"Schwarzfahren" und "den Schwarzen Peter zuschieben"

Hallo ihr beiden! Bitte bitte bitte :pray:t3: :pray:t3: ich höre die Lage regelmäßig und finde sie echt super, aber bitte bitte googlet die rassistischen Hintergründe des Spiels “der schwarze Peter”. Wikipedia führt hierzu nur einen kurzen Satz an „Mit dem Beginn des deutschen Kolonialismus wurden karikierende Darstellungen schwarzer Menschen üblich, ein anschauliches Beispiel für Alltagsrassismus“. Erklärungen findet man aber auch so recht schnell, beispielsweise: hier oder hier von titel-thesen-temperamente, außerdem gibt es auch ein Urteil, das sich auf den verwandten Fall des Swarten Piets bezieht. Es tut mir in der Seele weh diese Redewendung zu hören in der Lage. Aktuell wieder in der LdN284. Ebenso habt ihr von ‚schwarzfahren‘ geredet, auch das ist kritisch. Ob es nun aus der Rassentrennung der USA als Schwarze keinen Zutritt hatten zu Verkehrsmitteln und dann bestraft wurden wenn sie sie doch unerlaubt benutzten, kommt oder einfach nur später eine negative Konnotation durch bestehenden Rassismus bekommen hat, ist meiner Meinung nach gar nicht so wichtig. Reicht ja wenn es Leute verletzt und es ja auch genügend andere Möglichkeiten gibt, das damit gemeinte auszudrücken.
Bitte überdenkt nochmal die Verwendung dieser Ausdrücke, das wäre echt super!
Danke und liebe Grüße!:relaxed:

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Auja, ab sofort statt schwarz fahren bitte nur noch „Erschleichung von Beförderungsdienstleistung“ verwenden …

Wo soll das nur enden?

Müssen wir die Farbe Schwarz komplett aus dem Sprachgebrauch streichen?

PS: am besten fand ich noch die Geschichte, wo sich ein weißer Gast über den Namen der Gaststätte „zum Mohren“ beschweren wollte und den Chef bestellt hat.
Der kam sogar freundlicherweise und war ein dunkelhäutiger mit Wurzeln in Afrika ^^

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Zu dem Thema wurde bereits ausführlich diskutiert…

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Das könnte dieser hier gewesen sein: Restaurant "Zum Mohrenkopf": Besitzer wünscht sich unverkrampftere Rassismus-Debatte - YouTube
Ein gebürtiger Nigerianer, der in Kiel ein Restaurant eröffnet und es „Zum Mohrenkopf“ genannt hat.

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Nein, es gibt Anwendungen von „Schwarz“, die okay sind, und solche, die einen rassistischen Hintergrund haben. Sich solcher Dinge bewusst zu sein, finde ich durchaus wichtig. Denn dieser Alltagsrassismus ist letztlich ein Nährboden für substanzielleren Rassismus und das muss einfach nicht sein. Warum die Abwehr dagegen, Ausdrücke aus der Sprache zu verdrängen, von denen sich einzelne Teile der Bevölkerung - nachvollziehbar - angegriffen fühlen? Das habe ich nie verstanden.

Sprache verändert sich - und das ist okay!

Ein anderes Beispiel, bei dem es nicht um Rassismus geht, wären die Begriffe „Raubkopieren“ und „Software-Piraterie“. Auch hier werden Schwerverbrechen („Raub“, „Piraterie“) genutzt, um ein Verhalten, das im Randbereich zwischen Ordnungswidrigkeit und Straftat ist, massiv zu kriminalisieren. Und das wirkt - das führt dazu, dass diese Dinge, die eigentlich in’s Ordnungswidrigkeitenrecht gehören, als wesentlich schwerere Straftaten wahrgenommen werden.

Gegen solche Dinge zu kämpfen macht Sinn. Sich dafür einzusetzen, dass die Sprache sich in solchen Dingen positiv weiterentwickelt, ist absolut sinnvoll. Der einzige Grund, es nicht zu tun, ist bloßer Sprach-Konservativismus… und das ist ein ganz schlechter Grund.

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Was ich nicht verstehe ist, warum man verzweifelt versucht in den Begriff „Schwarzfahren“ etwas rassistisches hineinzuinterpretieren.

Ich kann es bedingt bei Wörtern mit „Mohr-“ nachvollziehen.

Aber schwarzfahren hatte in meinem Leben noch nie einen Bezug zur Hautfarbe und ich hab ehrlicherweise auch noch nie einen POC erlebt/gesehen/ von gelesen der sich darüber aufgeregt hätte, dass „Erschleichung von Beförderungsdienstleistung“ im Alltagssprech schwarzfahren heißt.

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Ich war sehr überrascht, da ich die beiden Begriffe bisher nicht mit Rassismus in Verbindung gebracht habe. Laut Wikipedia sind die Begriffe auch nicht rassistisch, sondern kommen woanders her:

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Ja, Sprache verändert sich. Das ist auch gut so. Und was sich in der Kolonialzeit, teilweise bis zu den 1970-er Jahren, abgespielt hat ist abscheulich. Und auch heute ist der Rassismus nicht verschwunden, im Gegenteil. Jedoch bin ich gegen Extremismus, in allen Richtungen.

