Ich bin hier sehr beunruhigt.
Vor allem geht das in Richtung einer Dystopie, wie sie in dem Film „Civil War“ visualisiert ist (ein neuer Bürgerkrieg in den USA wird aus der Perspektive von Reportern beschrieben; der Film macht überhaupt keine gute Laune und ist eher als Mahnung zu verstehen; nähere Informationen zum Film gibt es beispielsweise unter Civil War (2024) - IMDb
Maximale Eskalation, Zerstörung demokratischer Institutionen, Gewöhnung an ähnliches Vorgehen auch in anderen Bundesstaaten, sowohl auf Seiten der Bevölkerung, als auch bei Soldaten, Offizieren und Angehörigen seiner Partei. Da ihm und seinen Anhängern Lügen und Wahrheit lange schon völlig egal sind, kann er dann jeden Versuch der Demokraten, über die von ihnen regierten Bundesstaaten in irgendeiner wirksamen Form Widerstand gegen die maskierten Staatsterroristen von ICE (oder auch nicht, weiß man ja mangels Identifikation oft nicht) zu leisten, gewaltsam unterbinden.
Die Demokraten haben die Biden-Jahre nicht für das gerechtfertigte, mögliche, harte und schnelle Vorgehen gegen die Gefahr Trump genutzt. Man wollte nichts überstürzen, nicht weiter polarisieren und wer weiß, ob nicht dieses oder jenes Gerichtsverfahren scheitern könnte. Nur deswegen konnten die Republikaner eine völlig schamlos korrupte, rechtlose, gewalttätige Diktatur wählen. Weil viele Demokraten (Mandatsträger und Wähler) nicht glauben wollten, dass die andere Hälfte nicht nur reden, laufen, aussehen, wie Faschisten, sondern wirklich welche sind… Überraschung: Die meinen, was sie sagen und die wussten und wollen, was sie wählen. https://youtu.be/fMjhl9jxrug?si=LzA-21ONILfffe-7
Es passiert also genau das, was angekündigt und zu erwarten war.
Man könnte in Deutschland etwas fürs mögliche AfD-Verfahren aber auch für den Umgang mit Argumenten für rechtswidriges Regierungshandeln lernen. Aber auch hier kann so langen nicht sein, was nicht sein darf, bis es zu spät ist, schätze ich.
Ich glaube, er will die Bilder. Chaos auf den Straßen in den demokratischen Staaten. Und nur er und das Militär können die Ordnung wieder herstellen. So errichtet man einen Polizeistaat. Ja, auch mir macht die Entwicklung Angst. Wir sehen gerade live, wir eine Demokratie gekillt wird.
dystopischste Deutung, die ich dazu bisher gelesen habe: Trump arbeitet mit Hochdruck daran, sich selbst die Vorlage zu liefern um das Kriegsrecht auszurufen
Welchen langfristigen Zweck sollte Trump mit dem Ausrufen des Kriegsrechts verfolgen?
Aktuell sieht man in den USA fragwürdige Abschiebungen in der Umsetzung, die aufgrund der Proteste so nicht umsetzbar sind. Trump möchte es im Selbstverständnis als Supreme Leader aber durchsetzen und schickt dafür Soldaten. Darüber hinaus kann ich aber keinen längerfristigen Zweck für Kriegsrecht erkennen.
Magst du einmal erläutern, was deine dystopische Deutung hier ist?
Die klassische Begründung für ein Kriegsrecht ist immer, Wahlen zu unterdrücken. Ich glaube nicht, dass das in den USA funktionieren würde, dazu ist die Bevölkerung dann doch zu sehr auf Demokratie geeicht, aber vorstellen könnte ich mir durchaus, dass Trump z.B. die Mid-Terms, wenn seine Zustimmungswerte gerade schlecht sind, mittels Kriegsrecht verschiebt. Und Trump ist sich auch nicht zu schade, dann zu sagen: „Selensky macht das doch auch ständig und ihr meckert nicht, in Kalifornien ist’s genau so schlimm wie in der Ukraine“. Das wäre fast schon prototypisch Trump.
Wie gesagt, ich glaube nicht, dass das funktionieren würde, dann würde der Druck auf Trump von innerhalb und außerhalb der Republikaner (hoffentlich!) zu groß werden, aber wenn ich die letzten Jahre unter Trump eines gelernt habe, ist es, ihm absolut jeden Unfug zuzutrauen und zu befürchten, dass die Republikaner alles mit tragen, was der „supreme leader“ ihnen aufgibt… insofern ist alles möglich.
Ich glaube, er produziert Bilder für seine Stammwählerschaft in tiefroten Staaten. Auffällig ist ja zunächst auch, dass die antidemokratischen Verstöße, die ICE-Raids und die Unidrangsalierungen sich auf Städte, Staaten und Uni richten, die die Maga-Crowd hasst.
LA und San Francisco sind in etwa die Schreckgespenster, die bei unseren Rechten Berlin-Neukölln oder -Kreuzberg sind. Es werden gerade nicht die mexikanischen Erntehelfer in Texas oder die freundlichen „Wir meinen doch nicht dich“ Nachbarn ohne Papiere in Iowa auf der Schulfeier ihrer Kinder verhaftet.
Zunächst würde ich also sagen es geht um Bilder, die die Ressentiments und Rachegelüste der Stammwähler bedienen. Aber schön weit weg in Ecken, in denen Trump eh keinen Fuß auf den Boden bekommt.
Dann geht, denke ich, um gutes Fernsehen. Eine Show. So bitter es ist: Trumps Politik produziert Bilder, die man aus der Popkultur kennt. Er produziert Spannung und Unterhaltung für seine Unterstützer.
Und zuguterletzt ist dies, das gewalttätige Niederschlagen von Widerstand, glaube ich, ein integraler Bestandteil von Trumps Verständnis von Macht. Er schaut auf Putin, Xi und Erdogan und sieht Stärke. Entsprechend agiert er.
Ergänzen würde ich noch die simple Tatsache, dass Trump-Fans sich schon bei den teilweise auch in Gewalt umschlagenden Black-Lives-Matter-Protesten infolge der Tötung von George Floyd ein hartes Durchgreifen wünschten.
Schon damals kamen Autoritarismus und Rassismus zusammen.
Beides kann Trump seinen gleichgesinnten Anhängern nun wieder bieten und gleichzeitig von seinem Komplettversagen (DOGE, „Big Beautiful Bill Act“, massive Rechtsverletzungen und Gerichtsniederlagen, Zollpolitik etc.) und natürlich den Epstein Files ablenken.
Exakt, vor allem weiß Trump auch, dass gerade das Aussenden der Nationalgarde dazu führen wird, dass die Sache weiter eskaliert, statt sich zu beruhigen. Die kalifornische Regierung verfolgt den deeskalierenden Ansatz (der vermutlich ganz gut funktionieren würde), jetzt schickt Trump die Armee mit dem klaren Befehl der Eskalation rein. Durch die zu erwartende Eskalation kann Trump dann hinterher sagen: „Seht ihr, ich habe Kalifornien gerettet, ohne mich wäre da alles kaputt gegangen“, weil er es natürlich so darstellen würde, als wäre es auch ohne seine Entsendung der Nationalgarde eskaliert…
Ich habe auch nicht gesagt, dass es meine Deutung ist, sondern die dystopischste, die ich dazu bisher gelesen habe. Die Checks and Balances sind durch die Unterwürfigkeit der Republikaner ja offensichtlich mittlerweile ziemlich in Mitleidenschaft genommen.
Trump hat doch nur auf einen Anlass gewartet, so braucht er bei der nächsten Wahl nicht Vance zum Präsidenten wählen und direkt abdanken lassen, um wieder Präsident zu werden.
Ich glaube das Beängstigendste für mich, dass es irgendwie gar nicht überraschend ist und mich noch nicht mal mehr empört.
Es ist eigentlich eine beispiellose Eskalation und ein Spiel mit Menschenleben, aber ich bin so abgestumpft beim Thema Trump, dass es gar nichts mehr mit mir macht.
Und dann will ich nicht wissen, was er als nächstes macht, das mich dann noch schockieren kann.
Immerhin versuchen einige mit vernünftigen Mittel dagegen vorzugehen. Jimmy kimmel hat beispielsweise in der letzten Sendung (heute Morgen auf YouTube veröffentlich) Außenaufnahmen gezeigt, in denen ganz normale Stimmung herrscht mitten in Hollywood. Dazu stellt er einmal deutlich klar, dass die Trump handeln bei den Feuern hätten gebrauchen können, es aber jetzt bloß irrsinniges aufspielen von DJT ist.
Ist nah an meinen Gedanken. Trump kann durch die Eskalation weiter das Gewaltpotenzial innerhalb der Rechten schüren. MAGA wird weiter aufrüsten gegen vermeintlichen Anarchismus auf der Straße. Zudem testet er, wie weit er seine Macht auf die unterschiedlichen militärischen Einheiten stützen und sie mit ihrer Hilfe ausweiten kann. Vance und die rechtsradikale (weiße) Intelligentsia haben nicht Trumps Talent, Menschen zu körperlicher Gewalt anzuregen, und nicht Trumps Draht zu den „unteren Schichten“. Trump eskaliert nicht nur den Kampf gegen die Demokraten und Linken, sondern sichert sich durch Demonstration und Aktualisierung dieses Gewaltpotenzials zusätzlich gegen mögliche Anrufe auf seine Macht aus den eigene Reihen ab. Trump ist in so mancher Hinsicht dumm wie Bohnenstroh, aber eine Jahrhunderterscheinung als Demagoge.
Wohin führt das - Gedankenspiel -? Wenn sich eine Gelegenheit bietet, folgt in den nächsten Jahren vielleicht eine Art Staatsstreich. Vermutlich mit einem von Demokraten regierten Staaten als offizieller Gegner, ich tippe aber fast auf irgendeinen Miliardär als Bauernopfer. Die Beute wird dann brüderlich geteilt.
Das ist natürlich der richtige Weg, aber man darf die Macht der Propaganda nicht unterschätzen. Selbst wenn übermorgen wieder alles friedlich ist, wird FOX News noch monatelang Bilder von brennenden Autos und mexikanischen Flaggen zeigen. Bei BLM war das damals genauso: die rechte Bubble ist heute noch überzeugt, dass Portland mindestens fünfmal niedergebrannt wurde und dass in Seattle heute noch die Autonome Republik Antifa regiert.
Solange der Öffentlichkeit wichtige Informationen vorenthalten werden, wird sie zwangsläufig weiterhin zum Opfer werden, auch wenn sich die Pandemie der psychischen Gesundheit weiter ausbreitet und immer virulenter wird.
Bandy Lee ist eine forensische Psychiaterin, deren Forschungsschwerpunkt in der Gewaltprävention liegt. Sie ist derzeit Präsidentin der World Mental Health Coalition. Zuvor war sie u. a. Forschungsdirektorin für das Center for the Study of Violence (Harvard, U. Penn., N.Y.U. und Yale). In einer Reihe von Büchern hat sie sich gemeinsam mit Kolleg:innen mit Trump auseinandergesetzt.
Ja, das Gefühl kenne ich und hatte ich ganz stark auch im Kontext der Bundestagswahl, die für mich zusammen mit Trump fast zu einem mentalen Breakdown geführt hat und dazu, dass ich tagelang die Nachrichten ignoriert habe, Social Media gemieden und mich aus allem Poltischen ausgeblendet habe. Es ging mir tatsächlich besser, aber natürlich ist das genau der Effekt, den Trump und Co bezwecken. Müde machen, so dass niemand mehr hinschaut…und genau das ist gefährlich! Ich bin inzwischen der Überzeugung, dass dieses Ohmachtgefühl absolut verständlich ist, aber nicht zu Desinteresse führen darf, auch wenn es anstrengend ist, sonst haben die Demokratiefeinde gewonnen.
Die Gefahr des Bürgerkriegs sehe ich ziemlich klar dann, wenn die Anti-Trump-Demos so unter den Druck von Nationalarmee und Marines geraten, dass ein friedliches Agieren als Demonstrant schlicht nicht mehr möglich ist. Allein deren Anwesenheit in voller Kampfmontur provoziert doch, lass parallel dann noch brutalere Verhaftungswellen laufen mit schrecklichen Bildern. Wenn ich mich in die Lage derjenigen versetze, die (vielleicht zufällig) dabei sind, wie jemand gewalttätig von vermummten Überfallkommandos in ein Auto gezerrt wird, ich könnte da gar nicht anders als mich lautstark empören, mich auch davor stellen etc. Lass da mal einen Schuss fallen von diesen „Sicherheitskräften“ bzw. auch jemanden zu Tode kommen…heute morgen kam ja die Nachricht, dass Trump eine weiter verstärkte Abschiebungsaktion will. Wie hoch kann er die Schraube noch drehen, dass nicht auch ansonsten friedliche Menschen verzweifelt ausflippen? Und dann?
Ich sehe das wirklich mit größter Sorge, zumal ich auch hier bei uns von eher konservativ eingestellten Menschen höre, dass diese Abschiebeaktionen doch gerechtfertigt seien, weil diese Menschen ja schließlich Recht gebrochen haben, also illegal sind…Leute, was soll man darauf denn sagen?