Ich möchte hier wirklich nicht einseitig auf dem Mittelbau rumhacken. Gerade, auch weil Konsultationen bzw. vor allem Nachbesprechungen aus meiner Erfahrung oft nur so halb hilfreich sind freue ich mich riesig über jede Lehrperson, welche dies anders regelt. Die prekären Arbeitsbedingungen und Abhängigkeitsstrukturen sind ein riesen Problem. Viel Arbeit wird auf den Mittelbau und studentische Hiflskräfte abgewälzt. Entsprechend entgegenkommend sollte man als studentische Vertretung auch in der Erarbeitung von Lösungsmöglichkeiten sein. Es kann auch nicht sein, dass das Erarbeiten von neuen Lehr- und Prüfungskonzepten an jeder Lehrperson individuell hängen bleibt.
Nur sehe ich im Grundsatz hier eine Problematik. Man ist als studierende Person eigentlich nicht dafür verantwortlich, dass die Uni ihre Mittel schlecht einsetzt, dass Professoren ihre Lehrtätigkeit nicht ernst nehmen oder das Studienordnungen die Prüfungslast immer weiter hochschrauben. Gerade, wenn man jedoch als Vertreter in Gremien versucht dies anzusprechen und dann als Begründung auf faule Studierenden hingewiesen wird, wird es schwierig. Zu mal gerade die Vertreter*innen des Mittelbaus eigentlich auch ein Interesse daran hätten viele diese Probleme anzusprechen. Ich hoffe wirklich ihr beiden habt eine bessere Vertretung
An meiner neuen Uni sind bspw. Stellen plötzlich weggebrochen, da die Uni normale Stellen mit zeitlich begrenztem Geld vom smwk, das für Überlaststellen gedacht war, bezahlt hat. Daraufhin hat man die drei Methodenseminare in 1 monatige Blockseminare verwandelt und eine Prüfung mitten ins Semester gelegt, damit diese noch innerhalb des Auslaufens der Verträge durchgeführt werden können. Als die Verträge dann doch verlängert wurden hat man es einfach beibehalten.
Wissenschaftliche Methodik ist nun wirklich eine Kompetenz und wissen darüber gewährleistet die Anwendung dieser nicht. Daher stellt sich hier schon die Frage inwiefern eine 90 minütige Prüfung überhaupt Kompetenzen abfragen kann. Auch die Erlernung einer Methodik innerhalb von 4 Wochen ist doch etwas knapp, gerade da sich die Blockseminare dann auch mit anderen Kursen geschnitten haben. Alternativen waren teils gar nicht vorhanden, da so viele Stellen weggebrochen sind.
Ein Freund berichtete mir auch, wie ein ganzes Institut an ihrer Uni keine Mitarbeiter mehr hatte, da die WMs nicht beim Lehrstuhl sondern einem Forschungsprojekt angestellt waren und die Lehre nur zusätzlich machen sollten. Hier greifen so viele grundsätzlich Problematiken ineinander, dass ich mich schwer tue die Möglichkeiten so eng zu sehen, wie diese teils dargestellt werden. Die einzelne WM ist dafür nicht verantwortlich.
Allerdings sehe ich auch einige WMs, welche die Prüfungslast noch erhöhen durch kleinteiligere Prüfungsleistungen und Prüfungsvorleistungen. Bei uns kam diese Erhöhung der Prüfungslast bei Umgehung der Vorgaben durch die Studienordnung auch noch ausgerechnet vom Didaktik Lehrstuhl. In einem anderen Fall waren Prüfungsvorleistungen sogar explizit durch Prüfungsordnung verboten, das hat einige WMs jedoch nicht daran gehindert diese trotzdem als PVL darzustellen.
Fairerweise habe ich aber auch schon einige Studis getroffen, die sich mehr Prüfungs(vor)leitungen gewünscht haben, um die Seminarteilnehmenden zu disziplinieren. Manche Studierenden und Lehrenden haben sich auch gegenseitig verdient
Ich kann also deine Frustration mit Teilen der Studierendenschaft durchaus verstehen.
Bezüglich des Ghostwritings, meinte ich auch vor allem Studierende die gerade jetzt ihre Lebensunterhaltskosten nur dank Unterstützung der verfassten Studierendenschaften bezahlen zu können. Ich nehme mal an dass man auch eine gewisse Korrelation hat zwischen der Faulheit der Studierenden und den Herkunft bedingten finanziellen Ressourcen sehen könnte ^^
Das problem das ich sehe ist halt, dass sich gewisse Vorstellungen über Bildungs und Studierende durch das gesamte System fressen (ob bewusst oder unbewusst sei mal dahingestellt) und sich, wie auch hier im Gespräch die beiden untersten Hierarchie ebenen darum streiten, wie man eine faire und gute Ausbildung gewährleisten kann.
Es gibt auch auch andere Indikatoren, welche auf ein grundsätzliches Misstrauen in der Gesetzes oder Uni Struktur gegenüber Studierenden hindeuten bspw. strikte Bafögregelungen, hohe Langzeit Studiengebühren oder enge Exmatrikulationsregelungen, wie Semestergrenzen, Prüfungsanmeldungen ohne Rücktrittsmöglichkeit oder enge Begrenzungen beim erneuten Ablegen nicht bestandener Prüfungen.
Ein Freund von mir studiert bspw. in Dresden und der hat den Erstversuch seiner Diplomarbeit verloren, da dieser eine Semestergrenze überschritten hatte oder einmal habe ich den Fall mitbekommen, dass eine Studentin Langzeitstudiengebühren bezahlen musste, obwohl sie in einem anderen Bundesland, an einer anderen Universität ein völlig anderes Studienfach absolviert hatte.
Ich meine hierbei nicht, dass man in gewissen Bereichen nicht Grenzen setzen kann, nur sind einige dieser Regelungen so extrem eng gefasst.