RS-Virus bei Kleinkindern, reale Gefahr der Unterversorgung?

Hallo,

mir stellt sich die Frage, ob der „Tsunami an RSV Infektionen“ wirklich eine reale Gefahr darstellt. Den Virus gibt es schon immer und ist auch weitverbreitet. Laut RKI macht nahezu jedes Kind bis zum 2. Lebensjahr eine Infektion durch.

Im SWR Podcast sagte der befragte Mediziner, dass die Situation zwar unangenehm ist für die Kinder und Eltern jedoch nicht bedrohlich.

Hier noch eine Quelle, die es etwas drastischer formuliert:

Dann natürlich die Frage: was macht man jetzt? Die Quelle allen Übels scheint mir, wie immer, fehlendes Personal zu sein. Tut sich hier irgendetwas??
(Ich bin selber Pflegefachkraft, aber habe den Beruf vor einigen Jahren hinter mir gelassen).

Ich würde mich gerne näher dazu informieren und eure Meinung zu der aktuellen Situation hören

Mir scheint da ein Gesamtproblem aus aktueller Infektionswelle, massiver pädiatrischer Unterversorgung und politischer Fehlsteuerung zusammenzukommen.

Frage mich, was dieser Mediziner so zu Corona gesagt hat. Die erlebte Realität in einer Kinderklinik ist, dass sehr viele, sehr kranke Kinder auflaufen, quasi rund um die Uhr. Es müssen regelhaft mitten in der Nacht Kinder mit Sauerstoff auf der Nase durch’s Land gefahren werden, weil man in der 12. angefragten Klinik zum Glück noch ein freies Bett gefunden hat. Von noch schwereren, eigentlich intensivpflichtigen Verläufen fange ich gar nicht erst an.

Es ist gut vorstellbar, dass diese Situation zu eigentlich vermeidbaren Todesfällen führt. (Das gilt letztlich für alle Bereiche in einem ökonomisierten Gesundheitssystem.)

In der Kinderheilkunde kommen gerade Pandemiefolgen, Spardruck der letzten Jahrzehnte, insbesondere die unzureichende Abdeckung der personalintensiven Betreuung im DRG zusammen.
Letztlich ist es politisch gewollt, das ist alles nichts neues, eine Katastrophe mit Ansage.

Diesen Winter müssen wir da irgendwie durch, im Frühjahr ist dann alles wieder gut. Weiß nicht, ob sich da substantiell was ändern wird.

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Ein besserer differenzierter Erklärungsversuch:

Es war schon vor der Pandemie schlecht. 2019 waren alle Kinderkrankenhäuser bereits überfordert und haben Isolationszimmer doppelt belegt.

Wir haben gerade zwei Kinder mit RSV (und Mittelohrentzündung) zuhause, zum Glück nicht in der Klinik.
Ein ganz anderes Problem ist, dass wir nur mit viel Mühe ganz normalen Fiebersaft (Nurofen oder Ben-u-ron), geschweige denn Zäpfchen bekommen haben. Die Apotheken sagen alle das gleiche; Ausverkauft, Nachschub unbekannt!
Bekannte aus diversen anderen Regionen erzählen alle das gleiche; überall ausverkauft.

Antibiotika gab es in 4 Apotheken nur noch in einer und nur noch von einem Hersteller. Auskunft identisch.

Wir hätten uns nicht vorstellen können, dass wir in Deutschland mal eine solche Situation erleben würden.

Das sollte uns wirklich zu denken geben!

@Grafity Erstmal gute Besserung an die Kinder. Ja, die Arzneimittelknappheit ist schon seit einigen Monaten auffällig. Wir haben bisher Glück gehabt und meist noch was bekommen bzw. hatten noch Vorrat, aber Ibuprofensäfte sind meist nur von einem Hersteller lieferbar und wir hatten immer einen anderen. Mit den Gründen habe ich mich bisher nicht auseinandergesetzt, aber das ist auch ein interessanter Aspekt der Unterversorgung, der gerne mitaufgenommen werden kann, sollte das Thema es in den Podcast schaffen.

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Ich hatte vor einer Weile ein Seminar mit einem hohen Manager von einer Roche-Tochter. Er meinte, Grund sei vor allem die Zero-Covid Politik Chinas.

Ibuprofen (und auch Alternativen wie Diclofenac oder Paracetamol) ist ein Commodity Produkt, dessen Herstellung weltweit nur in einer handvoll Anlagen stattfindet (die meisten in Asien v.a. China und eine in Texas). Fällt nun die Produktion in China wegen der Schließung ganzer Anlagen oder die Verladung im Hafen aus, dann ist der Weltmarkt massiv unterversorgt.

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Ich bin heute vier Apotheken für Penicillin abgefahren. Bei der Vierten habe ich die letzte verfügbare Packung bekommen. Überall sonst identische Aussagen: Alles vergriffen und deutschlandweit(!) nicht zu beschaffen. Ich habe mich daran gewöhnt, dass es überall Versorgungsengpässe gibt, von Spezialteilen im beruflichen Alltag (…). Aber im medizinischen Sektor, das beginnt mir Sorgen zu machen.

Und das Bittere ist, wir wissen als Bevölkerung wie wir Infektionswellen abschwächen können. Da gäbe es auch jetzt einfache Maßnahmen wie das Tragen von Masken, die helfen würden und nicht weh tun. Oder wer krank ist, der bleibt zu Hause.

In der Pandemie gab es etliche, die das Offenhalten der Schulen mit dem Wohl der Kinder begründet haben. Die müssten sich doch auch jetzt für die Kinder einsetzen.

Ja, aber nix Gutes: https://img.welt.de/img/wirtschaft/mobile201825636/0030247857-ci3x2l-w780/DWO-WI-Alterung-Arbeitsmarkt-as-Veraenderung-Veraenderung.jpg

Neben sicherlich hausgemachten spezifischen Probleme in der Pflege und Ärzteversorgen sind wir schlicht mit der Tatsache konfrontiert, dass der Arbeitskräftepool massiv schrumpft und altert. Wir erleben davon in vielen Bereichen lediglich die ersten Auswirkungen.