Private Smartphones an Schulen

DIE Expertin aus pädagogischer Sicht ist Silke Müller, Digitalbeauftragte des Landes Niedersachsen und Lehrerin an einer digitalen Schule. Vielleicht könnt Ihr sie für ein Interview gewinnen.

Zu dem Thema dürfte ihr Buch „wir verlieren unsere Kinder“ Pflichtlektüre sein (der Titel mag reißerisch daherkommen, inhaltlich ist das Buch wohlüberlegt und voller realer Erfahrungsbeispiele der Lehrerin zum Thema private Smartphones der Kinder in der Schule und generell).

Silke Müller hat 2024 vor dem EU Parlament gesprochen:

https://silkemueller.com/mediathek/

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Hallo liebes Lage-Team,
Ihr wolltet Rückmeldungen zum Thema „Smartphones in Schulen“. Ich möchte auf den tollen Podcast unseres Lehrers Jens Wenzel hinweisen „Tagel & Therapie“. In seiner ersten Folge berichtet er über ein Pilotprojekt an unserem Gymnasium in Köln, das ich als Vorsitzende des Fördervereins unterstütze. Wir führen als erste öffentliche Schule Deutschlands sogenannte „Smartphonetaschen“ ein, in die die Geräte während des Unterrichts gelegt werden müssen, so dass sie zwar im Besitz der Schüler und Schülerinnen sind, jedoch nicht genutzt werden können. Wenn Sie dieses Thema interessiert, kann ich sicher gerne einen Kontakt zu Herrn Wenzel vermitteln.
Viele Grüße und danke für den tollen Podcast
Katrin Schaal

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Das private Smartphone ist nicht mehr das einzige Problem.
Von einer befreundeten Lehrerin habe ich die Info, dass die Schüler an ihrer Schule ein Tablet gestellt bekommen. Dies ist aber mit einem ganz normalen Betriebssystem ausgestattet und nicht hinreichend eingeschränkt. Es gibt für das Lehrpersonal keine Möglichkeit die Funktionen (Zum Beispiel Lautsprecher oder Kamera) frei- oder abzuschalten.

Digitales Lernen ist super wichtig, aber ich würde sagen die Kultusministerien müssten sich, wenn das Geld für Tablets da ist auch IT-Support leisten. Ein Custom-„Bildungs“-OS sollte auf den Tablets laufen um Mißbrauch auszuschließen und Kontrolle zu ermöglichen.

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Die Frage ist dann aber ja auch wieder wie man das im Alltag handhabt. Lautsprecher und Kamera komplett außer Betrieb zu setzen ist sicher nicht zielführend, immerhin gehören auch Apps mit Audio, Filme, etc. zum Anwendungsbereich des Tablets. Auch die Kamera wird bei diversen Anwendungsfällen verwendet. Wenn dies jedes mal von einem Lehrer für den Einzelfall freigeschaltet werden müsste würde das den Lehrern weitere Zeit von ihrem eigentlichen Job wegnehmen.

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Ein einfaches Backend für Lehrer würde ja ausreichen. Ein Knopfdruck schaltet die gerade benötigten Funktionen für alle Schüler in der Klasse an oder aus. Zeitaufwand für den Lehrer wären wenige Sekunden, aber es bräuchte dann natürlich spezialisierte Software, die man eventuell für die Kultusministerien beschaffen müsste.

Aktuell werden Lehrer und Mitschüler hinter ihrem Rücken gefilmt und während des Unterrichts zu Memes verarbeitet.

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Das klingt bizarr.
Hier in Frankreich haben sie an meinem alten Collège 1-2 Sätze Tablets, die für verschiedene Klassen und Fächer gebutzt werden, und ich glaube, die Möglichkeiten der SuS sind beschränkt…

Im modernen Unterricht ist es aber nicht zwangsläufig so, dass alle das gleiche am Rechner machen. Das mindeste wäre also eine individuelle Einstellung, sonst kann man es sich sparen. Und dann muss natürlich sichergestellt sein, dass die Einstellung auch für daheim passend ist.

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Geofencing über das Schul-WLAN, Gruppenregeln… Alles ist machbar ohne die Lehrer damit zu belasten.

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Tatsächlich meinte ich mit daheim die Hausaufgaben, die ja nicht zwangsläufig zuhause gemacht werden, sondern ggf. ja auch in der Schule, z.B. in der Nachmittagsbetreuung oder vor dem Nachmittagsunterricht.
Und wie gesagt sind die Anwendungen ja individuell. Der eine soll ein Referat vorbereiten, der andere ein Plakat, noch einer lediglich etwas recherchieren, etc.

Auf was ich hinaus will ist lediglich, dass dort wo ich Einblick habe Kamera und auch ggf. Ton regelmäßig genutzt werden müssen, weil gerade solche Projekte mit dem Tablet gemacht werden. Wenn dann dafür aber ohnehin die Kamera aktiviert werden muss, dann ist die Frage ob es jetzt wirklich das dringlichste Problem ist ein extra OS zu entwickelt welches all das kann. Zudem denke ich, dass ein Deaktivieren bestimmter Funktionen sogar zumindest bei iOS über die installierten Apps auch heute schon möglich ist.

