Proctoring oder warum alle Studierenden faule Betrüger*innen sind

Gerichte in NRW und Schleswig Holstein haben der Überwachung von Studierenden bei Online Prüfungen zugestimmt. Letztere sogar dem Speichern von Videos während der Prüfung (zumindest vorläüfig), was die Frage aufwirft ob hier nicht eine entsprechende Software im nachinein benutzt werden könnte. Während dessen verwendet die Uni Erfurt Proctoring Software, welche Bild und Ton automatisiert auswertet.

Neben den schon bekannten Problemen von Diskriminierungen durch solche Programme, zeigt sich hier ähnlich wie bei den Schulen, dass auch Universitäten trotz einer Verpflichtung zur Digitalisierung der Hochschulen auf der Bologna Konferenz in Paris 2018 völlig überfordert sind Lehre und Prüfungen digital anzubieten. Die Länder überlassen dies meist den Hochschulen selbst und diese werden nicht tätig. Was meist übrig bleibt sind Vorurteile und Misstrauen der Lehrenden gegenüber ihren Studierenden.

Das Präsenzprüfungen keine richtige Alternative darstellen, hat sich schon in Bayern gezeigt als nach einer Prüfung über hundert Studierende in Quarantäne landeten und zum teil von anderen Prüfungen ausgeschlossen waren.
Prüfungen zu einem späteren Zeitpunkt sprich in einer entspannteren Coronalage ist nur möglich, wenn man sich den Ausfall ganzer Semester auch finanziell leisten kann. Viele studentische jobs sind weggefallen und finanzielle Unterstützung durch den Bund dauert dank karliczek lange, sofern man diese überhaupt bekommt.
Trauriger weiße springen hier vor allem die verfassten Studierendenschaften mit finanzieller Unterstützung ein, sodass diese Studierenden abhängig sind von der Solidarität ihr Komilitoninnnen.

Ich meine mich erinnern zu können ulf hat schon mal über Proctoring in Form von direkter Malware gesprochen. Dies stellt jedoch nach meiner Ansicht nur den worstcase dar. Auch, wenn diese bspw. bei toefl tests oft schon angewendet werden.
Hier würde mich interessieren inwiefern der Einsatz von Software während und nach der Prüfung legal ist?
Und die Frage inwiefern das speichern bzw aufnehmen legal ist? schließlich nimmt man bei einer Präsenzprüfung den Raum auch nicht auf. Hier sehe ich ein Problem im Gleichheitsgrundsatz. Ein studi der es in einer Präsenzprüfung schafft nicht erwischt zu werden besteht, ein studi in einer online Prüfung kann theoretisch im Nachhinein noch erwischt werden. Gerade auch im Bezug auf die automatisierte Analyse ist es fraglich, inwiefern dies die selben bedingungen seien, wie ein Mensch.

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Spannend finde ich vor allem die Teilbegründung:

Die Prüfung mit Videoaufsicht sei ein Weg, um derzeit überhaupt die Prüfung abnehmen zu können, so die Richterinnen und Richter. Denn: Eine Prüfung ohne Aufsicht sei mit dem Gleichheitsgrundsatz nicht zu vereinbaren.

Wenn man gleichzeitig die Privatsphäre schützen und den Gleichheitsgrundsatz bewahren möchte, bleiben in manchen Studiengänge mE tatsächlich kaum noch Möglichkeiten, die Prüfungen unter den aktuellen Bedingungen durchzuführen. Gerade in großen und z.B. mathematisch/technischen (aus eigener Erfahrung) Studiengängen ist es hinsichtlich des Organisationsaufwands nicht möglich, mündliche Prüfungen oder Hausarbeiten anzubieten. Eine juristische Einordnung („Privatsphäre vs. Gleichheitsgrundsatz“) würde mich ebenfalls sehr interessieren.

