Schlittern wir in eine neue Finanzkrise?

Selbiges passiert übrigens bei der Credit Suisse.

Die Schweizer Nationalbank versichert 9.000.000.000 Franken für mögliche Verluste des die CreditSuisse übernehmenden Unternehmens UBS.

Es ist immer ein Bailout auf Kosten der Steuerzahlenden, wenn Banken gerettet werden.
Entweder bezahlt durch ehrliche Steuern, oder durch Inflation=Geldmengenausweitung.

Wie immer bei großen Unternehmen:
Vergesellschaften von Kosten und Verlusten.
Ignorieren von externen und zukünftigen Kosten (Klimaschäden z.B.)
Privatisierung der Gewinne.

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Es wurde nichts gelernt aus den Verfehlungen insbesondere der Landesbanken von vor zehn Jahren.
Anstatt jetzt mal die Zombieunternehmen pleite gehen zu lassen, wird wieder mit Steuergeld gestopft.
Das Moral Hazard wird also noch stärker: Es lohnt sich, möglichst riskante Investitionen zu tätigen. Wenn es gut geht hat man fette Gewinne - wenn es schief geht, springt der Staat ein. Kapitalismus funktioniert nur, wenn Risiken des Verlusts bestehen. Dieses Prinzip wird seit Jahren ausgehöhlt.
Anstatt jetzt aber wieder die nach Rettung rufenden Unternehmen zu beschuldigen: Die Präzedenz der Rettung hat überhaupt erst dazu geführt, dass Unternehmen derart riskante Geschäfte machen. Es braucht also einen von zwei Wegen, sonst werden diese Booms&Busts immer weitergehen:
Entweder wird der Staat derart entmachtet, dass er ohnehin nicht mehr glaubhaft Bailouts verteilen kann.
Oder die Staaten hören einfach auf, Bailouts zu verteilen - bestenfalls an einem möglichst großen Exempel statuiert. Das Exempel könnte beispielsweise die Streichung der Einlagensicherung (in D bis 100.000€, in den USA mindestens 250.000$) sein. Dann würden die Banken nicht mehr ausgesucht werden gemäß ihrer hohen aber riskant finanzierten Zinsen, sondern auch gemäß der Sicherheit und Qualität ihrer Assets.

Beide Wege sind politisch nicht gangbar- die Vollkaskomentalität ist nicht mehr zurückdrehbar.

Ein empfehlenswertes Interview findet sich auch in der heutigen ZEIT mit dem Finanzwende-Initiatoren Gerhard Schick:
https://12ft.io/proxy?&q=https%3A%2F%2Fwww.zeit.de%2Fwirtschaft%2F2023-03%2Fgerhard-schick-bankenkrise-credit-suisse-ubs

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Nein, das sind Menschen, die diese Geschäfte machen. Und man sieht bei anderen Firmen, dass sie das auch ohne Sicherungsnetz machen. Wenn es schief geht, wird die Abfindung genommen und woanders weiter gemacht. Klappt es, gibt es hohe Provisionen.

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Eines der Probleme in der aktuellen Krise ist ja, dass die Banken gleichzeitig Investoren aber auch Geldverwahrer sind und wenn der Investment-Teil der Bank schiefgeht, dann sind die Einlagen aller Kunden in Gefahr. Das wird zwar teilweise durch Maßnahmen zur Einlagensicherung verhindert, aber das Grundproblem bleibt.

Ich finde es daher sinnvoll, mal darüber nachzudenken, ob man diese beiden Institutionen nicht trennen sollte. Also reine „Geldverwahr“-Banken zu haben, die in keiner Weise mit den Einlagen arbeiten, keine Zinsen auszahlen aber quasi 100% für ihre Einlagen garantieren können.
Auf der anderen Seite könnte man dann quasi „Investitions-Banken“ haben, bei denen es zwar Zinsen gibt, aber die eben nicht oder nicht in voller Höhe für die Einlagen bürgen können.

