"Schulöffnungen"

Das finde ich jetzt persönlich nicht so schlimm… Das soll der Schul-Admin so entscheiden wie er das für richtig hält. Durch eine diversifizierte IT-Landschaft in den Schulen, hat man keine Nachteile. Denn wie gesagt: Eine Schule ist da ja relativ autark, eine Vernetzung mit anderen Schulen bringt da nur wenig Vorteile.

Es wäre zwar sicher wünschenswert hier eine Open Source Plattform zu haben. Ich kann mir nur beim besten Willen nicht vorstellen, das die das gebacken bekommen. Alles was ich an großen IT-Projekten auf Bundesebene gesehen habe, haben sie irgendwie durch Inkompetenz am Ende kaputt-gekriegt. Epost-Brief, Anwaltspostfach, Corona-App, etc.

Das ist auf jeden Fall eine gute Idee…Aber eine gute Internet-Anbindung ist das imo das geringste Problem.

Aber Dave, das stimmt halt so alles nicht. Schulen haben keinerlei Einfluss auf ihre IT - weniger autark kann man nicht sein! Wir schreiben Konzepte und die gehen dann an den Schulträger. Wenn du Glück hast, bekommst du am Ende ungefähr das, was du laut deinem Konzept brauchst. Das ist aber abhängig vom Schulträger. Und der orientiert sich wiederum an den Konzepten aller Schulen, für die er zuständig ist - bei meinem Schulträger sind das ungefähr 40 Schulen! Da werden dann Bedarfe gebündelt (und häufig fallen Posten, die nur eine Schule meldet, hinten runter, weil man das dann nicht in größeren Mengen beschaffen kann, um Kosten zu sparen), dann muss das alles ausgeschrieben werden und so geht Zeit ohne Ende ins Land, ohne dass sich etwas verändert.

Wenn du also sagst, eine Schule sei weniger komplex als ein Unternehmen, würde ich da deutlich widersprechen! Nur mal ein kleiner Überblick zum Thema „Gehälter“, weil du das genannt hattest:
Für die Gehälter des Lehrpersonals ist tatsächlich das Land zuständig. Die Stellenzuweisung orientiert sich auch tatsächlich an der Schülerzahl (also im weitesten Sinne, denn daraus ergeben sich ja dann Unterrichtsbedarfe, die abgedeckt werden müssen), wird aber durch Schulämter vorgenommen, die i.d.R. für mehrere Landkreise zuständig sind (und auch völlig unterbesetzt - wenn bei uns ein Kollege ausfällt, müssen wir mittlerweile selbst auf dem Unicampus Studenten anquatschen oder ehemalige Praktikanten kontaktieren, da uns niemand Ersatz beschaffen kann und der Unterricht somit ansonsten einfach dauerhaft ausfallen würde). Dazu kommt ja aber noch weiteres Personal, das es in einer Schule so gibt: das nicht-pädagogische Personal wird nämlich i.d.R. von der Kommune bezahlt und ist auch dort angestellt. Die orientieren sich grob an der Schulgröße, vor allem aber natürlich an ihrem eigenen Finanzrahmen - und der ist bei vielen Kommunen ziemlich dürftig. Heißt also, dass „das Land“ da gar nichts festlegen kann, weil die Zuständigkeit bei den Kommunen liegt. Aus diesem Grund, wie in der gestrigen Lage ja auch angedeutet, sind viele Kommunen auch sehr vorsichtig bei der Bereitstellung von Infrastruktur und Beschaffung von Geräten, weil das alles gewartet werden muss und die Kosten dafür liegen bei den Kommunen - die haben aber für die aktuelle IT schon viel zu wenig Personal. Deshalb werden ja Bedarfe häufig gebündelt und in großen „Paketen“ ausgeschrieben, um dann Mengenrabatte bei Beschaffung und Wartung durch Externe zu erhalten.