Wenn man Sprache unter Zwang verändern will, wird man meistens scheitern, da die gemeine Bevölkerung sich durch Passivität widersetzt, und gelebte Sprachkultur sich nicht so schnell ändern lässt wenn man keine gängigen Alternativen anbieten kann.

Ich selbst bin Niederländer - und Holländer! - und lebe seit über 30 Jahren in Deutschland. Ich bin geschäftlich viel herumgekommen, und habe viele nicht-weiße Freunde und gute Bekannte in der ganzen Welt. Und das eigentliche Thema - aus meiner Sicht - ist „Respekt“. Respektiere die Menschen wie sie sind. Der Rest kommt wie von alleine - meistens. Egal ob Afrika, Mittleren Osten, Asien, Osteuropa, Süd-, Mittel- oder Nordamerika oder Australien. A-löcher gibt es überall, liebe, nette Menschen auch, und zum Glück sind die Letzten in der Überzahl. Und wenn man mit Respekt für seinen Mitmenschen Ausdrücke verwendet die von manchen als verletzend erfahren werden, sollte man sich vielleicht unterhalten. Und im Laufe der Zeit, wenn es genügend solcher Gespräche gegeben hat, ändert sich die Sprache.
In einer hitzig geführten Diskussion habe ich selbst mal spöttisch den Spruch vom Herrn Rüttgers „Kinder statt Inder“ verwendet, während ein Deutsch-sprechender Indischer Kollege beteiligt war. Vielen Teilnehmern war das sehr peinlich, obwohl aus der Diskussion klar war, dass dies überhaupt nicht meiner Einstellung entspricht. Im Nachgang habe ich dem Kollege den Kontext erläutert, und die Situation blieb völlig entspannt, der Kollege war gar nicht beleidigt und hat klar verstanden wie es gemeint war.

Für uns Westeuropäer ist es ganz normal, dass man in einer Kirche keine Tüte Pommes isst oder eine Zigarette raucht. Man passt sich an. Dann kann man in einer Synagoge doch auch eine Kippa aufsetzen, oder in einer Moschee die Schuhe ausziehen? Respekt ist das Zauberwort.

Ausdrücke wie „jemand den schwarzen Peter zuspielen“ oder „schwarzfahren“ sind keine persönliche Beleidigung wie zum Beispiel das N-Wort. Wenn sie früher schon in einem Kontext der Kolonialherrschaft entstanden sein sollten, haben sie diesen Kontext schon weitestgehend abgestreift und sind zu ‚geflügelten Worten‘ geworden. Wenn man das seinem Gegenüber respektvoll erklärt, ist die Chance nicht schlecht, dass verständnisvoll reagiert wird. Und wenn derjenige - als Betroffener - ebenfalls respektvoll darum bittet, ihm gegenüber den Ausdruck nicht wieder zu verwenden, dann tut man das. Oder?

Es gibt sogar eine Initiative/Verein die sich mit sowas auseinandersetzt. Hier mal was in der Zeit dazu.

Eine einfache Google Suche ‚schwarzfahren rassistisch‘ könnte hier Aufklärung verschaffen. Dass man sich mit sowas nicht auseinandersetzen muss, und dann auch wenn es darum geht, nichtmal mit der Google Suche dazu um die Ecke kommt, das wird allgemein als ‚white privilege‘ bezeichnet.

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Bezeichnend, dass diese haltlosen Argumente auch im x-ten Thread zum Thema immer noch aufs Neue wieder aufgelegt werden.

Siehe dazu hier:

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Dem Anliegen dieses Threads „Extremismus“ und „Zwang“ zu unterstellen funktioniert aber auch nur dann, wenn man von ideologisch motivierter oder böswilliger Fehllektüre geleitet ist.

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Ich habe mit Absicht nicht die Initiatorin des Threads zitiert, mein Beitrag betrifft nicht konkret und sicher nicht nur die freundliche Bitte. Es ist in meiner Wahrnehmung ein breiteres Problem, und es gibt einige Beispiele wo Menschen ziemlich aggressiv eine sprachliche Änderung durchzusetzen versuchen. Als prominentes Beispiel nenne ich nur den noch anhaltenden Versuch die Deutsche Sprache zu „verweiblichen“ indem man verschiedene Methoden ausprobiert um das feminine Genus und das weibliche Geschlecht anzugleichen. Eine durchaus interessante Betrachtung aus der Schweiz.

Auch dort zeigt sich, dass es zwar Bewegung in der Sprache gibt, aber hin und her, und es dauert lang bis sich eine klare Linie zeigt. Und ganz ehrlich, im täglichen Leben, im Supermarkt oder am Arbeitsplatz, ist davon bislang nur sehr wenig angekommen.

Verstehen Sie mich bitte nicht falsch: Ich bin absolut und radikal gegen Rassismus, und für vollständige Gleichberechtigung aller Geschlechter; sprachlich bin ich aber eher konservativ. Das Brauchbare wird sich auf Dauer durchsetzen, davon bin ich überzeugt.