Für mich ist die Diskussion gerade ein Beispiel welches eher dafür steht wieso wir in Sachen digitaler Unterricht nicht vorankommen.

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Ich glaube das Smartphone an sich ist nicht das Problem, eher der uneingeschränkte Internetzugang den dieses, bei technischer Unkenntnis der Eltern, bereitstellt.
Ich glaube der folgende Spot aus der Schweiz zeigt das Problem sehr plakativ.
https://youtu.be/tixkem59YZs?si=XY45EP0WC5Tqs6tp

Ich habe meine Kinder an einer Schule, an der Smartphones von der ersten bis zum Abitur in der Schule untersagt sind. Auch für die Eltern, die den Schulhof betreten. Das Angebot des Faches „Informatik“ ist jedoch an der Mittelstufe auf dem Lehrplan.
Meine Kolleginnen mit Kindern beneiden mich dafür, dass ich das Thema der Handynutzung bei uns zu Hause kein Thema ist.

Aus meiner Sicht ist es nicht die technische Unkenntnis, sondern die fehlende Medienkompetenz. Und das ist aus meiner Sicht auch das grundlegende Problem. Denn viele Eltern haben Medienkompetenz in der Schule nicht gelernt und die Lehrer entsprechend ebenfalls nicht. Somit kommen Kinder mit dem Internet in Kontakt ohne darauf vorbereitet zu sein.

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Des Weiteren ist es mittlerweile eine so ideologisch geführte Diskussion, dass wir in einer Berufsschule über ein Handyverbot diskutieren. Jedem sollte klar sein, dass die Nutzung von Medien fast in jedem Beruf eine Rolle spielen. Zu glauben, ein Handyverbot würde die Probleme der Kinder und Jugendlichen lösen, finde ich sehr kurz gedacht. Auf jedem Endgerät (Laptop/iPad…) kann heute Social Media aufgerufen werden. Sollen Kinder und Jugendliche ohne die Nutzung von digitalen Endgeräten aufwachsen? Denn das wäre die Konsequenz. Das ist nicht zeitgemäß. Ich sehe die Verantwortung in erster Linie bei den Eltern, wie oben in dem YT-Clip dargestellt. Eltern könnten Schule/Lehrer auch gerne unterstützen und damit könnte in der Gesellschaft Medienkompetenz aufgebaut werden. Denn wir brauchen eine resiliente Gesellschaft, die Kompetenz in Bezug auf Medien hat. Hier noch eine Empfehlung eines Menschen, der sich immer sehr für Medienkompetenz bei Kinder und Jugendlichen einsetzt. https://www.markus-gerstmann.de/ Noch eine Anmerkung zu Handytaschen: Es sind i.d.R. die Zweit- oder kaputte Handys, die in die Handytaschen wandern… Plötzlich müssen während des Unterrichtes Kinder und Jugendliche öfter und länger auf die Toilette… warum nur? Verbote zu umgehen hatte schon immer einen besonderen Reiz…

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Ich muss sagen, ich bin da etwas zwiegespalten. Der Schluss, ein Verbot wäre nur aus-den-Augen-aus-dem-Sinn-Politik und ein Zeichen fehlender Medienkompetenz erscheint mir zu kurz.

Wir wissen, dass gerade Social Media darauf ausgelegt ist, psychische Schwächen des Menschen auszunutzen. Gerade die großen Tech-Konzerne investieren Unsummen in ihre Algorithmen und in Strategien, wie diese die Menschen am besten „hooken“ können. Wir wissen auch, dass Kinder und Jugendliche anfällig für die damit einhergehenden Probleme sind und dass der Effekt von Social-Media auf Selbstbild, Selbstbewusstsein und die Aufmerksamkeitsspanne signifikant sein kann.

Ein konstruktiver Umgang damit muss vielleicht kein Verbot beinhalten. Ich glaube aber auch nicht, dass so ein Umgang ein Verbot automatisch ausschließen würde. So spricht ja erstmal nichts dagegen, Smartphones zum Beispiel im Medienunterricht oder bestimmten anderen Unterrichtseinheiten zu erlauben, auch wenn sie im restlichen Schulalltag trotzdem verboten sind.

Außerdem frage ich mich, was denn der Status Quo ist. Als ich zur Schule ging (also bis vor ~7 Jahren) waren Smartphones an Schulen bereits untersagt. Es gab zwar keine verschlossenen Smartphonetaschen, aber wer am Handy erwischt wurde, musste es abgeben. Ist das mittlerweile nicht mehr so verbreitet?

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Wir hatten in der Schule einen Elternabend u.a. über Medienkonpetenz der Eltern. Fazit, die Eltern haben keine Chance. Die Schwarmintelligenz der Kinder ist viel viel, viel größer und stärker. Wenn, dann hilft nur Vertrauen. Selbst wenn man beim eigenen Kind alles optimal einstellt, oder das Smartphone wegnimmt, gibt es 100 andere am Schulhof, in der S-Bahn oder sonst wo die alles anschauen können. Hintertürchen gibt es in vielen Apps, ist ja auch Sinn der Sache. Selbst wenn ich YouTube sperre kann ich an Android Smartphones über WhatsApp jeden YouTube Link öffnen und dann ist das Tor offen. Lösung ist ja nur Vertrauen und Erziehung und beten.

