Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans

Wer nach einer Erklärung für die desolate Situation der SPD in einer inzwischen deutlich veränderten Welt sucht findet die Erklärung in diesem Beitrag. Mit diesen Vorsitzenden ist eine Weiterentwicklung in eine Zukunft ohne klassisches „Ihr da oben -wir hier unten“ einfach nicht machbar.
Ich empfinde das als Konkursverwaltung.
Sehr zarte Befragung, Ihr hättet hier deutlich kritischer sein können.

4 „Gefällt mir“

Moin Felix,

als doch (noch) überzeugter Sozialdemokrat sehe ich das leider wie du.
Aus meiner Sicht fehlt jegliches Profil, viel lamentieren und auch die Ausrede, hätte die SPD doch eine deutlicheren Auftrag aus der Bevölkerung (mehr Prozente) könnten sie auch mehr sozialdemokratische Punkte in der GroKo durch setzten, dass grenzt für mich an Realitätsverweigerung.
Die SPD hatte auch in den 2000er schon deutlich mehr Wählerstimmen und damit haben sie das erreicht, wo sie eben jetzt stehen.
Es mag sogar richtig sein, dass die SPD mehr sozialdemokratische Punkte durchbringt als man wahrnimmt, an der schlechten Kommunikation bzgl. Wahrnehmung in der Bevölkerung (und sich auch gern mal die Butter vom Brot nehmen lassen durch CDU/CSU) ist ja auch ausschließlich die SPD selbst schuld.

Das Interview an sich fand ich deutlich besser als du es empfindest.
Ulf & Philip haben oft kritisch nachgefragt und versucht, konkrete Aussagen zu einem Thema einzufordern.
Wenn allerdings die Interviewpartner überwiegend ausweichend argumentieren, ist irgendwann der Punkt erreicht wo man nicht weiter kommt.
Auf volle Konfrontation zu gehen halte ich dann nicht für sinnvoll.

Gruß
Alex

2 „Gefällt mir“

Ich fand das Interview an sich sehr gut. Die Fragen waren gut gestellt, vor allem wurde auch der Bezug zum letzten Interview hergestellt und auch durchaus kritisch gefragt, z. B. zu Herrn Scholz. Ich bin etwas unschlüssig in meiner Gesamtbewertung. Ich kann nachvollziehen, dass die Ausgangssituation - Koalitionsvertrag steht, Halbzeit bei der Regierung, große Koalition - nicht wirklich gut ist. Das schränkt schon sehr ein. Ich entnehme dem Interview, dass anscheinend tatsächlich ein paar Errungenschaften da sein sollen, die mir bisher entgangen sind. Das verwundet mich sehr, denn entweder ist das Augenwischerei oder eine völlig fehlende Kommunikation. Frau Esken hat ja letzten Jahr gesagt, dass sie für eine Umverteilung der CO2 Abgabe ist. Wieso wird das nicht vor den Verhandlungen wiederholt - das ist Ausgangslage der SPD - und anschließend vorgestellt, das ist der Kompromis? Daraus werde ich nicht schlau und daher fehlt mir die Einordnung des Ganzen.

Was allerdings für mich bleibt ist, dass das insgesamt einfach zu wenig ist. Die Kompromisse sind in meiner Wahrnehmung 90-100% Union und 0-10% SPD und selbst wenn ich da was übersehen habe, es ist auf jeden Fall weit weg von ausgeglichen.

Im Gegensatz zur normalen Lage fehlten mir vorallem die Quellenangaben. Die Aussage LIDL zahle nicht nach Tarifvertrag ist bspw. schlicht falsch.

Ist das ein ernst gemeinter Kommentar? Sollen wir in Zukunft unsere Interview-Partner_innen nach einem Fußnotenapparat fragen?

Es wäre mal einen (ausgesprochen mutigen) Versuch wert. Dieser kann ja auch sehr gerne vom Team der Gäste nachgereicht werden. Jede Quelle zu solchen Aussagen ist besser als keine.
Der damit verbundene Arbeitsaufwand (und dass dieser vielleicht nicht mit dem Nutzen im Verhältnis steht) ist mit bewusst. Der Grundgedanke hin zu einer faktenbasierteren Politik gefällt mir aber durchaus.

2 „Gefällt mir“

Ich muss mich entschuldigen und meinen Kommentar zurücknehmen. In meiner Erinnerung hattet ihr behauptet, dass LIDL nicht nach Tarifvertrag zahlen würde, aber nachdem ich gerade nochmal nach der Stelle gesucht habe, ist mir aufgefallen, dass nicht ihr, sondern Saskia Esken das behauptet hat. Sorry!

Für mich war das Interview nur sehr schwer zu ertragen. Es war eine große Show der Ausreden und Ausflüchte. Ständig wirddarauf verwiesen, dass dieses oder jenes eben nicht mit dem Koalitionspartner CDU zu machen sei. Oderdass Der Koalitionspartner sich die Lorbeeren anhefte, die andere verdient hätten.
Leute entweder ihr könnt einfach eure Verdienste richtig kommunizieren oder es waren eben nicht eure. Ich verstehe ja dass man Kompromisse eingehen muss aber gefühlt gibt es keinen Kompromis sondern ein Abnicken und Einknicken der SPD. Was gab es denn für das Stillhalten in der Causa „Scheuer“? Was geb es für die Staatstrojaner? Wo ist denn der Gewinn den die SPD daraus gezogen hat?

Und wenn es bei all diesen Fragen nicht mit diesem Koalitionspartner geht - sorry - aber dann muss man die Koalition eben auch mal in Frage stellen und/oder beenden. Das wäre richtiger und ehrlicher und würde das Profil der SPD mehr schärfen als dieses ständige Geheule was alles nicht mit der CDU zu machen sei.

In der Verfassung ist die SPD nicht mehr als ein Streitscheuer Duckmäuserhaufen.

Ja nun. Die Interviewpartner waren ja nunmal die Parteivorsitzenden und nicht Regierungsmitglieder der SPD.

Ich vermute, dass Esken und Borjans das ähnlich sehen würden; beide waren ja Gegner der großen Koalition. Aber die haben wir nunmal momentan, und das ist die Situation mit der beide arbeiten müssen.
Dass sie andererseits mit Blick auf die Zukunft versuchen, das sozialdemokratische Profil der Partei auszuschärfen, finde ich richtig. Das muss man dann unabhängig von der Tagespolitik in der GroKo sehen - ist ja auch vor allem auf die Zukunft gerichtet. Dass die Vorstellung von der Zukunft der SPD allerdings unterschiedlich sind, sieht man aber auch in diesem Thread wieder:

Das Thema soziale Gerechtigkeit, wie ein weiteres Auseinanderdriften der Gesellschaft vermieden werden kann und insbesondere wie Unternehmen in die Pflicht genommen werden können, sich über Steuern an den Gesellschaften zu beteiligen, von denen sie profitieren, sehe ich tatsächlich als die wichtigsten Zukunftsthemen der SPD. Da haben Borjans und Esken schon die richtigen Schwerpunkte gesetzt. Wenn die SPD sich jetzt auch mal trauen würde, zu diesen Themen zu stehen, hätte sie vielleicht auch wieder eine Zukunft…

2 „Gefällt mir“