#NurSicherBeimFriseur

Hallo Herr Banse, hallo Herr Buermeyer!

Ihre salopper Hinweis auf die Öffnung der Friseursalons hat mich geärgert Als Rechtsanwalt beschäftige ich mit seit über 35 Jahren mit dem Thema Friseurhandwerk. Aktuell bin ich dazu Geschäftsführer von Dietz Coiffeur, ein Familienunternehmen mit 28 Salons. Gemeinsam mit 11 weiteren Friseurunternehmer haben wir die Petition#NurSicherBeimFriseur gestartet (Info unter www.NurSicherBeimFriseur.de). In kurzer Zeit haben wir fast 60.000 (!) Unterstützer gefunden. Lesen Sie die Argumente und Sie können vielleicht nachvollziehen warum es sinnvoll ist, dass die Salons wieder öffnen.

Vielen Dank.

Vielen Dank für den Hinweis auf Ihre Initiative! Das sind in der Tat sehr plausible Argumente, ich habe auch schon von einer Reihe unmoralischer Angebote für Friseur-Dienstleistungen daheim gehört.

Mich macht diese Auflistung von Pseudo-Gründen so dermassen wütend - es ist spät, ich muss morgen arbeiten - aber ich kann das nicht einfach so stehen lassen:

"Friseure sind in erster Linie Handwerker, eingetragen in der Handwerksrolle und unterliegen den Anforderungen des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks. Maler, Tischler, Elektriker und alle weiteren Handwerker werden auch im Lockdown aktiv gebraucht, um Deutschland am Leben zu halten. Friseure nicht? "

Ich brauche einen Elektriker, wenn ich längere Zeit keinen Strom mehr habe, einen Installateur bei einem Wasserrohrbruch etc. Da ich im Dezember zu spät dran war, habe ich seit Ende September kein Friseurgeschäft mehr von innen gesehen - und ich bin trotzdem weder verhungert, noch erfroren, noch ist meine Wohnung unbewohnbar geworden - und ich nehme beruflich immer noch an Videokonferenzen teil.

Auch im Lockdown wachsen Haare weiter. Um das persönliche Wohlbefinden zu erhalten und um selbstbewusst diese schwierige Zeit zu überstehen, sehnen sich viele Menschen nach einer gepflegten Optik. …

Sie können sich gar nicht vorstellen, nach was ich mich in dieser schwierigen Zeit alles sehne. Eine gepflegte Optik kann ich auch durch eine Haarwäsche erreichen.

Der Schwarzmarkt boomt. Viele Menschen vermissen professionelle Friseur-Dienstleistungen. Die Realität zeigt, dass der Schwarzmarkt momentan einen riesigen Boom erlebt. Legale Angebote & reale Nachfragen befinden sich in einer fatalen Schieflage. Als einziger Handwerksberuf werden Friseure daher immer öfter genötigt, ihre Professionalität außerhalb professioneller Rahmenbedingungen auszuüben.

Dieses Argument ist wirklich unglaublich. Können Friseure nicht „nein“ sagen? Werden sie körperlich bedroht?

Im folgenden wird geschildert, dass FriseurInnen ihre Leistungen illegal in privaten Räumen durchführen - dadurch unkontrollierbares Hygieneverhalten - aber im professionellen Friseursalon ist dann alles gut.

D.h. im Lockdown mutiert der/die FriseurIn zu einem hygienelosen, schwarzarbeitenden Wesen, das bei Öffnung der Friseursalons sofort zu einem Muster an Rechtsstaatlichkeit und Hygienebewusstsein wird, Zitat:

… Das dabei alle geltenden, strengen Abstands- und Hygienevorschriften der BGW (Berufsgenossenschaft) ausnahmslos eingehalten werden, ist eine Selbstverständlichkeit.

Diese ganze Liste ist auf so vielen Ebenen unsinnig, dass ich gar nicht hinterherkomme.

Wenn wir mal die Illegalität der Privat-Haarschnitte weglassen (es geht ja grundsätzlich um das Verhindern unnötiger Kontakte), dann kann ein Privathaarschnitt mit genauso viel Hygiene in einem fremden Haushalt durchgeführt werden, wie im Haarsalon - wenn man denn will (FFP2-Masken, desinfizieren, putzen etc.).