Das klingt vielleicht erst mal komisch, aber so etwas wie Banken ohne Zins-Geschäfte gibt es tatsächlich, nämlich die Banken, die nach den Vorgaben des Islam arbeiten:

Islamisches Bankwesen - de.wikipedia.org

Kurz gefasst dürfen u.A. Islam-Banken:

  • Keine Zinsgeschäfte machen, also keine Kredite usw. vergeben
  • Kein Glücksspiel betreiben, also z.B. keine Derivate kaufen
  • Nicht Spekulieren d.h. kein Day-Trading oder Leerverkäufe

Auch Deutschland gibt es solche Banken, wenn auch nur als Nische und eher für Mitbürger mit islamischen, also z.B. türkischen Wurzeln (Artikel von 2015):

Die Bank gibt es auch immer noch und man kriegt dort auch das übliche kostenlose Giro-Konto mit EC-Karte usw. Also von der Funktion her eine ganz normale Bank:

Dementsprechend kamen diese Banken bei der großen Bankenkrise von 2008 glimpflich davon (Artikel von 2008):

Die BPB hat auch was dazu:
Bankwesen - bpb.de

Ich will jetzt niemand von so einer Islambank überzeugen, sondern mir geht es um das Prinzip. Man kann offenbar Banken betreiben, die auf einen Großteil der riskanten Geschäfte der „normalen“ Banken verzichten, aber ansonsten normal funktionieren.

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Nennt sich auch Trennbankensystem. Wurde im Rahmen der Great Depression vor hundert Jahren in den USA eingeführt (Glass-Steagel-Act). Wurde jedoch 1999 unter Bill Clinton wieder aufgehoben (Gramm-Leach-Bliley-Act).

Danke für den Hinweis. Ich würde dir allerdings ein bisschen widersprechen. Bei dem US-Gesetz ging es ja nur um eine Trennung innerhalb der Bank. Das wäre wir noch zu wenig.

Aber ansonsten hast du natürlich recht, dass die Erkenntnis nicht neu ist. Gibt auch einen wikipedia-Artikel zu dem US-Gesetz:
Glass-Steagall Act - wikipedia.de
Dieser Absatz daraus sagt eigentlich alles:

Das zweite Glass-Steagall-Gesetz wurde […] 1999 unter Präsident Bill Clinton […] aufgehoben. Auf diese Weise sollte die Wettbewerbsfähigkeit US-amerikanischer Geschäftsbanken gestärkt werden.

Mit anderen Worten:
Die Banker wollten wieder mit den Einlagen ALLER Kunden zocken.

Und die Konsequenz:

Viele Kritiker sehen in der Abschaffung des Glass-Steagall-Gesetzes jedoch die Ursache für die Fehlentwicklung in der Finanzbranche, die letztlich zum Desaster im Herbst 2008, d. h. zum Untergang der Investmentbank Lehman Brothers, führte.

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Nicht auf einem zehnstelligen Niveau oder noch größter. Dass der Staat die Versicherung für Einlagen übernimmt, gibt es nur bei Banken, Staatskonzernen und Energieriesen.

Eine Zerschlagung wurde bei der CreditSuisse auch diskutiert.

Islam Banken haben ein Problem: Sie ermöglichen als VollGeld-Banken keine Investitionen, bevor die Einlagen da sind. Damit sind sie dem fraktionären Bankensystem in den Boom-Zyklen unterlegen.
Man stelle sich vor, ein neues Haus in der Straße kann erst gebaut werden, wenn die Nachbarn genug Geld bei der Bank eingelegt haben, um ein weiteres Haus zu finanzieren.
Das Wachstum bleibt (relativ) zurück.

In Bust-Zeiten scheint das Vollgeldsystem (Oder IslamBanking) überlegen. Selbiges gilt dann kurzfristig auch für ein monetäres System, welches an eine Ressource gekoppelt ist.
Aber sobald das BIP schneller wachsen würde als es die Einlagen bzw. Ressourcen hergeben zeigt sich die relative Unzulänglichkeit.

