Hallo ihr beiden,
ich bin langjähriger und meist begeisterter Hörer des Podcasts - vielen Dank für eure tolle Arbeit!
Ich habe nach dem Hören der neuen Folge recht lange über meine Reaktion auf den Abschnitt zu Laschet und Neubauer bei Will nachgedacht - ich kann mich nicht erinnern, schon mal mit so starker Irritation und Ablehnung einem eurer Segmente gelauscht zu haben, versuche das mal in Worte zu fassen und freue mich auf eine Diskussion zu dem Thema!
Generell bin ich kein großer Freund von Talkshows, weil sie in aller Regel kaum in der Lage sind komplexe Sachverhalte umfänglich und verständlich zu vermitteln und einem echten Erkenntnisgewinn zu dienen. Sie deshalb als Sportereignis oder wie einen Boxkampf zu kommentieren mag von daher konsequent sein, dass ihr das so ausführlich macht - ohne die Inhalte in einen größeren Kontext einzuordnen - hat mich aber ewas überrascht.
Insbesondere der Satz „So nah war Maaßen nie an einem Ausschlussverfahren“ stellt das ganz gut dar: Ist der Vorwurf aus dem Raum, weil in der Sendung kein Beleg genannt wurde? Kann das nicht nachgeholt werden? Das ist ja kein Spiel, sondern schon recht ernst.
Und tatsächlich wurde Laschet am Montag bei Pro7 mit den Belegen und Expertenmeinungen dazu konfrontiert (Die besagen: Ja, er teilt antisemitische Inhalte.) Und (wie auch bei Will) behauptet er dann wieder zigmal, Maaßen sei kein Antisemit, wird wieder darauf hingewiesen, dass das nicht der Vorwurf sei und wieselt sich komplett aus der Affäre.
Das kann man jetzt politisch geschickt und ganz toll finden und als Punktsieg feiern - ich finde es gefährlich, diskursfeindlich und ein Stück weit selbstoffenbarend.
Dieser Artikel im Spiegel hat das sehr schön auseinandergenommen:
Laschets Argumentation geht also im Kern so: Würde Maaßen antisemitische Codes verbreiten, wäre er Antisemit, und wäre er Antisemit, müsste er die CDU verlassen, aber er muss die CDU nicht verlassen, also kann er kein Antisemit sein, demnach kann er auch keine antisemitischen Codes verbreiten. So etwas nennt man Zirkelschluss.
Auch der Rest des Artikels ist sehr lesenswert!
Ähnlich, wenn auch weniger gravierend bei der Kohlegeschichte. Mag sein, dass er formal mit allem was er sagt recht hat, aber: Der Kohleausstieg 2038, den er so toll verhandelt hat, ist viel zu spät und sogar später, als der freie Markt die Kohle wahrscheinlich von selbst verschwinden lassen wird und nur weil RG das mal beschlossen hat muss er doch nicht die Dörfer wegbaggern, oder bin ich da falsch informiert?
Ein bisschen versöhnt hat mich gegen Ende der Hinweis, dass ihr Mechanismen des Wahlkampfs aufzeigen und analysieren wolltet. Dieser Metahinweis wäre eher und auch häufiger angewendet bei mir besser angekommen. Wie dem auch sei. Laschet wird vermutlich Kanzler, zumindest käme es mir verblendet vor ihm nicht die realistischsten Chancen zuzusprechen. Auf diese Art des Wahlkampfs und die folgenden Monate freue ich mich allerdings überhaupt nicht.
Ich hoffe, diese Textwand ergibt einigermaßen Sinn und kommt so konstruktiv an, wie sie gemeint ist.
Liebe Grüße und ein schönes langes Wochenende!
Jan