Schlachthöfe und Covid

Es ist durchaus nicht gesichert, das das gehäufte Auftreten der Infektionen auf Schlachthöfen (ausschließlich) an den Arbeits- oder Unterbringungsbedingungen liegt.

Ich wäre daher hier mit einem Einstimmen in den breiten Kanon vorsichtig:

Zum einen berichten mir hautärztliche Kollegen, das Viruserkrankungen der Haut ( zB „Warzen“) bei Schlachthof-Mitarbeitern durchaus ein bekanntes Phänomen sind, was auch auf Temperatur, Feuchtigkeit etc hinweisen könnte.

Zum anderen solltet Ihr Euch dieses Interview mit Moritz Willy Gausepohl in Steingarts Morning Briefing anhören. Es ist nicht alles so einfach wie es scheint, ich finde er hat sehr kluge Argumente:

Vielleicht lohnt sich hier für die Lage ein zweiter, kritischer Blick.

Ansonsten: Super, macht weiter so!
Ich bin durchaus nicht immer der gleichen Meinung wie Ihr, aber die LdN gehört zu meinem festen Wochenplan,

herzliche Grüße
Dr. C. Fuhrmann

Hallo Ulf & Phillip,

Erstmal ein dickes Lob und vielen Dank für euren tollen Podcast! Ich bin zwar noch nicht so lange dabei (ca. 20 Folgen), aber freu mich immer wenn ich sehe, dass eine neue Lage online ist.

In der letzten Folge hat mir vorallem der Amthor-Part gefallen- das habt ihr richtig gut erörtert und ich bin voll bei euch, wenngleich ich keinerlei Reue & Kooperation erwarte, aber das tut ihr glaub ich auch nicht wirklich.

Was mich irritiert hat war eure Verschwiegenheit zum Thema Tönnies & Billigfleisch. Da hab ich mir richtig was erwartet von euch bzw. auf jeden Fall mehr als die gefühlten zwei (immerhin ziemlich wuchtigen) Sätze. Kann es sein, dass ihr das Thema Fleisch ein bisschen meidet? Kommt auch bei Klima-Themen immer ziemlich kurz mMn. Mit dem Tönnies-Desaster hätte es jetzt mal ne gute Gelegenheit für nen differenzierten Rundumschlag gegeben, oder? Ihr seid doch bestimmt auch der Meinung, dass unser jetziges System so nicht tragbar ist, da Massentierhaltung massiv dem Klima schadet, die Fleischfabrik-Arbeiter ausgebeutet werden und von Tierwohl kann ja auch keine Rede sein in solchen Betriebsketten a la Tönnies. So gut kenn ich euch doch inzwischen (auch nach so kurzer Zeit) schon;) und umso mehr wundert es mich, dass ihr agrarpolitische Themen immer ein bisschen unter den Tisch fallen lasst. Würde mir wünschen, dass ihr das nach eurer (sehr verdienten!) Urlaubszeit mal ausführlich angeht :slight_smile:

Schönen Urlaub & viele Grüße
Benedikt

Ps: hätte ich das jetzt eher in themenvorschläge Posten sollen?

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Danke für den Hinweis. Ich würde nicht denken, dass wir das Thema Fleisch meiden, wir hatten das auch schon ausführlicher aus der Perspektive des Kohlendioxid-Ausstoßes erörtert, ich meine das war bei der Lage live in Essen. Und Phil hat ja auch in dieser Folge deutlich die Massentierhaltung kritisiert.

Aber klar, dazu könnten wir auch noch mal ausführlicher etwas sagen.

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Zumindest zum Zusammenhang Tierproduktion und Klima habe ich bereits etwas unter den Themenvorschlägen geschrieben :wink:

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Weiß nicht hab irgendwie wenig gehört das ich überzeugend fand. Ein unkritischer Journalsit fragt einen Schlachthofbetreiber und der erzählt das bei ihnen alles ganz toll läuft und es auch tolle Standards gibt die eigentlich immer eingehalten werden und falls ja also falls es wirklich mal wen geben sollte der sich nicht daran hällt dann gehört der bestraft. Und überhaupt sind die Schlachthöfe eigentlich ganz arm dran und die Bösen sind nur alle anderen.

