Rückgabe von Freiheitsrechten an einzelne Gruppen ist nicht alternativlos - wie konnten wir das vergessen?

Freiheitsrechte müssen zurückgegeben werden. Dort sind wir uns alle einig. Man bekommt zurzeit manchmal den Eindruch, dass der derzeitige Kurs der Politik um Freiheitsrechte an teilimmune Menschen zurückzugeben alternativlos sei und alle anderen Positionen seien nicht rational. Das facht hier im Forum und in der Gesellschaft die Debatte weiter an, auch ich habe fröhlich mitgestritten. Mir fiel allerdings ein wirklich beeindruckendes Argument in der letzten Lage auf, für das ich sehr dankbar bin, das ich seltsamerweise überhaupt nicht mehr bedacht hatte und das auch dort irgendwie nicht zu Ende gedacht wurde. Vereinfacht:

Mit sinkender Inzidenz haben alle mehr Freiheitsrechte. Alle wollen ihre Freiheitsrechte ausüben und dass sie das tun ist gut für die Menschen, die Wirtschaft und niemand hat etwas davon wenn sie es nicht tun.

Das klingt vollkommen banal und kam hier schon hundertfach vor aber: Genau das wurde konsequent durch unwirksame Maßnahmen verhindert und damit eine Ungleichheit in der Bevölkerung geschaffen. Menschen in prekären Jobs und/oder Wohnverhältnissen (ja, junge Menschen mit Einstiegsjobs und Studierende in WG’s oder Wohnheimen gehören auch dazu) hatten am Meisten darunter zu leiden. Beispiel: Corona-Pandemie erhöht soziale Ungleichheit | Aktuell Deutschland | DW | 10.03.2021

Plötzlich ist aber die Coronapolitik aus der Schusslinie und handelt richtig, weil der derzeitige Kurs verfassungsrechtlich nur noch zulässt einer kleinen Gruppe Freiheitsrechte zu gewähren und damit die geschaffenen Probleme noch weiter zu vertiefen? Gleichzeitig verschwindet die Kontroverse komplett und wir reiben uns an Detailfragen auf?

Wir haben doch monatelang darüber diskutiert und waren uns halbwegs einig, dass Zahlen runter müssen (außer bei der konkreten Strategie natürlich :wink: ). Wir hatten eine gemeinsame Vision. Wie kommt es, dass wir das so sehr aus dem Blick verloren haben und nicht ähnliche Freiheitsrechte für alle durch starke und wirksame Maßnahmen verlangen an denen sich absolut alle Bereiche inklusive der Arbeitswelt beteiligen?

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Vielleicht könnte auch das BVerfG den (späten) „Retter aus der Not“ spielen.

Wenn man es vom Fakt überzeugt, dass ein gewisses, niedriges Infektionsgeschehen besser (oder sogar am besten) für alle ist, könnte das mMn funktionieren.

Wobei man keinesfalls auf dieses Pferd alleine setzen sollte.

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