Reform der Sozialversicherung

Der neue Wirtschaftsweise Martin Werding sieht eine Reform der Sozialversicherung als dringend notwendig, so heute gelesen im Handelsblatt.

Viel mehr Ideen, als auch nach 2031 das Renteneintrittsalter sukzessive zu erhoehen, ist dem Artikel leider nicht zu entnehmen.

Dass aber sehr viele Menschen vom Sozialsystem profitieren, die nicht dazu beitragen oder die Mittel haetten, ihre eigenen teuren Behandlungen selber zu bezuschussen, wird nie thematisiert. Vielleicht aus Angst, politisch einer falschen Ecke zugeordnet zu werden oder Waehler zu verprellen?

Welche Konsequenzen hat es, sich der Herausforderung nicht in vollem Umfang zu stellen und ist die Regierung ueberhaupt in der Lage, diese Herausforderung ganzheitlich, konsequent und ressortuebergreifend anzugehen?

Würdest Du bitte Deine Fragen zur Reform der Sozialversicherung präzisieren? Was stellst Du zur Diskussion und welche Fragen sollte die LdN Deiner Meinung nach erörtern? Ein Themenvorschlag hier im Forum sollte eine Basis für Debatten legen. Die Diskussionsbeteiligung entscheidet dann auch mit darüber, ob das Thema für eine Lage spannend wird.

Sieht Dich bitte auch im Forum und im Lage-Archiv um (Suchfunktion), welche Bereiche der Sozialversicherung bisher diskutiert wurden.

z.B. LdN 245 Pflegeversicherung

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Was meinst Du damit? Vielleicht bleibst Du
„aus Angst, politisch einer falschen Ecke zugeordnet zu werden“ hier absichtlich im Vagen? Ist Deine Vorstellung, dass nur Personen, die selbst auch zur Finanzierung ihrer Behandlung beitragen können, auch in deren Genuss kommen sollen, oder doch das genaue Gegenteil?

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Das wäre dann aber keine Sozialversicherung, sondern nur eine Versicherung, die dann jeder für sich abschließen kann, aber keine Ahnung, worauf @ThinkTink hinaus will.

Ich finde eher, dass die Versicherung mehr in RIchtung „sozial“ entwickeln sollte. Zum Beispiel sollte es eine generelle Pflicht zur Krankenversicherung geben, Zusatzleistungen könnten dann Privat obendrauf versichert werden. Beamte sollten mit in die normale Altersvorsorge und auch diese Sonderlocken für Ärzte, Rechtsanwälte und was es da noch alles gibt, sollten abgeschafft werden.

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Das wollen Grüne, Linke und SPD schon seit Ewigkeiten. GKV als Pflichtversicherung für alle, PKV als Zusatzoption. CDU und FDP blockieren das aber ebenso seit Ewigkeiten. Das aktuelle System mit der Zweiteilung in GKV und PKV ist jedenfalls das absolut schlechteste System, eine reine Zwei-Klassen-Medizin, bei der die privat versicherten massiv Schmarotzen und sich auch noch so darstellen, als seien sie diejenigen, die stärker zur Finanzierung beitragen würden und deshalb bessere Leistungen verdient hätten. Ja, klar, wenn ich Menschen mit teuren Erkrankungen nur gegen Unsummen versichere und damit den GKVs die Finanzierung dieser Problempatienten aufbürde kann ich natürlich für meine handverlesenen, gesunden Patienten für weniger Geld eine bessere Versorgung anbieten. Fair ist das jedoch nicht. Es ist doch ein Trauerspiel, dass jeder, der sich in den 20ern selbständig macht, in die PKV wechselt, weil dort die Beiträge niedriger und die Leistungen besser sind. Und irgendwann in den 40ern oder 50ern, wenn die PKV langsam teuer wird, wird dann schnell irgendwo eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung angenommen (im Zweifel bei der eigenen GmbH…) und zack, die teuren Jahre des Lebens darf dann die GKV finanzieren…

Diese himmelschreiende Ungerechtigkeit muss doch irgendwann mal enden. Aber die FDP steht für exakt diese Art von Ungerechtigkeit.

