Nicht Corona Konforme Wirtschaftssektoren endlich abwickeln?

Es scheint ja immer offensichtlicher zu werden, dass das Corona Virus und die damit verbundenen Maßnahmen zu einer regelmäßigen und langfristigen Erscheinung in unserem Leben werden. Daher wäre es vielleicht langsam an der Zeit, sich zu überlegen, ob wir nicht von immer neuen Überbrückungshilfen absehen, und zu einer Umstrukturierung bestimmter Wirtschaftssektoren kommen sollten.
Isreal z.B. hat bereits begonnen, beschäftigten im Tourismus Sektor eine Umschulung für andere Wirtschaftsbereiche anzubieten (Israel zahlt Mitarbeitern des Tourismussektors wegen der Corona-Krise bis zu 8 500 Euro für Umschulungen).
Bestimmte Aktivitäten werden einfach in der Zukunft nicht mehr so funktionieren wie wir sie einst gekannt haben.
Wir leben einfach in einer Zeit wo Clubs und Diskos nicht mehr akzeptabel sind.
Wo Weihnachtsmärkte immer in jedem Moment abgesagt werden können.
Wo Festivals und Konzerte Jahr um Jahr verschoben werden.
Ich glaube es wäre einfach ehrlicher, wenn wir den Menschen in diesen Branchen endlich sagen würden, was Sache ist, und Ihnen dabei helfen würden neue Verdienstmöglichkeiten zu finden, anstatt sie immer aufs neue mit Überbrückungshilfe zu vertrösten.
Natürlich kann man anderer Meinung sein, aber ich finde wir sollten das langsam zumindest ernsthaft diskutieren.

Etwa den Einzelhandel einstampfen und alles nur noch Online bestellen?
Die Gaststätten allgemein dicht machen und nur noch ToGo erlauben?
Keine Volksfeste, keine Märkte, keine Festivals oder besser noch keine Menschenansammlungen über 50 Leute mehr erlauben?
Allgemein finde ich den Vorschlag nicht konforme Wirtschaftssektoren abzuwickeln menschenverachtend.

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Ich denke, man muss da zwei Dinge trennen:

Wenn ein Sektor kurzfristig in der Krise ist, dann macht es Sinn Überbrückungshilfen zu zahlen, damit er keine Beschäftigten entlassen muss und mit (nahezu) voller Mannstärke wieder starten kann, wenn die Krise vorbei ist. Bei langfristigen Krisen macht Downsizing dagegen durchaus Sinn und zwar im Sinne aller Beteiligten. 3 Jahre Kurzarbeit ist auch für die Beschäftigten kein Spaß. Da kann es also durchaus sinnvoll sein, die staatliche Energie nicht mehr in Überbrückungshilfen sondern in Hilfen für die Transformation zu investieren. De facto erleben wir so ein Downsizing ja schon in der Kulturbranche, Clubszene und Gastronomie. Das Ganze hat den Nachteil, dass diese Sektoren auch nur sehr langsam wieder hochfahren werden, wenn sich die Situation mal entspannt hat, weil die beteiligten Unternehmen große Probleme haben werden, geeignete Arbeitskräfte zu finden (vielleicht sogar langfristig).

Das hört sich jetzt allerdings so an, als ob unsere Kulturbranche dauerhaft geschlossen oder voll digitalisiert werden soll. Den Ansatz verstehe ich nicht ganz. Zum einen geht das davon aus, dass Corona in der jetzigen Ausprägung ein Dauerzustand sein wird. Das glaube ich nicht. Ich denke, dass langfristig ein endemischer Zustand eintritt, oder zumindest einer, in dem der Alltag in ähnlicher Weise wieder hergestellt werden kann, wie 2019 – vielleicht mit Masken und ein paar Einschränkungen im Winter. Zum anderen halte ich es für völlig ausgeschlossen, dass wir Clubs und Konzertsäle dauerhaft schließen werden, weil sowas Bestandteil unserer kulturellen DNA ist. Ich halte es für möglich, dass sich diese Branchen etwas verändern, oder dass wir bestimmte Hygienemaßnahmen auch längerfristig benötigen. Aber natürlich wird es in Zukunft wieder Clubs und Konzerte geben. Und wenn man das Ganze zu lange untersagt wird es sich ins private verlagern.

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