Quarantäne Regelungen für die Schulen

Ihr habt in der aktuellen Folge kritisiert, dass bei Coronafällen in der Schule nicht mehr die ganze Klasse in Quarantäne muss. Unter anderem mit dem Argument, dass die Aerosole in 45 Minuten alle in einem Raum erreichen.
Abgesehen davon, dass die Verhandelbarkeit der Bildung einer der folgenreichsten Fehler der deutschen Pandemiepolitik ist, der vor allem das Leben von Kindern aus bildungsfernen Familien nachhaltig negativ beeinflussen wird, habt Ihr die Tatsache, dass Schulen mit Luftfiltern ausgerüstet sind/werden, Masken getragen und Schüler regelmäßig getestet werden unterschlagen.
Klimaschutz, Toleranz und ein friedliches Miteinander, das hängt alles mit Bildung zusammen und deswegen müssen wir als Gesellschaft alles dafür tun, dass so wenig Schule wie möglich ausfällt.

Passend dazu ist es in RLP jetzt so, dass Kindergartenkinder sobald die Nase läuft nach hause geschickt werden müssen, egal ob es weitere Symptome gibt. Wie soll das im Herbst/Winter bitte funktionieren. In dieser Jahreszeit ist eine laufende Nase quasi das Markenzeichen von Kindern. Eltern müssen nun mal auch irgendwann wieder arbeiten und können nicht dauernd die Arbeit der Kita übernehmen.

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Die Kritik ignoriert m. E. auch, dass in den weit überwiegenden Fällen die Infektionen, auf grund derer Quarantäne angeordnet wurden, nicht in der Schule entstanden und dass die allermeisten Kinder, die sich in Quarantäne befanden, sich nicht angesteckt haben. In Berlin hat ein Amtsarzt (oder Amtsärztin?) diese Quarantänen daher als „nutzlos“ bezeichnet. Zudem ist m. E. nicht einsehbar, warum bei Erwachsenen eine vorzeitige Freitestung möglich war, bei Kindern aber nicht (obwohl diese statistisch im Mittel nur 6 Tage lang infektiös sind). Wenn man das Ganze dann noch abwägt gegen die inzwischen bekannten massiven negativen Auswirkungen von häufigen Unterrichtsausfällen, dann kann ich die Kritik an einer Lockerung der Quarantäne-Bestimmungen in Schulen nicht mehr wirklich nachvollziehen.
Ich finde es fatal, dass der Fokus bei der Betrachtung der Pandemie immer noch auf Infektionszahlen bei Jüngeren liegt, anstatt statt bei den schweren Erkrankungen der Älteren. Doch anstatt über den Schutz von noch nicht geimpften Ü60 und möglicherweise trotz Impfung unzureichend geschützen Ü80 zu reden, dreht sich ein Hauptteil der öffentlichen Disskussion um Altersgruppen, über die die Stiko schreibt:

COVID-19 ist in der Regel bei Kindern und Jugendlichen keine schwere Erkrankung. Die
Mehrzahl der SARS-CoV-2-Infektionen verläuft asymptomatisch oder mit milden Symptomen;
Todesfälle bei Kindern und Jugendlichen ohne Vorerkrankungen sind eine absolute Seltenheit.
[…]
Das Auftreten von Long-COVID bei Kindern und Jugendlichen ist bisher nicht quantifizierbar.

Das mit den Luftfiltern glaube ich erst wenn ich es sehe.
Aktuell dazu:
Streit um Luftfilter-Querlüften bleibt in Bergneustadt die Lösung
Hervorzuheben die CDU:

Dem Antrag ablehnend gegenüber stand auch die CDU. Fraktionschef Reinhard Schulte sprach von vielen Halbwahrheiten, die im Umlauf seien „ und die auf keine Kuhhaut mehr gehen.“ Im NRW-Landtag sei das Thema bereits intensiv diskutiert worden, die Wissenschaft habe das Querlüften als wirksamste Lösung zur Verringerung von Aerosolen in Klassenräumen deklariert.

Dazu auch:
Hersteller warnen: Luftfilter-Bestellungen kommen zu spät

Hallo,

Hier würde mich ebenso der Hintergrund für diese Aussage interessieren.
Unabhängig von der Abwägung welche Auswirkungen die Quarantäne für die Kinder hat im Vergleich zur Ansteckungsgefahr.

Aktuell gibt es anscheinend einen hohen Anteil an infizierten Kindern.
Gibt es Auswertungen wieviele Kinder sich in der Schule anstecken? ZB ein R-Wert für Schulkinder oder wenigstens Daten wieviele Kinder sich infiziert haben wenn ein Kind positiv war?
Es kann doch eigentlich nicht sein das ganze Schulklassen in Quarantäne müssen bzw. Sitznachbarn ohne grundlegende Daten hierzu.

Mein subjektiver Eindruck bis jetzt in Köln ist dass ein Kind positiv in einer Klasse war aber daraufhin in zwei Fällen kein weiteres Kind infiziert wurde.

Hier müsste es unabhängige Untersuchungen geben und keine Annahmen aufgrund von Aerosolforschern etc.

Wir sind seit 1,5 Jahren in der Pandemie und seit Anfang des Jahres wird in Schulklassen getestet - wenigstens in NRW.
Da müsste es doch Untersuchungen geben wieviele Kinder durch ein positives Kind infiziert werden - unter Beachtung des Tragens von Masken und Lüftung?
Oder gab es bereits Superspreading Events in Klassen?

Das Problem ist doch, das es für die Schulen schlicht keine gute Lösung gibt.

Masken (und Luftfilter?) vermindern sicherlich das Infektionsrisiko. Dazu das regelmäßige Testen usw.

ABER die Kids hängen halt auch sehr lange zusammen auf zum Teil sehr engen Raum zusammen. Ich denke da kann man machen, was man will, wenn ein Kind mit Corona angesteckt ist und es nicht durch Tests identifiziert wird, dann wird es andere Kinder anstecken. Und dann muss vermutlich ohnehin die ganze Klasse in Quarantäne. Nur kann dann keiner mehr ausschließen, dass vlt im Reli Unterricht auch noch weite Kinder von der „Corona-Klasse“ angesteckt wurden. Und so geht das dann unter Umständen durch die ganze Schule.

Alternative ist die von Philip und Ulf geforderte „Hit-hard-and-early“-Strategie, bei der es wenigstens die Chance gibt, dass durch das Heimschicken einer ganzen Klasse für eine Woche, der ganze Spuk für die Schule vorerst ein Ende hat. Aber auch hier gibt es natürlich keine Garantien und das macht die Beurteilung eben so schwierig.

Bei Option 1 muss man sich den Vorwurf gefallen lassen, man durchseuche nun mutwillig, die Kinder, da diese ja nicht geimpft werden können und bei Option 2, dass die Kinder und Eltern übermäßig belastet werden, obwohl niemand krank ist. Letztlich ist es vermutlich fast schon eine Glaubensfrage, ob man es besser findet, wenn die ganze Zeit Alle leicht durch Krankschreibungen / Qurantäne einzelner Schüler / Lehrer eingeschränkt zu sein oder ob der Nutzen Aller nicht größer ist, wenn die Einschränkung für Einige heftig, aber kurz ist.