Senkung der Wochenarbeitszeit

Google weiß dann noch mehr.

Das mag für alles gelten, was (im weitesten Sinne) Wissensarbeit ist. Für alles, was in Kontakt zu Menschen steht ist das aber einfach nur Unfug. Kannst dem Altenpfleger, der Ärztin, dem Handwerker, … ja mal erklären, dass sie effektiv jeden Tag zwei Stunden verschenken.

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Vielleicht die anderen Leute, die auch weniger arbeiten und sich deshalb besser um ihre Familie kümmern können.

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Das mag in der Wirtschaft und anderen Bereichen klappen.
Aber wie oben schon erwähnt im Sozialen, also Pflege, Kita, Ärzte usw… da geht es schlecht. Was wäre hier dein Vorschlag…
30 Stunden Woche in der Pflege, dafür mehr einstellen? Die es nicht gibt, die wir auch nicht zahlen wollen? Oder halt in 6 Stunden gleich viele Patienten wie in 8?
Es gibt sicher Arbeitsbereiche wo in 6 h die gleiche Effektivität wie in 8 h erreicht wird. Aber es wird Bereiche geben, in denen es eben nicht geht. Die will dann keiner mehr machen, weil die o.g. Reduktion von 8 auf 6 h sicher bei gleichem Gehalt gedacht sind. Wir aber in die sozialen Berufe sicher nicht adäquate Gehaltssteigerungen bezahlen wollen.

Die Leute haben denke ich damit kein Problem mehr für soziales zu bezahlen. Das Ehegattensplitting sind z.b. 20 Milliarden Euro die wir gerne in die Pflege geben dürfen.

Hmm, ich weiß nicht…

Die Leute vielleicht nicht. Die Politik schon.

Und das ist nur ein Beispiel.
Oder hier:

Und nein, die sozialen Berufen sind auch sonst eher die doofen - naja sind ja im Sozialen tätig (Nomen ist Omen).

Um es herunter zu brechen: im Sozialen wird doch als erstes gespart!

Zum einen geht sowas auch nur in Verbindung mit einer Veränderung wie man seine Arbeit organisiert, aber ja das was bei genauerer Betrachtung herausfällt ist die Erkenntnis, dass du die in etwa zwei Stunden weniger effektiv und fokussiert arbeitest.

Und das gilt für alle Berufe, ja du bist da, ja du machst was, aber effektiv und fokussiert geht anders.

Ich arbeite in der Industrie (eigentlich Manufaktur) und wir hatten wegen Auftragslage von 8 Stundenschicht auf 2x 6 Stunden Schichtbetrieb umgestellt, im Ergebnis war es dann de facto eine Verdopplung der Produktion für die MA gerechnet die daran teil nahmen (war nur ein Teil meines Teams, funktioniert also auch im Handwerk.

Da die meisten Leute die heute Kinder in der Betreuung haben als Paar kaum auf mehr als 60 h kommen wäre die Einsparung der Zeiten dort auch geringer. Vor allem weil ja die Einsparung bei einer Reduktion um 25% nur die Bezahlte Arbeitszeit betrifft, nicht aber die Zeit für Vorbereitung, Nachbereitung und Pendeln. Gleiches bei Leuten die Angehörige Pflegen.
Aber nicht jeder ist ja überhaupt in der Lage selbst Pflegefälle in dem Umfang zu betreuen wie es professionelle Kräfte können.

Die Rechnung, dass man in der Folge überall 25% Arbeit spart wo man nicht effizienter ist geht eher nicht auf.
Und im Supermarkt an der Theke dürfte es auch kaum Potential dafür geben in 6 h genauso viel Kunden zu bedienen wie in 8 h.
Auch in der Industrie ist an vielen Arbeitsplätzen schon heute die Maschine oder der Prozess der limitierende Faktor. Egal ob 6, 8 oder 10 Stunden, der Output pro Zeiteinheit bleibt da gleich. Die Einzige Möglichkeit wäre dann gleich wieder ein höherer Automatisierungsgrad.

