Neubauer vs. Laschet - Talkshows und Sportkommentatorentum

Hallo ihr beiden,

ich bin langjähriger und meist begeisterter Hörer des Podcasts - vielen Dank für eure tolle Arbeit!

Ich habe nach dem Hören der neuen Folge recht lange über meine Reaktion auf den Abschnitt zu Laschet und Neubauer bei Will nachgedacht - ich kann mich nicht erinnern, schon mal mit so starker Irritation und Ablehnung einem eurer Segmente gelauscht zu haben, versuche das mal in Worte zu fassen und freue mich auf eine Diskussion zu dem Thema! :smiley:

Generell bin ich kein großer Freund von Talkshows, weil sie in aller Regel kaum in der Lage sind komplexe Sachverhalte umfänglich und verständlich zu vermitteln und einem echten Erkenntnisgewinn zu dienen. Sie deshalb als Sportereignis oder wie einen Boxkampf zu kommentieren mag von daher konsequent sein, dass ihr das so ausführlich macht - ohne die Inhalte in einen größeren Kontext einzuordnen - hat mich aber ewas überrascht.

Insbesondere der Satz „So nah war Maaßen nie an einem Ausschlussverfahren“ stellt das ganz gut dar: Ist der Vorwurf aus dem Raum, weil in der Sendung kein Beleg genannt wurde? Kann das nicht nachgeholt werden? Das ist ja kein Spiel, sondern schon recht ernst.

Und tatsächlich wurde Laschet am Montag bei Pro7 mit den Belegen und Expertenmeinungen dazu konfrontiert (Die besagen: Ja, er teilt antisemitische Inhalte.) Und (wie auch bei Will) behauptet er dann wieder zigmal, Maaßen sei kein Antisemit, wird wieder darauf hingewiesen, dass das nicht der Vorwurf sei und wieselt sich komplett aus der Affäre.

Das kann man jetzt politisch geschickt und ganz toll finden und als Punktsieg feiern - ich finde es gefährlich, diskursfeindlich und ein Stück weit selbstoffenbarend.

Dieser Artikel im Spiegel hat das sehr schön auseinandergenommen:

Laschets Argumentation geht also im Kern so: Würde Maaßen antisemitische Codes verbreiten, wäre er Antisemit, und wäre er Antisemit, müsste er die CDU verlassen, aber er muss die CDU nicht verlassen, also kann er kein Antisemit sein, demnach kann er auch keine antisemitischen Codes verbreiten. So etwas nennt man Zirkelschluss.

Auch der Rest des Artikels ist sehr lesenswert!

Ähnlich, wenn auch weniger gravierend bei der Kohlegeschichte. Mag sein, dass er formal mit allem was er sagt recht hat, aber: Der Kohleausstieg 2038, den er so toll verhandelt hat, ist viel zu spät und sogar später, als der freie Markt die Kohle wahrscheinlich von selbst verschwinden lassen wird und nur weil RG das mal beschlossen hat muss er doch nicht die Dörfer wegbaggern, oder bin ich da falsch informiert?

Ein bisschen versöhnt hat mich gegen Ende der Hinweis, dass ihr Mechanismen des Wahlkampfs aufzeigen und analysieren wolltet. Dieser Metahinweis wäre eher und auch häufiger angewendet bei mir besser angekommen. Wie dem auch sei. Laschet wird vermutlich Kanzler, zumindest käme es mir verblendet vor ihm nicht die realistischsten Chancen zuzusprechen. Auf diese Art des Wahlkampfs und die folgenden Monate freue ich mich allerdings überhaupt nicht.

Ich hoffe, diese Textwand ergibt einigermaßen Sinn und kommt so konstruktiv an, wie sie gemeint ist.

Liebe Grüße und ein schönes langes Wochenende!
Jan

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Ich würde gerne Jans Kommentar supporten!

Ich verstehe das man als politischer Journalist auch die Performance der Politiker:innen in der Selbstdarstellung bewerten möchte, und es hat gewiss auch einen gewissen Mehrwert wenn Ihr das Gefühl hattet das Eure Bewertung der Selbstdarstellung sich von der von Euch auf Twitter wahrgenommenen unterscheidet.

Aber ich finde auch, dass bei einer Bewertung der Selbstdarstellung relevant ist, wie man den Sachverhalts über den gestritten wird bewertet.
Also die Frage

  • hat Laschet sich gut dargestellt, und hat auch inhaltlich ein wichtigen Punkt oder
  • hat Laschet sich gut dargestellt, hat aber inhaltlich keinen guten Punkt gemacht.
    Diese zusätzliche Einschätzung (wo Phillip im Podcast auch beide male transparent gesagt hat dass Ihr die nicht machen wollt) hätte in meiner Wahrnehmung diese Diskussion gut abgerundet und mir einen Mehrwert gegeben.