Kontaktdaten können bei Privatbesuchen genauso lückenlos erfasst werden - ups, werden sie vielleicht nicht, weil die Handlung ja illegal ist … warum mache ich es dann?

Nein, ich mag nicht mehr - der ganze Text ist in meinen Augen so vollkommen unsinnig, fast schon Satire auf den Irrsinn der heutigen Zeit - vielleicht ist es ja sogar so gemeint … steckt Böhmermann dahinter?

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Eine geschickte PR Agentur hätten einen ganz ähnlichen Artikel auch auf Glühweinstände schreiben können …

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Auf den Kommentar von MissJaneMarple gehe ich nicht ein. Dafür ist das Thema zu ernst!

Natürlich hätte das auch eine Agentur für Glühweinstände schreiben können. Wir schließen andere Gewerke mit unserer Argumentation ja nicht aus. Den Text und die Petition haben aber 12 Unternehmer formuliert, die von ihren Hygienekonzepten überzeugt sind. Das bisher nur 7 (sieben !) Infektionen - seit Ausbruch der Pandemie - in Friseursalons nachgewiesen wurden, spricht ja für sich. Auch 7 sind zuviel. Wir kennen aber unsere Kunden. Eine „Nachverfolgung“ ist daher schnell möglich.

Mit der Petition #NurSicherBeimFriseur (https://www.nursicherbeimfriseur.de) möchten wir die Politik auffordern differenzierter vorzugehen.

Natürlich gibt es auch wirtschaftliche Gründe. Viele Insolvenzen (z.B. Klier mit über 900 Salons, C&M Company, Jürgen Petter, Udo Walz u.v.m).zeugen von der wirtschaftlichen Notlage. Wir gehen davon aus, dass von den noch ca. 80.000 Salons mindestens 1/3 bis März nicht überleben. Viele Inhaber haben ihre letzten Privatgelder ausgegeben.

Eigene Erfahrung: Mit mehr als 50 Mitarbeiter hat Dietz Coiffeur in 2020 keine Förderung erhalten. Gerettet hat uns ein KFW Kredit über 500.000€. Geschenkt? Nein, die KFW erhält 2% Zinsen und unsere Bank zusätzlich Gebühren. Das sind 10.000€, die p.a. an Zinsen seit April 2020 monatlich abgebucht werden. Seit 16.12.2020 gibt es keine Einnahmen mehr. Die Fixkosten laufen aber fast unverändert weiter. Bevor Kurzarbeit (KA) beantragt werden kann, muss zurst der Resturlaub und evtl. Mehrarbeit eingesetzt werden. Beantragtes KuG ist bisher nicht erstattet worden. Den Rest aus unserem KFW Kredit haben wir daher für die Bezahlung unserer Mitarbeiter eingesetzt. Angaben zur Überbrückungshilfe III werden aktuell vorbereitet. Jeden Tag diskutieren wir mit unseren Vermietern (30 Mietverträge) und erklären, warum wir seit Januar 2021 keine Miete mehr zahlen können.

Wie wir den „Schuldenberg“ mittelfristig abbauen können ist völlig unklar. Ja, mir ist bewußt, dass die Situation in anderen Bereichen schlimmer oder ähnlich sind. Deswegen haben wir Friseure trotzdem unser Recht auf die Situation hinzuweisen.

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Natürlich sind sie das, ihre Existenz hängt daran. Fleischbetriebe, Schulen etc sind ebenfalls überzeugt.

Schwaches Argument, wie sonst überall auch, da die meisten Infektionen nicht zurückverfolgt werden.

Differenziertes Vorgehen (vulgo: Ausnahmen für einzelne Gruppen) hat uns, inkl. der Frisöre (!), in die aktuelle Lage gebracht. Jedes Loch im Lockdown kostet den Rest der Gesellschaft durch entsprechend verlängerte Lockdowns viel Geld.

Es gibt nur wirtschaftliche Gründe. Die genannten Gründe in der verlinkten Petition sind völlig ohne Substanz, wie @MissJaneMarple schon dargelegt hat.

