Danke, dass Ihr meinen Themenvorschlag aufgegriffen- und schon so kompetent und zahlreich kommentiert habt.
Meine Frage war tatsächlich so gemeint wie von Euch aufgegriffen:
(Wie) kann die Sozialversicherung finanzierbar bleiben, die wir, denke ich, alle schätzen?
Und ist es überhaupt möglich, eine nachhaltige Lösung für ihren Fortbestand zu finden, ohne alle Gründe für die faktische Schieflage ganzheitlich zu betrachten und daraus konsequent Lösungen abzuleiten, ohne Angst davor zu haben, bestimmten Gruppen auf die Füße zu treten - Gutverdienern ebenso wie „unwirtschaftlichen“ Mitgliedern (sorry, ein anderer Begriff fällt mir leider auch nicht ein.)
Wenn wir die Krankenversicherung einmal, wie Ihr es spontan gemacht habt, als eine der Sozialversicherungen herausgreifen, dann fallen mir als erstes die gleichen Punkte auf wie Euch:
Als freiwillig gesetzlich Versicherte zahle ich den Höchstsatz von fast 1.000 Euro monatlich. Eine PKV wäre deutlich günstiger, aber ich will dieses „2-Klassen System“ nicht, daher unterstütze ich es auch nicht.
Viele Gutverdiener profitieren jedoch von der PKV, wie oben schon richtig bemerkt, so lange es geht, um dann durch die Hintertür wieder in die GKV zu kommen, wenn es in der PKV zu teuer wird.
Gleichzeitig muss ich währenddessen praktisch für alle Leistungen zuzahlen, natürlich nervt das, aber schlimmer noch: Es befördert die Schieflage insgesamt zunehmend.
Eure Vorschläge, wieder alle Bürger in ein System einzahlen zu lassen und die Kosten durch ein Überangebot verschiedener Kassen zu reduzieren finde ich notwendig, jedoch befürchte ich, dass es dazu nicht kommen wird, weil die Politik eben nicht immer die beste Lösung anstrebt.
Ich würde aber noch über dieses Thema hinausgehen wollen.
Eine Idee wäre, Gesundheitsfürsorge und -vorsorge finanziell zu belohnen durch zum Beispiel etwas niedrigere Beiträge. Umzusetzen wäre das durch die bereits etablierten Vorsorgeuntersuchungen beim Arzt, der zum Beispiel Normalgewicht und Nichtrauchen bestätigen könnte.
Idealerweise würde das vom Arzt elektronisch übermittelt werden und direkt in der Beitragsberechnung Eingang finden. Aktuell gibt es bei einigen Kassen ein Bonussystem, das in die Richtung geht, aber leider recht unpraktikabel ist und daher als Anreizsystem nicht so recht funktioniert.
Und wenn ich sage „ganzheitlich“, dann denke ich noch weiter, zum Beispiel an unsere Schulen, in denen Kinder und Jugendliche sich ganztags aufhalten, aber kein gesundes, warmes Mittagessen erhalten - oder nur auf freiwilliger Selbstzahlerbasis, was dazu führt, dass hier Chancen für eine gesündere Gesellschaft ausgelassen werden. Dabei wäre das Geld hier sehr viel besser investiert als in die Bezuschussung der GKV.
Oder auch ein optimiertes System für den Besuch von Fachärzten - aktuell kann jeder Bürger so oft er möchte jeden beliebigen Arzt aufsuchen. Das halte ich aus finanzieller Sicht-, aber auch im Hinblick auf die verfügbare Zeit der Ärzte für irrsinnig.
Und ja, man müsste m.E. auch überlegen, wo und wie man noch mehr Menschen zur Arbeit motivieren und hin-unterstützen kann, anstatt nur vom Sozialsystem zu profitieren. Das betrifft ja verschiedenste Gruppen und Gründe - und das meine ich mit dem „Wegschauen aus Angst, in eine falsche Schublade gesteckt zu werden.“
Übrigens auch ein Thema, das ich mehr an Schulen sehe: Vermittlung eines Verständnisses des Sozialsystems und eine bessere Begleitung in die Berufstätigkeit und damit in die Unterstützung des Systems. Ich traue mich zu sagen:; da ist sicher noch viel Luft nach oben. Auf der einen Seite orientierungslose Schulabgänger - auf der anderen Seite unzählige unbesetzte Ausbildungsstellen.
Und dann habe ich mit der Rentenversicherung noch gar nicht angefangen 