Recherche: autonomes Fahren und Smart Routing als ÖPNV-Lösung für dünner besiedelte Gebiete

Das ist eine sehr gute Frage. Ich kann mich da nur wiederholen und sagen, dass ich glaube, dass das mit dem aktuellen Verständnis von ÖPNV zu tun hat. Man kann einen Bus nicht dynamisch navigieren, die Leute verlassen sich auf einen Fahrplan. Niemand „bucht“ oder „reserviert“ den Bus. Die Bahn sowieso nicht, allein schon bedingt durch Infrastruktur.

„Fahrplan“ und „Abfahrtszeiten“ sind so sehr bei uns angelegt, dass viele sich nicht vorstellen können, dass man ÖPNV auch zu Wunschzeit vor der Haustür (oder einige wenige Meter entfernt) nutzen könnte.

Dazu kommt: Wie kommuniziert man, dass man fahren möchte? Klar, per App, aber kann das auch jeder bedienen, der/die auf ÖPNV angewiesen ist? Was ist mit denen, die das nicht können? Fährt für die ein regulärer Bus? Wohl kaum, lohnt sich finanziell nicht.

Gar nicht unbedingt. MOIA oder Clevershuttle versuchen/tun ja genau das, aktuell aber mit Fahrern. Das System kann ohne Probleme schon heute entwickelt, getestet und angewendet werden, den Fahrer ersetzt man halt später.

Ich denke das Hauptproblem ist, dass in alten Strukturen gedacht wird, aus welchen man nicht ohne weiteres heraus kommt. Diese verschiedenen technischen und logistischen Möglichkeiten werden ihren Vorteil (für Kunden und Betreiber) nur in Kombination ausspielen. Einzeln bringen sie keine Vorteile oder teils auch noch Nachteile zum bisherigen Verfahren.

Vielen Dank in die Runde für die vielen spannenden Links und Einschätzungen! Das hat mir schon sehr weitergeholfen.

2 „Gefällt mir“

Zum Stand der Technik ist m. E. der AI-Day von Tesla sehr empfehlenswert:

1 „Gefällt mir“

Mehrere Transporte zu kombinieren hat bereits Uber versucht, interessanterweise wird das Angebot aber wenig wahrgenommen. Es scheint so zu sein, dass die Menschen dann doch lieber den langsameren ÖPNV nehmen oder eben den Aufpreis zahlen. Ähnliche Effekte stelle ich mir auch auf dem Land vor.

Wann autonom fahrende Fahrzeuge auf Strassen mit gemischten Fahrzeugen kommen ist m.M.n noch in den Sternen.

1 „Gefällt mir“

Ich denke, in dem Tesla-Video wird von den Entwickler:innen sehr transparent dargestellt, wo die Herausforderungen beim autonomen Fahren liegen und wie man sie lösen kann. Mein persönliches Fazit des AI-Day: Autonome Fahrzeuge sind in greifbarer Nähe und es wird nur noch wenige Jahre und keine Jahrzehnte mehr dauern, bis die Technologie Einzug in unseren Alltag hält.

1 „Gefällt mir“

Ich habe das Gefühl, dass du gar nicht gelesen hast, was hier so geschrieben wurde.
Es gibt das was du hier beschreibst schon. Es Fahren schon Fahrzeuge ohne Fahrer im Mischverkehr mit. Habe z.B. ich weiter oben bereits mehrfach erwähnt. Gibt es auch schon unzählige Dokus dazu.

Autonomes Fahren existiert schon und funktioniert auch schon, es ist nur noch nicht gleichmäßig auf der Welt verteilt.
Wir sind nur noch wenige Jahre davon entfernt, dass es sich in der Fläche ausbreitet.

1 „Gefällt mir“

Ich hoffe du meinst mit Dokus nicht dieses Video, dass du verlinkt hast. Da hat die Firma Waymo einen Youtuber bezahlt (das sagt der auch selbst am Anfang) um dieses Video zu drehen. Das taugt also kaum als unabhängige Quelle.

Nein tut es nicht. Das sind alles noch Pilotprojekte.

1 „Gefällt mir“

Ist mir natürlich bewusst, ist aber nichtsdestotrotz ein gutes Video. Sonst einfach mal auf YouTube „Waymo Self driving“ suchen, dann findet man unzählige Videos von Privatpersonen/Tech-Blogs&Magazinen, die mit dem Kommerziellen Shuttleservice fahren und darüber berichten.

Ist Uber dann auch ein Pilotprojekt? Gibts ja hierzulande noch nicht. Ist „das Internet“ dann auch ein Pilotprojekt? Gibts ja auch nicht überall? Ist bargeldloses Bezahlen ein Pilotprojekt, oder war es vor 5 Jahren eins? Da war das in China z.B. schon flächendeckend im Einsatz.
Ich sehe nicht mehr, dass autonomes Fahren ein Pilotprojekt ist. Es gibt zig Hersteller die daran arbeiten es kommerziell anbieten zu können und aktuell zwei, die es tatsächlich kommerziell anbieten, für jeden der es nutzen möchte.
Abseits vom kommerziellen Nutzen ist die Technik da. Die Fahrzeuge fahren, ob jetzt kommerziell eingesetzt oder nicht. Sicher muss es noch ausgebaut werden, sicher muss es noch verbessert werden. Aber so ist das in digitalen Zeiten nun mal.

