Schulpflicht noch zumutbar?

Da in der aktuellen Lage wieder das Thema der Probleme in den Schulen aufkam, möchte ich die zugegebenermaßen etwas polemisch und überspitzt formulierte Frage aufwerfen, ob die Schulpflicht in Deutschland noch zumutbar ist. Marode Schulgebäude, wenn man Pech hat nicht oder unzureichend pädagogisch ausgebildete Lehrkräfte, ineffizienter Unterricht durch mangelnde Schulsozialarbeit, Mobbing - Kann man junge Menschen noch verpflichten, sich das zu geben? Wäre ein Erwachsener auf seiner Arbeit in einer solchen Lage, würde jede und jeder verstehen, wenn man den Job kündigt und das Weite sucht.

Ich möchte an dieser Stelle unterstreichen, dass ich weiß, dass es in Deutschland tolle Schulen und Lehrkräfte gibt. Aber diese sind nicht unbedingt in der Mehrheit.

Deutschland ist mit seiner Schulpflicht im internationalen Vergleich eine Ausnahme. In Westeuropa ist es das einzige Land, das Homeschooling so strikt verbietet. In vielen anderen Ländern gibt es eine Bildungspflicht, aber keine Schulpflicht. Dazu gehört meist ein System, das den Bildungsfortschritt der Kinder regelmäßig überprüft.

Ich finde, es ist Zeit, die Schulpflicht zumindest neu zu diskutieren. Und wer ist besser dazu geeignet, eine Diskussion öffentlich anzustoßen, als Ulf und Philipp?

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Die Schulpflicht darf nicht weg. Sie schützt insbesondere die Kinder. Durch die Schulpflicht kommen Kinder immer mit einer staatlichen Einrichtung in Kontakt und die Chance Verwahrlosung und Missbraucht aufzudecken ist sehr viel höher. Außerdem wird der Horizont erweitert und wird nicht durch die Weltsicht der Eltern begrenzt, die sehr problematisch sein kann. Hinzu kommt, dass Eltern wirklich nie das Wissen haben, Ihre Kinder in allen nötigen Disziplinen zu Hause zu unterrichten. Also lieber Schuldenbremse weg und 100 Mrd. und mehr in Schulen pumpen als an der Schulpflicht zu kratzen.

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Ein paar Argumente für eine Präsenzpflicht:

1. Selbstständigkeit: Das Kind begibt sich aus der elterlichen Umgebung und kann so testen und lernen, ob und wie es Probleme des Alltags selbstständig lösen kann.
2. Sozialverhalten: Das Kind lernt in der Schule, wie es mit den Mitschülern umgehen muss bzw. kann.
3. Pluralität: Das Kind wird in der Schule mit den Lebenswirklichkeiten, Gedanken und Wertvorstellungen seiner Mitschüler und Lehrer konfrontiert und erhält dadurch ein breiteres Verständnis von der Zusammensetzung unserer Gesellschaft.
4. Abgleich des eigenen Entwicklungsstandes: Das Kind sieht in der Schule, wie sich ein „normales“ Kind entwickelt. Dies kann massiv von seinen Vorbildern auf Instagram o.Ä. abweichen.
5. Jugendschutz: Mitschülern und Lehrern wird auffallen, falls das Kind verwahrlost und bei Bedarf das Jugendamt informieren.
6. Gesundheit - Schulweg: Auf dem Schulweg erhält das Kind (etwas) körperliche Ertüchtigung und „kommt auch mal an die frische Luft“.
7. Betreuung: Die Schulpflicht garantiert beiden Elternteilen, dass sie mindestens halbtags keine Betreuungspflichten wahrnehmen müssen (sofern sich keine weiteren betreuungsbedürftigen Kinder im Haushalt befinden). Die Stichworte wären hier Fachkräftemangel und (bereinigter) Gender Pay Gap.

Was hingegen überlegenswert wäre, wäre ein Hybridmodell mit beispielsweise 3 Tagen pro Woche Präsenzpflicht inklusive Nachmittagsunterricht und für die anderen 4 Tage der Woche haben die Kinder dafür umfangreiche Hausaufgaben auf.

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Diese Antwort klingt extrem nach Chat GPT. Könntest du bitte eine Quelle für deine so schnell formulierten Argumente anbringen?

Hier wäre interessant zu wissen, ob und inwieweit die Schule die Kinder tatsächlich schützt, ob z.B. im Vergleich mit anderen Ländern mehr Fälle aufgedeckt werden. Weiterhin wären diese Zahlen damit abzuwägen, welcher und ein wie großer Schaden innerhalb und durch die Institution Schule bei Kindern entsteht.

Der Schaden an Bildung wäre im Unterricht zu hause durch die Eltern definitiv höher, da diese niemals in allen Fächern pädagogisch und ausreichend ausgebildet sind. Das ergibt sich schon durch die Logik der Sache.

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Ziemlich unverschämte Unterstellung muss ich sagen. Ich würde dir empfehlen den Beitrag zu löschen.