Ansonsten zum Thema „Reform der Sozialversicherungen“:

Die Tatsache, dass der Steuersatz progressiv ist, die Sozialversicherungsbeiträge aber bei hohem Gehalt gedeckelt sind (die „Beitragsbemessungsgrenze“ für die GKV liegt bei 4.837,50 €) führt dazu, dass die Abgabenlast von Mindestlohnempfängern bei knapp 26% liegt, bei 3.000 Euro Monatsgehalt bei 34%, bei 5.000 Euro Monatsgehalt bei 40% und bei 10.000 Euro Monatsgehalt bei 45,85%.

Vordringliches Ziel einer Reform müsste es sein, dass es hier weit größere Unterschiede geben sollte. Daher: Die Abgabenlast des Mindestlohnempfängers müsste unter 20% liegen (idealerweise unter 10%), dafür müsste sie bei den höheren Gehaltsstufen entsprechend wenige Prozentpunkte höher liegen. Und das könnte vermutlich alleine durch eine Reform der Krankenversicherung schon erreicht werden, denn wenn sich die gut-verdienenden Selbstständigen (Unternehmer, Ärzte, Anwälte…) mit 25-40 Jahren nicht für Peanuts versichern könnten, sondern wie jeder Arbeitnehmer einen ihrem Gehalt angemessenen Beitrag leisten müssten, wäre schon viel gewonnen.

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Man könnte auch in eine andere Richtung gehen: Abschaffung der GKV, eine steuerfinanzierte medizinische Grundversorgung und (für die die es wollen) eine private Zusatzversorgung oben drauf.

Derzeit kann ich keinen Vorteil darin erkennen das es 97 gesetzliche Krankenkassen gibt welche weitestgehend die gleichen (gesetzlich vorgeschriebenen Leistungen) anbieten.

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Da gebe ich dir absolut Recht. Neben der bei weitem teureren Verwaltung so viele Versicherungen, wird auch noch Geld für Marketing verbrannt. Bei der AOK sind sogar in den Bundesländern getrennte Versicherungen, die sich alle einen Vorsitzenden gönnen, der genauso viel verdient^w bekommt, wie die Vorsitzenden der Deutschland weiten Versicherungen.

Ob das allerdings aus Steuergeldern finanziert werden sollte oder als Versicherung bleibt, da möchte ich mir kein Urteil bilden, da kann ich die Konsequenzen einfach nicht abschätzen.

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Ich argumentiere jetzt mal aus der neoliberal-konservativen Sicht (auch wenn das keinesfalls meiner Meinung entspricht).

Hier würde argumentiert werden, dass der Kunde durch den Wettbewerb der Kassen eine Wahlmöglichkeit hätte und der Markt sich bereinigen würde, daher: GKVs, die schlecht wirtschaften, verschwinden irgendwann vom Markt, sodass nur noch die GKVs verbleiben, die besser wirtschaften als der Staat es könnte (denn der Staat kann aus dieser Sicht natürlich generell gar nix…).

Die Gefahr einer steuerfinanzierten und somit von einem Amt verwalteten Grundversorgung würde folglich darin gesehen werden, dass diese keinem Wettbewerbsdruck ausgesetzt wäre und es folglich auch keinen Modernisierungsdruck gäbe. Diesem Argument würde ich sogar - im aktuellen Status Quo des Staatsapparates - zustimmen, denn die Tatsache, dass die Digitalisierung der Behörden in Deutschland so schrecklich langsam läuft und sich die Behörden nicht an den Interessen der Bürger orientieren (siehe aktuelle Lage-Sonderfolge) ist letztlich genau ein Ausfluss dieses Mangels an Wettbewerb, der für Ämter typisch ist.

Oder anders gesagt:
Bei 97 gesetzlichen Krankenversicherungen kann der Kundenservice (zu dem auch Digitalisierung gehört) ein Auswahlkriterium für den Bürger sein, bei nur einer staatlich finanzierten Grundversorgung wird der „Kundenservice“ letztlich so sein, wie bei jedem Amt: „Friss oder Stirb“. Oder besser: „Wenn’s dir nicht gefällt, klag doch!“.

In der Realität ist der Service (und die Digitalisierung) der Krankenkassen jedoch trotz starker Konkurrenz auch oft unterirdisch, von daher würde ich das Argument auch nicht überbewerten (aber eben auch nicht völlig von der Hand weisen).