Eine weitere Fragestellung, die ggf. in den nächsten Wochen Relevanz gewinnen könnte, ist, ob man als Uni einen negativen PCR/Schnell/Selbsttest (von der Uni bezahlt und organisiert) für den Zugang zu einer Präsenzklausur verlangen kann.

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Hier greift allerdings auch ein größeres strukturelles Problem von Hochschulen mit rein, nämlich die chronischer Unterbesetzung vieler Lehrstühle. Letztlich fällt Korrektur und Beratung (bzw. Lehre allgemein) oft auf den Mittelbau zurück, der sich oft durch sein Abhängigkeitsverhältnis zu den Professor*innen nicht soweit organisiert, dass dieser Interessen durchsetzen könnte. Stattdessen werden die Probleme an die Studierenden weitergegeben.
Da dieser meistens schon vor dem Krise am Limit gearbeitet hat, gibt das jetzt natürlich auch nicht mal ein wenig Spielraum.

Das Testen hab ich bewusst rausgelassen, da ich einfach keine Kapazitäten hier sehe. Die zukünftigen Schnelltests werden in anderen Bereichen gebraucht, die Uni wird da an letzter Stelle kommen

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Ich kann nicht für andere Unis sprechen, aber bei uns hat man die Lehre durchaus auf die Reihe bekommen. Schwierig wirds halt bei Praktika, die normalerweise im Labor mit entsprechendem Equipment stattfinden würden. Auch (mündl.) Prüfungen haben wir unter erheblichem Mehraufwand der Mitarbeiter ermöglicht (geht sicher nicht für alle Vorlesungen - ab einer gewissen Teilnehmerzahl ist das vom Personal schlicht nicht mehr zu stemmen). Hier gibt es halt das Problem, dass solche Prüfungen prinzipbedingt immer anfechtbar sind (im Zweifel ist halt die Internetverbindung plötzlich weg). Dadurch ergibt sich zumindest langfristig ein erhebliches Problem mit dem Gleichheitsgrundsatz. Mal davon abgesehen, dass Studenten die Prüfungen problemlos mitschneiden können, was das Stellen von vielfältigen Fragen nochmal erheblich erschwert.
Das Problem jetzt auf Misstrauen und Vorurteile der Lehrenden zu reduzieren ist aber unglaublich naiv und weltfremd. Bei Prüfungen an Unis wird natürlich auch betrogen. Wo es jetzt fair sein soll, dass ein ehrlicher Student mit einem mittelmäßigen Abschluss sein Studium beendet, während ein anderer Student, der im ganzen Studium nichts gelernt hat mit Bestnote bewertet wird, weil man ihm ja blind vertrauen solle, kann ich nicht nachvollziehen. Immerhin, für manchen unterbezahlten wissenschaftlichen Mitarbeiter ergibt sich so vielleicht eine lukrative Nebeneinkunft - Prüfungen für finanzstarke Studenten ablegen (Sarkasmus).

Zur mögichen Diskriminierung durch Proctoring Software - das ist sicher ein Problem. Aber auch hier gilt wieder, es wäre naiv zu glauben, dass es einen solchen Bias bei Aufsicht durch Menschen nicht gibt. Bei Software besteht immerhin die theoretische Chance, einen solchen Bias zu erkennen und dem entgegen zu wirken.

Was die Videospeicherung angeht - das kann für Studenten auch von Vorteil sein, wenn sie z.B. eine mündl. Prüfung anfechten wollen (es soll ja Prüfer geben, die bestimmte Studenten von vornherein durchfallen lassen). Oder man stellt dann als Student fest, dass man sich auf der Dunning-Kruger-Kurve doch noch ziemlich nahe am ersten Maximum befindet (auch diese Erkenntnis kann ja hilfreich sein). Das Wichtigste wäre hier imho, die Rahmenbedingungen vernünftig zu definieren (Datenschutz, Löschfristen, wer hat Recht zur Einsicht …)