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Den Vergleich mit ChatGPT nehme ich mal als Kompliment. :slight_smile: (Offtopic: Vielleicht wird es ja in ein paar Jahren in Forensoftware ein Standardfeature, dass vor Thread-Erstellung erstmal ChatGPT nach den top Pro- und Contra-Argumenten befragt wird.)

Ich halte die von mir aufgelisteten Argumente für selbsterklärend.

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Aus Sicht der Homeschooler sind das aber alles Argumente gegen Schul-/Präsenzpflicht. :wink:

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Nur wenn man unter „Homeschooler“ jemanden versteht, der totalitäre, senktenhafte Ansprüche auf die Entwicklung seines Kindes fordert. :wink: Solche Forderungen sehe ich als gesellschaftszersetzend und kinderverachtend an und sehe daher in dieser Position keine Relevanz für den gesellschaftlichen Diskurs.

Relevante Argumente für Homeschooling können sein (ohne dass ich behaupte, dass sie in Deutschland relevant oder ausschlaggebend sind):

1. Physische Gesundheit: Das Kind wird auf dem Schulweg oder in der Schule ernstzunehmenden physischen Gesundheitsrisiken ausgesetzt (Schimmel, Asbest, Nagerbefall,…).
2. Psychische Gesundheit: Mobbing
3. Niedrige Bevölkerungsdichte: Wenn ein Kind länger als beispielsweise eine Stunde von der nächsten Schule entfernt wohnt, gäbe es neben Homeschooling wohl nur noch die Option Internat. Letzteres greift allerdings wiederum (zu) massiv in die Rechte der Eltern und Kinder ein.

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Davon würde ich tatsächlich standardmäßig ausgehen.

Gute Idee! Diese Argumente spuckt mir Chat GPT gegen eine Schulpflicht aus: :slight_smile:

Es gibt einige Argumente gegen die Schulpflicht und für Homeschooling:

Argumente gegen die Schulpflicht:

  1. Einschränkung der individuellen Freiheit: Die Schulpflicht zwingt Kinder, eine bestimmte Bildungsstätte zu besuchen, was als Einschränkung der individuellen Freiheit angesehen werden kann.
  2. Unflexibles System: Das Schulsystem ist oft sehr starr und unflexibel und bietet Kindern und Eltern wenig Spielraum, um den Unterricht an ihre individuellen Bedürfnisse anzupassen.
  3. Mangelnde Qualität: Die Qualität des Unterrichts kann in einigen Schulen mangelhaft sein, was zu einer schlechten Ausbildung führen kann.
  4. Mobbing und Ausgrenzung: Kinder können in der Schule gemobbt oder ausgeschlossen werden, was zu emotionalen Schäden führen kann.

Argumente für Homeschooling:

  1. Individuelles Lernen: Homeschooling ermöglicht es Kindern, individuell und in ihrem eigenen Tempo zu lernen, was zu besseren Ergebnissen führen kann.
  2. Flexibilität: Homeschooling gibt Eltern und Kindern mehr Flexibilität, um den Unterricht an ihre individuellen Bedürfnisse und Interessen anzupassen.
  3. Stärkere Familienbindung: Homeschooling kann die Bindung zwischen Eltern und Kindern stärken, da die Familie mehr Zeit miteinander verbringt.
  4. Schutz vor Mobbing und Ausgrenzung: Homeschooling bietet Kindern Schutz vor Mobbing und Ausgrenzung in der Schule.
  5. Religiöse oder kulturelle Bedenken: Einige Eltern bevorzugen Homeschooling, um ihren Kindern ihre religiösen oder kulturellen Werte und Traditionen näher zu bringen.

Das wesentliche Problem beim Homeschooling besteht darin, dass davon in der Regel nur die Kinder davon profitieren, deren Eltern es sich leisten können, finanziell sowie zeitlich. Es gibt aber auch gute Gründe dafür, warum der Staat die Kinder in die Schulen schickt, da er nur so sicherstellen kann, dass die den Schülern gegebene Schulbildung verfassungskonform ist. Durch das Abschaffen der Schulpflicht würden wir also eher die Abspaltung der reichen Parallelgesellschaften weiter begünstigen und ideologisch und religiös geprägter Bildung die Türen öffnen.

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In der gestrigen SZ ist ein Bericht über Unterricht zu Hause in Österreich. Interessant finde ich in dem Zusammenhang, dass die Mutter des vorgestellten Kindes keineswegs selbst unterrichtet, sondern mit anderen Eltern sich zusammentat, ein Haus mietete und eine Lehrerin einstellte.
Ich weiß nicht, ob das die Regel ist, aber das ist dann immerhin besser als das, was ich mir vorstellte.
Durch die kleinen Klassen ist ein persönlicherer Unterricht möglich. Auch wenn ich Zweifel habe, dass die Lehrerin das Spektrum eines Schullehrplans abdecken kann.

Link SZ plus:

Was ich da lese ist nur, dass sich wieder mal Vermögende locker frei kaufen können. So etwas darf nicht weiter gefördert werden.

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