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@fr34k
Naja, auf diese Art und Weise kann man alles lächerlich machen.
Einige Punkte sind schon einen zweiten Gedanken wert.
2 Beispiele:
a)
Der plötzliche Anstieg neuer Infektionen nach einem Reisewochenende in NRW (fast 600) .
b)
Die Parallelen zur massenhaften Erkrankung beispielsweise in Pflegeheimen, in denen aber nicht plötzlich das Arbeitsrecht geändert werden soll.

Ich halte in einer Pandemie, in der wir ständig noch über den Erreger lernen, eine Differenzierung zwischen möglicherweise temperatur- oder umgebungsbezogenen Faktoren an diesen spezifischen Arbeitsplätzen einerseits
und anderen Themen
(wie Fleischkonsum und Klima; Arbeitsrecht/Unterbringung; …) für geboten.

Man wird der Situation sicher so nicht gerecht, nur weil man hier alles so schön in einem „Rundumschlag“ erledigen könnte.
Was sagen die (Amts-) Tierärzte? Was sagen die Arbeitsmediziner?

Die Krokodilstränen der Politik, die zB den juristischen oder arbeitsmedizinischen Rahmen des Arbeitsrechtes längst hätte verbessern können tropfen mir zu laut.

Ja das die Politiker die jetzt heulen etwas laut sind, da würde ich sofort zustimmen aber in erster Linie, weil man ja schon seit Jahren über die Missstände in Schlachtbetrieben weiß und nichts passiert ist.
Genauso haben sich wohl schon vor dem Tönnies Skandal (?!) Corona Fälle in Schlachtbetrieben gehäuft. Was einerseits für den Punkt mit der schnelleren Ausbreitung in solchen Betrieben spricht, andererseits aber ja gerade Politik und insbesondere Betreiber dann in der Pflicht gewesen wären hier zu reagieren, was sie nicht getan haben.

Den großen Unterschied zu Pflegeheimen sehe ich darin, dass die alten Menschen nun einmal betreut werden müssen und es leider nicht anders geht währen meiner Meinung nach massenhafte Fleischproduktion jetzt nicht überlebensnotwendig ist. Anders gesagt während man Schlachthöfe in Corona Zeiten wie Schulen einfach vorübergehend hätte schließen können war das bei Altenheimen einfach nicht möglich. Gerade wenn man über so viele Mengel bescheid weiß wie in der Branche (hier mal kleiner Link noch von April: Ein Pfund Hack für 2,39 Euro und einen Finger – KATAPULT-Magazin )

Hier hat die Politik in vielen Bereichen geschlafen und in erster Linie sicherlich auch, weil viele Verbraucher billigstes Fleisch wollen und das sonst Wählerstimmen kostet.
sorry muss los später vielleicht mehr.

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Spannend zu dem Thema auch: ZEIT ONLINE | Lesen Sie zeit.de mit Werbung oder im PUR-Abo. Sie haben die Wahl.
Zitat aus dem Interview
" ZEIT ONLINE: Ministerpräsident Armin Laschet hatte gesagt, dass das Virus aus den Heimatländern der Arbeiter – Rumänien und Bulgarien – eingeschleppt worden sei. Die Aussage hat er inzwischen korrigiert. Was halten Sie von dieser These?
Sepsi: Ich habe mich darüber sehr geärgert. Es hieß ja, dass die Rumänen über das lange Wochenende nach Hause gefahren seien und das Virus dann mitgebracht hätten. In einer Großschlachterei gibt es kein langes Wochenende, da wird durchgearbeitet. Zudem waren vergangenes Wochenende in Rumänien noch die Quarantäne-Regeln in Kraft."

Also laut Aussage dieser Person vom Deutschen Gewerkschaftsbund ist es höchst unwahrscheinlich das eine größere Anzahl an Arbeitern über das Wochenende in die Heimat gefahren sind.

Und siehe da:
Die Klimaanlage könnte eine (oder die entscheidende) Rolle gespielt haben.
Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, das sie nicht allen bisherigen Anforderungen entsprochen hat - da dürften schon die BGs ein Auge drauf haben.

Und dann wäre das Tönnies-Bashing und der ganze Hype um die Arbeitsverträge und die Subunternehmer plötzlich gar nicht das Hauptproblem, vom Fleischkonsum einmal abgesehen.
Sondern ein bisher nicht bekannter Auslöser für ein Superspreading-Event, das so niemand vorhergesehen hatte.

Es gibt einfach Situationen, mit denen bisher niemand rechnen konnte.
Die Legionärskrankheit war damals afaik auch so ein Problem, ohne das man dem Hotelbesitzer daraus einen Strick drehen konnte.