Repräsentation in Politik und Medien

Hallo Liebes Laage Team,

Ich würde gern ein Thema vorschlagen, dass ich in den letzten Jahren immer mehr als Ursache von Problemen sehe.

Dabei geht es darum, wer in Politik und Medien erfolgreich ist und welche folgen das hat. Die Wahl von Trump, der Brexit oder andere Phänomene sehe ich als populisitsche Reaktion auf das Gefühl, dass die eigene Lebensperspektive von vielen „einfachen Leuten“ nicht mehr ausreichend vorkommt.

Wer schwach ist, hat keine Zeit und kein Geld um sich neben der schlecht bezahlten Arbeit und der Betreuung der Kinder in einer Partei zu engangieren oder unbezahlte Jurnalistenpraktika zu machen.

Daher kommt es dazu, dass gerade der Journalismus recht elitär ist. Perspektiven von nicht Akademiker:innen kommen kauf vor. Mich würden dazu eure persönlichen Eindrücke interessieren.
Ist es Zufall, dass dieser Podcast von zwei weißen, studierten Männern moderiert wird?

Bevor wir da in eine Ursachenforschung einsteigen, finde ich es erst mal spannend, die Fragestellung etwas zu präzisieren. Um welche Gruppen geht es dir denn genau, die vermeintlich in den Medien nicht genug vorkommen?

Nur weil Menschen persönlich zB studiert haben, heißt das ja nicht, dass sie nicht auch die Perspektive von Menschen ohne Studium plausibel vermitteln können. Für mich ist es gerade der Witz des Journalismus, dass man sich mit Menschen beschäftigt, die in einer ganz anderen Lebenssituation leben, und dann ernsthaft versucht, deren Sicht auf die Welt nachzuvollziehen.

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Die Süddeutsche hat zu dem Thema einen interessanten Beitrag veröffentlicht, bei dem es um die Zusammensetzung des Bundestages im Vergleich zur Bevölkerung geht.

Zusammensetzung Bundestag

Eine vernünftige Repräsentation kann dabei an sehr vielen verschiedenene Kriterien festgemacht werden. Hier sind ein paar Beispiele.

Migrationshintergrund
Bildungsabschluss
Beruf
Vermögen
Geschlecht
Alter
Sexuelle Orientierung
Menschen mit und ohne Behinderung
Familienstand

Es geht mir hierbei vorallem um die Wertung von verschiedenen Eigenschaften.

Jurnalist:innen und Politiker:innen sind meist studiert. Dazu müssen die Ansprüche von Lehere:innen und Professor:innen erfüllt werden, die ihrerseits auch studiert haben. Dabei geht es vorallem darum Wissen aufzunehmen und in einer (für die Bewertenden) logischen Art in der Prüfung abzurufen.

Meine These ist, dass sich damit an den Unis eine Repruduktion von bestimmten Ansprüchen entwickelt hat. Dabei wird nicht mehr Überprüft ob diese Ansprüche wirklich sinnvoll für den späteren Job sind, sonder repruduzieren sich meist unterbewusst.

Beispielsweise sind Verfahren oft komplex. Seitenlange Anträge mit juristischer Fachsprache müssen durchgearbeitet werden, um eine gewisse Leistung zu erhalten oder eine Förderung zu beantragen.

Ob das wirklich die effizienterste Art ist Dinge zu organisieren wird nicht hinterfragt, solange man selbst gut damit zurechtkommt.

Und das muss man niemandem vornehmen, denn jeder geht unterbewusst immer erst einmal von sich selbst als Standart aus.

Wenn etwas für kluge Menschen einfach zu verstehen ist, ist es eben einfach zu verstehen.

In unsere Gesellschaft brauchen wir jedoch nicht nur diese eine Fähigkeit, sonder die Kombination von vielen verschiedenen Stärken. Genauso Menschen die abstrackt Probleme mit viel Hintergrundwissen durchdenken können, als auch Menschen die praktische Fähigkeiten haben und nicht viel reden, sondern anpacken. Diese Mischung macht uns stark und erfolgreich.

Da Jurnalist:innen jedoch selbst auf der Bildungsbürgerseite stehen, messen sie oft dieser Fähigkeit zu viel Bedeutung zu.

Dabei sind viele Problem beispielsweise in der Energiepolitik die hohe Komplexität von Planungsverfahren und das es zu wenige Installationskräfte gibt.

Das Problem kann man gut an einem Beamtenwitz deutlich machen:
Was braucht man um einen Baum zu fällen?
Eine Genehmigung.

Dieser Witz zeigt, dass man immer Probleme aus seiner Perspektive sieht. Der Job des Beamten ist eben die Genehmigung, wobei sich der Holzfäller um die Kettensäge kümmern muss.

Wenn jedoch Menschen die sich besser mit Sägen als mit Paragraphen auskennen die ganze Zeit vorgeführt werden, indem man ihnen Probleme mit komplexen Anträgen macht und ihnen die Schuld gibt, dass sich damit nicht zurechtkommen, kann man sich als Beamter zurücklehnen und über den Mangel des anderen lachen.

Ich glaube einfach, dass die Debatte anders geführt werden würde, wenn in Redaktionen beim Thema Energiewende auch Elektriker:innen und KFZ-Mechatroniker:innen mit im Team sitzen würden.

Da würde es viel mehr darum gehen, dass Beispielsweise Autohäuser und Werkstädten viel weniger Geld mit Elektroautos verdienen können und es bei der Errichtung von Wallboxen viele kleine Probleme gibt, die das ganze unnötig teuer machen.

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