Nordstream (I+II) - Verzicht auf russisches Erdgas

Ich sehe einfach die Logik nicht wieso Nordstream 2 dann als Druckmittel benutzt werden soll. Oder wieso Deutschland die Ukraine mit Waffen beliefern kann. Wenn wir so abhängig sind sollten wir alle froh sein dass die Regierung sich sehr zurück hält in diesem schwelenden Konflikt.

Genau das sage ich ja. Scholz schützt unser Land gerade. Wir sind eben in diese Situation gekommen, weil Windkraft verhindert wurde von korrupten Politikern und einer schwachen Kanzlerin.

Ich finde die ganze „wenn dies also das“ lassen sich immer umdrehen: „Wenn Putin einmarschiert geht North Stream 2 nicht in Betrieb“ heißt andersrum: „Wenn ihr North Stream 2 nicht in Betrieb nehmen, dann marschieren wir in die Ukraine ein“

Aus meiner Sicht kann Putin nur gewinnen:

  1. Nord Stream 2 wird in Betrieb gehen um zu verhindern, dass es in die Ukraine einmarschiert
  2. Kleine Truppenbewegungen werden dauerhaft dafür sorgen, dass Putin die International Aufmerksamkeit behält
  3. Wenn die Welt sich irgendwann für die Ukraine nicht mehr interessiert, wird dann Putin ein weiterer teil annektieren.

Es sei denn, es gibt wirklich sehr starke Sanktionen, weil nur das versteht Putin, er ist letztendlich ein Bully – leider eins mit einer Armee.

Gas ist grüne Energie. Wenn wir zukünftig auf fossile Energie verzichten, brauchen wir mehr grüne Energie. Wenn wir keine neuen Transportkapazitäten schaffen, wird es automatisch Engpässe geben (kenne mich allerdings nicht mit der jetzigen Auslastung aus).

Ich kann das Merkel Bashing nicht mehr hören, auch wenn ich kein Fan ihrer Politik bin. Sie hat oft nur das gemacht, wofür sie gewählt wurde. Wir sollten in diesem Zusammenhang auch nicht vergessen, dass der Weg, den Deutschland zur Zeit geht, ein einsamer ist. Mir ist kein „wirtschaftlich nennenswertes“ Land, welches auch diesen Weg einschlägt.

Diese Aussage finde ich extrem kritisch. Ich glaube hier ist mit Wissenschaft nur die Ökologie gemeint. Ich glaube nicht, dass Wissenschaften aus allen Bereichen das genau genau so sehen.

Es könnten zwei Aspekte sein. 1. In Deutschland haben viele Firmen auf günstigere Preise spekuliert, nach dem Winter im letzten Jahr. 2. Es wird immer weniger Geld in die Erschließung neuer Vorkommen gesteckt. Einige Produktionsstätten wurden geschlossen (gibt da einige Gründe). Da trifft steigende Nachfrage und weniger Angebot aufeinander. Die unsichtbare Hand des Marktes.

Das soll ein Witz sein, oder? Ironie Tags vergessen?

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Es ist kein Bashing absolut berechtigte Kritik zu üben. Leider haben die Medien während und nach dieser Kanzlerschaft eine absolute Beißhemmung gegen Merkel.

Der Weg den wir gehen wollten wäre durchaus sehr zukunftsweisend gewesen. Leider sind wir ihn nicht gegangen da der wichtige Teil der erneuerbaren Energien nicht wirklich gegangen wurde.

Und Gas ist nicht grün, genauso wenig wie Atomkraft.

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Das ist eher Sarkasmus, bezugnehmend auf jüngste EU-Beschlüsse.

Die wurden unter rotgrün verkürzt- weil damals die langfristigen Preise teurer waren als die Spotpreise. Heute gilt für die Importeure fast nur der aktuelle Marktpreis.

Sehe ich nicht so. Es gibt mehr Geld aber ungefähr gleichviel Gas- die Marktpreise spiegeln also das Verhältnis von Geld und Gas wieder.
Da sehe ich auch Parallelen zur Ölkrise der 1970er: ab dem Zeitpunkt wo Öl nicht mehr mit dem mit Gold hinterlegten Dollar bezahlt wurde sondern mit FIAT-Geld wurde verschoben sich die Verhältnisse.
Damals und heute ist aber jeweils nicht Öl oder Gas teurer geworden- sondern das Geld hat jeweils abgewertet.