Hihi naiv, weltfremd und dunning Krüger, da ergänzen wir uns doch ganz gut in meiner geringschätzung für viele Lehrkräfte und deiner geringschätzung für viele Studierende ;). (Ironie)
Natürlich ist meine zugespitze Polemik nicht absolut zu sehen und ich hatte eigentlich gehofft, dass die Differenzierung, die gerade im Hochschulsystem schon strukturell gegeben ist, entsprechend mitgedacht wird.
Ich hatte halt auch das Pech an einer Uni zu sein die Misswirtschaft betrieben hat und die Lehre dadurch noch problematischer wurde.
Ich habe mich als Studivertreter in vielen Gremien rumgeschlagen und dort durchaus das geringe Vertrauen des Lehrpersonals in die Studis miterlebt. Diese Erfahrung wird mir auch durchaus aus von anderen Gremien/Akkreditierungsverfahren an anderen Hochschulen gespiegelt.

Es mag vielleicht sein dass es einfacher ist gegen eine diskriminierende Software vorgehen kann, da man nicht direkt eine Person angreifen muss, aber auch bei einer Software lassen sich grundsätzlich durchaus Variablen benutzen, welche die Diskriminierung verschleiern.
Wir sprechen hier auch nicht von der Bewertung von Prüfungen sondern nur von der Frage des Betrugversuchs, dessen Kritieren tendenziell deutlich weniger diffus sind. Die Entscheidungen über kritische Fälle landen auch letztlich bei den Ausschüssen und obliegen nicht der einzelnen Person.

Das Ghostwriting ist als narrativ durchaus schon durch die Medien gegeistert und wurde teilweise als Begründung für proctoring genannt. Dabei gibt das schon immer und wie du auch meintest, ist es viel zu teuer für die meisten Studis.

ich will gar nicht bestreiten, dass einige Unis das auch besser lösen, es ist nur halt Glück und wie du es beschreibst klingt es eher so dass es trotz der strukturellen Bedingungen besser geklappt hat und nicht wegen. Gerade deshalb ist es auch cool, wenn ihr da so viel ermöglicht habt.

Ich stimme dir zwar mit den Rahmenbedingungen zu, allerdings sind die Daten dann erst mal vorhanden und dann entsteht eine riesige Kette auf die man sich verlassen muss. Die Frage ist doch ob diese Daten überhaupt notwendig sind. Ich könnte jetzt hier Anekdoten aufzählen warum ich kein Vertrauen in den Umgang mit diesen Daten an Unis habe, aber ich finde dass ist etwas neben dem Punkt. Es steht außer Frage, dass man mit Daten allerlei anfangen kann, daraus lässt sich jedoch nicht ableiten, dass man diese Maßnahmen flächendeckend benutzen sollte. Abweichende Einzelfallregelungen stehen dem ja nicht im Weg.

Das narrativ hartarbeitenden ehrlichen Studierenden gegenüber dem betrügenden der scheinbar ohne Aufwand durchs Studium kommt ist doch eher eine Darstellung ad absurdum. Wenn man wirklich allein oder zu großen Teilen durch Betrügen durch Studium kommt, dann liegt das Problem wohl eher darin dass die Prüfungsform Wissen abfragt, anstatt wie in den Bologna Reformen beschlossen Kompetenzen. Ich würde allerdings sagen, dass es diese idealisierten Studierenden gar nicht gibt.
Ich will hier gar nicht die Schwierigkeiten der Situation kleinreden, man hat sich nur mit gewissen Prüfungs- und Lehrformen in eine Sackgasse manövriert, welche einem jetzt auf die Füße fallen. Anstatt dies jedoch anzuerkennen fordert man mehr Überwachung und bedient sich in der Begründung eben diesen Narrativen. Dabei zeigen gerade die Bologna Richtlinien eigentlich in eine andere Richtung. Nur spielen diese bspw. in der Akkreditierung von Studiengängen halt nicht die Rolle, welche diese eigentlich für sich beanspruchen.

