Schule - es darf nicht weiter an der Bildung gespart werden

Liebes Team der Lage, macht doch bitte einen Beitrag zu der massiv bedrohlichen Lage der Berliner Schulen! (ich denke, das Problem ist bundesweit, da ich aber in Berlin arbeite, kenne ich mich vor allem dort aus) Es wurden in Berlin überraschend am 18.10. Haushaltsgelder gestrichen, die in die Arbeit bereits eingeplant waren - tatsächlich wirkt sich das auf Anschaffungen wie Druckerpapier oder Projekte, die die Kinder erarbeitet haben aus. Es gibt das Programm „Stark durch Corona“, dass allerdings an vielen Stellen daran scheitert, dass die Anmeldungen der Träger nicht funktionieren. An der Sonderpädagogik wird seit Jahren gespart, sodass es seit diesem Schuljahr, wieder Konzepte gibt, die zwar den Stempel Inklusion bekommen, letztlich aber zurück zu einem Aussondern der Schüler:innen führt. Der Lehrer:innenmangel macht sich an den meisten Schulen dadurch bemerkbar, dass es teilweise nur noch wenige ausgebildete Kräfte sind, während die Quereinsteiger:innen meist hochmotiviert, jedoch häufig ohne Begleitung oder Evaluation vor Klassen stehen und entsprechend in schwierige Situationen kommen und das Lernen und der Spaß weit in den Hintergrund rückt. Ich kenne keine Zahlen, aber es herrscht meiner Beobachtung nache ein hoher Langzeitkrankheitsstand und es gibt keinen Ersatz. Sicherlich sind all diese Probleme auch bei euch bekannt.
Zur Veränderung ruft dieser Tage die Kampange „Schule muss anders“ auf und sicherlich wäre es förderlich, wenn auch aus journalistischer Ecke ein Fokus auf die aktuelle Lage der Schulen gesetz würde. Deshalb schreibe ich euch, in der Hoffnung, dass ihr das Thema für relevant und interessant haltet.

Herzliche Grüße,

Marka

Sozialarbeiter:in einer temporären Lerngruppe einer Berliner "Brennpunkt"grundschule

Zu den Haushaltskürzungen

Berlin: Schulen haben kein Geld mehr – Überraschende Haushaltssperre - WELT)

Zu den kürzungen in der Sonderpädagogik

genauer dieser Abschnitt:

"IV. Sonderpädagogische Kleinklassen

Die sonderpädagogischen Kleinklassen werden in der Regel schulübergreifend an einer Schule oder ausnahmsweise bei einem Träger der freien Jugendhilfe eingerichtet. Sie sind tagesstrukturierende Maßnahmen, die über den Unterricht hinaus außerunterrichtliche Förderangebote in der Regel bis 16 Uhr gewährleisten.
Die Schülerinnen und Schüler einer sonderpädagogischen Kleinklasse sind für die Dauer der Beschulung Schülerinnen und Schüler der kooperierenden Schule."

Bedeutet in der Realität, die Kinder, die im engen Rahmen der TLG+ nicht zurechtkommen, können nicht an ihrer Schule bleiben, sondern müssen alle gesammelt irgendwo im Einzugsgebiet extra hin, um dort extra beschult zu werden.

Schule muss anders

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Laut befreundeten Lehrern in Bayern ein deutlich kleineres Problem, wobei es natürlich auch da besser geht.

In der Hoffnung hiermit keine Diskussion auszulösen:

Kann mir jemand bitte einmal genau erklären was das Problem exakt ist? Schule war ja schon immer recht individuell. Wir hatten auch noch Atlanten in denen es eine DDR gab etc.
Es gab immer „gute“ und „schlechte“ Lehrer. Vieles musste man zu Hause nacharbeiten und Kinder deren Eltern einen Brockhaus hatten waren im Vorteil.

Mittlerweile hat jeder Schüler kostenlosen Zugang zu Wikipedia und Co (was bei aller Kritik mehr ist als ein Brockhaus früher hatte).

Es ist sicherlich vieles nicht perfekt, aber von er Ausstattung her sind Schulen heute besser denn je.

Sonderthema Luftfilter:
Hat man bei uns als Werkprojekt mit den Klassen im Eigenbau realisiert und konnte so individuell an jeden Klassenraum angepasst werden. Kostenbeitrag waren 5€ pro Schüler und es gab Spendenaktionen.
Ging sogar schon mit den 5. Klässlern und war sehr erfolgreich.

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Auch bei uns gab es alte Karten mit der DDR und die häufigste Aussage unseres Physiklehrers war „Das könnte ich euch jetzt zeigen, wenn wir es da hätten.“ Auf der anderen Seite schreibt Sie das Sie auf einer Brennpunkschule arbeitet. Da gibt es vermutlich auch einen anderen Umgang mit einer Mangelwirtschaft als in einer „normalen“ Schule wo Eltern „nur“ 5 Euro geben mussten, damit im Werkunterricht eigene Luftfilter gebaut werden.

Da du nach dem Problem fragst. Ich vermute mal es ist die Kombination aus fehlenden Lehrkräften, mangelnder Ausstattung und dazu die besonderen Umständen, welche diese Situation so anders machen als jene die wir aus unseren Schulen kennen.

Und es ist halt Berlin :wink:

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Ich glaube das Problem ist einfach, dass die Unterschiede von Bundesland zu Bundesland sehr groß sind. Berlin wurde eben sehr lange kaputt gespart - das war ja auch neulich in der Lage Thema und das merkt man an den Schulen eben besonders stark.

Anekdotisch aus meiner Schulzeit auch wenn die jetzt fast ein Jahrzehnt zurück liegt: Klopapier musste in einem Jahr selber mitgebracht werden, ebenso wie Seife. Gab es sonst einfach nicht. Kurz vor meinem Abi fand man dann Asbest überall im Gebäude - es fehlte aber das Geld für die Renovierung. Einerseits wurde deshalb der Unterricht in Container verlegt, die Turnhalle wurde gesperrt und durch einige Flure weiße Plastikschläuche verlegt wie man sie aus Katastrophenfilmen kennt… Mit den Beispielen könnte ich eine ganze Weile weiter machen aber ich denke das Bild ergibt sich…

Veraltete Schulbücher waren da das geringste Problem auch wenn ich persönlich schon der Meinung bin, dass wir im 21 Jhd. nicht unbedingt „Zehn nackte N.“ oder „La cucaracha“ hätten singen müssen um nur zwei von vielen Beispielen zu nennen…