bitcoin-Transaktion verbraucht schätzungsweise 1722 kWh Energie. Das entspricht grob dem Jahresenergieverbrauch eines Zweipersonenhaushalts in Deutschland. Für eine (1) Überweisung!

Der zugrundeliegende Proof of Work-Algorithmus ist einfach unglaublich ineffizient. Deswegen will die zweitgrößte Kryptowährung Ethereum auch weg davon, hin zu Proof of Stake. Es gibt auch schon etablierte Alternativen auf dieser Basis, die mit 3 (Algorand) bis 53 kWh (Cardano) per Transaktion auskommen. Visa hat zum Vergleich einen Energieverbrauch von 1,5 kWh/Transaktion. (Quelle: https://www.carbon-ratings.com/dl/pos-report-2022, S. 22 und S. 5.)

Natürlich sind dies nur Schätzungen, aber die Größenordnungen sollten klar werden. Zur Einordnung muss man wissen, dass größere Netzwerke naturgemäß mehr Energie verbrauchen, weshalb auch z.B. Cardano u.a. mehr Energie verbraucht als Algorand. Da das Cardano-Netzwerk aber schon grob ein Drittel der Größe des Bitcoin-Netzwerks hat, wird es wohl nie auch nur ansatzweise den Energieverbrauch von Bitcoin erreichen.

Ich persönlich empfinde es als sehr inkonsequent, dass die Lage der Nation Spenden in Bitcoin annimmt, weil dies im diametralen Gegensatz zu ökologischen Ausrichtung der Lage steht. Ich habe mich viel mit Kryptowährungen beschäftigt und auch Vorträge dazu gehalten. Ich bin ein Freund der Technik, aber bitte mit Blick auf den tatsächlichen Nutzen und die Energieeffizienz. Es gibt technisch deutlich bessere Alternativen (z.B. alle in der Studie untersuchten), die besser zur Lage passen würden. Hinzufügen möchte ich IOTA, ein Berliner Startup, dass auf Basis einer alternativen Technik (Directed Acyclic Graph) sogar kostenlose Transaktionen anbieten kann.

Ich unterstütze also den Aufruf des Themenerstellers und bedanke mich für die Initiative.

2 „Gefällt mir“

An dieser Stelle möchte ich auf die Diskussion zu Proof-of-work vs. proof-of-stake hinweisen:

Guter Punkt, das hier war auch eher als Voting gedacht.

Guten Morgen, liebe Community,

die Lage sollte unbedingt weiterhin Spenden in Bitcoin annehmen. Allerdings würde ich anregen auf den 2nd Layer umzuziehen und keine Onchain-Transaktionen mehr anzunehmen. Das ist nur mit unnötiger Wartezeit und Gebühren verbunden. Das Lightning Netzwerk ist mittlerweile sehr robust und in seiner Entwicklung weit fortgeschritten.

Bitcoin ist mit großen Hoffnungen verbunden und bringt besondere Eigenschaften mit sich. Ein wichtiges Argument gegen Bitcoin lautet, dass es keinen Nutzen habe und schlichtweg Energieverschwendung sei. Aus unserer westlichen Perspektive mit vollumfänglichem Zugang zu jeder Art von Finanzdienstleistungen mag das auf den ersten Bick nachvollziehbar sein. Jedoch hat ein großer Teil der Weltbevölkerung keinen Zugang zu modernen Finanzdienstleistungen, wie etwa ein einfaches Bankkonto. Da dieser Thread mehr als Voting gedacht ist und weniger Diskussionen anregen soll verzichte ich nun auf weitere Ausführungen und wünsche Euch allen einen sonnigen Tag

Das ist in der Tat nicht von der Hand zu weisen.