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Diese Erfahrung will ich dir nicht absprechen. Ich hab da eben auch die Erfahrung „der anderen Seite“. Das geht von kreativen Sachen, wie dem gebastelten dritten Arm auf dem Tisch, damit der echte zweite Arm „unauffällig“ unterm Tisch auf dem Handy das Vorlesungsskript durchsuchen kann, über Klausuren in denen sich bei mehreren Studenten und im gleichen Wortlaut die Antworten eins zu eins aus dem Vorjahr wiederfinden - obwohl sich inzwischen die Fragestellungen geändert haben(!), was aber auf Grund fehlender deutsch/englisch-Sprachkenntnisse offenbar garnicht aufgefallen ist (die Auswendiglernleistung ist hier in der Tat beachtlich, wenn auch vergebens), bis hin zu Studenten, die eine Bestechung für das Bestehen anbieten oder wahlweise mit dem Sprung aus dem Fenster drohen, wenn man sie nicht bestehen lässt. Oder aktuell Materialwissenschaftler, die in ihrer letzten Prüfung vor der Masterarbeit sind, behaupten felsenfest, ein einfaches Ni-Cu Phasendiagramm sei viel zu schwer und unfair in einer Prüfung (obwohl es natürlich genau so in Vorlesung, Übung und den Vorbereitungsfragen auf die Prüfung vorkommt, und eigentlich zu den absoluten basics gehört), und man könne von einem Studenten doch nicht verlangen, dass er weiß, dass man nicht zwei verschiedene physikalische Größen (in dem Fall Temperatur und Konzentration) an die x-Achse schreiben kann (da finde ich dann schon, dass man mit Dunning-Kruger nicht ganz falsch liegt). Oder wenn der Student unentschuldigt 15 Minuten verspätet im Schlafanzug vor der Kamera auftaucht, nur um mitzuteilen, dass er jetzt doch keinen Bock auf Prüfung hat… Wenn sich der Ehepartner extra Urlaub nehmen muss, damit man die vielen mündlichen Prüfungen abnehmen kann, und man dann seine Zeit mit solchen „Diskussionen“ verplämpern muss, wird man schonmal etwas kritischer. Solche Erfahrungen, die leider nicht selten sind, prägen dann halt schon etwas den Blick auf den Sachverhalt. Umso begeisterter ist man dann aber auch, wenn man es mit Studenten zu tun hat, die sich wirklich bemühen. Das führt zumindest bei mir dazu, dass ich für diese Studenten faire Bedingungen möchte. Wie man das am besten erreicht, darüber kann man natürlich streiten.

Das mag für das Ghostwriting von Abschlussarbeiten zutreffen, aber z.B. bei einer mündlichen Prüfung beträgt der Zeitaufwand ggf. nur 20 Minuten - das sollte dann nicht allzu teuer sein (und kann ja auch ein Zuverdienst für einen armen Studenten sein).

Das mag für einige Studiengänge zutreffen. Und sicher kann man hier auch Verbesserungen anstreben. Aber die Lösung des Problems ist auch nicht so trivial. Eine Prüfungsform, die einerseits komplexes Zusammenhangsverständnis und Kompetenzen online abfragt, gleichzeitig ohne Kontrolle auskommt und trotzdem Betrug zumindest schwer macht, ist nicht so ohne weiteres machbar (am ehesten geht das wohl noch in einer mündlichen Prüfung - auch da weiß ich aus Erfahrung, dass bei einigen Studenten die Augen auffällig oft auf einen zweiten Monitor wandern). Hinzu kommt, gerade bei Kursen mit sehr vielen Studenten muss auch der Zeitaufwand für den Prüfer irgendwie begrenzt bleiben. Viele wissenschaftliche Mitarbeiter werden ohnehin nicht für Lehre bezahlt (im Gegenteil, die DFG verbietet das auch gerne mal für ihre geförderten Projekte, was natürlich bezogen auf den Uni-Betrieb völlig weltfremd ist). Auch der so wichtige Austausch der Studenten untereinander (und mit den Lehrenden) ist virtuell viel schwerer zu erreichen, als wenn man z.B. jeden Tag gemeinsam in die Mensa geht.