Ich meine, das ist ja gerade der Grund warum ich Lage höre und nicht Talkshows schaue :wink:

Zusätzlich hätte ich mir eine zusätzliche Einordnung der Rolle von Luisa Neubauer gewünscht. Zuersteinmal fand ich etwas überraschend das Ihr relativ konsequent über sie als „Luisa“ gesprochen habt, das fand ich in dem Kontext etwas distanzlos.
Darüber hinaus: Sie hat meines Wissens kein Amt bei Bündnis90 die Grünen, sondern ist in der Sendung vor allen Dingen als Sprecherin von FridaysforFuture. Ich würde also glauben, dass ihre Parteimitgliedschaft eigentlich nicht interessant ist (und Laschets Vorwurf da erwas frech aber klug), und sie sich mit ihrer Parteimigliedschaft keinen großen Gefallen tut,
Auch spannend ist, dass sie in dieser Rolle als Umweltaktivistin dann die Massen-Thematik anspricht…

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Das ist der Punkt: Wer nun bei welchem Punkt wie richtig lag war einfach überhaupt nicht unser Thema. Uns ging es ausschließlich um die Performance von Laschet und Neubauer.

Aber ich finde es lustig, wie sehr diese Themensetzung in der Lage-Bubble triggert. Natürlich wäre es für viele hier schöner, wenn wir verkünden könnten, dass Laschet zerlegt wurde. Der Punkt ist nur: Das wurde er nicht. Selbst wenn er zu 100% Unrecht haben sollte geht er bei dieser Sendung als Sieger vom Platz. Dem müssen sich gerade Neubauer- und Baerbock-Fans stellen.

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@Jan42 Ich und auch meine Frau haben uns gestern Nacht nach dem Hören des besagten Abschnitts ganz ähnlich gefühlt, etwa so als hätten wir zuvor unsere Deckung fallen gelassen (um wieder die Box-Metapher zu bedienen), weil wir mit den beiden bislang so oft einer Meinung waren, aber dadurch hat sich die einseitige Darstellung umso mehr wie ein Schlag ins Gesicht angefühlt.

Selbstverständlich erwarte ich von einem Kanzlerkandidaten, dass er rhetorisch fähig ist auch schwierige Situationen, wo er eigentlich im Unrecht ist und aus taktischen Gründen eine unbeliebte Meinung vertritt, geschickt zu parieren. Wenn man die Rhetorik von Laschet vergleichen und von „Punktsieg“ sprechen will, dann muss man dies doch nach in einem Duell zwischen Kanzlerkandidaten tun, nicht zwischen einem Kanzlerkandidaten und einer sehr jungen Aktivistin/Politikerin, Neubauer hat doch gar nicht den Anspruch, besser dazustehen als Laschet. Ihre Aufgabe liegt woanders.

Ich konnte auch nicht anders als meine Gedanken dazu in Form eines neuen Threads nieder zu schreiben, also falls du mehr erfahren willst: LdN242: Diametrale Wahrnehmung von Laschet / Neubauer

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Das war sie nicht - wir haben einfach nur ein anderes Thema behandelt als die Frage, wer inhaltlich richtig lag. Das ist für die Performance im Wahlkampf nämlich fast egal, wie man nicht zuletzt an dieser Sendung beobachten konnte.

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Lieber Ulf,

ich fühle meinen - und auch Jans Kommentar - in dem Kommentar nicht ganz wiedergegeben.
Es geht uns nicht um Laschets „zerlegung“ sondern um eine inhaltliche auseinandersetzung mit seinen Aussagen und nicht nur reine Stilkritik.
Das ist doch ein anderer Punkt!

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Danke für die Rückmeldung. Ich glaube nicht, dass mich allein der Fakt, dass Laschet bei euch gut weggekommen ist „triggert“. Wer inhaltlich richtig liegt sollte doch nicht egal sein, oder? Ist es kein Problem, dass es das in der politischen Realität oft ist?

@Herbert schrieb in einem anderen Thread:

Ich meine, tatsächlich „wie gut er bei euch weggekommen ist“. Man muss ja eine Performance daran messen, wie gut es beim Publikum/Wähler ankommt. Wenn ich dich richtig verstehe, ist Laschet für die überwiegend konservative, deutsche Wählerschaft leichter wählbar als nach Lanz. Damit habt ihr vermutlich Recht.

Für andere Bubbles ist das aber keine gute, sondern eine erschreckende Performance und ich fände den Schritt noch wichtig, wie man das vielleicht transportieren kann. Also warum diese „gute“ Performance vielleicht problematisch ist.

Ihr habt doch z. B. auch nie Streeck dafür gelobt, dass er in Talkshows die Sachen sagt, die die Leute gerne hören wollen und in seiner Welt die Pandemie gar nicht so schlimm und viel eher vorbei ist. Weil der Inhalt und die Fakten eben nicht völlig egal sind (wie @Hasenkoettel hier ja auch schreibt.)

Aber es stimmt schon: Letztlich „stört“ mich vermutlich einfach das gefühlte Fehlen dieser Ebene in diesem Fall in der Podcastfolge. Ich will daraus keinen persönlichen Anspruch an euch formulieren, finde es aber gut, dass man sich darüber hier vernünftig austauschen kann.

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Warum geht man dann in ein Format dass eben auf Performance ausgerichtet ist? Das gehört halt zur Debatte dazu, wenn man Diskussionen haben will sucht man sich ein anderes Format. Es würde mich eh mal interessieren, wie eigentlich die Entscheidung zustande kommt ob Sie in Talkshows geht. Schließlich wird sie bewusst oder nicht als Vertreter der FFF wshrgenommen.

Und klar sieht hat weniger Erfahrung trotzdem sollte man zumindest sekundär Litertur nennen können. Aber es ist auch kein Angriff gegen ihre Person. Zu mal Laschets Reaktion ja noch recht zurückhaltend war andere hätten vielleicht auf den internatioalen FFF und Thunbergs Kommentare zu Israel verwiesen. Meines wissen hat Neubauer sich dazu nicht geäußert.

Mal im Ernst: Welcher Beleg hätte Laschet denn gereicht? Wenn Maaßen mal getweetet hätte „Ich bin ein antisemitischer Antisemit!“ hätte Laschet das noch weggeredet. Davon abgesehen, dass in solchen Runden doch fast nie Belege für irgendwas gefordert und geliefert werden.
Bei Thunberg ist er allerdings sehr wohl in der Lage Antisemitismus zu erkennen, auch interessant. Aber der Mann ist halt einfach ein brillanter Politiker.

Der größere Takeaway der ganzen Nummer ist wohl einfach, dass Talkshows totaler Quatsch sind.

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Ich war zugegeben etwas irritiert, wie selbstverständlich von „Wahlkampf“ bzw. der Performance in diesem gesprochen wurde. Ich würde es ja eher ‚Vorwahlkampf‘ nennen. Die Will-Sendung ist ja schon eine Weile her und die „Lage“ mit der Analyse etwas in Verzug, wenn man es so sagen will. Die SPD hatte zu diesem Termin gerade mal ihren Parteitag, der der FDP fand noch gar nicht statt. Noch nicht alle Parteien haben fertige Programme, sondern nur Entwürfe. CDU/CSU haben noch gar kein Programm, nicht einmal einen Entwurf! Erst Mitte Juni wird feststehen, wer überhaupt alles zur Bundestagswahl antreten bzw. zugelassen sein wird. Von (einem richtigen) „Wahlkampf“ kann daher m. E. keine Rede sein. Und ob Laschet in den nächsten Wochen und Monaten weiterhin so ‚gut‘ agieren wird, wenn man die Analyse teilen will, sei mal dahingestellt.

Und inhaltlich: Wer in Tweets den Begriff ‚Globalisten‘ selbst verwendet oder Inhalte teilt, die diesen Begriff benutzen, der weiß, wie dog whistle funktioniert. Dann müssen alle Alarmglocken anspringen und niemand muss sich wundern, wenn ihm vorgehalten wird, er verbreite antisemitische Inhalte/Narrative.

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Es geht ja bei einer Debatte nicht darum dein Gegenüber zu überzeugen im Sinne einer Wahrheitsfindung, das wäre ein Diskussion, es geht eher darum Leute rhetorisch und Argumentativ auszuhebeln.
Naja das konservative Lippenbekenntnis zu Israel und das daraus resultierende Verhalten ebenso, wie die üblichen Probleme der konservativen mit Rechten sind ja nicht neues und daher auch nicht verwunderlich.

Mein Punkt ist nur dass Sie ein Argument gebracht hat das viel Angriffsfläche bietet, wenn man sich nicht damit beschäftigt hat. ich Finde es ja durchaus gut, dass sie es angesprochen hat. In so Talkshows wird meist doch eher, um die eindeutige Beschreibung herum mäandert. Siehe Querdenken Alles dicht machen etc. .Andererseits frage ich mich auch wie ernsthaft sie sich mit dem Thema beschäftigt hat. Zu Maaßen findet man ja doch recht schnell und viel Berichterstattung. Vielleicht wars aber auch einfach die Situation selbst.

ich würde dir da gar nicht widersprechen, nur warum dann in Talkshows gehen ?