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Was ich eher interessant finde, ist die Divergenz des Old-school Lehrplans, der nicht an die neue Zeit (beispielsweise ki oder Ähnliches) angepasst ist. Unterrichtet wie vor 10,15 Jahren (beispielsweise an der Grundschule), dennoch beginnen die Kinder ab der dritten oder vierten Klasse mit Smartphone rum zu rennen.
Entweder man bindet diese adäquat in den Lehrplan und die Schule ein, oder verbietet sie in der Schule.

Die Frage ist was man überhaupt mit einem Verbot meint und was man erreichen will. Ein Verbot der Nutzung im Unterricht ist ja nichts übertriebenes und vergleichbar damit, dass man früher auch keinen Walkman nutzen durfte.

Ich glaube um hier nicht aneinander vorbeizureden sollte man vor allem die Zielsetzung erstmal auf einen gemeinsamen Nenner bringen.

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Das ist eins der Probleme. Medienkompetenz ist nicht zu wissen wie man die Geräte oder Apps der Kinder einschränkt, sondern welche Aktivitäten welche Folgen haben bzw. haben können. Welche Folgen hat es, wenn dein Foto irgendwo gepostet wird? Welche Folgen hat ein Post wie dieser hier? Usw.
Anfangs kann es durchaus sinnvoll sein Zugang und Apps zu beschränken. Aber sobald Kinder etwas älter sind, sollten sie so viel wissen haben, dass sie alleine mit dem Internet klar kommen. Ja, da wird auch Mal was in die Hose gehen, aber so im großen und ganzen wäre das aus meiner Sicht der Weg.

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Wir haben in der Schule Applegeräte und die brauchen die Kinder dann zum Lernen und du als Elternteil siehst gar nicht mehr, ob da jetzt gerade gelernt oder gesurft wird (meine Eltern konnten das nch klar sehen: sitzt am PC, also zockt er wieder). Dementsprechend musste das Gerät Freizeitfrei halten, aber die Schule tut da gar nix (aus rechtlichen Gründen, weil du ja das Gerät gekauft hast) und da haste am ehesten noch ne Chance, wenn du selber auch Apple hast und die Geräte als Familie verschaltest. Wir haben Android und können das Tablet nur mit einem Appleaccount verbinden, wo man sich auf dem Gerät selbst einloggt. Wenn also das Kind eine App installieren soll/will, muss ich als Vater ein Passwort eingeben! Klingt sicher, aber turns out: Kinder tauschen untereinander ne Logging-App und kriegen so Elternpassworte. → Schwarmintelligenz schlägt Eltern-Medienschulung :frowning:

Sehr wenig hilfreich ist hier natürlich, dass sehr viele Lehrer schlicht selbst wenig Kompentenzen in Medien und Software Nutzung haben. Da nutzt auch das beste System nichts, wenn es die Fachkraft nicht bedienen kann. Hier müsste es wie in der freien Wirtschaft wesentlich mehr Druck zur Weiterbildung geben. Und dass das mobile Endgerät im Unterricht nur benutzt wird wenn es auch genutzt werden soll muss man doch bitte nicht diskutieren. Bei uns war es früher normal, dass das Mobiltelefone (kein Smartfone) lautlos in der Tasche bleibt. Ich sehe aber auch nicht wieso man vor der 7. Klasse zwingend ein eigenes Tablet/Smartfone braucht. Ich bin aus der IT-Branche und sehe den Sinn ehrlich nicht. Schulgeräte die entsprechend eingerichtet sind ja, aber privat? Wieso?

Sinnigerweise bindet man die Eltern mit ein damit diese auch zu hause das Gerät verwalten, allerdings sehe ich da eben auch die Pflicht bei den Eltern sich dort reinzuarbeiten. Das Kinder und Jugendliche durchaus Eltern ausstechen können ist klar, war bei mir schon vor 20-25 Jahren so, aber das heißt ja nicht dass man dann gar nichts tun kann. Die Kinder erziehen, selbst Vorbild sein was die Nutzung der nobilen Endgeräte angeht usw. Ist am Ende des Tages wie bei allem, wenn die Eltern es nicht vorleben (gesunde Ernährung, Sport, Toleranz) werden die Kinder wahrscheinlicher ebenfalls falsch abbiegen.

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In Dänemark ist man - wie auch in anderen, eher digital-affinen skandinavischen Ländern - inzwischen sehr skeptisch, was die Nutzung von Smartphones an Schulen betrifft. Die Diskussion dreht sich eher darum, ob ein generelles Verbot besser wäre oder ein freiwilliger Verzicht in Absprache zwischen Schülern und Lehrern bzw. Schulen, wie dieser Beitrag beleutet: