Habe soeben den LdN319 Podcast gehört. Könnte man diese Paritätsdiskussion vielleicht einmal neutral vornehmen? (ggf. unter Hinzunahme von Experten). Es klingt immer wieder durch, dass Parität quasi als Naturgesetz umzusetzen ist. Grundsätzlich bin ich persönlich für die Gleichbehandlung unabhängig von jedwedem Unterscheidungskriterium. Aus meiner Sicht sind aber derartige Quotenregelungen eher das Gegenteil von Gleichbehandlung.
Wenn ich mir die Mitgliederanteile der Parteien gemäß dieser Quelle anschaue, so sieht man, dass die Grünen mit 40% Frauenanteil den Spitzenplatz stellen, und von den demokratischen Parteien die CSU mit 20% den niedrigsten Anteil hat. Nun wäre eine hypothetische Forderung, beispielsweise 50% der Spitzenpositionen (Bundestags-Listenplätze) an Frauen zu vergeben, vielleicht für den engagierten CSU Kommunalpolitiker nicht unbedingt nachvollziehbar, da hier eine klare Ungleichbehandlung vorliegen würde und Engagement nicht entsprechend belohnt wird. Ich wäre auch offen dafür, dass eine hypothetische Partei mit 90% Frauenanteil 90-100% Frauen in den Bundestag schickt, aber es spiegelt leider auf der kommunalen Ebene nicht die Realität wieder. Ich weiss, es ist in der Debatte heutzutage fast schon ketzerisch, derartige Argumente vorzulegen aber ich empfinde diese ‚Ideologie‘ zum Teil als äußerst ungerecht. Mich würde hier sehr interessieren, wie die Geschlechterverteilung bei jungen Parteimitgliedern aussieht, dazu habe ich aber auf die schnelle keine Daten gefunden.
Macht man mit Forderungen nach Parität nicht den zweiten Schritt vor dem Ersten, und sollte nicht zunächst geprüft werden, warum das Engagement von Frauen in den Parteien so viel geringer ist? Partei-Mitgliedschaft ist schliesslich keine Führungsposition und der Weg zur Führungsposition ist nunmal, sich zunächst in den unteren Ebenen zu beweisen. Ich weiss nicht, warum sich Frauen kommunal weniger engagieren. Könnte man das einmal ergründen statt nur auf die Spitzenpositionen zu schauen?
Ähnlich sieht es mittlerweile in der Arbeitswelt aus. Ich arbeite in einer analytischen/quantitativen Funktion bei einer Bank und ein MINT Abschluss ist hier recht hilfreich. Bei 50 Lebensläufen sind vielleicht 2 Frauen dabei, nichtsdestotrotz müssen wir bei Beförderungen / Einstellungen stets begründen, warum wir keine Frau gefunden haben und insbesondere bei Beförderungen werden dann die Frauen bevorzugt.
Ich interpretiere die Gleichstellung von Mann und Frau anders: Man sollte gleiche Grundvorraussetzungen schaffen und etwaige geschlechterspezifische Nachteile vermeiden (günstige und verfügbare Kita-Plätze, Interesse wecken an MINT), statt am Ende des Prozesses über Quoten Ungleichbehandlung (gemäß Lebensleistung / Engagement, nicht gemäß Geschlecht) zu erzwingen. Wenn sich dann immer noch aus schierem (Des-)Interesse oder unterschiedlichen Präferenzen Unterschiede ergeben, dann ist es halt so. Ich würde einen viel stärkeren Fokus auf Vereinbarkeit von Beruf und Familie legen und In der Ausbildung gegebenenfalls Anreize setzen, mehr Frauen für MINT Fächer zu begeistern, aber Quoten finde ich schlicht nicht fair.