Ihr Lieben,
auch ich höre seit Jahren mit Begeisterung die Lage der Nation. Über euer letztes Kapitel in Folge 245 gefreut, denn die mangelnde solidarische Finanzierung der Sozialkassen ist eine zum Himmel schreiende Ungerechtigkeit. Der immer größer werdende Steueranteil zeigt seit Jahren, dass sich die Politik hier nicht ehrlich macht und das strukturelle, politisch organisierte Defizit seit langer Zeit ignoriert. Wenn ALLE einzahlen, gibt es auch genug zu verteilen. Das Rentensystem in Österreich macht es vor, da zahlen alle ein, inzwischen auch die Beamten, wirklich alle. Entsprechend gibt es eine auskömmliche Mindestrente, vor der man sogar eine Miete zahlen könnte. Egal ob gesetzliche Rente oder gesetzliche Kranken- und Pflegeversicherung - Gutverdiener haben mit der Beitragsbemessungsgrenze eine Art Solidaritätsbegrenzung, ihr Anteil wird gedeckelt. So ist es egal, ob ich 5000 oder 15 000 Euro im Monat verdiene - ich gebe nur einen maximalen Fixbetrag in den Topf. Ihr habt das sehr gut herausgearbeitet, dass die Deckelungen ziemlich niedrig ausfallen. Schlimmer noch ist, dass so viele Gutverdienerberufsgruppen erst gar nicht einzahlen müssen. Solidarität, aber nicht alle machen mit - das muss man sich mal vorstellen! Notare, Ärzte, Apotheker, Anwälte - alles ehrenwerte Berufe. Aber wieso haben diese eigenen Versorgungswerke und zwar nicht als ZUSÄTZLICHE spätere Einnahmequellen im Alter, sondern als ALTERNATIVE zur (eben doch nicht SO solidarisch finanzierten Gesetzlichen Rente). Sorry, wir verdienen zu gut, wir machen da keinen guten Schnitt! Macht eure Soli-Nummer mal schön ohne uns. Leider zahlen auch Beamte nicht nur nicht in die Gesetzlliche Rente, sie sind auch privat krankenversichert. Die Politik organisiert ein Solidarsystem - und macht selbst nicht mit. Das ist nicht gut für die Glaubwürdigkeit und den sozialen Frieden in unserem Land. Danke, dass Ihr dieses Thema gebracht habt! Ich hoffe, dass es Fahrt aufnimmt im Bundestagswahlkampf. Der geschönte Lebenslauf von Frau Baerbock war sicherlich ein gefundenes Fressen für Union und SPD, die sich nicht schämen. die Benzinpreiserhöhung den Grünen in die Schuhe zu schieben (auch das habt Ihr sehr gut herausgearbeitet, ja, es ist Wahlkampf, aber eine Sauerei bleibt es dennoch) - aber es gibt wichtigere Themen. Solidarität, der soziale Frieden, die Glaubwürdigkeit der Politik, die Glaubwürdigkeit der Gesetzlichen Rente, die ausstehende Pflegereform (nach dem Reförmchen dieser Tage) - das sind doch die Themen, die uns Sorgen machen müssen! Und damit bin ich beim letzten Punkt, den Ihr ebenfalls angesprochen habt: Wo bleibt das Wahlprogramm der CDU? Wie stellt sich Herr Laschet das von ihm proklamierte „Modernisierungsjahrzehnt“ denn konkret vor? So, das musste raus. Herzlichen Dank für eure tolle Arbeit und gute Erholung in eurem Sommerurlaub!
Euer Matthias Veit
Disclaimer: Pressesprecher vom Sozialverband Deutschland, hier aber privat unterwegs.