Pflicht Smart Meter Gateway - Kann uns der Strom ausgeschaltet werden?

Ziel der Bundesregierung ist es, alle Stromverbraucher (öffentlich wie privat) mit Smart Meter Gateways austatten zu lassen.
Damit lassen sich die tatsächlichen Verbräuche jedes Abnehmers darstellen und das Ablesen kann „im Vorbeifahren“ geschehen.

Ein viel schwerwiegender Punkt dabei ist jedoch, dass auch von außen auf die Verbraucherstellen zugegriffen werden kann. Dabei soll das Netz stabiliert werden und Spitzen abgebaut. Was jedoch soviel heißt, dass das Laden des Autos oder die EInschaltung der Wärmepumpen von extern ausgeschaltet werden kann.

Ich würde mir hierzu gern eine tiefere Recherche und Analyse gerade in bezug auf Datensicherheit wünschen.

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Smart Meter für Strom - und auch am Besten für Wärme (Gas, Fernwärme) wären vor allem dann sinnvoll, wenn ich als Verbraucher ohne großen Aufwand meinen monatlichen, wöchentlichen, täglichen oder sogar stündlichen Verbrauch komfortabel ablesen und auswerten könnte - am Besten per App.

Nur so kann der Verbraucher sehen, welche Sparmaßnahmen sich wie auswirken und ob es unerwartete Mehrverbräuche gibt. Wenn man nur 1x um Jahr eine Info bekommt, unterstützt das den Verbraucher beim Energiesparen kaum.

Bislang gibt es für Strom Smart Meter nur eine IR Schnittstelle, an die man Lösungen anschließen kann. Ohne Stromanschluss und WLAN in der Nähe vom Meter bringt das nix.

Es gibt auch Smartmeter mit 4G/LTE. LTE ist zwar im Keller häufig auch eher mäßig verfügbar - für die wenigen Daten reicht es aber meist.

Dass es dazu Pläne gibt, ist unbestritten, siehe z.B. hier zu den Plänen einer Drosselung von Wärmepumpen und Wallboxen:

Bündnis kritisiert geplante Drosselung für Wärmepumpen, Wallboxen und Co.

Das macht letztlich auch Sinn. Natürlich hat es einen faden Beigeschmack, nicht mehr selbst über das Einstöpseln oder Einschalten völlig autonom entscheiden zu können, ob die Wärmepumpe oder die Ladestation auf maximaler Leistung läuft, aber andererseits ist das Stromnetz nun mal eine hochkomplexe Angelegenheit und wenn wir es gesellschaftlich zum Ziel machen, sehr viel mehr Extremverbraucher an das Netz anzuschließen, die längere Zeit laufen sollen (und das sind Wallboxen und Wärmepumpen nun einmal) müssen wir uns Gedanken machen, wie wir verhindern, dass es zu Leistungsspitzen kommt, die sonst zum Blackout führen könnten. Bisher hatten wir nur Durchlauferhitzer als Extremverbraucher (mit 20 kWh durchaus enorm!), aber Warmwasser lassen die Leute halt nur für ein paar Sekunden, vielleicht mal wenige Minuten (wenn sie ein Bad füllen oder Duschen) laufen, da kam es nie zu Leistungsspitzen, die das Stromnetz an den Rand eines Blackouts bringen könnten. Aber wenn in Zukunft tatsächlich das E-Auto und die Wärmepumpe der Standard sein soll, muss man sich Gedanken machen, wie man das bewerkstelligt.

Das gleiche gab es in Texas übrigens schon mit Klimaanlagen, weil es auch dort die ernsthafte Gefahr eines Blackouts gab..

Eine Remote-Notabschaltung von Wallboxen oder Notdrosselung von Wärmepumpen ist daher sinnvoll, wenn sonst ein konkreter Blackout drohen würde. Auch die intelligente Steuerung der Ladevorgänge eines e-Kfz macht Sinn, z.B. dergestalt, dass grundsätzlich erst die Autos priorisiert werden, die unter 50% Batterie-Kapazität sind und der Rest eben nach vorhandenen Kapazitäten befüllt wird (dann u.U. langsamer).

Smart Meter brauchst du auch, um flexible Stromtarife zu nutzen. Wenn man sein E-Auto bei viel Stromangebot für ein paar Cent laden kann, wird den meisten der Datenschutz schnuppe sein. Mir auch…

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Da gibt es eine bessere Lösung als zentrale Steuerung, nämlich flexible Strompreise. Beispielsweise könnte man sagen, dass in Hochlastzeiten Strom einfach x mal so teuer ist wie normal. Nun könnte jeder Verbraucher sich ein Preisprofil (absolut oder relativ) definieren, nach dem er die Wärmepumpe oder die Wallbox betreiben möchte (zum Beispiel < 10ct/kWh beziehe ich maximal 100% der max. Leistung, von 10<=x<30 drossele ich mich selbst auf max. 70% Leistung, bei 30<=x<50 auf 30% und >50 auf nur noch 10%, Zahlen ohne Einheit sind in ct/kWh).