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Ich würde gerne kurz zum “diese Rettung unterstützt das zocken, weil die Bank trotzdem gerettet wurde” ein paar Konterpunkte setzten:

  • die Besitzer der Bank, die Aktionär:innen erhalten pro 22.4 Aktien Credit Suisse eine Aktie ubs. Die ubs Aktie ist bei ca 17 CHF, d.h. die Aktionär:innen erhalten so 70 rappen pro Aktie. Der ubs Aktienkurs ist auch auf dem Level seit der Finanzkrise, da ist zumindest kurzfristig keine enorme Kurssteigerung zu erwarten. Der Credit Suisse Aktienkurs lag vor nem Monat noch bei 3chf, eingestiegen sind die Aktionäre tendenziell bei deutlich höheren Kursen (Credit Suisse ist mit 20,Euro pro Aktie aus der Finanzkrise gekommen). Quintesenz: Aktionär:innen haben trotz Rettung zwar keinen Totalverlust, aber einen enormen finanziellen Schaden.
  • AT1 Anleihen sind komplett abgeschrieben worden, d.h. Akteure des fianzmarkts werden auch hier relevante, spürbare Verluste verzeichnen
  • Mitarbeiter:innen, und zwar auch aus dem Management, werden im großen Stil ihre Jobs verlieren,

Was m.E. das große Problem ist, dass es die Vorstandsmitglieder mit ihren obszönen Boni nicht spüren werden, aber das ist m.E. einfach ein Problem des Wirtschaftssystems insgesamt, wo eine Lösung unabhängig von banken(nicht)Pleiten gefunden werden muss

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kurzgesagt: Verlierer sind Mitarbeiter und Aktionäre.

Das sind nicht diejenigen, die die Entscheidungen über die Risikohaftigkeit der Bank treffen.

Aber mal ehrlich: Der CreditSuisse Kurs ist seit 15 Jahren im Sinkflug. Wer, aus welchen Gründen auch immer, an eine Aktie gekommen ist, wird diese wie eine heisse Kartoffel behandelt haben.
Alles andere ist Zockerei und es gibt auch keinen Grund der Rettung dieser saudischen Königshäuser.

Das wird wohl in den nächsten Tagen übrigens nochmal revidiert werden, da es das Schweizer Gesetz bricht.
Aktuell werden Anteilseigner höher vergütet als AT1Eigner (Addditional Tier1). Das wird im Gericht so nicht standhalten und ergibt auch keinen Sinn. Es ist aber natürlich medienwirksam ganz nett das kurzzeitig so darzustellen: Da es einen Staats-Bail-in als weniger nach dem aussehen lässt, als was es ist:
Steuerzahler zahlen für die Risiken der durch die Zentralbanken ermutigten risikonehmenden Bankenmanager.

Ich bin jetzt kein Experte für Schweizer bankenregulierung, aber “da es das Schweizer Gesetz bricht‘ und ‚wird revidiert werden‘ finde ich erstaunlich starke statements.
Ich würde mir insgesamt in der Diskussion ein paar mehr Grautöne wünschen :slight_smile:

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Ich bin ebenfalls kein Experte und hab mich jetzt mal ein bisschen eingelesen und diese Quelle hier (Quelle: institutional-money.com) gibt dir offenbar im Wesentlichen Recht:

Nur die AT1-Anleihen der Credit Suisse und des Schweizer Konkurrenten UBS Group haben eine Klausel in ihren Bedingungen, die eine dauerhafte Abschreibung erlauben, so BI Senior Credit Analyst Jeroen Julius.

Allerdings versuchen laut dieser Quelle trotzdem einige Besitzer dieser sog. AT1-Anleihen der Credit-Suisse, die ja nun wertlos geworden sind, dagegen rechtlich vorzugehen.

Dazu gibt es auf der oben verlinkten Seite diesen Absatz, bei dem ich nicht weiß, ob ich darüber lachen oder weinen soll:

Goldman Sachs ist bereit, mit dem Handel von Forderungen aus AT1-Anleihen der Credit Suisse zu beginnen. Investoren in diese Forderungen würden darauf wetten, dass sie letztendlich einen gewissen Wert zurückerhalten können, möglicherweise nach einem durchgefochtenen Rechtsstreit.

