Öffentlich-rechtlicher Rundfunk / Reduzierung der Programme

Die Rundfunkkommission hat Planungen veröffentlicht, dass 20 Radioprogramme und min. 4 Spartenkanäle im linearen Fernsehen wegfallen sollen. Gut aufbereitet z.B im Medienmagazin von radioeins.

Ich bin von der Notwendigkeit dieser Schritte überzeugt. Insbesondere, wenn dadurch der Kostenentwicklung entgegengewirkt wird und die frei werdenden Kapazitäten in Angebote für ein jüngeres Publikum fließen.

Ich hoffe, dass bei den Überlegungen über die Sendergrenzen (insbesondere ARD und ZDF) hinweg, im Sinne der Nutzer, gedacht erfolgen.

Wenn man sich die Dopplungen im Angebot anschaut, ist eine Zusammenführung durchaus möglich ohne an Breite stark einzubüßen.

Hier die Spartensender (Status quo):

  • ARD One
  • Tagesschau24
  • ARD Alpha
  • Phoenix
  • ZDFinfo
  • ZDFneo
  • 3sat
  • ARTE
  • KiKa
  • Funk

Aus Tagesschau24, ARD Alpha, Phoenix und ZDFinfo ließ sich ein hochwertiges Angebot für Nachrichten und weitere Informationen schaffen. Je nach Ausgestaltung könnte dies durchaus die erste Anlaufstelle für Deutschland (Deutsches CNN) werden.

Ferner könnten eine Kombination aus ARD One und besonderes ZDFneo ein toller Sender für ein Publikum unterhalb des Durchschnittsalter von ARD werden. Außerdem könnte dies eine Plattform für etwas experimentellere Formate sein.

Die (länderübergreifende) Berichterstattung mit einem Fokus auf Kultur könnte die Erweiterung von ARTE (Berücksichtigung von Elemente von 3sat) um weitere Länder als Ausgangspunkt eines transeuropäischen Angebot bieten.

An FUNK und dem KiKa darf man nicht rütteln; die bieten für ihre Zielgruppe in der richtigen Form ein passendes Angebot. Diese beiden Angebote (auch in ihrer Konstruktion als Gemeinschaftsangebot von ARD und ZDF) könnten in meinen Augen auch Blaupause für die anzupassenden Angebote (siehe oben) sein.

Alle Überlegungen sollten die lineare Austrahlung der Inhalte als nur einen Weg begreifen, insbesondere die Mediathek, Podcast und sonstigen Verbreitungswege sollten gleichberechtigt bespielt werden.

Ich gucke gespannt auf die Entwicklung und möchte mich hier als großer Fan des öffentlich-rechtlicher Rundfunk in Deutschland outen. Die Qualität, Vielfalt und Tiefe schätze ich sehr. Trotzdem muss sich dieses System im Sinne der neuen Nutzungsgewohnheiten verändern, um weiterhin auch ein „Bollwerk“ für Qualitätsjournalismus gegen Fakenews zu sein.

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Eine Zusammenlegung von Spartenkanälen, die oftmals vorwiegend mit bereits existierenden Inhalten bespielt werden dürfte aber ein verschwindend geringes Einsparpotential ausgehen.

Jetzt kann man natürlich sagen, dass der Nutzen dieser Sender in Zeiten von Mediatheken auch gering wäre. Vieler dieser Wiederholungen wie auch exklusive Inhalte könnten genauso auch nur als Stream angeboten werden.

Was die Mediathek angeht gibt es natürlich weitere Hürden. Es gibt ja Beschränkungen durch den Rundfunkstaatsvertrag die im Interesse der Privaten Konkurrenz geschaffen wurden. Diese müsste man dann auch anpassen. Bei vielen Inhalten lassen es aber z.B. auch die Lizenzen nicht zu vollständig in die Mediathek zu wandern, z.B. auch weil die Lizenz für die lineare Ausstrahlung eines Sportevents nicht automatisch weitere Verwertungsrechte beinhaltet.

Ich bin absolut für eine Ausweitung der Mediatheken, auch als Archiv mit alten Sendungen. Bei der Zusammenlegung von Spartenkanälen handelt es sich aber in meinen Augen eher um einen symbolischen Akt weil die Einsparungen so klein sind.

Wichtiger wären da eher Zusammenlegungen in der Führungsebene.

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Tatsächlich sind die Spartenkanäle nur ganz minimal, phoenix schlägt mit 0,03 Euro der 18,34 Euro zu Buche und arte mit 0,34 Euro.
Interessant sind da wirklich die 8,3 Euro, da an die verschiedenen Landessender gehen. Das ZDF habe ich mal mit ZDFneo nicht reingenommen, würde aber vermuten, dass die Werte ähnlich sind, da viel über Zweitverwertungsformate geht.
Youtube-Formate sind ja günstig herzustellen, das machen private Youtuber auch. Daher ist Funk auch so günstig dabei.

Quelle: Verwendung des Rundfunkbeitrags

Spannender ist, welche inhaltlichen Formate Potential bieten - ich hoffe, die Quizshows zählen nicht zum Faktor „Bildung“ oder „Kultur“…

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Zu den Einwänden von pbf85 würde ich noch ergänzen, dass Mediatheken nicht von allen genutzt werden können, da z. B. zu alt und nicht medienaffin genug oder aufgrund geistiger Barrieren eingeschränkt.

Lineare Kanäle zu bespielen ist erst mal kein Kostenfaktor.

Und die Öffentlich-Rechtlichen sourcen schon out, wo’s geht, und setzen massenhaft kostengünstige Freelancer ein.

Das würde dem Vielfaltsprinzip zuwiderlaufen.

Die einzig sinnvolle Einsparmöglichkeit sehe ich im Verzicht auf Lizenzausgaben für große Sportereignisse.

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Ich würde einen Wegfall von 3sat bedauern. Dies ist ein Sender in dem ich doch ab und an Österreichische Nachrichten ansehe (ZIB) was hilft auch einen Blick von außen auf Deutschland zu bekommen.
Des Weiteren werden hier viele Wissenschaftliche Sendungen gezeigt, für mich wäre die Streichung daher ein Verlust.

Vielen anderen Maßnahmen würde ich zustimmen.
Was ich wirklich sehen möchte ist, dass der Löschzwang in den ÖR Mediatheken abgeschafft wird.

Wer auch denkt 3sat soll weiter existieren kann sich hier dafür einsetzen.

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Das Absurde ist:
Von 18,37 Euro entfallen 0,02 auf 3sat
3sat ist der eigentliche Kernauftrag der ÖRR

Aber man muss Prioritäten setzen. Böhmermann, Miosga & co haben ihre Produktionsfirmen und wahrscheinlich laufende Verträge mit jeweils hohen sechsstelligen Jahressummen.

Sportverträge und Degeto (Filme, Serien) sind auch langfristig, also kann man da wohl nichts machen.

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Die bei Weitem reichweitenstärkere 3Sat-Petition - mit aktuell gut 140.000 Mitzeichnenden - ist diese:

https://innn.it/3sat

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Sport ist der größte inhaltliche Bereich des ARD
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Absolut - wieso muss es zum Beispiel in jedem Bundesland das mehr oder weniger gleiche Verbrauchermagazin (SWR-Marktcheck, WDR-Markt, NDR-Markt, rbb-Super.Markt, etc.) geben, das mitunter die gleichen Produkte testet?! Da ist viel unnötige Redundanz drin.

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Das ZDF bekommt 4,96€ des Beitrags

Was genau macht 3Sat, das nicht auch durch ARD Alpha, Phoenix oder ZDFinfo abgebildet werden kann? Ein Wegfall des Senders bedeutet ja nicht zwangsläufig einen Wegfall aller seiner Sendungen.

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Sind wir mal ehrlich, nicht Sport im Generellen ist so teuer, Fussball ist es. Und da müssen sich die Menschen in diesem Land halt mal ehrlich machen, ob wir das für den preis so wollen.

Und natürlich Olympia und die Tour de France.

Ich habe mittlerweile den Eindruck man sollte den öffentlich-rechtlichen Rundfunk komplett reduzieren auf nur noch Journalismus und Politik (Diskussionsrunden, Interviews, Übertragung von Bundestagsdebatten). Ich denke es ist gut und wichtig eine etwas geartete Form von „unabhängigen“ Journalismus als Gegengewicht zu kommerziellen Journalismus zu haben.

