Scheideweg der Deutschen Landwirtschaft

Moin in die Runde, ich finde es wirklich bedenklich wie auch traurig, dass in Berlin letzte Woche knapp 10 tausend Menschen auf die Straße gingen um gegen den aktuellen Umgang der Politik mit der hiesigen Landwirtschaft zu demonstrieren und dies in keiner Silbe irgendwie erwähnt wird (Und das obwohl die Stimmen dieses Podcasts sogar in Berlin ortsansässig sind).
Der Rückgang an Betrieben, speziell Sauenhalter ist rapide. Viele argumentieren hier dann immer mit dem zu hohen Selbstversorgungsgrad in Deutschland mit Schweinefleisch-dieser liegt derzeit Experten zufolge nur noch etwa bei 76%-Tendenz stark sinkend. Wenn bald nur noch eine komplette Einfuhr von Lebensmitteln aus dem Ausland gewünscht ist geht der Plan derzeit vollends auf. Man sollte sich nur vorher bewusst machen, dass 1. Tiere dort nicht besser gehalten werden und 2. Wir dort keinen Einfluss auf Tierhaltung und auch auf Ackerbau haben.

Kleine Anekdote zuletzt: Die Landwirtschaft ist einer der wenigen Sektoren die ihre Klimaziele bis 2020 zu erfüllt haben und auf Kurs ist auch die Vorgaben bis 2030 zu erfüllen. Trotzdem wird sie in der breiten Öffentlichkeit immer wie das schwarze Schaaf behandelt (Grüße gehen hier beispielsweise an die Sendung 3 nach 9)

Eigentlich sollte auch der Verbrauch stark sinkend sein.

Wie immer bei der Fleischdiskussion: würden sich alle Deutschen an die Empfehlungen der Ernährungsexperten halten hätten wir 100% Selbstversorgung plus reichlich Export.

Aber was wissen schon Ernährungsexperten…

Die wahren Experten stehen ja am Grill :wink:

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Na ja, die Lage ist halt kein Nachrichtensender.
Finde aber auch, dass es ein schönes Thema für die Lage sein könnte.
Der Tenor deines Beitrags könnte übrigens sehr missverständlich rüberkommen. Liest sich so, wie wenn bei uns eh schon so viel für Umwelt und Tierwohl gemacht wird. Die 10.000 haben aber scheinbar demonstriert weil ihnen die Verbesserung zu langsam gehen.

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An sich würde ich das (den Rückgang von Fleischbetrieben) erst mal als was positives sehen, aber die Tatsache, dass einfach nur mehr aus dem Ausland importiert wird ist natürlich was schlechtes. Vor allem da der Transport aus dem Ausland vermutlich aufgrund der Kühlung extrem viel Energie verbraucht.

Das Problem mit der Landwirtschaft ist, dass sie eine extrem starke Lobby hat, die es geschafft hat Milch und Fleischproduktion viel zu stark zu subventionieren und z.b. in Afrika Bauern Konkurrenz macht.

Ich bin bei dir, sowas sollte man erwähnen und da wär es dann auch mal interessant zu hören, was sind die Ziele und wie schafft die Landwirtschaft das.

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Erstmal für Statistik:

Demnach liegt der Grad der Selbstversorgung über 100%. Wenn ich den kurzen Text lese, sehr ich deine Argumente nicht gestützt.

Erster Gedanke meinerseits: Ohne inländische Lobby, lässt sich viel einfacher vegane/vegetarische Landwirtsschaftspolitik machen. Bei dem Flachenverbrauch und den Treibhausgasen von Fleisch und anderen tierischen Produkten ist es eigentlich ein Skandal, das dahingehen nichts unternommen wird. Man kann sich ohne Probleme und Nachteile vegan ernähren, aber Fleisch wird immernoch steuerlich unteestützt (7% Mehrwertsteuer) und Hafermilch darf nicht mich heißen, weil das die Verbraucher verwirren könnte. Das ist doch absurd.

Nochmals zur Erinnerung. Weltweit verwenden wir 50% der Ackerflächen für Fleisch, dieses deckt aber nur 13% der globalen Kalorien.

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Ließt man sich die Forderungen der erwähnten Demo durch, so erscheint es unwahrscheinlich, dass eine „zu geringer Versorgungsgrad mit Schweinefleisch“ hierbei eine Rolle spielen. Siehe zum Beispiel:

Forderung 5: […] Wir fordern: Tierzahlen halbieren, Megastall-Moratorium jetzt und Antibiotikamissbrauch stoppen!

Der Versorgungsgrad beim Schweinefleisch ist eh ein komplizierteres Thema: Deutschland produziert zwar mehr Schweinefleisch, als hierzulande konsumiert wird, aber viel landet im Export. Zum einen, weil bestimmte Teile (Schweinefüße und -schnauzen), die vor 50 Jahren in der Wurst oder im Suppenfleisch gelandet wären, nun gewinnbringender nach China exportiert werden, zum anderen, weil viel Fleisch ins europäische Ausland exportiert wird, weil Markt und so (Quelle eines Tieragrarlobbyverbands).

Die 10.000 in Berlin scheinen eher gegen so etwas auf die Straße gegangen zu sein:

oder gegen so etwas:

Agrarpolitik ist kompliziert, feudal und verkrustet. Und so lange der Bauernverband Vorschläge des Bundesministers zur Mehrwertsteuersenkung auf die Grundnahrungsmittel Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte ablehnt, solange nicht auch Steuern auf Fleisch und Milchprodukte gesenkt werden, fällt es mir schwer, mit der Agrarlobby Mitleid zu haben.

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Wieso ist denn import was per se schlechtes?

Genau diese Lobby wäre ja dann auch im Ausland.

Ja stimmt. Trotzdem müssen wir, lieber früher als später, auf 0 Emissionen kommen. Und da ist die Frage, wo es schnell einfach und billig geht und wo nicht. Laut Umweltbundesamt machen die Emissionen in der Landwirtschaft 8% der Gesamtemissionen aus (in CO2 Äquivalenten), aber immerhin 65% der Methanemissionen. Der Anteil an den Gesamtemissionen ist damit so hoch wie der der gesamten Industrieprozesse. Und wir wir alle wissen ist CO2 freie Stahlherstellung sehr teuer und aufwändig. Verzicht auf Fleischkonsum ist eher ein Nobrainer, ähnlich wie ein Tempolimit, mit ähnlicher Argumentation. Es kostet mehr oder weniger nichts, bringt sehr viel, lässt sich sehr schnell umsetzen und hat nützliche Nebeneffekte (viele Menschen würden sich wahrscheinlich gesünder ernähren).

Ich will ausdrücklich kein sofortiges Fleischverbot, aber irgebdwie dahin sollte die Richtung schon gehen.

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Noch eine Ergänzung:

Der Rückgang betrifft vor allem kleine Betriebe. Der Kleinbauer, der Familienbetrieb ist Out, Industriegrößen in. So läuft Landwirtschaft in Deutschland​:thinking::face_with_symbols_over_mouth:
Und jeder denkt die Lobby der Agrarwirtschaft will den Kleinbetrieb retten​:rofl::rofl: