Selenskyj in Berlin

Nicht der Besuch aber die Umstände sind bedenklich.
Zuerst wird durch vermeintlich Polizeieinheiten Indiskretion der Besuch publik und die neue alte Innensenatorin wir nicht mal zur Rede gestellt.
Dann reist der Präsident mit einer Maschine der Flugbereitschaft von Rom nach Berlin und mit Scholz nach Aachen. Am BER gibt es einen Fake Konvoi während Selenskij mit Militärhubschrauber zum Bentler Block fliegt. Man gewinnt den Eindruck, dass unsere Sicherheitssystem „undicht“ sind und ernsthaft ein Anschlag drohen könnte. Das wäre ein Feature wert.

Keine Frage, die undichten Stellen müssen hier gefunden und abgedichtet werden.

Aber man muss auch bedenken, dass in so einen Staatsbesuch hunderte Einsatzkräfte involviert sind, dazu noch Hunderte, die sich in Bereitschaft halten müssen. Es ist schwierig, hier ein Leak völlig auszuschließen - und direkt die Innensenatorin dafür zur Verantwortung zu ziehen geht mir persönlich auch etwas weit, zumal das Leck ja auch bei der Bundespolizei oder der Politik liegen könnte, also nicht mal geklärt ist, in wessen Verantwortungsbereich es liegt.

Wenn hier tatsächlich mit einem Fake Konvoi und einem Hubschraubertransport gearbeitet wurde deutet das doch darauf hin, dass die Sicherheitsbehörden sich zumindest der Gefahrenlage bewusst waren und entsprechend viel Zeit und Mühe investiert haben, das Ganze sicher über die Bühne zu bekommen. In diesem Sinne sehe ich hier wenig Raum für Kritik.

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Die (Berliner) Polizei ist sowieso so leck wie einen kaputten Abtropfsieb. Man möchte ungern dass die eigene Daten dort je landen.

Sowohl Russland als China haben in Berlin eine bemerkenswerte Präsenz (denk zB an den Mord im kleinen Tiergarten oder wie China Leute hier einschüchtert) und Berlin ist generell bekannt dafür dass es wimmelt mit Leuten aus allen möglichen Geheimdiensten. Es ist klug um hier sehr Vorsichtig zu sein.

Man könnte fast meinen, Berlin sei die Hauptstadt und hätte ein ausgeprägtes Botschaftsviertel :wink:

Also ja, natürlich führt das dazu, dass Berlin auch die Spionagehauptstadt und als solche besonders anfällig für Leaks ist (sowohl in Sicherheitsbehörden als auch in der Politik)

Schon aber die deutschen Geheimdienste sind jetzt auch nicht ihrer fähigkeiten wegen bekannt.

Da vermutlich von Beginn an hunderte Beamte in die Planung eingebunden werden müssen, ist absolute Geheimhaltung schwer möglich.

Ganz kleine Korrektur zu Eurem Podcast: Die Paulskirche steht in Frankfurt, Selenskyj wurde im Aachener Dom empfangen (Patronin ist Maria).

Das Polizeiaufgebot in Aachen war auch krass. In Berlin mag sowas häufiger passieren und sich in der Größe der Stadt ein wenig verlieren. Hier in Aachen war das letzte Mal Vergleichbares los als Bill Clinton in Aachen war.

Ergänzung zur Ergänzung: Selenskyi wurde auch nicht im Dom empfangen, sondern im Aachener Rathaus, wo der Karlspreis verliehen wird. Es gab vorher einen Gottesdienst, aber da war er noch im Anflug.

Mal eine kleine Sache inhaltlich zum Besuch: Ist denn die wiedergegebene Übersetzung, dass er meinte ukrainische Truppen würden nie in russisches Territorium EINDRINGEN so richtig? Das wäre aus meiner Sicht nämlich ein wichtiges Details, denn das würde ukrainische Angriffe auf russische Militäranlagen oder Nachschubdepots hinter der Grenze durch Luftangriffe oder Artillerie explizit nicht ausschließen. Jedenfalls soweit ich die Vokabel „eindringen“ interpretieren würde.

In dem Zusammenhang drängt sich die Frage auf, ob es überhaupt eine realistische Forderung gegenüber der Urkaine ist, auf den Angriff militärischer(!) Ziele innerhalb Russlands zu verzichten.

Würde beispielsweise ein Land / Bündnis von Russland angegriffen, das militärisch deutlich stärker als die Ukraine wäre, dann wäre doch die erste Kriegshandlung, dass alle militärischen Ziele, die den eigenen Soldaten auf dem Schlachtfeld in irgendeiner Form gefährlich werden könnten durch Angriffe auf russischen Boden neutralisiert würden. Dieses Vorgehen würde zwar ein enormes Eskalationspotential bergen, allerdings wäre es zum Schutz der eigenen Soldaten alternativlos.

Liefern wir der Ukraine nun z.B. Kampfflugzeuge, die solche Angriffe durchführen könnten, verlangen aber, dass diese keine russischen Ziele angreifen, dann verlangen wir damit implizit, dass sie ihre Soldaten einer größeren Gefahr aussetzen, um das NATO Interesse einer Begrenzung der Eskalation abzusichern.

Auch wenn diese Forderung aus NATO-Sicht nachvollziehbar ist, stellt sich schon die Frage, ob Selenskyj so etwas glaubhaft versichern kann bzw. gegenüber seiner Bevölkerung rechtfertigen kann, dass mehr eigene Soldaten sterben, weil er die erhaltenen Kampfjets nicht im vollen Umfang einsetzen darf.