Ich glaube, sich bei der Wahl der Mittel zur Pandemiebekämpfung rein auf Fallzahlen zu beschränken, ist ein gefährlicher Tunnelblick. Es wurde von der Regierung von Anfang an deutlich kommuniziert, dass das Impfen freiwillig bleibt. Viele Menschen glauben, angestachelt von demokratiezersetzenden Schwurblern, dass die Regierung sie dabei anlog. Die ganzen Querdenkerdemos waren Manifestationen dieses Glaubens.
Wenn jetzt Menschen mittels finanziellen und/oder sozialen Druck zur Impfung gedrängt werden, dann legitimiert die Regierung aktiv die Glaubwürdigkeit dieser ganzen gefährlichen Schwurbler und deligitmiert die eigene Glaubwürdigkeit. Dieses Geschwurbel ist technisch dann tatsächlich im Kern bestätigt.
Ich meine, zu behaupten, wir hätten den Menschen die freie Wahl gelassen, aber weil das nicht funktioniert hat, sei es gerechtfertigt mit Druckmittel zu arbeiten, ist Gaslighting par excellence. Wenn viele Menschen am Ende mit Druckmittel zu etwas gezwungen [sic] werden, dann legt das nur offen, dass sie von Anfang an nie eine Wahl hatten.
Die Übergriffigkeit ist hier nicht das Problem. Hätte man am Anfang eine Impfpflicht eingeführt, dann wäre der Aufschrei groß gewesen und vielleicht wären einige Politikier:innenköpfe gerollt, aber die Sicherheit der Bevölkerung und der Demokratie wäre gewährleistet.
Das Problem ist, dass die Schäden in das Vertrauen der Politik imho sehr viel gravierender ausfallen wird, als die Pandemie auf gesundheitlicher Ebene noch anrichten kann. Und langfristig betrachtet, ist der Vertrauensvelust in die Demokratie sicherlich auch auf gesundheitlicher Ebene schädlicher. Wir steuern auf eine generationslange Klimakatastrophe zu, vertrauen den Staat ist der Flaschenhals, um da kollektiv durchzukommen.
Imho wirft das die Frage auf, wie viel Menschenleben ist uns unser Vertrauen in die Demokratie wert?