Hallo Ulf, hallo Philipp, erstmal möchte ich mich bei euch bedanken. Ich höre seit Beginn der Coronapandemie euren Podcast und der hat mich oft genug davor bewahrt, vor lauter Krise und Unsicherheit durchzudrehen. Eure ruhige, besonnene und transparente Vorgehensweise ist sehr angenehm! Vielen Dank für eure tolle Arbeit!
Ich kann mich gut erinnern, dass ihr zu Beginn des Krieges in der Ukraine einmal darüber gesprochen habt, dass es total in Ordnung ist, wenn man Geflüchtete nur befristet bei sich aufnehmen möchte.
Bei mir im Gästezimmer wohnt seit Ende März eine ukrainische Frau mit ihrer Tochter. Wir verstehen uns gut und ich bereue die Entscheidung nicht. Ich habe ihr damals angeboten, den Sommer über zu bleiben und den Mietvertrag dann bis Ende Oktober befristet. Wir sind seit einigen Wochen auf Wohnungssuche, was sich als sehr schwierig erweist. Es gibt bei mir in der Gegend kaum Angebote und bei den wenigen passenden, die es gibt, haben die Vermietenden große Bedenken und da sie viele Interessenten haben, entscheiden sie sich dann doch lieber für solide, deutsche Mieter*innen.
Da ich sowohl mit Tanja, als auch mit ihrer Tochter eine Beziehung aufgebaut habe, fällt es mir wirklich schwer, diese unklare Situation auszuhalten. Ich bin in den letzten Monaten oft an meine eigenen Grenzen gestoßen, u.a. da ich es nicht gewohnt bin, mit einem Kind zusammen zu leben und auch mein Haus nicht wirklich WG-geeignet ist.
Von daher möchte ich mein Wohnangebot auf keinen Fall verlängern und habe das auch so kommuniziert. Ich fühle mich aber dadurch sehr belastet und habe zunehmend Sorge, wie das ganze am Ende ausgeht. Darauf wollte ich hinweisen, dass es leicht gesagt ist, ein befristetes Angebot zu machen, das am Ende aber durchzuziehen ist wirklich hart.
Von der Gemeinde her gäbe es eine Notunterkunft, die Wohnbedingungen empfindet Tanja für sich und ihre Tochter aber als nicht tragbar. Ich kann das gut verstehen, fürchte aber, dass es am Ende darauf hinaus laufen wird, was mir wirklich leid tut.
Ich glaube, dass es viele Menschen gibt, die als Gastgebende in einer ähnlichen Situation sind und darauf wollte ich einmal aufmerksam machen.
Ich bin im März komplett ins kalte Wasser gesprungen und habe Menschen eine Unterkunft bei mir im Haus angeboten, die ich vorher nicht kannte. Dass das nicht für jeden etwas ist, verstehe ich total. Es wäre aber schön, wenn Mieteigentümerinnen jetzt bereit wären, sich auch auf Mieterinnen aus der Ukraine einzulassen - die Finanzierung der Miete durch die Jobbörse ist ja erstmal gesichert. In dieser Situation fühle ich mich gerade ziemlich überfordert und wünsche mir mehr Solidarität.
Viele Grüße,
Helene