Rücktritt bei den Grünen

Aber genau ist doch das was den Eindruck vermittelt, dass Probleme mit einem kleinen Teil der Migranten z.B. von den Grünen kleingeredet werden.
Warum muss man wenn man ein Problem mit Migranten anspricht immer gleich auch Probleme mit Sexismus allgemein oder mit Rechtsextremismus ansprechen, nicht aber umgekehrt?

Wenn auf die Aussage, dass es viel Gewalt durch Männer gibt die Antwort „nicht alle Männer“ kommt, dann wird diese Antwort als Ablenkung und als Kleinreden kritisiert.
Wenn auf die Aussage, dass es viel Gewalt durch bestimmte Gruppen von Migranten aber nicht die Antwort „nicht alle Migranten“ kommt, dann wird gleich von Rassismus gesprochen.

Genau dieses Messen mit zweierlei Maß ist für die Sache aber Kontraproduktiv.

Ist es denn so, dass erhebliche Teile ihrer Stammwähler (also die 15% der letzten Zeit, nicht die 5% von davor) einen kompletten Systemwechsel wollen? Gibt es dazu Erhebungen?

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Ich denke zwischen den Positionen der zurückgetretenen Spitze der Grünen Jugend und der von vielen Grünen, die einfach gern ein Mindestmaß an Grund- und Menschenrechten und Rechtsstaatlichkeit in der Migrationspolitik und eine Klimapolitik, die sich an der Notwendigkeit ausrichtet, statt an Bequemlichkeiten, liegt ziemlich viel politisches Terrain, und alles bis dahin schneidet man sich mit dem Habeck-Kurs scheibchenweise ab. Das kann man machen, aber wenn das nicht aufgeht, hat man auf dem Weg nach oben das Fundament des Erfolgs zerstört. Dann bremst nichts den Absturz. Ich denke, die FDP, die nur noch eine Richtung bespielt hat in ihren letzten beiden Regierungsbeteiligungen, ist ein mahnendes Beispiel.

Also ich für meinen Teil wurde durch Forderungen nach Systemsturz eher abgeschreckt und habe die Partei bisher trotz dieser Strömungen gewählt, hätte das aber sicher nicht wenn ich das Gefühl gehabt hätte diese Strömungen gewännen an Macht.

Und darum geht es ja. Der Rücktritt der jungen Grünen ist ja eine Folge, dass sie nicht das Gefühl haben sich in der Partei durchsetzen zu können. Eine Partei in der sich eine Solche Gruppe aber durchsetzen könnte wäre für Wähler der Mitte nicht mehr wählbar und das Risiko solchen Gruppierungen innerhalb der Partei entgegenzukommen wäre ebenso real.

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Ihr hattet auf meinen Kommentar geantwortet.
Die Grüne Jugend ist ein wichtiges Korrektiv für die Bündnis Grünen.
Ich bin seit ein paar Jahren regelmäßig beim Parteitag und verfolge die Debatten.
Allerdings wird dieser zurück getretene Vorstand wohl eher nicht vermisst …
Wir sind ein ländlich geprägter KV und leben schon seit Jahren ohne Grüne Jugend, deshalb erschüttert uns das weniger als die Tendenz, die Partei auf einen Person hin weiter zu entwickeln.
Hierüber diskutieren wir an der Basis.
Die Orts und Kreisverbände ergehen sich eher weniger in Flügelkämpfen.
Wir versuchen, pragmatische Kommunal Politik zu machen.
Im Europawahlkampf haben wir wegen der Bundespolitik der Grünen echt gelitten!
Die Frage, warum man überhaupt noch die Grünen wählen sollte, wurde uns Wahlkämpfer*innen oft gestellt.
Und was das denn mit dem Heizungsgesetz für ein Mist wäre …
Seit zwei Jahren fragen sich viele von uns, warum es dem Bundesvorstand und der Geschäftsführung nicht gelungen ist, eine Strategie zu entwickeln, sich gegen die ständigen Anfeindungen von allen Seiten zu wehren. Unsere Partei ist nicht zuletzt deshalb zum Prügelknaben der Nation geworden. Schon deshalb ist der Rücktritt des Bundesvorstandes gerechtfertigt.
Ich glaube, viele von der Basis denken so.
Trotzdem sind wir ordentlich durcheinander gerüttelt. Es ist eher eine gewisse Ratlosigkeit zu spüren als dass es schon so weit wäre, dass es um einen wirklichen Richtungsstreit ginge.
Wir brauchen gute Klimapolitik,.die zugleich auch gute Wirtschaftspolitik sein sollte.
Von all den ursprünglichen Plänen der Grünen ist in der Regierung nichts übrig geblieben. Achso: Wie war das noch? Sollte nicht ein Klimageld ausgezahlt werden??

