Paxlovid in Deutschland

Mein Partner und ich sind gerade für ein Jahr zum Studium in den USA und sind letzte Woche leider an Covid erkrankt. Da ich Asthmatikerin bin und daher als Risikopatientin gelte, wurde mir bei der Diagnose sofort das Medikament Paxlovid angeboten, welches schwere Verläufe, Krankenhauseinweisungen und Todesfälle (laut Studien für die Notfallzulassung) vermeidet, wenn man das Medikament in den ersten 5 Tage nach Symptombeginn einnimmt. Wichtig ist hierbei, dass das Medikament noch im Stadium des leichten bis mittelschweren Verlaufs früh gegeben wird. Wenn sich bereits ein schwerer Fall entwickelt, kann es nicht mehr eingesetzt werden bzw. wirkt nicht mehr (so gut).Ich nehme das Medikament nun an Tag 4 von 5 und habe gute Erfahrungen gemacht.

Nun zum Themenvorschlag: Da ich das Medikament selbst nicht kannte, habe ich eine schnelle Googlerecherche zur Lage in Deutschland angestellt und habe festgestellt, dass dieses auch in Deutschland zugelassen ist, aber kaum verschrieben wird (anscheinend wegen Unwissenheit/Unbekanntheit!- auch aus meiner Familie kannte das Medikament niemand und niemand hat es bei Infektion erhalten (trotz Risikopatient:innenstatuts)). Nun droht sogar die Vernichtung von großen Teilen der von Deutschland erworbenen Dosen. Da täglich im Schnitt immer noch über 100 Patientinnen und Patienten versterben, scheint es, als hätten Todesfälle vermieden werden können. Auch die Krankenhäuser hätten entlastet werden können.

Hier wurde auch darüber gesprochen/geschrieben: Corona-Medikament: Hunderttausenden Packungen Paxlovid droht Vernichtung - DER SPIEGEL ; Covid-Medikament Paxlovid: Corona-Pille in Deutschland Ladenhüter | tagesschau.de

Was meint ihr?

Beste Grüße aus Atlanta
Pauline

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Nachtrag: ich bin geimpft und geboostert. Mir wurde es trotzdem „zur Sicherheit“ gegeben.

Ich hatte auch vor paar Wochen Corona, das Medikament war mir bis eben völlig unbekannt, auch mein Hausarzt hatte dazu aber auch nichts erwähnt - interessant ist es alle mal.
Bei einer kurzen Recherche bin ich auf den Artikel gestoßen, das seit 19.08 Hausärzte das Medikament direkt an die Patienten abgeben dürfen.

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Hallo Pauline, liebes Lageteam,

auch mich bewegt die Diskussion bezüglich Paxlovid augenblicklich sehr intensiv - allerdings aus einem ganz anderen Blickpunkt heraus. Als hausärztlich tätiger Internist stehe ich wie alle meine Kolleginnen und Kollegen erneut vor der Frage, von was müssen wir Patienten überzeugen, zu was sollen wir sie überreden und wo gebietet es die Verantwortung lieber erst mal abzuwarten.

Diesen Fall hatten wir initial mit den Impfungen und um dies hier in dieser Diskussion gleich klar zu stellen: Die IMPFUNG ist und war alternativlos - ist es auch heute noch und zusammen mit dem Tragen einer effektiven Maske der best belegte Schutz für Infektion (und somit auch einen schweren Verlauf).