Weniger Arbeitszeit wäre in meinen Augen nur in einem Internationalen Kontext machbar. Wenn man zwar von der weniger Arbeitszeit profitiert, dann aber Waren kauft die im Ausland bei gleichgebliebener Arbeitszeit günstiger produziert werden können, dann sägt man am eigenen Ast.

Was ich aber sehr wohl für möglich halte ist in bestimmten Bereichen Arbeitszeiten zu reduzieren. Und zwar dort wo man in dieser Zeit tatsächlich gleich viel erreichen kann und dort wo man durch weniger Ausfälle von Personal einen zusätzlichen Effekt hat. Gerade die Letzte Gruppe fällt aber in der Regel durch eine hohe Teilzeitquote auf (Erzieher, Pflegekräfte etc.), sodass der Effekt dort eher aufs Gehalt geht als auf die tatsächliche Arbeitszeit.

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Great, also arbeiten wir dann weniger, nicht um mehr Freizeit zu haben, sondern wieder mehr „traditionelle Familienmodell aus dem 19. Jahrhundert“ zu spielen? Wurde untersucht welche Auswirkungen das auf unsere psychische Gesundheit hat, als man die Benefits der 30h Woche hervorgehoben hat?

Das heißt wir drehen den Sozialstaat wieder zurück, in dem die Unterstützung eine systemische Aufgabe des Staats ist?

Die, die keine Familie mehr haben, niemanden in der Nähe oder in der sich schlicht niemand kümmern will, haben dann Pech gehabt?

Dann schaffen wir auch die Arbeitslosenversicherung ab, weil die Familie sich „darum kümmern“ soll?

Die anderen Punkte hast Du leider ignoriert. Müssen wir dann in unserer Freizeit auch Polizei und Arzt spielen?

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Du siehst es also als negativ wenn du mehr Zeit hast dich um deine Kinder oder Eltern zu kümmern. Warum hast du dann Kinder bekommen?
Unterstützung wo sie nötig ist gibt es auch weiterhin in unserem Sozialstaat. Aber bei vielen ist es aktuell einfach ein betreuen, damit die Eltern/Kinder arbeiten können und das muss ja nicht sein und da kann dann auch ohne Einbußen beim Sozialstaat Stunden eingespart werden. Der Vergleich mit der Arbeitslosenversicherung klappt insofern natürlich nicht.

Was Polizei und Ärzte angeht ist denke ich der Beruf erheblich attraktiver, wenn auch hier die Arbeitszeiten angepasst werden. Genau so in der Pflege. Viele die ich kenne haben in der Pflege wegen der Belastung aufgehört! Zu wenig Geld wenn die Stunden reduziert wurden, aber bei 40 Stunden zu hohe Belastung. Das wir Mangelberufe attraktiver machen müssen steht so oder so nicht zur Diskussion!

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Sowas habe ich nicht vorgeschlagen. Es sollte aber klar sein, dass wenn man weniger lange arbeitet es auch weniger Kinderbetreuung braucht.

Ich glaube, dass am Ende eine verkürzte Wochenarbeitszeit auch von Maßnahmen flankiert werden sollte, die bestimmte Branchen von Arbeit einstampft, die nicht der Gesellschaft dienen. Zum Beispiel sind in der Werbewirtschaft 900 000 Beschäftigte tätig, mit breit gestreuten Werbeverboten könnte man da ordentlich Arbeitskraft freisetzen.

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Das würde aber nur stimmen, wenn die Eltern dieser Kinder heute beide 40 h arbeiten würden und das ist fernab jeglicher Realität.

Da sich aber schon heute oftmals die Arbeitszeit nach der Betreuung richtet und nicht die Betreuung nach der Arbeitszeit dürfte eine Verringerung der Betreuungszeiten auch dazu führen, dass die Eltern ihre Arbeitszeit noch weiter einschränken müssten.