Außerdem sollte es noch einen Button geben, der für einen Zeitraum x den Bezug zu jedem Preis ermöglicht. Dieser Preis sollte dann transparent angegeben werden.

Die Netzbetreiber könnten basierend auf den Standardlastmodellen, den Erzeugerprognosen und den Preiseinstellungen der Nutzer jetzt die Kritikalität des Netzes bewerten und einen Sonderzuschlag erheben, so dass nur soviel Last erzeugt wird wie das Netz hergibt.

Mehreinnahmen können zur Abfederung sozialer Härten an Bedürftige ausgeschüttet werden. Außerdem sollte es ungedrosselte „Stromtankstellen“ mit gedeckeltem Maximalpreis geben um zu verhindern, dass jemand das Auto dringend braucht, aber sich das Laden nicht leisten kann.

Der Vorteil an diesem Modell ist, dass nicht eine zentrale Institution alle Nutzer über einen Kamm schert, sondern jeder Kunde nach seiner individuellen Notwendigkeit selbst seinen Stromverbrauch kontrollieren kann. Ich bin mir sicher, dass das auch die Akzeptanz der Nutzer erhöht.

Der Nachteil liegt in der dringend nötigen Digitalisierung und dass für solche Einstellungen zwingend Wärmepumpe und oder Auto in einem vom Hausnetz getrennten Stromkreis hängen sollten. Das ist aber schon heute in vielen Neubauten der Fall.

Das ist durchaus auch ein denkbares System, wobei hier die klassische Kritik von „der Markt regelt das“-Systemen gilt:

Das Hauptproblem, wenn man den Markt solche Dinge regeln lässt, ist, dass derjenige, der viel Geld hat, bei begrenzten Ressourcen immer Priorität genießen wird, weil er sich den steigenden Preis „leisten kann“. Während der preissensible Geringverdiener sein Auto in Hochlastzeiten dann nicht laden kann, obwohl für ihn der Bedarf durchaus signifikant höher sein kann als für den Großverdiener, sind letzterem die Preise egal. Auch hier kommt es zu einer Fehlsteuerung, weil der individuelle Bedarf und die individuelle Zahlungsbereitschaft aufeinander fallen (dh. der Reiche ist bereit, viel mehr Geld für einen viel weniger wichtigen Bedarf zu zahlen).

Das ist letztlich wieder eine ideologische Frage, ob man eine Regelung durch den Markt oder durch den Staat will. Regelung durch den Markt ist in der Regel feingliedriger, Regelung durch den Staat in der Regel fairer. Bei einer Regelung durch den Staat gibt es mehr Fehlsteuerungen, dafür aber zumindest nicht nur Fehlsteuerungen zum Vorteil der Reichen, wie dies bei einer Regelung durch die Märkte eigentlich immer der Fall ist.

Ich würde wie so oft ein System irgendwo in der Mitte bevorzugen. Gerne darf es generell durch Marktmechanismen gesteuert sein, aber es muss auch sehr starke Ausgleichsmechanismen geben. So starke Ausgleichsmechanismen letztlich, dass das System irgendwo zwischen Markt- und Staatsregelung liegt.

Habe ich das nicht hier nicht deutlich genug adressiert?

  • soziale Ausschüttung der Mehreinnahmen
  • Stromtankstellen mit gedeckeltem Preis

Der aktuelle Lösungsansatz mit fixer Drosselung für alle hat einen großen Nachteil. So könnte der Nutzer gedrosselt werden ohne dass er das rechtzeitig merkt.

Andi (S.) Vielfahrer, einflussreicher CSU Politiker, kommt nun nach Hause und hängt das fast leere Auto an die aktuell ungedrosselte Wallbox. 15 Minuten später findet eine starke Drosselung statt weil zu wenig Strom im Netz ist oder zuviele Personen gleichzeitig ihr Auto angehangen haben. 2 Stunden später setzt er sich ins Auto für eine geplante längere Fahrt zur Wahlkampfveranstaltung in Bayreuth und stellt fest, dass der Akku noch immer recht leer ist.

Klar hätte er sein Auto auch an eine immer ungedrosselte öffentliche Ladestation hängen können, aber warum sollte er wo er doch auch Zuhause laden kann. Dass die Wallbox kurz nach seiner Ankunft gedrosselt wird, konnte er ja nicht wissen.

Daher braucht es eine Lösung, die es Andi ermöglicht dafür zu sorgen, dass das Auto bei Bedarf priorisiert mit maximaler Leistung geladen wird. Damit das aber nicht jeder ständig aktiviert und so jedes Netzmanagement unmöglich macht, braucht es einen finanziellen Anreiz. Noch besser wird es wenn jeder variabel seine Priorität (über den Preis) bestimmen kann.

Gleiches gilt natürlich auch für Olaf S., Robert H. oder Daniel K.

OT: Die Welt wäre vielleicht heute eine bessere, wenn Andi S. und Peter A. mit einem Auto am Straßenrand liegengeblieben wären, statt es nach Berlin zu schaffen, um dort die Energiewende zu sabotieren.

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