Bezüglich des Paxlovid stellt es sich (stand heute) so dar - dass es gut ist, es in Reserve für den geeigneten Patienten zu Verfügung zu haben. Die sind nach der aktuellen Studienlage Patienten ÜBER 65 mit einem insgesamt erhöhtem Risiko. Somit ist für mich (stand heute) auch nicht sicher, ob du Pauline, mit (zu vermuten) unter 65 Jahren und „nur“ einem Asthma bei zusätzlich ausreichend gutem Impfstatus wirklich von diesem Medikament profitiert hast. Beachten muss man, dass dieses auch der HIV-Therapie bereits bekannte Medikament recht gut erforschte „Wechselwikungen“ mit einer Großzahl anderer Medikamente hat - viele Medikamente aus der Infektionstherapie (interessant für Tranplantationspaitentn), Blutverdünnung (sehr häufig notwendig bei älteren Menschen) und vielen mehr. Damit wird es auf keinen Fall unbrauchbar - aber man sollte zumindest darüber nachdenken - ob es für den einzelnen Patienten ggf. mehr Risiko bedeutet an einem pausierten oder reduzierten Herzmedikament ein Problem zu entwickeln oder an der gerade diagnostizierten COVID Infektion zu versterben. Dies muss nach meiner Meinung auch ganz klar für Geimpfte und Ungeimpfte getrennt voneinander beurteilt werden.

Ich halte die in meinen Augen grenzpolemische Anklage gegen die Hausärzte, die sich einer lebensrettenden Therapie verweigern für das falsche Signal sowohl gegenüber den betroffnen Patienten (wie sollen die ihren behandelnden Hausärztinnen und Hausärzten noch vertrauen) als auch den angesprochenen Fachkolleginnen und Fachkollegen.

Ja, wir hausärztlich Tätigen müssen hier am Ball bleiben - sollten das Medikament kennen und in der Lage zu sein den Einsatz mit den Patienten zu besprechen. Wir müssen bereit sein rasch zu handeln - aber für alle Kolleginnen und Kollegen, die bereits im Rahmen der Impfkampagne in vorderer Reihe mitgearbeitet haben, halte ich die Bereitschaft viel und mehr für ihre Patienten zu tun für generell gegeben.

ANBEI für ich an meinen Leserbrief (Auszug) an den SPIEGEL - der auf den „PAXLOVID-SKANDAL“-Artikel Bezug nimmt:

  • Das Nebenwirkungsspektrum und vor allem die Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sind vielgestaltig und teils hochgradig. Es sind nicht einzelne Medikamente, die hiervon betroffen sind, sondern doch „eine ganze Menge“, die teilweise in der angesprochenen Gruppe der älteren und kränkeren Patienten sehr häufig in der Dauermedikation enthalten sind.

  • Unklar und in Ihrem Artikel nicht erwähnt ist die potentielle verminderte Immunität der COVID-Patienten, hervorgerufen durch die antivirale Therapie, NACH der Infektion. Ich halte das im Hinblick auf die geforderte Verhaltensweise „Behandelt sie alle!“ für zumindest zu hinterfragen, ob wir denen, die geimpft waren und auch ohne eine Therapie einen milden Verlauf gehabt hätten (und in meinem Umfeld sind das in den letzten 6 Monaten ALLE von mir behandelten und betreuten COVID-Patienten gewesen) nicht die weiter sich stabilisierende Immunität vor den nächsten Wellen?

  • Auf die potentielle Resistenzentwicklung haben Sie hingewiesen.

  • Die Risikoreduktion von mindestens 65-jährigen Patienten mit weiteren Risikofaktoren für die stationäre Aufnahme (schwerer Verlauf) und Versterben konnte für Ungeimpfte sehr sicher dargestellt werden - für geimpfte Ältere mit Risikofaktoren (bei insgesamt geringen Zahlen aufgrund der bereits durch effektive Impfung hervorgerufenen Risikoreduktion) jedoch in der Regel nur suggeriert werden (Verfehlen der statistischen Signifikanz) - und dies halte ich in diesem Fall für absolut nicht trivial! Wenn in einer nicht all zu großen Kohorte nicht 3 von 500 versterben, sondern nur 2 klingt die Reduktion des Risiko zwar (30%) beeindruckend (sowas mit ein Medikament erst einmal schaffen!), aber kann nicht auf die Gesamtbevölkerung verallgemeinert werden.

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