Räumung der Geflüchtetencamps in Calais

Hallo liebes Lage-Team,
Ich melde mich bei euch mit einem Themenvorschlag, der mir sehr am Herzen liegt, aber in der deutschen Medienlandschaft leider kaum Aufmerksamkeit erreicht hat.
Seit einigen Monaten arbeite ich in Calais bei der NGO Collective Aid. Collective Aid versorgt Geflüchtete in Calais mit Non Food Items wie Zelten, Schlafsäcken und Kleidung.
Hier in Calais leben ca. 1200 geflüchtete Menschen in prekären Camps an Straßenrändern oder in Industriegebieten.
Am 10. Juli und in den darauffolgenden Tagen fand die größte Räumung der informellen Camps seit 2016 statt. Die Situation der dort lebenden Menschen war davor bereits katastrophal und von Unsicherheiten geprägt, da die Polizei alle 48 Stunden Räumungen durchführt, bei der sie den Geflüchteten Zelte und anderes persönliches Eigentum wie Schuhe oder Handys wegnimmt. Dieses Mal jedoch wurde das gesamte Gebiet eingezäunt und unbetretbar gemacht. Menschen wurden eingesperrt oder in Bussen an andere Orte transportiert und über vier Tonnen vom Eigentum der Geflüchteten wurde vernichtet. Anders als einige französische und britische Medien (wie beispielsweise „The Independent“) berichteten, lief das Ganze nicht ruhig und friedlich ab: Die Polizei setzte Tränengas ein und stand mit Schlagstöcken und Riot Gear bereit.
Viele Geflüchtete sind mittlerweile nach Calais zurückgekehrt. Da die Polizeipräsenz im ehemaligen ‚Jungle‘ nun noch höher ist als zuvor, ist es sehr schwierig für sie, an irgendeinen Ort zurückzukehren. Der französische Staat tut währenddessen so, als wären keine Migrant*innen mehr in Calais: Duschmöglichkeiten und Mahlzeiten, die zuvor zur Verfügung gestellt worden waren, gibt es nicht mehr. Für NGOs vor Ort ist es sehr schwierig, die Versorgung mit Wasser, Essen und Non Food Items wie Kleidung, Zelten und Schlafsäcken zu versorgen. Noch mehr als zuvor schlafen kleine Gruppen oder Einzelpersonen in der ganzen Stadt verteilt auf Bänken, in Parks oder vor Supermärkten, viele von ihnen mit nichts als einer dünnen Decke oder einer Plastikplane. Unter den Geflüchteten befinden sich schätzungsweise 120 unbegleitete Minderjährige. Unterstützt wird das brutale Vorgehen von der britischen Innenministerin sowie vom französischen Innenminister.
Das alles spielt sich in unserem unmittelbaren Nachbarland ab, ohne, dass deutsche Medien darüber berichten. Damit sich etwas an der Situation ändern kann, muss mehr Aufmerksamkeit geschaffen werden. Wenn ihr etwas über das Thema berichten könntet oder sonst jemand hier etwas beisteuern kann, wäre das super hilfreich!

Ich schicke noch ein paar Quellen zur aktuellen Situation mit.

Viele liebe Grüße und danke fürs Durchlesen

Eva

https://calais.bordermonitoring.eu/