Früher hätte ich gesagt, dass das Problem vom ÖRR ist, dass die Programme vor allem auf Ü50 Zielen und dass man lieber was für junge Leute machen sollte, als 20 verschiedene Kochsendungen und 20 Krimis. So wie es die BBC ja auch immer wieder schafft durch Serien wie „Sherlock“ oder „Doctor Who“ bedeutenden Inhalt für U50 zu schaffen.

Aber das eigentliche Problem was ich mittlerweile mit dem ÖRR sehe, ist, dass wir keinerlei Metrik finden werden können, an Hand derer wir Erfolg definieren können. Zum Beispiel wird einerseits als Vorteil des ÖRR hervorgehoben, dass man nicht von den Quoten abhängt, andererseits werden dann doch Sendungen eingestellt, weil sie nicht die entsprechende Quote erreichen. Was einerseits verständlich ist, andererseits ab welcher Quote sollte etwas eingestampft werden. Oder bei Quotenhits ist die Frage, wenn die so erfolgreich im ÖRR sind, müssen sie dann überhaupt da sein oder würden sie nicht auch genau so im privaten Fernsehen sich halten.
Man kann sagen, dass der ÖRR mit seinen Sendungen einen Bildungsauftrag hat oder gesamtgesellschaftlichen Mehrwert durch seine Sendungen bringen soll, aber das sind ja dann politische Fragen und die Politik soll ja explizit rausgehalten werden. Das widerspricht sich dann ja auch.
Wir werden nicht in der Lage sein Erfolg zu definieren, somit ist alles was im ÖRR läuft komplette Willkür und schwer zu vermitteln.

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Das Problem ist daran, dass wir halt alle unterschiedliche Interessen haben.

Ich als F1-Fan seit meiner Kindheit hätte mir natürlich gewünscht, dass der ÖRR die Rennen überträgt, passiert so auch in der Schweiz und in Österreich. Mir ist aber natürlich klar, dass die Lizenzkosten unverhältnismässig hoch sind. Aber man muss doch irgendwo verstehen, dass es solche Anlässe wie einen Grand Prix, Olympia oder Tennis gibt, die ein Millionenpublikum begeistern.

3sat zeigt regelmässig Konzerte, von sanftem Pop wie Katie Melua bis hin zu heftigen Metal Bands wie Bathory gibt es dort alles zu sehen.
Man kann es nie allen recht machen.

Es gibt noch ein weiteres Thema, dass bei dieser Debatte - auch bei der Debatte um die Zusammenlegung - immer vergessen wird: Die Gelder fliessen in vielen Fällen ja direkt in den Filmstandort Deutschland zurück. Babelsberg war vor der NS Zeit das Hollywood, wir hatten die beste Filmindustrie der Welt. Aus bekannten Gründen haben wir den Anschluss verloren.

Wenn wir jetzt darauf verzichten, auch lineare „Durchschnittsprogramme“ zu machen, ist die Chance auf den nächsten grossen Deutschen in der Filmbranche (der nicht Till Schweiger oder Matthias Schweighöfer heisst) hoch deutlich reduziert. Diese Kosten helfen dabei, die Filmindustrie in Deutschland zu erhalten und sie zu stärken. Wollen wir wirklich nur noch Marvel sehen oder vielleicht eines Tages endlich mal wieder gute Filmkunst in Deutschland erleben?

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Naja, Filmförderung findet ja häufig von den Ländern statt (also Steuern). Was war denn der letzte große Film im ÖRR, der eine breitere Masse erreicht hat? Und Rosamunde Pilcher Filme sind ja auch nicht unbedingt das höchste der Filmkunst. Der ÖRR hat in den letzten Jahren nichts hervorgebracht und ich glaube wir machen uns da was vor, wenn wir den ÖRR in seiner jetzigen Form erhalten und hoffen, dass da irgendwas besser wird. Und dadurch das wir keinen politischen Einfluss auf den ÖRR haben, können wir da auch gar nichts gegen machen. Aktuell ist es so, als würden wir einfach Geld gegen eine Wand werfen und hoffen, dass doch bitte irgendein Geldschein nicht auf den Boden fällt.