Er spricht ja selbst beide Probleme an, diskutiert aber dann nur eins. Tut aber so, als wäre das Problem der migrantische Sexismus und dem wäre duch andere Migrationspolitik beizukommen. Alles an dieser Analyse ist schlicht falsch. Wenn mich Linkshänder schlecht behandeln, ist doch eine völlig abwegige Frage, ob man Linkshänder umschulen sollte. Reichlich deutsche Männer demonstrieren aktuell in München, dass man auch als Musterbürger genau das falsch machen kann, was Migranten vorgeworfen wird. Dass Attribut „Migrant“ hat mit problematischem Umgang mit Frauen ganz empirisch weniger zu tun, als mit dem Attribut „Mann“. Warum also soll man sich auf eine Quatschdiskussion einlassen? Zumal auf die tatsächliche, akute Bedrohung durch Rechtsextremisten, die nur noch das Rückgrat von Friedrich Merz von der Machtübernahme trennt, wenn es nächstes Jahr schlecht läuft, eben mit keinem Wort eingegangen wird. Beim Klimawandel genauso. Was einmal mehr eine typische Ausländerhasser-Ausrede übernimmt, dass die (je nach Trend kriminellen/faulen/fleißigen/engagierten/passiven/blablabla)Ausländer schuld seien, am geistig-moralischen Versagen von ca. 25% der Deutschen. Wir würden ja alles besser machen, wenn nur die Ausländer nicht so im Wege ständen. Und das von einem, vor dem AfD-Wähler ihre Töchter schützen wollen. Da fällt mir wirklich nichts zu ein.

Vielleicht überschätzt du aber einfach das Wählerpotential, das deiner Überzeugung entspricht? Ich biete einmal folgende Interpretation einer möglichen Strategie an und wäre gespannt, was du dazu sagst (dabei nehme ich die Aussagen von z.B. @Christian_B1, @Tywin_Lannister @pbf85 unter anderem) zusammen.

Grüne Stammwähler:

  • 12%, eher gehobenes, wohlhabendes Bürgertum und ihre Kinder, die in die Unistädte ziehen; vielleicht 2-3% linke Wähler mit radikaleren Forderungen tops (Grüne Jugend)
  • Die Kinder der Eltern sind grün, aber mögen auch ihren Wohlstand und haben keinen Beef mit dem System, in dem es ihnen gut ging
    Ergo: zu großen Teilen ist der Erfolg der Grünen auch von Wohlstand in diesem System abhängig

Wechselwähler:

  • Definitv mehr Potential zur Mitte als nach links; vielleicht 20% zur Mitte vs. 5% nach links

Ergo: Der Fundi-Teil ist eher hinderlich.

Folge für das Programm:

  • Klima: bleibt Kernthema und Kernkompetenz
  • Sozialpolitik: wird stark sozialdemokratisiert im Sinne der 70er80er Jahre, aber noch anschlussfähig zu CDU und SPD, um auch außerhalb der Uni Angestellte und Arbeiter zu gewinnen
  • Wirtschaftspolitik: muss nichts spezifisches haben, nur Verbindung zur Klimapolitik haben; flexibel handhabbar, gerne auch mit liberalen Tupfern, um das Feld abzugreifen
  • Gesellschaftspolitik: Bleibt als Programm (Diversität, Identitätspolitik), wird aber „merkelisiert“, also als Wohlfühlwert nach außen gebracht, aber der hart kämpferische Duktus geht völlig weg.

Das klänge für mich plausibel und hat Potential, die Grünen jenseits der 15% zu bringen.
Ernstgemeinte Frage: Würdest du das dann noch akzeptieren können oder wäre es dann nicht mehr deine Partei?

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Woher kommt diese Einschätzung?

Deine Vorschläge verkennen, dass die Grünen nicht nur Klima (ursprünglich Umwelt) als Kernthema haben. Auch Gesellschaftspolitik (Feminismus, Menschenrechte) ist ein Grundpfeiler der Partei, genauso wie zumindest für die „Fundis“ eine dezidiert linke Wirtschafts- und Sozialpolitik.
Diese vollständig zu „merkelisieren“ und nur noch als „Wohlfühlthema“ zu betrachten wäre eine fundamentale Abkehr von den seit der Gründung existierenden Prioritäten.

Solange am Ende eine wirksame, umgesetzte (nicht nur angekündigte) Klimapolitik stünde, fast egal
auf welchem Weg die ungesetzt wird, wäre ich bei dem Rest für praktisch alles zu haben. Ich halte zwar die Migrationspolitik und manches andere in Teilen für verwerflich und falsch, aber im Grunde sind mir die Toten im Mittelmeer oder an den grenzen auf dem Balkan für die wahlentscheidungen so egal wie fast allen anderen auch. Und man das schöne und schlimme: das problem wird bleiben und könnte später auch wieder humaner geregelt werden. Beim Klimaschutz ost dagegen mMn ein jetzt oder nie Moment, wenn das nicht sehr zeitnah aufs richtige Gleis kommt, werden die akuten Folgen jede Chance das Versäumnis zu reparieren zunichte machen. Aber ich halte mittlerweile die chance auf humanere und bessere Migrationspolitik fast für größer, also nicht sehr groß😕

Nun, als Partei in einem demokratischen Staat braucht man Mehrheiten….auch die Grünen

Womit wir dann woeder bei der frage von vor einigen Tagen wären: Wer ist verantwortlich, wenn Wähler dumme Entscheidungen treffen bzw. An der Wahlurne honorieren…

Denke der Ball kullert in der Mitte.

Menschen wählen aus sehr komischen Gründen komische Parteien (rechtsextrem, Frust, Trotz, Dummheit, Fake News….), aber manche Parteien haben keine Ideen, die sie mit lautem Populismus propagieren, und Parteien mit guten Ideen, die sie aber nicht erklären, deutlich machen oder durchsetzen können.

Hier spannender zweiter Teil im Podcast zur Zersplitterung von Parteien.