Covid-19 Perspektive: Die Mehrheit muss lauter werden

Ich habe das Gefühl, dass in diesem Forum gerne viel und auch nuanciert diskutiert wird. Deswegen dachte ich hole ich mir hier einfach mal ein paar Meinungen ein:

In der örtlichen Lokalzeitung wurde heute berichtet, dass der Stadtradt die Mehrheitgesellschaft hinsichtlich den üblichen Coronadebatten auffordert „lauter und deutlicher Stellung zu nehmen“.

Einerseits finde ich es ja gut, dass auch die Impfbefürworter ihre Stellung signalisieren sollen. Gerade aktuell habe ich das Gefühl, dass die mediale Debatten alleinig von der Gegenseite dominiert wird.
Andererseits sehe ich auch nicht, wie es zum jetzigen Zeitpunkt noch etwas bringt, dass ich sozusagen privat in die Schlacht ziehe für etwas was die Regierung meiner Meinung nach längst hätte umsetzen sollen. Insbesondere finde ich es eine Zumutung, dass impliziert wird, die „Mehrheit“ müsse doch nur lauter werden, um der Politik die Stärke zu geben, etwas umzusetzen. Es wurde doch schon alles gesagt. Hochkarätige Beiträge wurden geschrieben und Argumente wurden ausgetauscht. Wie soll da ein „lauter werden“ jetzt wirklich noch zu Akzeptanz und Umsetzung bspw. einer Impfpflicht führen?

Es fühlt sich alles so an, als wären wir in einem Limbo gefangen und die Entscheidungsträger gucken zu. Und jetzt kommt oben drauf, dass ich mich meinem familien- und freundeskreisnahen Coronagegnern lauter entgegenstellen soll. Been there, done that.

Im vergangenen Dezember habe ich im Whatapp-Status einfach nur Beiträge geteilt, die beleuchten, wie sicher und sinnvoll die Coronaimpfung ist. Schließlich hatte ich den Eindruck, dass die Leute einfach nur mehr Informationen brauchen. Was war das Ergebnis dieser Aktion? Unendliche Diskussionen. Eine einfache Statusmitteilung ohne irgendwen anzuschreiben liefert schon so viel Frust und Gegenwillen. Und überzeugt hat es am Ende trotzdem keinen.

Ich habe mir stundenlang Zeit genommen, um mir die Dinge anzuhören, Videos von Skeptikern reinzuziehen und dann mit Referenzen zu Artikeln aus der (Fach-)Presse die Fakten darzulegen. Aber am Ende kamen wortwörtlich nur „Das hast du ja gut ausgearbeitet, aber unterschätze niemals das Bauchgefühl bzw. den Mutterinstinkt“ oder „Das klingt alles schlüssig und du hast die Diskussion gewonnen, aber verkauft hast du nichts.“

Viel schlimmer noch. Es wurde dann irgendwann die Schiene in Richtung „Dieser wissenschaftliche Kram ist total hochtrabend und komm mir mal lieber nicht damit. Stattdessen interessiere dich lieber für das Wohl deiner Familie“. Dem kann man wirklich kein rationales Argument mehr entgegenbringen. Auch wenn man als Teil der Mehrheitsgemeinschaft „lauter“ wird.

Das ist natürlich alles nur anekdotisch, aber angesichts dieser Eindrücke fehlt es mir wirklich an Perspektive, warum es jetzt sinnvoll sein soll, noch mehr auf Konfrontationskurs mit denjenigen zu gehen, die nicht überzeugt werden wollen. Ich finde es schon jetzt zermürbend bei jeder Privatveranstaltung (bspw. das letzte Weihnachtsfest) zu überlegen, ob es ethisch vertretbar ist, sich jetzt noch mit stolzen Ungeimpften zu treffen. Fun fact: Insbesondere diese Grübelei zeigt mir immer wieder, dass Maßnahmen wie „Nur 2 Personen, sobald einer ungeimpft“ die Verantwortung extrem weit in das Feld der Privatpersonen schießt.

Warum sollte man als Privatperson sich jetzt noch mehr Verantworung und Streit ins Haus holen? Hat da jemand ein paar kluge Ideen, um meinen Frust vielleicht wieder ein bisschen ins richtige Licht zu rücken? Wie seht ihr das?

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Die Frage, die du dir stellen musst, ist:
Gehst du hier gegen Impfgegner auf die Straße oder gegen Staatsfeinde?
Meine Ansicht ist, dass wenn die Impfgegner die Staatsfeinde nicht hätten, die sie ständig in ihrer Meinung bestärken würden und den Eindruck geben würden, hier ihre Grundrechte verteidigen zu müssen, wären sie gar nicht auf der Straße.
Es ist eine gewisse Hilflosigkeit, jetzt zu Gegendemonstrationen aufzurufen, aber vielleicht wichtig, denn die gleichen Leute werden zu mobilisieren versuchen, wenn sie die nächste Sau durchs Dorf treiben können.

Die dritte Option ist richtig: Man soll nicht gegen jemanden sondern für etwas auf die Straße gehen. Dass man inzwischen nichts mehr erreicht, wenn man die Gegner umstimmen will, haben wir alle schon erlebt. Unsere Aktionen müssen sich also nicht an die richten sondern an die Entscheidungsträgys. Klar macht das die Motivation noch mal ein Stück schwieriger, gerade weil ja „schon alles gesagt“ ist. Aber dabei muss uns klar sein, dass die Politik beim Ausschöpfen ihres Handlungsspielraums nicht mehr so sehr auf die rationalen Argumente sondern oft auf die Mehrheit schaut. Deswegen muss es publik gemacht werden, wo die Mehrheit steht.

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Es ist doch seit mehreren Monaten publik, wo die Meinung der Mehrheit steht. Jetzt muss ich mich zusätzlich dazu noch jeden Montag auf die Straße stellen um der Mehrheitsmeinung noch Nachdruck zu verleihen?