Die Regierung Adenauer hat aus gutem Grund eine Verbindung zwischen Rente und Lohnniveau hergestellt. Der eine Grund für die Verbindung ist die Grundannahme, dass Lohnniveau, Preisniveau, Inflation und Produktivität am Ende eng zusammenhängen (was leider aktuell für Lohnniveau und Produktivität seit einer Weile nicht mehr stimmt). Da war es sinnvoll, die Rente direkt an die Löhne zu koppeln
Der andere, viel viel wichtigere, der der wirtschaftskompetenten CDU sehr klar war, ist, das Rentner als Gruppe einen soliden Teil der Konsumnachfrage bilden. Diese - wachsende! - Gruppe von der wirtschaftlichen Entwicklung abzukoppeln heißt ziemlich viel Konsumnachfrage zu verlieren. Das kann sich die Volkswirtschaft eigentlich nicht leisten, wenn sie weiter wachsen will.
Dieses Argument verstehe ich nicht, denn Geld, dass die Rentner nicht bekommen, muss weder in Form von Steuern noch nicht in Form von Rentenbeiträgen eingenommen werden. Mit anderen Worten verbleibt die Kaufkraft dann bei der aktiven Bevölkerung. Man kann lange darüber nachdenken, wessen Kaufkraft für die Volkswirtschaft insgesamt wichtiger ist, aber im Zweifel hätten bei mir die aktiven Menschen Vorrang, weil sie ihr Geld eher für ihre Kinder und deren Bildung ausgeben als für Kreuzfahrten. Aber das ist natürlich eine Frage der persönlichen Präferenz.
Die CDU hat dich damit nur einer großen Wählergruppe angebiedert. Das was du schreibst stimmt auf vielen Ebenen nicht. Geld, dass du Rentner nicht zu spielst ist ja nicht weg, sondern steht anderen Konsumenten zur Verfügung. Außerdem haben Rentner am Ende ihres Lebens viele Güter bereits erworben und sind somit hauptsächlich für Verbrauchsgüter nötig. Es würde also mehr Sinn machen Rentenbeiträge zu senken, damit die jungen Menschen Gebrauchsgüter konsumieren. Ist volkswirtschaftlich sinnvoller. So viel zum Märchen der Wirtschaftskompetenz der Union.
Wenn die arbeitende Bevölkerung immer kleiner wird, dann kann man natürlich nicht mehr ausreichend Kaufkraft in Form von Sozialbeiträgen einfach umverteilen, sondern dann muss man mit staatlichen Schulden (Schuldenbremse bye bye) die Kaufkraft auf vernünftigem Niveau aufrecht erhalten. Darüber hinaus geben die Rentner natürlich auch nicht das Gros ihres Einkommens für Kreuzfahrten oÄ aus, sondern ganz normal für Konsumgüter.
An dieser Stelle ist es auch wichtig keine neoliberalen Mythen mehr zu verbreiten, nach dem Motto Geld muss erst erarbeitet werden bevor es verteilt werden kann und die Rentenkasse muss „finanziert“ werden. Das ist mMn im Podcast auch allzu häufig geschehen. Bei der Demografie geht es darum ob wir genügend Erwerbstätige haben um ausreichend zu produzieren und nicht wen wir ausquetschen um die Rentenkasse zu füllen.
Das Problem ist, dass Du im Alter andere Bedürfnisse hast wie in jungen Jahren. Man könnte auch sagen, wenn Du was von der Welt sehen willst, dann mach es wenn Du jung bist, denn später komme n die Kinder und dann ist mit Weltreisen nix mehr drin und wenn Du alt bist hättest Du zwar die Zeit, aber bist vielleicht nicht mehr fit genug das zu tun. Undja, als junger Mensch konsumiert man vieles was man dan im Alter als „komplett unnütze Ausgabe“ bewertet. Dafür brauchen ältere Menschen Dinge, die ein junger Mensch eher selten kaufen wird, angefangen von Wolldecken bis hin zum Rollator oder ähnlichen Hilsmitteln.
Aber selbst wenn es nur um Dinge für den täglichen Bedarf geht, wird es im Alter vielleicht schwieriger. Wenn ein Senior einen Autounfall hat, dann ist oft das Geschrei groß, dass man den alten Knackern endlich den Führerschein nehmen soll wenn sie zu alt sind um sicher zu fahren. Doch keiner sagt, wie sie ihre Einkäufe machen sollen. Der Tante-Emma-Laden um die Ecke ist fort, es gibt die Supermärkte im Industriegebiet am Stadtrand. Klar, manche Supermärkte bieten einen Lieferservice an, bei 35 Euro Mindestbestellwert und vielleicht 5 Euro Liefergebühr macht das für Menschen die eh von Altersarmut betroffen sind keinen Spaß. Zumal die wohl auch nicht so internet-affin sind um sich da eine Bestellung zu klicken.
Ich selbst bin 15 Jahre älter als Du und darf 2027 in Rente gehen. Und obwohl ich eine sehr gute Rente haben werde erinnere ich mich noch an meinen Vater, der als junger Mann in Stalingrad seine Gesundheit ruiniert hatte und dann irgendwann Frührentner wurde und von einer kargen Rente leben musste.
Vielleicht sollte man das Thema Renten mit dem Thema „Universelles Grundeinkommen“ verknüpfen?
Rentner haben ein geringeres Einkommen als der Durchschnitt der Bevölkerung und weniger Anreiz zum Sparen. Sprich: das Geld, das sie in die Hand kriegen, wird eher für Konsum ausgegeben, als in einem Immobilienfonds zu landen, wo es die Grundstückspreise in Stuttgart noch ein Mü weiter in die Höhe treibt.
Aber Nachfrage wird in Zukunft nicht unser Problem sein. Sondern dass zuwenig Arbeitskräfte da sind, um sie zu befriedigen.
Die von Euch angesprochene Anknüpfung der Rente an die Inflationsentwicklung ist (jedenfalls aktuell) keine Sparmaßnahmen gegenüber der Anknüpfung an die Löhnhöhenentwicklung, daher ist es im Grunde nur eine idiologische Frage, ob man Rentner an der Lohnentwicklung teilhaben lässt (macht wegen Umlage-Mechanismus Sinn) oder einen Kaufkraft-Ausgleich gewährt (macht wegen sozialer Komponente der Rente Sinn).
„Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, sanken die Reallöhne im Jahr 2022 damit um 3,1 % gegenüber 2021, nachdem sie sich bereits in den letzten beiden Krisenjahren rückläufig entwickelt hatten.“
Hija, das Durchschnittsalter von Kreuzfahrttouristen ist ca. 50 Jahre, also deutlich unter Renteneintrittsalter. Also bewegen sich viele zwischen 40 und 65 oder es sind viele 80jährige mit Enkeln Vielleicht kann die Lage hier kurz über die Altersverteilung aufklären? Die Statista-Statistik gibt es leider nur mit Account. Ansonsten führt dieser Seitenast wahrscheinlich eher in die Sackgasse