Ich denke, das wurde oben schon geschrieben bzw. wenigstens angedeutet: ein Mensch, der z. B. seinen Wagen durch eine Innenstadtsituation lenkt mit unterschiedlichsten Verkehrsteilnehmern, am Straßenrand spielenden Kindern, etc., geht Risiken ein, die kein Unternehmen zu tragen bereit sein wird.

Es ist für unsere Gesellschaft OK, wenn Fahrer von VWs jedes Jahr zehntausende Unfälle verursachen. Es ist aber absolut undenkbar, dass selbstfahrende VWs auch nur 10% dieser Schäden verursachen und das hingenommen wird. „Übermüdeter Brummifahrer überfährt Schulkind“ ist eine Meldung für die Lokalpresse. „Selbstfahrendes VW …“ würde die Aktionäre von Volkswagen dagegen umgehend ein paar Mrd an Wertverlusten kosten.

Es geht hier nicht um Technik, sondern um Kultur. An selbstfahrende Autos würde man Anforderungen an die Sicherheit stellen wie im Luftverkehr. Aber das ist inkompatibel mit der Welt da draußen, wo jeden Moment ein Fußgänger, Radfahrer oder Autofahrer etwas unbedachtes Tun kann.

Was ist die Kernaussage von deinem Beitrag?

Meinst du mich? Kernaussage: außerhalb von Autobahnen und anderen von sonstigen Verkehrsflüssen befreiten Strecken werden autonome Fahrzeuge nicht so schnell kommen. Und zwar hauptsächlich aus kulturellen/juristischen Gründen.

@Guenter Sry, ja ich meinte dich. :slight_smile:

Du meinst also, dass es wir Menschen uns schlicht nicht an fahrerlose Autos gewöhnen können selbst wenn diese so zuverlässig wie ein menschlicher Fahrer wären und dabei noch weniger Unfälle produzieren würden?

Naja, wo stehen denn die „großen“ Vorreiter gerade so:

  1. Bei Tesla muss der Fahrer nach wie vor jeder Zeit eingreifen können, das ist also noch kein echtes autonomes Fahren (Lvl 5) bestenfalls ein Testbetrieb.
  2. Waymo darf seine „Robotaxis“ nur in San Francisco fahren lassen und auch dort nicht überall, den verkehsintensiven Nordosen an der Brücke Richtung Oakland haben sie ausgespart. Das ist also auch nur ein Pilotprojekt in nicht mal einer ganzen Stadt
  3. GM Cruise sieht nicht besser aus. Die dürfen auch nur in San Francisco fahren und wohl nur mit maximal 30 mp/h. Also auch nur Testbetrieb

Oder gibt es eine Firma die schon weiter ist?

Generell sollte man, mMn, die Machbarkeit von autonomen Fahren, also komplett fahrerlos oder SAE Level 5 wie es jetzt definiert wurde, mit Vorsicht betrachten.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Entwicklung im Bereich autonomes Fahren vielleicht noch so 5 Jahre weitergehen wird. Es wird sich aber immer klarer herausstellen, dass die Technik nicht in der Lage ist die Komplexität des Straßenverkehres zuverlässig zu meistern. Die letzten finalen Probleme wird man nicht lösen können. Daraufhin werden viele Firmen ihre aktuellen Entwicklungsprogramme beendet oder massiv reduzieren.

Ein ähnliches Schicksal hat meiner Meinung nach die 3D-Brillen-Technik: Sie hatte in den 90er schon mal eine Boom-Phase und Anfang der 2010er-Jahre wieder, als man überall Fernseher mit 3D kaufen konnte. Davon sind wir auch wieder weg. Obwohl die Technik grundlegend funktioniert, ist sie einfach nicht praktikabel genug. So ähnlich wird es, denke ich, auch dem autonomen Fahren gehen.

Insgesamt sehe ich in der momentanen Euphorie beim Autonomen Fahren nur eine Begleiterscheinung eines Zyklus des sogenannten KI-Winter.

1 „Gefällt mir“

Ja, zumindest nicht kurzfristig. In einer Innenstadtsituation wäre für den Algorithmus die einzig hinreichend sichere Fahrgeschwindigkeit irgendwas um die 10 km/h. Einfach weil das Risiko, welches die menschlichen Fahrer tagtäglich eingehen, viel zu hoch ist. „Wenn jetzt ein Kind auf die Straße rennt, ist es tot“ ist ein Risiko, das ein menschlicher Fahrer implizit hinnimmt. Ansonsten kommt er nicht voran. Bei einem Algorithmus wäre dieser Tradeoff zwischen +X km/h Durchschnittsgeschwindigkeit → +Y% mehr Unfälle mit Personenschaden aber explizit - und damit wird man sich schwertun. Stand heute erwarten wir von der Technik, dass sie bei bei bestimmungsgemäßem Einsatz nach menschlichen Ermessen unfallfrei funktioniert. Akzeptabel erscheinen uns nur Unfälle infolge von technischem oder eben menschlichem Versagen.

1 „Gefällt mir“