Da ich selber vor einem Jährchen die Seite gewechselt habe und nun zum Lehrpersonal zähle, kann ich viele deiner Punkte gut nachvollziehen. Ich könnte ebenfalls einige Beispiele von Studis nennen, die eine Extrabehandlung (um es freundlich auszudrücken; hierbei geht es mir übrigens nicht um Rückfragen zum Vorlesungsstoff) brauchen. Allerdings ist das bei uns die Minderheit, während ich sehr viel Spaß daran habe, mit dem Großteil der Studis zusammenzuarbeiten. Leider machen aber bei uns diese ca. 10% der Studis, die eine Extrawurst brauchen, 90% der Arbeit aus.

Hier stimme ich absolut zu. Häufig wird in diesem Zusammenhang ja auch eine Kofferklausur ohne Kontrolle in Spiel gebracht, was aber das Grundproblem nicht löst, dass irgendeine fremde Person bei der Lösung der Klausur hilft.

Am Ende des Tages gibt es also in meinen Augen nicht die perfekte Lösung für Prüfungsformate in Corona-Zeiten (zumindest in manchen Vorlesungen). Daher müssen irgendwo Abstriche gemacht und eine Abwägung getroffen werden. Da eine realisistische Besserung der Pandemielage nicht in Sicht ist und wir den Studis, die sich derzeit durch Corona in vielerlei Hinsicht in einer schwieirigen Lage befinden, eine Verschiebung der Klausuren auf gut Glück mE nicht zumuten können, sollten Online-Klausuren um jeden Preis stattfinden. Sofern eine Überwachung wg. Persönlichkeitsrechten nicht möglich ist, sollte das Lehrpersonal in meinen Augen akzeptieren, dass Studis schummeln könnten.

Ich möchte hier wirklich nicht einseitig auf dem Mittelbau rumhacken. Gerade, auch weil Konsultationen bzw. vor allem Nachbesprechungen aus meiner Erfahrung oft nur so halb hilfreich sind freue ich mich riesig über jede Lehrperson, welche dies anders regelt. Die prekären Arbeitsbedingungen und Abhängigkeitsstrukturen sind ein riesen Problem. Viel Arbeit wird auf den Mittelbau und studentische Hiflskräfte abgewälzt. Entsprechend entgegenkommend sollte man als studentische Vertretung auch in der Erarbeitung von Lösungsmöglichkeiten sein. Es kann auch nicht sein, dass das Erarbeiten von neuen Lehr- und Prüfungskonzepten an jeder Lehrperson individuell hängen bleibt.
Nur sehe ich im Grundsatz hier eine Problematik. Man ist als studierende Person eigentlich nicht dafür verantwortlich, dass die Uni ihre Mittel schlecht einsetzt, dass Professoren ihre Lehrtätigkeit nicht ernst nehmen oder das Studienordnungen die Prüfungslast immer weiter hochschrauben. Gerade, wenn man jedoch als Vertreter in Gremien versucht dies anzusprechen und dann als Begründung auf faule Studierenden hingewiesen wird, wird es schwierig. Zu mal gerade die Vertreter*innen des Mittelbaus eigentlich auch ein Interesse daran hätten viele diese Probleme anzusprechen. Ich hoffe wirklich ihr beiden habt eine bessere Vertretung :slight_smile:

An meiner neuen Uni sind bspw. Stellen plötzlich weggebrochen, da die Uni normale Stellen mit zeitlich begrenztem Geld vom smwk, das für Überlaststellen gedacht war, bezahlt hat. Daraufhin hat man die drei Methodenseminare in 1 monatige Blockseminare verwandelt und eine Prüfung mitten ins Semester gelegt, damit diese noch innerhalb des Auslaufens der Verträge durchgeführt werden können. Als die Verträge dann doch verlängert wurden hat man es einfach beibehalten.
Wissenschaftliche Methodik ist nun wirklich eine Kompetenz und wissen darüber gewährleistet die Anwendung dieser nicht. Daher stellt sich hier schon die Frage inwiefern eine 90 minütige Prüfung überhaupt Kompetenzen abfragen kann. Auch die Erlernung einer Methodik innerhalb von 4 Wochen ist doch etwas knapp, gerade da sich die Blockseminare dann auch mit anderen Kursen geschnitten haben. Alternativen waren teils gar nicht vorhanden, da so viele Stellen weggebrochen sind.
Ein Freund berichtete mir auch, wie ein ganzes Institut an ihrer Uni keine Mitarbeiter mehr hatte, da die WMs nicht beim Lehrstuhl sondern einem Forschungsprojekt angestellt waren und die Lehre nur zusätzlich machen sollten. Hier greifen so viele grundsätzlich Problematiken ineinander, dass ich mich schwer tue die Möglichkeiten so eng zu sehen, wie diese teils dargestellt werden. Die einzelne WM ist dafür nicht verantwortlich.

Allerdings sehe ich auch einige WMs, welche die Prüfungslast noch erhöhen durch kleinteiligere Prüfungsleistungen und Prüfungsvorleistungen. Bei uns kam diese Erhöhung der Prüfungslast bei Umgehung der Vorgaben durch die Studienordnung auch noch ausgerechnet vom Didaktik Lehrstuhl. In einem anderen Fall waren Prüfungsvorleistungen sogar explizit durch Prüfungsordnung verboten, das hat einige WMs jedoch nicht daran gehindert diese trotzdem als PVL darzustellen.
Fairerweise habe ich aber auch schon einige Studis getroffen, die sich mehr Prüfungs(vor)leitungen gewünscht haben, um die Seminarteilnehmenden zu disziplinieren. Manche Studierenden und Lehrenden haben sich auch gegenseitig verdient :smiley:
Ich kann also deine Frustration mit Teilen der Studierendenschaft durchaus verstehen.

Bezüglich des Ghostwritings, meinte ich auch vor allem Studierende die gerade jetzt ihre Lebensunterhaltskosten nur dank Unterstützung der verfassten Studierendenschaften bezahlen zu können. Ich nehme mal an dass man auch eine gewisse Korrelation hat zwischen der Faulheit der Studierenden und den Herkunft bedingten finanziellen Ressourcen sehen könnte ^^

Das problem das ich sehe ist halt, dass sich gewisse Vorstellungen über Bildungs und Studierende durch das gesamte System fressen (ob bewusst oder unbewusst sei mal dahingestellt) und sich, wie auch hier im Gespräch die beiden untersten Hierarchie ebenen darum streiten, wie man eine faire und gute Ausbildung gewährleisten kann.

Es gibt auch auch andere Indikatoren, welche auf ein grundsätzliches Misstrauen in der Gesetzes oder Uni Struktur gegenüber Studierenden hindeuten bspw. strikte Bafögregelungen, hohe Langzeit Studiengebühren oder enge Exmatrikulationsregelungen, wie Semestergrenzen, Prüfungsanmeldungen ohne Rücktrittsmöglichkeit oder enge Begrenzungen beim erneuten Ablegen nicht bestandener Prüfungen.
Ein Freund von mir studiert bspw. in Dresden und der hat den Erstversuch seiner Diplomarbeit verloren, da dieser eine Semestergrenze überschritten hatte oder einmal habe ich den Fall mitbekommen, dass eine Studentin Langzeitstudiengebühren bezahlen musste, obwohl sie in einem anderen Bundesland, an einer anderen Universität ein völlig anderes Studienfach absolviert hatte.
Ich meine hierbei nicht, dass man in gewissen Bereichen nicht Grenzen setzen kann, nur sind einige dieser Regelungen so extrem eng gefasst.