Proteste in Frankreich vs. Proteste in Deutschland

Am Ende der LdN219 wurde die Frage in den Raum gestellt, ob, und wenn ja warum, im Vergleich zwischen Frankreich und Deutschland, die Proteste in Frankreich tendenziell näher auf egalitäre Forderungen fokussiert sind, wohingegen die Proteste in Deutschland tendenziell näher auf … Erhaltung von überholten Privilegien fokussiert sind. Zum Beispiel dem Privileg ohne Maske einkaufen und die Verwandten besuchen zu gehen, in einer Zeit in der das nicht mehr angebracht ist.

Das ist eine spannende Beobachtung, die nicht im Widerspruch zu meinem Gefühl steht. Wer hätte Hypothesen anzubieten, ob, und wenn ja, warum das so ist?

Als Diskussionsstarter werfe ich mal eine als Frage gestellte Hypothese in den Raum:

Haben die egalitären Lager in Deutschland vielleicht keine Ressourcen mehr frei um für ihre Interessen auf die Straße zu gehen, weil sie diese in Gegendemonstrationen aufbrauchen, gegen die PrivilegienkriegerInnen der Pegida und Querdenker Proteste?

Andere These: In Frankreich ist die Mitte der Gesellschaft es einfach mehr gewohnt, auf die Straße zu gehen, weil Streik, große Demonstrationen, ziviler Ungehorsam etc. normaler Teil des Arbeitskampfes im französischen Setting sind und bei uns eher eine Seltenheit.

Was das Demonstrieren um das Erhalten von überholten Privilegien angeht, ist es ganz lustig, dass keiner der Gesprächspartner auf die Idee kam, mal die Gelbwestenbewegung zu nennen, in der monatelange massivste Proteste in Frankreich sich genau darum drehten… naja, darum und um Existenznöte vernachlässigter Bevölkerungsschichten, also ziemlich ähnlich wie Pegida eigentlich.