Nö, wenn sich der Regelarbeitszeit ändert, ändert sich natürlich die Teilzeitarbeitszeit auch entsprechend prozentual.

Und zumindest ein Elternteil arbeitet ja normalerweise Vollzeit und kann damit schon alleine die ausfallende Betreuung übernehmen.

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Gerade bei Leuten die schon heute nur die minimale Zeit machen die Sinnvoll ist macht es aber keinen Sinn diese noch zu reduzieren. Oder soll die Person die heute 3 Vormittage mit 4 Stunden macht dann nur nur noch für 3 Stunden kommen? Soll die Person die aktuell in zwei Stellen putzt diese zwei Stellen dann nur noch je zu 75% putzen?

Wenn das so einfach wäre. Wenn aber heute die Frau von 8.30 bis 12:30 arbeitet und der Mann von 8.30 bis 16:00 Uhr und die Kinder sind von 8.00 bis 14.00 in der Betreuung (zwischen 12.00 Uhr und 14 Uhr kann man in der Regel nicht abholen), dann nutzt es doch nichts, wenn der Mann jetzt nur noch von 8:30 bis 14:30 Arbeitet (Pause entfällt ja auch). Und selbst wenn die Frau auch nur noch von 8.30 bis 12.00 arbeiten müsste, dann würde sie ein Abholen vor der Mittagsruhe im Kindergarten nicht schaffen und das Kind bliebe weiter bis 14 Uhr in der Betreuung.

Stimme ich voll zu, scheint aber nicht so leicht zu sein, siehe:

Im öffentlichen Dienst und Gesundheitswesen sind etwa 11 Mio Menschen tätig.

Wenn die in Zukunft alle 25% weniger arbeiten, wo kommen die zusätzlichen 2,75 Millionen Menschen her, die diese Jobs erledigen?

Etwa aus Zuwanderung? Wir schaffen es ja heute nicht mal 400.000 Menschen pro Jahr zu integrieren. In Beamtenverhältnisse kommen die sowieso schon mal nicht.

Hast Du Kinder? Man schafft es schon im System heute in der Regel nicht Vollzeit zu arbeiten, weil die Kita-Öffnungszeiten das nicht erlauben. Unsere Kita ist seit 2020 im Notbetrieb mit reduzierten Öffnungszeiten.

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Was man dabei vielleicht ausblendet:

Wenn jemand vor 40 Jahren seine 40h die Wiche gearbeitet hat, dann ging man um Z.b. 7 Uhr zur Arbeit, es gab ein klassisches Telefon, ein Fax, viel Papier, oder die vorrangig mechanische Maschine. Im Handel teils deutlich begrenztere Öffungszeiten.
Dann war um 15-16 Uhr Feierabend, man ging nach Hause, oft kümmerte sich die Ehefrau als Hausfrau um die Kinder, also spielte man mit den Kindern, schaute nach der Post, trank sein Feierabendbier in der Kneipe und guckte noch TV auf einem von drei Sendern.

Also eine eher überschaubare Taktung.

Heute ist die Informationsdichte und -Geschwindigkeit deutlich höher, beide Eltern sind meist berufstätig, Kinderbetreuung wird existenziell, auch in der Freizeit ist die Taktung und Belastung höher.
Kann man sagen, selbst schuld, spiegelt aber nunmal unsere heutige Gesellschaft wieder.

Auch wenn evolutionsbedingt sicher die Leistungsfähigkeit der Menschen steigt - eine 30h Woche heute ist offenbar genauso belastend wie eine 40h Woche damals.
Der körperliche Arbeitsschutz ist sicher besser, aber die psychische Belastung dabei signifikant gestiegen.
Stelle ich täglich beruflich fest.

Jetzt zu fordern, es sollen alle mal wieder mehr leisten, mehr und länger arbeiten, damit….