Das ist korrekt, jedoch haben Krankenkassen hierbei ein großes Problem. Letzten Endes entscheiden sich die meisten Versicherten nach dem Preis welchen sie jeden Monat zu zahlen haben.
Versicherungen müssen also insbesondere ihre Kosten im Blick haben. Bei Krankenversicherungen sind jedoch der größte Kostenfaktor kranke Menschen. Würde hier wirklich der Markt regieren würden die Krankenkassen anfangen teure Mitglieder zu entfernen oder Leistungen nicht zu zahlen um möglichst günstig zu sein. Das ist nicht wünschenswert und bei uns auch nicht der Fall. Die Einnahmen sind relativ fix (Beitrag+ Zusatzbeitrag), die Ausgaben sind durch die Fallpauschalen gleich und die „unwirtschaftlichen Mitglieder“ (es tut mir leid, mir fällt hier nur kein besserer Ausdruck ein) werden durch den Risikokostenstrukturausgleich kompensiert.

Wir haben bei der Krankenversicherung zum Glück keinen „freien Markt“ sondern ein sehr stark regulierten System. Also bin ich der Meinung sollten wir die derzeitige Imitation eines Marktes lassen und gleich nur eine Stelle haben.

Das das bisherige System nicht vor Verschwendung bei der Digitalisierung im Gesundheitsbereich schützt zeigt folgender Artikel:

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Danke, dass Ihr meinen Themenvorschlag aufgegriffen- und schon so kompetent und zahlreich kommentiert habt.

Meine Frage war tatsächlich so gemeint wie von Euch aufgegriffen:

(Wie) kann die Sozialversicherung finanzierbar bleiben, die wir, denke ich, alle schätzen?

Und ist es überhaupt möglich, eine nachhaltige Lösung für ihren Fortbestand zu finden, ohne alle Gründe für die faktische Schieflage ganzheitlich zu betrachten und daraus konsequent Lösungen abzuleiten, ohne Angst davor zu haben, bestimmten Gruppen auf die Füße zu treten - Gutverdienern ebenso wie „unwirtschaftlichen“ Mitgliedern (sorry, ein anderer Begriff fällt mir leider auch nicht ein.)

Wenn wir die Krankenversicherung einmal, wie Ihr es spontan gemacht habt, als eine der Sozialversicherungen herausgreifen, dann fallen mir als erstes die gleichen Punkte auf wie Euch:

Als freiwillig gesetzlich Versicherte zahle ich den Höchstsatz von fast 1.000 Euro monatlich. Eine PKV wäre deutlich günstiger, aber ich will dieses „2-Klassen System“ nicht, daher unterstütze ich es auch nicht.

Viele Gutverdiener profitieren jedoch von der PKV, wie oben schon richtig bemerkt, so lange es geht, um dann durch die Hintertür wieder in die GKV zu kommen, wenn es in der PKV zu teuer wird.

Gleichzeitig muss ich währenddessen praktisch für alle Leistungen zuzahlen, natürlich nervt das, aber schlimmer noch: Es befördert die Schieflage insgesamt zunehmend.

Eure Vorschläge, wieder alle Bürger in ein System einzahlen zu lassen und die Kosten durch ein Überangebot verschiedener Kassen zu reduzieren finde ich notwendig, jedoch befürchte ich, dass es dazu nicht kommen wird, weil die Politik eben nicht immer die beste Lösung anstrebt.

Ich würde aber noch über dieses Thema hinausgehen wollen.

Eine Idee wäre, Gesundheitsfürsorge und -vorsorge finanziell zu belohnen durch zum Beispiel etwas niedrigere Beiträge. Umzusetzen wäre das durch die bereits etablierten Vorsorgeuntersuchungen beim Arzt, der zum Beispiel Normalgewicht und Nichtrauchen bestätigen könnte.

Idealerweise würde das vom Arzt elektronisch übermittelt werden und direkt in der Beitragsberechnung Eingang finden. Aktuell gibt es bei einigen Kassen ein Bonussystem, das in die Richtung geht, aber leider recht unpraktikabel ist und daher als Anreizsystem nicht so recht funktioniert.

Und wenn ich sage „ganzheitlich“, dann denke ich noch weiter, zum Beispiel an unsere Schulen, in denen Kinder und Jugendliche sich ganztags aufhalten, aber kein gesundes, warmes Mittagessen erhalten - oder nur auf freiwilliger Selbstzahlerbasis, was dazu führt, dass hier Chancen für eine gesündere Gesellschaft ausgelassen werden. Dabei wäre das Geld hier sehr viel besser investiert als in die Bezuschussung der GKV.

Oder auch ein optimiertes System für den Besuch von Fachärzten - aktuell kann jeder Bürger so oft er möchte jeden beliebigen Arzt aufsuchen. Das halte ich aus finanzieller Sicht-, aber auch im Hinblick auf die verfügbare Zeit der Ärzte für irrsinnig.

Und ja, man müsste m.E. auch überlegen, wo und wie man noch mehr Menschen zur Arbeit motivieren und hin-unterstützen kann, anstatt nur vom Sozialsystem zu profitieren. Das betrifft ja verschiedenste Gruppen und Gründe - und das meine ich mit dem „Wegschauen aus Angst, in eine falsche Schublade gesteckt zu werden.“

Übrigens auch ein Thema, das ich mehr an Schulen sehe: Vermittlung eines Verständnisses des Sozialsystems und eine bessere Begleitung in die Berufstätigkeit und damit in die Unterstützung des Systems. Ich traue mich zu sagen:; da ist sicher noch viel Luft nach oben. Auf der einen Seite orientierungslose Schulabgänger - auf der anderen Seite unzählige unbesetzte Ausbildungsstellen.

Und dann habe ich mit der Rentenversicherung noch gar nicht angefangen :wink:

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Einen ähnlichen Ansatz hatten wir bereits bei der Impfdebatte… Raucher würden fordern, dass Menschen die einen „gefährlichen“ Sport nachgehen auch mehr zahlen müssten. Man könnte fordern, dass Lehrer deutlich mehr zahlen, da die Burn out Quote hier mit am höchsten ist. Wiederum könnten einige fordern, dass Menschen, bei denen es Erbkrankheiten im Stammbaum gibt, deutlich mehr zahlen müssen. Dieser Ansatz wird in reiner Willkür enden und wäre ohne eine komplett Überwachung jedes Bürgers nicht möglich. Aus diesem Grund halte ich diesen Ansatz für extrem fragwürdig.

Das ist ja nicht gewollt. Das Bürgergeld soll relativ bedingungslos gezahlt werden. Ich höre jeden Tag das Wort „Arbeitermangel“ in Deutschland. Das interessante ist, dass die Arbeitslosenzahlen, diesen Bedarf bei weitem übersteigen. Und dabei habe ich die Menschen, die meiner Meinung nach auch Arbeitslos sind, in dieser Statistik aus kosmetischen Gründen aber nicht berücksichtigt werden, nicht mal berücksichtigt. (mir ist bewusste, dass aber einige Stellen nicht besetzt werden können) Das kann für mich nur einen Grund haben „die Menschen wollen der Arbeit, die ihnen angeboten wird nicht nachkommen“ (Ich lasse hier mal bewusste die Schuldfrage offen).
Da haben wir zwei Ansatzpunkte, die sich wahrscheinlich sogar extrem gut ergänzen könnten: 1) Sanktionen 2) Weniger Steuern, wenn man etwas dazu verdienen will.

Und das ist mMn das deutlich deutlich größere Problem, weil keine Umstrukturierung eine Mehrheit in Deutschland hätte.

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Das Stichwort ist nicht „Arbeitermangel“ sondern „FACHarbeitermangel“ das heißt dass vielen Arbeitslosen die fachliche Qualifikation für eine freie Stelle fehlt.

Ich glaube nicht, dass ein „Gutverdiener“ wieder zurück in die GKV geht. Aber die vielen Ich-AGler und Selbständige die in prekären finanziellen Verhältnissen sind werden diesen Weg wohl wählen. Für mich gehören hier die Beiträge für diese Gruppe angepasst. Auch würden Menschen, die neu in die Selbständigkeit gehen, eher in der GKV bleiben wenn es z.B. in den ersten beiden Jahren eine (vergünstigte) Übergangslösung geben würde.

was ja durch die aufgebauten Hürden ob/bis eine Leistung bewilligt wird ja oftmals schon praktiziert wird.

@ThinkTink Ich stimme dir in eigentlich allen Punkten zu, denn vieles davon klingt sozial ausgewogen und fair.
Und grundsätzlich sind unsere Sozialversicherungen bzw .das Solidaritätsprinzip darauf ausgelegt für die Menschen da zu sein (weitesgehend) ohne Wertung der persönlichen Situation.