Wir könnten das jetzt noch weiterführen, da die zuständigen Stellen in den Ämtern der Kommunen für beispielsweise einen Computer und den Tisch, auf dem der Computer dann stehen soll, nicht identisch sind, weil das eine technische Geräte sind und das andere Möbelstücke. Außerdem gibt es je nach Einzelpreis des zu beschaffenden Produktes nochmal unterschiedliche Haushaltstöpfe, aus denen man sich da bedienen muss (sehr niedrige Einzelpreise sind wenig problematisch in der Beschaffung - je höher das dann geht, desto komplizierter wird es).

Also um das nur mal überblicksartig zusammenzufassen:

  • Bezahlung des pädagogischen Personals erfolgt über das Land
  • Bezahlung des nicht-pädagogischen Personals erfolgt über den Schulträger (Kommune)
  • Beschaffung und Zuteilung des pädagogischen Personals erfolgt theoretisch über die Schulämter, in der Praxis aber meistens durch Eigeninitiative der Schulleitungen, weil durch die Schulämter keine kurzfristigen Bedarfe (die ständig anfallen) abgedeckt werden können - und die Alternative ansonsten Unterrichtsausfall ist
  • Beschaffung von technischen Geräten erfolgt über eine Stelle beim Schulträger
  • Beschaffung von nicht-technischen Geräten erfolgt über eine andere Stelle beim Schulträger
  • die Höhe des Einzelpreises des zu beschaffenden Geräts entscheidet über den Haushaltstopf, aus dem die Mittel dafür genommen werden können
  • die Finanzierung von Großprojekten für Infrastruktur (z.B. Gigabit-Ausbau bzw. -Anschluss einer Stadt/Region o.Ä.) finden nochmal auf einer ganz anderen Ebene statt, auf die die genannten Ebenen eigentlich alle keinen nennenswerten Einfluss haben

Ich weiß nicht, welches Verständnis von „Autarkie“ du hast, aber ich würde behaupten, dass eine Schule so weit davon entfernt ist, wie man nur sein kann. Und die „Komplexität“ ist eben auch enorm, wenn man sich das Gesamtsystem anguckt, in dem Schulen sich befinden - und da eben, wie schon weiter oben geschrieben, häufig am Ende der Kette und abhängig von unzähligen unterschiedlichen Akteuren.

Hmm, sehe ich nicht so. Das bedeutet nämlich, dass es bei Personalwechsel zu Problemen kommt. Wenn der eine IT-Verantwortliche geht, kann nicht übergangsweise ein ITler einer anderen Schule aushelfen. Die Gefahr von „Frickellösungen“ bei Ein-Mann-ITs ist auch hoch, so dass es ein Nachfolger (oder auch nur die Elternzeitvertretung) schwer haben dürfte, die Systeme zu übernehmen. Ähnliches bei den Lehrern - die müssten dann bei jedem Schulwechsel neue Systeme und vor allem Tools erlernen, bei Schülern das Gleiche. Im schlimmsten Fall muss ein Lehrer dann sein komplettes Unterrichtsmaterial neu erstellen. Auch die Entwicklung der Tools dürfte nicht unbedingt davon profitieren, wenn da jede Schule was anderes nutzt. Schulen sind nicht so autark wie der Eindruck erweckt wird. Lehrpläne werden zentral erstellt, Lehrer arbeiten oft an mehreren Schulen, Schüler wechseln Schulen, die Finanzierung ist extern (Kommune, Land, Bund). Und nach der Schule gibt es sehr konkrete Erwartungen, welche Skills die Schüler drauf haben sollten. Außerdem greifen Marktmechanismen die normalerweise dazu führen, dass es keine zu großen Qualitätsunterschiede gibt, für Schulen nicht. Denn die Auswahl an Schulen am eigenen Wohnort ist meist doch überschaubar, ein Wechsel eher schwierig. Man hat das doch jetzt bei Corona gesehen - manche Schüler hatten Glück, andere hatten halt die A-Karte. Die Länder hätten den Schulen nutzbare Angebote machen müssen - teilweise auch Vorschriften an Lehrkräfte. Unsere Universität hatte innerhalb weniger Wochen gute Lösungen für Onlinelehre umgesetzt - das kann ein einzelner ITler an einer Schule doch garnicht leisten.

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