Und das sind die Institutionen, die unser aller Geld verwalten sollen? Zerschlagen! Auflösen!! Alle!!! SOFORT!!!

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Goldman Sachs geht auch davon aus, dass sie am Ende Recht bekommen.
Für die Zwischenfinanzierung von Recht haben und Recht bekommen stellen sie ein Angebot.

Darauf in solcher Art zu reagieren:

erscheint erstmal nicht besonders rechtsstaatsgläubig.
Goldman Sachs (und ich) bleiben dabei: Wenn der Staat entgegen gültigem Recht die Equitypositionen über die A-TIER1 (Tier1=erster Rang) hebt, dann bricht der Staat hier das Recht- und wird vor Gericht in einem Rechtsstaat verlieren.
Also: ruhig Blut. Die Schweizer Justiz wird recht sprechen und den Staat in seine Schranken zurückweisen.

Wenigstens werden jetzt vom Staat die Bonuszahlungen bei der Credit Suisse gestoppt.
Die Frechheit, mit der Banken vorgehen, ist wirklich unglaublich. Misswirtschaft, müssen gerettet werden, Staat muss bürgen und die wollten tatsächlich Boni auszahlen.
Mehr zur Bankrettung in der Schweiz im Alpenpodcast der ZEIT Servus.Gruezi.Hallo

Es werden nur die noch nicht ausgezahlten Bonusauszahlungen gestoppt.
Nette Idee, aber real fast wirkungslos.

75% der 1144 Bonusempfangenden haben ihre CS-Boni für 2022 bekommen.

Es geht auch insgesamt nur um 102 Millionen Franken an Boni (bei 800 Millionen Franken Jahresgehaltsvolumen).

Sprich: Am Ende sind von 900 Millionen Jahresgehalt+Boni bestenfalls 30 Millionen an Boni durch den Staat eingefroren worden.
Mehr als virtue-signaling gegenüber den Schweizer Steuerzahlenden ist das nicht.

Aus dem Podcast auch eine lustige Anekdote:
Die UBS wurde bei der Finanzkrise mit Staatsgeld gerettet.
Die CreditSuisse wurde damals nicht gerettet - und war gegenüber der Presse auch stolz drauf selber durch diese damals schwierige Zeit zu kommen.

Jetzt übernimmt die UBS als TooBigToFail-Bank aus 2008 die CreditSuisseBank, weil diese 2023 TooBigToFail ist.
Und am Ende ist alles durch den Staat versichert - weil beides TooBigTooFail ist.

Für mich zeigt das nur, dass jeder Versuch durch den Staat, etwas unversicherbares zu versichern, zum scheitern verurteilt ist. Der Staat verhält sich wie eine Snowboardrampe, die sich der herunterrollenden Schneekugel mutig in den Weg stellt.
Der richtige Weg ist, die am Fuße des Berges befindlichen über die Gefahr einer Lawine zu informieren - aber die Finanzierung einer Rampe ist weder sinnvoll noch wirksam.

Zumal die neue UBS wohl eine Bilanzsumme hat, die zwei vollen Jahren Schweizer Bruttoinlandsprodukt entspricht. Wenn die Bank Pleite geht, reißt sie das Land mit in den Abgrund.

Dazu muss fairerweise gesagt werden, dass der für die Schweiz zuständige Teil (Credit Suisse AG) sowohl profitabel als auch Cashflow positiv war und ist.

Nur der für den Weltmarkt- insbesondere für die USA- zuständige Teil hatte Probleme.

Die USA haben also einen Anreiz, das Problem zu internationalisieren.
Mit dem schweizzentrischen Teil der CS wäre die Schweiz klar gekommen. Durch die Ablehnung der Aufspaltung wird nun Schweizer Steuergeld als Bailout für Silicon Valley Unternehmen verbraucht.