Die Beiträge in der sozialen Krankenversicherung sind nicht vom individuellen Risiko des Einzelnen abhängig, sondern – bis zu einer Obergrenze – vom Einkommen der/des Versicherten. Die Solidarität der Besserverdienenden und Gesunden sichert die Finanzierung der medizinischen Leistungen und gewährleistet die Gleichbehandlung finanziell schlechter gestellter Menschen. Um diesen Solidarausgleich auf breitester Basis zu sichern

Auch wenn ich einige Aspekte von @derFragensteller Bedenken teile, viel gewichtiger halte ich den Punkt, dass arme Menschen öfter krank werden und früher sterben, dazu gibt es immer wieder Berichte und Studien.

Arme sind häufiger krank - Hans-Böckler-Stiftung.
Strukturell würden also auch in diesem Punkt Besserverdiener mehr von einem Belohnungssystem profitieren, als arme Menschen.

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Den Punkt der Bedenken teile ich auch, aber was man relativ gerecht machen könnte ist ein „Belohnungssystem“ durch Vorsorge, also wie schon bei den Zähnen, gehst du brav zu allen empfohlenen Vorsorgeuntersuchungen bekommst du nächstes Jahr einen kleinen Rabatt auf den Beitrag.

Da ist es ja unerheblich ob jemand öfter krank wird oder nicht, denn es geht ja darum durch frühe Diagnose Behandlungskosten zu sparen.

In dem Falle könnte man sogar sachlich begründete extra Vorsorge für unterschiedliche Berufsgruppen (Belastung) schaffen die dann eben auch extra belohnt werden.

Demnach könnte dann ein Bauarbeiter einen höheren Rabatt bekommen als ein Papierstapler im Büro.

Ich sehe nicht, dass hier „die Schuldfrage offen“ gelassen wäre. Das unterstellt den Arbeitslosen doch explizit Unwilligkeit, oder nicht? Aber @Schlossermeister hat es schon richtig festgestellt: Der Hauptgrund für den Facharbeitermangel ist die fehlende (oder falsch verteilte) Qualifikation, also Nicht Können statt Nicht Wollen.

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Ja, aber das mag andere Gründe haben außer dem oft implizit unterstellten Grund „hat eh keinen Bock irgendwas zu tun“.

Doch! Ich erlebe beides. Es gibt Firmen, die machen Angebote für AN, die ein „Witz“ sind. Aber ich sehe auch potentielle AN, die Forderungen haben, die utopisch sind. Problematisch sind mMn die Langzeitarbeitslosen (ca. 1mio Menschen), bei denen eine Wiedereinstellung mit längerer Dauer immer schwieriger wird.

Ich habe bewusst „Arbeitermangel“ geschrieben, da einfach immer offensichtlicher wird, dass nicht nur Fachkräfte fehlen. Es fehlen auch oft AN, die nur angelernt sind oder geringe Qualifikationen benötigen. Ich gehe auch nicht davon aus, dass wir die große Teile der benötigten Fachkräfte so bedienen können.

Geht das bitte Konkreter oder mit Beispiel.
So ist diese Aussage einfach nur „in den Wind gesprochen“.

Worauf der Fragensteller abzielt weiß ich nicht, aber ich kenne durch die Erzählung meiner Schwester:

Tourismussektor allgemein, die die dort gearbeitet haben, haben sich aufgrund der Pandemie umorientieren.
Ähnliches gilt für die Gastronomie.

Das Problem ist auch nicht auf Deutschland begrenzt.

Wir suchen gerade händeringend Monteure (Anlernjob), der Markt wurde nichtmal durch die Schulabgänger ausreichend aufgefüllt.

Gerne doch.
Bei mir in der Stadt hat sich ein Restaurant dazu entscheiden, 3 Ruhe-Tage einzuführen (anstatt 1 Tag), da die Kellner während Corona den Job gewechselt haben und man nun keine neuen AN bekommt.
Momentan fehlen meinem jetzigen AG einige AN, die pick&pack Tätigkeiten ausführen. Eine Ausbildung/Erfahrung wird hier nicht voraus gesetzt.

ich glaube die Liste ist hier extrem Lang…

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