…ja warum und wofür eigentlich? Für mehr Wohlstand? Wenn man rund um die Uhr arbeitet und sich dabei die Gesundheit ruiniert, welchen Wohlstand will man dann genießen?
Den spontanen Kurzurlaub zwischendurch, der möglichst vollgepackt wird um die Erholung gut zu Takten? Das schicke Auto was 80% der Zeit auf dem Firmenparkplatz oder in der heimischen Garage steht? Das tolle Eigenheim, was man in der Woche nur zum Essen und Schlafen sieht und am Wochenende ist man zu K.O zum Entspannen oder packt Besuche von Familie und Freunden plus Hobby in zwei Tage, dabei die Firmenmails im Auge behalten.

Jetzt eher Worst Case, aber kommt sehr häufig vor, bis Leute dann wegklappen.

Vielleicht sollten wir Arbeit nicht mehr quantitativ in Zeit messen, sondern qualitativ?

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Ich finde es ja extrem spannend, dass man Forschungsergebnisse mit Einzelbeispielen ablehnen möchte.

Ich hatte mal eine Diskussion mit einem anderen Gewerkschaftsklub, die hatten für sich vor etlichen Jahren beschlossen, dass sie nur noch die zentral verhandelte Lohnerhöhung in Geld nehmen und die lokal erreichten Ergebnisse in ATF- Zeit (Arbeitszeitverkürzung) umwandeln.

In der Firma haben inzwischen alle in der Belegschaft 2 extra Urlaubstage im Jahr.

Auch das wäre ein Weg die Arbeitszeit sukzessive zu verkürzen.

So lange aber alle auf die Prozente starren (die den Abstand von niedriegen zu hohen Löhnen erhöhen) wie ein Kaninchen auf die Schlange sind natürlich solche Verkürzungen der WAZ immer mit Sprüngen und Bauchschmerzen verbunden.

Weil diese Ergebnisse in der Regel keine Ergebnisse von entsprechenden Studien mit entsprechenden Vergleichsgruppen sind, sondern reine Beobachtung von Einzelfällen.

Wenn ich jetzt sage ich reduziere im Unternehmen X die Arbeitszeit um 25% und kompensiere das durch eine Optimierung der Prozesse, dann ist es eben nicht so, dass man daraus ableiten kann, dass allgemein in diesem Fall mit 6 Stunden gleich viel geschafft wird wie mit 8 Stunden, sondern hätte man bei gleichbleibend 8 Stunden die Prozesse ebenso optimiert, dann hätte man auch bei 8 Stunden Produktivitätszuwächse erreicht.

Dewegen muss man eben differenzieren:
Die Maschine wird nicht 33% schneller arbeiten nur weil der Maschinenführer 25% weniger Arbeitszeit leisten muss, die Kinder werden nicht 33% länger betreut wenn die Erzieher 25% weniger arbeiten und der Linienbus fährt nicht 33% länger pro Stunde wenn der Fahrer 25% weniger arbeitet.

Der Programmierer programmiert aber unter umständen um 33% effizienter indem er bei 6 statt 8 Stunden weniger Fehler macht, die er dann wieder suchen und beheben muss, schneller zu Lösungen kommt etc.

Und so sehe ich in bestimmten Bereichen durchaus Potential für eine Reduzierung der Stunden, in anderen Bereichen aber eben nicht. In meinen Augen eigentlich ziemlich plausibel.

Edit:
Einige Berichte über Firmen die 6h eingeführt haben schreiben z.B. auch, dass ein wichtiger Punkt der die Effizienz vorantreibt der Fakt sei, dass seit der Einführung die Fluktuation der Mitarbeiter geringer ist. Dieser Effekt tritt aber ja nur solange auf wie man mit der 30 h Woche ein Alleinstellungsmerkmal hat. Sobald alle Firmen weniger arbeiten treten wieder andere Anreize für einen Wechsel in den Vordergrund und die Fluktuation ist wieder auf dem gleichen Level wie aktuell wenn alle 35 h oder 40 h (je nach Branche) arbeiten.