Man kann die Steuersubventionierung von Filmen ja beibehalten (auch wenn ich die in der aktuellen Form auch kritisch sehe). Aber dafür brauchen wir den ÖRR nicht.

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Ich glaube hier geht es weniger um einen ÖRR Film der zum Welthit wird sondern eher darum, dass Produktionen des ÖRR als Sprungbrett dienen und die Studios Grundauslasten.

Das könnte man natürlich auch auf anderem Weg erreichen, aber wir könnten uns glaube ich ziemlich sicher sein, dass z.B. unter einer Regierung mit AfD Beteiligung Filmförderung schon an klare Bedingungen geknüpft werden würde.

Auch das sichtbarmachen von Minderheiten und deren Themen dürfte beim ÖRR sehr viel einfacher sein als bei den privaten Sendern.

Deshalb sehe ich den wirklichen Optimierungsbedarf weiter eher im Bereich Verwaltung und bei den Rechten an Grossevents (man könnte sich die Rechte z.B. zukünftig vermehrt mit anderen Sendern teilen um Kosten zu sparen und dennoch relevant zu bleiben).

Dafür sollte man im Sport in der Breite die Berichterstattung ausbauen, vor allem bei den relevanten Sportarten wie Handball, Basketball, Eishockey, etc. die Woche für Woche viele Leute in die Stadien locken aber kaum im TV präsent sind.

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Die Filmförderung bringt aber gar nichts, wenn man die Filme nirgends sehen kann.

Nein, das sind sie sicherlich nicht. Dennoch sind es Lebens- und Erfahrungsgrundlagen für die Gewerke, die dahinterstehen.

Da sind wir wieder bei der Henne-Ei Thematik. Es ist schon richtig, dass gerade viele der Aushängeschilder für viele Menschen Mumpitz sind, das heisst aber halt nicht, dass meine Oma nicht trotzdem Rosamunde Pilcher schauen möchte.

Ich bin auch dabei, dass der ÖRR eine Umstrukturierung braucht und gewisse Dinge verändert werden sollten/müssten, nur ist es eben schwierig zu greifen, was man konkret besser machen könnte, ohne eine der Millionenzielgruppen (was sie nunmal sind) vor den Kopf zu stossen.

Ich finde das ein komplett falsches Bild der Angelegenheit. Wir finanzieren im Augenblick einen breiten und unabhängigen ÖRR und das finde ich absolut in Ordnung, weil es eben auch Dinge gibt, die nicht lohnenswert sind für Privatsender.

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Die Ausgaben für den ÖRR sind im internationalen Vergleich exorbitant hoch. Das Framing als Demoktratieabgabe für Nachrichten, Kultur und Bildung für ein paar Euro im Monat kann ich mittragen, aber arme Studenten ausnehmen, um Fußballmillionäre zu subventionieren ist nicht zu rechtfertigen. Glaub mir, für das Championsleague Finale hätte auch der ein oder andere Privatsender noch Platz im Sendeplan gefunden…

Wenn man schon auf den Unterhaltungsauftrag des ÖRR beharrt, muss man schauen, dass für alle was dabei ist. Der Altersdurchschnitt der Zuschauer zeigt aber, dass der ÖRR hauptsächlich für Menschen im Rentneralter zugeschnitten ist. Da gilt es die vorhandenen Gelder umzuschichten um für Jüngere oder z.B. Menschen mit Migrationshintergrund attraktiver zu werden.
Und keine Sorge, wenn Rosamunde Pilcher so beliebt ist, würde sich die Sendung ebenso im Privatfernsehen tragen.

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Wie sind sie denn im internationalen Vergleich. Du hast da sicher eine Übersicht?

Also gerade wenn man die Formate quer durch die Sender nimmt und auch das was digital angeboten wird, dann würde ich schon sagen, dass da für alle was dabei ist.

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Wäre nicht gerade „der Schwarm“ gelaufen, hätte ich dir vielleicht sogar recht gegeben.
Es gibt sie aber immer wieder, die kleinen Überraschungsperlen wie Fack ju Göhte

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Der Schwarm ist echt kein gutes Beispiel mit einer 5,8 auf IMDb und 67% auf Rotten Tomatoes :sweat_smile:

Aber gut. Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden :nerd_face:

Arme Menschen sind vom Rundfunkbeitrag befreit:

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