Ihr weist aber nicht nur auf die Situation hin, ihr fordern eine Sonderbehandlung. Hättet ihr sie von der Politik nicht bekommen, wäre das auch nur eine Randnotiz direkt hinter Anwälten, die meinen, eine priorisierte Impfung zu benötigen.

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Mit anderen Worten: Ihrer Branche geht es wie etlichen anderen auch. Z.B. Restaurants. Auch dort gibt es etliche Wirte, die massiv in ausgeklügelte Hygienemaßnahmen investiert haben, so dass ich annehme, bei denen wäre das Infektionsrisiko nicht sonderlich hoch. Leider gilt für die: „Mitgefangen, Mitgehangen“. Weil es so viele andere Wirte gibt, bei denen ein mehr oder weniger lustlos zusammengezimmertes Hygienekonzept (das vermutlich niemand prüft) noch nicht mal gelebt wird und der Staat hier nicht unterscheiden kann, müssen die auch dicht machen. Traurig. Ist aber so. Zumindest, solange wir keine zuverlässigen Daten darüber haben, wo sich die Leute anstecken.

Zur Erinnerung: Bei über 80% der Infektionen weiß niemand, wo sie erfolgt sind! Das ist in meinen Augen die größte Versündigung der Politik gegenüber Wirtschaft und Kultur!

Das heißt aber auch: Die wenigen Infektionen, auf die sich @HJK hier beruft, sind alles andere als sicher!

Ich stimme @MissJaneMarple und @TilRq vollumfänglich zu, durch Austauschen von Bullshitargumenten lässt sich die Argumentation auf beliebige andere Einrichtungen übertragen, also: einfach alles aufmachen, ist ja alles kein Problem…

Und auch hier viel Text mit wenig Inhalt. Natürlich sind die Unternehmer von ihren Maßnahmen überzeugt. Und das nur sieben Infektionen nachgwiesen sind spricht nicht fü sich, sondern nur dafür, dass sie die Problematik dahinter zu ermitteln, wer sich wann wo angesteckt hat, nicht ansatzweise verstanden haben.

Auch hier wieder das gleiche Muster: jeder Inhaber argumentiert, dass man sich in seinem Geschäft nicht ansteckt. Es bleibt also als Konsequenz (wieder) das man alles aufmachen kann, wird so schlimm ja nicht sein.

Das Thema ist zu ernst, um auf inhaltliche Kritik einzugehen!

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Das ist ebenfallsein ziemlich schwaches Argument. Es sind nämlich nicht die kleinen, sondern die großen Löcher (Vüros, Schulen, Einreisen), die die Probleme verursachen.

Ich teile diese Argumente uneingeschränkt. Gerade an den Männerköpfen, die einem auf der Straße begegnen, ist die Quote an perfekt ausrasierten und konturierten Frisuren wirklich erstaunlich. Die Schließung der Friseure war von Anfang an ein absehbarer Fehler.

An dieser Stelle würde ich auch gerne auf ein bemerkenswertes Kuriosum hinweisen: Das zentrale Argument für die Wiedereröffnung der Friseursalons ist auch das zentrale Argument der Drogenliberalisierung. Und so könnte man inzwischen sogar Horst Seehofer als Befürworter einer modernen Drogenpolitik verstehen.

Also zusammengefasst: Friseursalone unter bestimmten Auflagen sofort öffnen! Selbes gilt für den Drogenmarkt mindestens für Konsumenten. Das ist schon lange überfällig, da der politische Umgang mit dem unausweichlichen Phänomen Drogenkonsum einer Gesellschaft, die von sich glaubt, Politik auf der Grundlage von rationalen Argumenten zu betreiben, unwürdig ist.

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Wer kennt sie nicht die Familienunternehmen mit 28 Filialen ^^

In den Thesen steht nichts dazu, welches Risiko die Angestellten tragen und wie man gedenkt dies auszugleichen. Eine Branche die man erst gesetzlich dazu zwingen musste Auszubildende das absolute Minimum zu zahlen, sollte vielleicht etwas zurückhaltender sein wenn es um gesamtgesellachaftliche Relevanz und Verantwortung geht.

Ich finde es auch ehrlich gesagt nicht so cool, dass hier im Forum offensichtliche Werbung von Betrieben zugelassen wird.

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