Dass die Ukraine seinen militärischen Partnern am westlichen Ende der Pipelines das Gas abdreht um Russland wirtschaftlich zu schaden ist ausgeschlossen.

Was ja im Endeffekt dasselbe bedeutet, was Putin sagt. Russland liefert dieselbe Menge Gas, aber da es zu Spekulationszwecken weiterverwendet wird steigen hier die Preise. Ob es nun stimmt dass Deutschland generell denselben Preis zeahlt oder nciht ist dabei fast unbedeutend, es wird als Spekulationsobjekt benutzt um mehr Geld für die Einkäufer zu generieren.
Und wenn kurzfristig neues Gas nachgekauft werden muss (Stuichwort: Spotmarkt), dann gilt natürlich der aktuell durch die Spekulationen hochgetriebene Preis, denn auch die Russen, die das Gas verkaufen, sind nicht blöd und Kapitalisten.
Wo übersehe ich da das „Böse“ an Russland, was die Gasdiskussion angeht?

ich sehe eher das Böse bei Deutschland.
Russland wollte immer langlaufende Verträge- diese sind dann aber aus kurzfristigem politischem Interesse aufgekündigt worden.
Man wollte die kurzfristigen Preissenkungen - hat sich aber auch die kurzfristigen Preissteigerungen mit eingekauft. Ob diese Preissteigerungen nun aufgrund von Marktmanipulation oder was auch immer entstehen ist dafür doch egal - wenn der Weltmarktpreis für Gas hoch geht muss Deutschland diesen eben auch bezahlen. Man hätte es anders haben können - wollte man aber nicht (mehr).

Nun eigentlich ist das ein gemischtes Bild: Einige Firmen haben auf die Beschaffung am Spotmarkt gesetzt. Davon sind schon etliche pleite gegangen. Die großen Grundversorger haben eher Zugriff auf die langfristig geplanten Gasströme. Allerdings müssen sie die Kunden der Pleitiers übernehmen, was die Versorgungslage vermutlich dennoch eng und im Nachhinein dann noch teurer für die Kunden werden lässt. Bisher hatten wir aber zumindestens Glück mit dem Winter.

Zu Folge 277: Ich denke, es ist ein Denkfehler Nord Stream 2 mit der Abhängigkeit von russischem Gas in Verbindung zu bringen. Alles was die Inbetriebnahme der Pipeline machen würde, ist die bestehende Abhängigkeit zum Nachteil der bisherigen Transitländer auf eine für Deutschland in verschiedener Hinsicht vorteilhafte Route zu verlagern. Und das war auch genau das Ziel und der Grund, warum deutsche Regierungen trotz allem Gegenwind daran festgehalten haben.

Die Abhängigkeit von russischem Gas basiert vielmehr darauf, dass man einerseits Gas benötigt und dass Russland andererseits die größten Reserven hat und seine staatlichen Unternehmen zu enormen Infrastrukturausgaben bereit sind, um uns entgegen zu kommen. Das nennt man wohl Kundenservice. Das ist der Unterschied zu Alternativen wie der Trans-Sahara-Pipeline oder zur Entwicklung der iranischen Gasfelder im Golf, die dank der vielseitig gepflegten Antagonismen unseres hervorragenden US-Verbündeten nun im Zweifel den Chinesen zu gute kommt.

Das stimmt nicht - es gibt noch weitere Vorteile.
Die Pipelines „verlieren“ auf dem Weg zwischen den Erdgasfeldern Russlands und Deutschland etwa 1,4% des Erdgases - zu 99% besteht Erdgas aus dem sehr klimaschädlichen Methan. Angeblich (aber dazu konnte ich keine nicht-russischen Quellen finden) sind die Pipelines in der Ukraine besonders leckagebehaftet.
Eine Reduzierung dieser Leckagemenge würde man auch durch die kürzere und neuere Pipelineführung durch Nordstream 2 erreichen.
Selbst wenn die Kosten aussen vor gelassen werden, würde mit der Verwendung von NS2 im Gegensatz zur Soyuz/Brotherhood also etwa 1% weniger Erdgas in die Atmosphäre entweichen.

Hier mal eine erschreckende Rechnung:
Deutschlands Jahresbedarf von etwa 100 Milliarden Kubik Erdgas kommt zu 50% aus Russland.
Bei 1,4% Leckageverlust aus Russland sind das 7 Milliarden Kubik Erdgas - die auf dem Weg verlustig gehen.
Wenn statt Soyuz/Brotherhod nun NS2 genutzt wird, würde sich diese Leckageleistung in etwa halbieren. Rechnen wir mal mit konservativen 4 Milliarden Kubikleistung, die wir trotzdem noch haben würden, einfach weil die Zahlen für die Gasfelder Russlands nicht so zuverlässig sind.
NS2 hat übrigens die Kapazität von 55 Milliarden Kubik - also kein Problem die Leistung der ukrainischen Leitungen komplett zu ersetzen.
Die 3 Milliarden Kubik Methan die wir durch die neueren Leitungen an Verlusten einsparen könnten entsprechen 2 Milliarden Kilo Methan - oder 42 Milliarden Kilo Co2-Äquivalente.
42 Millionen Tonnen Co2-Äquivalente pro Jahr - das sind 5% Deutschlands Energiesektorspezifischen Co2-Äquivalente die wir aus bürokratischen Gründen aktuell nicht einsparen.
Also: Nordstream2 aufmachen für den Klimaschutz?

Bei der Abwägung was wichtiger ist - dass bürokratische Hürden eingehalten werden oder dass jeden Tag 100.000 Tonnen Co2-Äquivalente eingespart würden wüsste ich auf was ich eher pfeife - zumal die bürokratischen Hindernisse ja nun scheinbar wirklich nicht komplex scheinen. Meinethalben kann Deutschland ja irgendeine Sicherheitsleistung einbehalten die erst ausgezahlt wird sobald die bürokratischen Probleme gelöst sind - aber dafür eine technisch mögliche und sofort wirksame Methode des Klimaschutzes nicht zu verfolgen ist nun wirklich Banane. Leider - und das ist hier das Tragische - würde die Einsparung hauptsächlich auf nicht-deutschem Boden passieren und entsprechend nichts zu Deutschlands Klimabilanz beitragen. Und deutsche Bürokraten würden niemals ein Gesetz großzügig auslegen oder zeitweilig umdefinieren nur um das Weltklima zu retten, wenn gleichzeitig nicht für Deutschland auf irgendeiner Bilanzseite etwas positives bei rumkommt.

Das war ein Fehler. Ich meinte natürlich nachhaltig und nicht grün.

Nun, das würde ich auch unter „in verschiedener Hinsicht vorteilhaft“ fassen.

Es kann durchaus sein, dass die ukrainischen Leitungen noch das geringere Problem sind gegenüber dem russischen Abschnitt der Pipelines. Die sind sowieso alt, müssten vermutlich eher neugebaut werden und ich denke, sie wollen diese Abzweigung stattdessen einfach abklemmen.

Laut KPMG und Energy Europe waren im Jahre 2015 schon 7% der CompressorStations (wo die meisten Leckagen auftreten) in der Ukraine überaltert.
Nach ukrainischen Richtlinien dürfen es höchstens 3% sein - nach EU Richtlinien höchstens 1,5%. Die Überalterung der ukrainischen Infrastruktur reisst also beide Grenzwerte bei weitem.
Und mit Verlaub - die Russen wären schön blöd auf ihrer Seite die PipelineInfrastruktur verrotten zu lassen. Die Kosten von 300 Millionen Dollar pro 100km die Jamal1 in 1997 gekostet hat und deren Erneuerung nur einen Bruchteil darstellt wird superschnell dadurch amortisiert dass auf Empfängerlandseite 1+% mehr an Gas durch den Zähler rauscht. Ein Transitland das nicht so riesiges Interesse an der kompletten Wertschöpfungskette hat wird da anders rechnen.

Auf das Gas eines islamistischen, israelfeindlichen Regimes verzichte ich gern. Und für eine Trans-Sahara Pipeline fehlt jede politische Stabilität in den beteiligten afrikanischen Staaten. Die wird es auch in 20 Jahren noch nicht geben.

Gilt das dann auch für alle Subprodukte? Also kaufst du dann beispielsweise keinen Weizen mehr der mit Dünger hergestellt wurde welcher mit Gas hergestellt wurde, der aus Regionen kommt deren politisches System du nicht gutheißt? Weil dann habe ich auch heute schon ganz schlechte Nachrichten für dich…

Schon recht aber mein persönlicher, sicher nicht immer den Ansprüchen genügender, Konsum auf der einen und Einzelprojekte, die Diktaturen mit Milliardengewinnen versorgen auf der anderen Seite sind dann doch zwei paar Schuhe.