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Du schreibst aber auch

Eine Frau, die sich vom männlichen Genus nicht mitgenommen fühlt, ist doch eine Betroffene?
Ich finde es ok, wenn solche Themen angesprochen werden, ansonsten kann man sich das Problem ja nicht vergegenwärtigen.
Von der betroffenen Seite würde ich mir einen verständnisvolleren Umgang mit denen wünschen, die halt im gestern festhängen. Aber das kommt wohl raus, wenn man keine Castor-Transporter hat, wo man das Adrenalin loswerden kann.
Bei der Jugend erlebe ich jedenfalls, dass die beim sprechen ganz selbstverständlich gendern, Jungs wie Mädchen.

„Der Begriff „Schwarzfahren“ kommt in diesem Fall allerdings nicht von der Farbe, sondern vom jiddischen Wort shvarts, das arm heißt. Della sagte, es sei es bei vielen Begriffen so, dass diese ursprünglich anders angelegt waren. Sprache verändere sich aber. „Auch wenn Schwarzfahren überhaupt nicht rassistisch angelegt war, ist trotzdem die Wirkung bei Betroffenen, dass schwarz für etwas Negatives steht, für Kriminalität etwa oder Illegalität“, sagte Della weiter.“

Also wenn ich den Sprecher des Vereins aus deinem Artikel richtig verstehe, dann doch bitte den Begriff „schwarz“ aus der deutschen Sprache ganz streichen.

Dunkel muss es dann in Zukunft eben auch tun.

P.s. was eigentlich mit „Schwarzlicht“ in den Diskos?

Ist das jetzt auch kriminell oder illegal, weil ja „schwarz“ drin vor kommt?

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„In meiner Wahrnehmung“ liegen die Aggressionen eher auf der Seite derjenigen, die schon bei freundlichen Bitten von „Zwang“ reden und darauf verweisen, dass sie mal höchstpersönlich dem Inder erklärt haben, was Rassismus ist und was nicht.

Dieser von seriöser Forschung und allgemeiner Sprachentwicklung längst überholte Blogbeitrag von 2001 ist in der Tat ein interessantes Beispiel für einen vollständigen Mangel an Problembewusstsein.

Das ist vermutlich sehr stark davon abhängig, wo und wie man lebt, einkauft und arbeitet.

Von der empirischen Sprachwissenschaft ist der Zusammenhang von Genus und Sexus längst belegt. Aber auch dazu gibt es hier schon eine Reihe von Threads.

Allen Zynismus deinerseits beiseite gelassen: Es geht um negativ konnotierte Begriffe. Weder ist es kriminell oder illegal ‚Schwarzfahrer‘ zu nutzen, sondern erst mal Pietätlos.

Das ist eben der Punkt.

Ich mein es ist völlig okej, wenn im „offiziellen“ Zusammenhang also z.B. bei den Verkehrsbetrieben wie bei dem Zeitartikel auf „Schwarzfahrer“ verzichtet wird.
Aber ich tu mich halt extrem schwer damit in alles und allem Rassismus zu projizieren, wie es der Sprecher des Vereins versucht, denn das endet dann eben damit dass alles was irgendwie mit schwarz zusammenhängt plötzlich rassistisch wird.

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Man sollte hier am besten genau lesen und auch den Satz vor den von dir zitierten Sätzen zitieren. Es geht dem Sprecher der Initiative hier darum, dass der Akt der Beförderungserschleichung kriminalisiert und negativ konnotiert ist und dies auch auf den Begriff „schwarz“, nunja, abfärbt. „Schwarzlicht“ ist meines Wissens im Vergleich zum Fahren ohne gültigen Fahrschein weder kriminalisiert noch gegenüber nicht schwarzem Licht negativ konnotiert. Mithin wurde hier vor allem von dir projiziert.

Auch das ist richtig, nur gibt es ja weiter vorne auch für alle Begriffe die durchaus kriminelles beschreiben andere Herleitungen als die Hautfarbe und das ist eben mein Problem.

Warum wird einem Alltagsrassismus vorgeworfen, wenn man z.B. von Schwarzbrennerei spricht?

Waren es vornehmlich dunkelhäutige die illegal Schnaps gebrannt haben?

Es hat doch überhaupt nichts mit dunkelhäutigen Personen zu tun, aber plötzlich soll es rassistisch sein, weil Schwarzbrennerei illegal ist.

Das ist der Punkt an dem die Rassismusdebatte in meinen Augen jedesmal verliert.

Es gibt deutlich wichtigere Sachen zu bekämpfen die halt wirklich rassistisch sind.

Abgesehen davon hat der Sprecher selbst gesagt, dass sich Sprache verändert, aber anstatt in ehemals nicht rassistisches plötzlich Rassismus zu projizieren, sollte man vielleicht auch mal nachschauen wie viel ehemals rassistisches heute überhaupt noch rassistisch ist.

Wenn man auch mal da anfängt kann die Rassismusdebatte am Ende deutlich mehr gewinnen.

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