Seilbahnunglück: Kosten für Sicherheit verallgemeinern?

Die Kosten für die Entsorgung von Produkten sollten per Gesetz von vornherein im Neupreis enthalten sein. Idealerweise sollte die Entsorgung keine Kosten und minimalen Aufwand für die letzte Besitzerin verursachen. Das maximiert die fachgerechte Entsorgung und Wiederverwertung, und es vermeidet wilde Müllkippen. Die Gesamtkosten steigen dadurch nicht, sondern sie sinken im Gegenteil, da unsachgemäße Entsorgung erhebliche Kosten verursacht – die aber i.d.R. durch Andere (eben die Allgemeinheit) getragen werden müssen.

Sollte man nicht das gleiche Prinzip anwenden auf Kosten für Investitionen in Sicherheit? Der italienische Seilbahnbetreiber hat den Notbremsmechanismus deaktiviert, weil die Seilbahn in letzter Zeit immer wieder stockte. Das hätte er kaum getan, wären die Reparaturkosten sowie der Einnahmenausfall durch die Allgemeinheit getragen worden.

(Wobei die Abgrenzung natürlich etwas schwierig sein könnte, was genau sicherheitsinduzierte Kosten sind. Die Reparatur einer stockenden Seilbahn ist ein gutes Beispiel, da vielleicht nicht unmittelbar Sicherheitsausgaben. Mir geht es aber nicht nur um die Seilbahn, sondern um den allgemeinen Fall.)

Das ist doch aber eine ganz andere Forderung als die, dass sicherheitsrelevante Wartungskosten von der Allgemeinheit getragen werden, oder? Wenn ich mir eine Seilbahn anschaffe, kalkuliere ich ja (anders als der Verbraucher) mit einer Total Cost of Ownership, die auch sämtliche Wartungskosten enthält. Das Äquivalent zu deiner Idee wäre hier dann ja, dass sicherheitskritische Systeme nur in Verbindung mit bspw. einem All-Inclusive-Wartungsvertrag verkauft werden dürfen, damit niemand auf die Idee kommt seine TCO nachträglich durch Minderwartung zu drücken, aber warum sollte sich die Allgemeinheit daran beteiligen?

Letztlich formuliert die Allgemeinheit ja Sicherheitsanforderungen an das System und stellt über Prüforganisationen deren Einhaltung sicher (ggf. unter Strafandrohung) und die Hersteller legen ihr System inkl. Wartungsvorgaben so aus, dass es diese Anforderungen bei einer möglichst geringen TCO erfüllt. Wenn du jetzt die Wartung aus der TCO rausnimmst, schafft das ja bei der Entwicklung des Systems zusätzlich völlig falsche Anreize. Denn dann lege ich meine Fangbremse natürlich weniger robust aus, weil sämtliche Wartung davon ja von der Allgemeinheit getragen wird.

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