In der letzten Lage wurde ja intensiv der Vorschlag diskutiert, zur Kompensation der CO2-Bepreisung den Strompreis zu senken.
Ich kann einige der Argumente durchaus nachvollziehen, z.B. sollte es deutlich günstiger sein, mit einem Elektroauto als mit einem Verbrenner zu fahren oder ein Haus mit einer Wärmepumpe zu heizen.
Anderseits finde ich aber auch einige Gegenargument, die ich gerne zur Diskussion stellen würden.
Ökonomisch setzt ein hoher Strompreis einen Anreiz, Strom zu sparen. Ein niedriger Strompreis würde dagegen den Stromverbrauch auch in Bereichen erhöhen, wo es für den Klimaschutz gar nicht nötig ist. Das erschwert wiederum die Energiewende, denn es müssen (noch) mehr Windräder und Photovoltaikanlagen gebaut werden, auch an Standorten, die vielleicht nicht so viel Potenzial haben, wo es mehr Naturschäden gibt, oder Menschen so nahe wohnen, dass sie durch Lärm und Beschattung stärker beeinträchtigt werden. Das würde denn wiederum die Akzeptanz der Energiewende beeinträchtigen.
Also quasi die sauberste Energie ist die, die man einsparen kann und gar nicht erst verbraucht.
Sinnvolle Beispiele fürs Strom sparen wären z.B. auch beim Elektroauto auf den Verbrauch zu achten, Klimaanlage im Sommer nicht auf 16° und im Winter mit der Wärmepumpe nicht auf 24° heizen, Stromfresser im Haushalt nach Möglichkeit abstellen. Was mich auch immer wieder wundert ist, dass es sich für Supermärkte scheinbar nicht generell rentiert, eine Glastür vor das Kühlregal zu stellen. Der eingesparte Strom dürfte immens sein, wenn man nur das Kühlregal und nicht den ganzen Laden damit kühlt (und im Winter dann ggf. wieder dagegen anheizt). Da all das noch passiert, erscheint der Strom eher noch zu billig.
Das zweite Argument ist, dass der soziale Ausgleich nicht besonders zielgerichtet ist. Klar profitieren irgendwo alle davon, aber einkommensstärkere Haushalte haben tendenziell auch einen höheren Stromverbrauch und damit einen größeren finanziellen Vorteil. Sie haben z.B. eine Klimaanlage und mit Strom geheizte Sauna in ihrem privaten Haus, fahren einen großen Elektro-SUV und konsumieren mehr Dinge, die mit günstigerem Strom hergestellt werden.
Fazit aus meiner Sicht wäre daher, den Strompreis nur für einen bestimmten Verbrauch zu senken, z.B. in der Form, dass ein Haushalt pro Kopf und Jahr 800 kWh für 15 Cent/kwH beziehen kann, für alles was darüber hinaus geht aber den Marktpreis bezahlen muss. Evtl. wäre es sogar sinnvoll, wenn dadurch der Normalpreis sogar steigen würde.
Den Anreiz, Elektro statt Fossile Energieträger zu nutzen, wäre auch gegeben, wenn fossile Energieträger einfach entsprechend teurer werden.
Gleichzeitig kann man den sozialen Ausgleich über ein Energiegeld noch verbessern.
Ein Nachteil, der aber am Thema CO2-Bepreisung an sich anhaftet ist das Thema Carbon-Leakage, also dass der CO2 Ausstoß durch die Bepreisung dann nur in Länder verlagert wird, die diese nicht haben, Stichwort China als Werkbank der Welt. Dafür braucht es dann aber wieder andere Maßnahmen wie etwa einen CO2 Grenzausgleich.
Ich denke aber, insgesamt werden wir nicht umhin kommen, Energie wieder stärker als ein knappes Gut zu betrachten und nicht nur unsere Art der Energieerzeugung umzustellen, sondern auch unseren Energieverbrauch insgesamt hinterfragen.