Lieber Ulf,
kurz vorweg: Ich bin riesen Fan von euch und es ist natürlich etwas undankbar, dass man sich immer nur meldet, wenn man was zu Meckern hat. Von daher vorweg erst einmal vielen Dank für die tolle Arbeit, die ihr macht. Ich freue mich jede Woche dadrauf und habe den Podcast in den letzten Jahren schon vielen Leuten weiterempfohlen.

Ich hatte bei dem Segment zu Neubauer und Laschet ein ähnliches Störgefühl, wie es andere hier hatten. Zum einen ist mir nicht klar, warum „Performance“ in einer argumentativen Debatte losgelöst sein soll von der argumentativen Wertigkeit der Aussagen. Zum anderen habt ihr dies m.E. - selbst wenn man diese Ansicht teilt - nicht konsequent durchgezogen.

Es ist vollkommen legitim und auch durchaus spannend, den stilistischen und rhethorischen Stil eines Politikers zu bewerten. Dies allerdings vollkommen losgelöst davon zu machen, ob er Recht hat mit seinen Aussagen finde ich eher eine erschreckende Position bzw. ich würde dieses Verständnis von „Performance“ nicht teilen. Nur weil jemand rhethorisch gut dasteht, hat er noch lange keine gute Performance abgeliefert, wenn er inhaltlich falsch liegt. Wenn man diesen Maßstab anlegt für „Performance“ hätte auch Trump häufig eine gute Performance abgeliefert, da er es ja wie kein zweiter schafft, dass inhaltliche Argumente an ihm abprallen. Ich glaube, dass es zumindest hilfreich gewesen wäre, wenn ihr noch einmal deutlicher gemacht hättet, was ihr genau unter „Performance“ versteht. Meinem Eindruck nach entsteht ein Großteil der Debatte hier im Lageforum nämlich deshalb, dass viele euer Verständnis von „Performance“ nicht teilen, aber das verschwimmt natürlich etwas, wenn nicht 100%ig explizit gemacht wurde, worüber ihr reden wolltet und was euer Verständnis von „Performance“ ist.

Zudem habe ich das Gefühl, dass ihr einen Mittelweg gewählt habt: Es war weder eine inhaltliche Überprüfung der Argumente noch eine rein rhetorisch/stilistische Analyse. Beides in sich ist hochspannend und wäre ein total wertvolles Segment der aktuellen Lagefolge gewesen.

Vielleicht kommt mein Störgefühl aber auch nur daher, dass für mich Inhalt > Rhethorik steht. Man lässt Politiker:innen m.E. auch einfach zu leicht davonkommen, wenn man sich dem Ganzen beugt, dass Talkshows nur der Selbstdarstellung dienen und Inhalte dabei nicht zählen. Es sträubt sich vieles in mir, zu sagen, dass jemand eine bessere Performance abgeliefert hat, wenn die andere Partei die besseren inhaltlichen Argumente hatte. (Ob das in diesem Fall so ist, steht natürlich zur Diskussion. Ich verstehe woher Neubauers Äußerungen kommen und kann ihre Einschätzung teilen. Sie hat im Nachhinein auch Beispiele geliefert und ich würde sogar soweit gehen, dass es nicht viel gebracht hätte, wenn sie diese schon in der Sendung parat gehabt hätte. Eine Aussage wie „Er hat Blog XY verlinkt, welcher antisemitisch ist“, hätte auch zu keiner anderen Diskussion geführt und Laschet hätte sich ähnlich aus der Situation lavieren können. Diese Tweets und Verlinkungen auf die sie (und andere) sich beziehen, kann man jedoch auch durchaus anders bewerten, aber genau das wäre meines Erachtens die eigentlich spannende Diskussion gewesen, die ihr hättet führen können!).

Dennoch ganz viel Wertschätzung für eure tolle Arbeit Woche für Woche auch wenn ich mit diesem Segment unzufrieden war :slight_smile:

PS: Zudem habt ihr, finde ich, zu einfach Laschets „Sie sind ja Mitglied der Grünen“ mit übernommen. Sie bekleidet kein wichtiges Amt der Grünen und ist nicht in ihrer Funktion als Grünenmitglied bekannt oder in die Talkshow eingeladen. Der Einwurf war von Laschet natürlich rhethorisch wirklich sehr stark, weil er es genau so hat dastehen lassen als ob sie dort als Vertreterin der Grünen sitzt. Allerdings ist sie in ihrer Rolle als Aktivistion bekannt und auch deshalb in Talkshows eingeladen und ich glaube auch die Grünen selbst wären nicht glücklich darüber, wenn dies anders dargestellt werden würde.

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Ich hoffe doch, dass wir eine Partei nicht wählen wegen der Rhetorik des Kanzlerkandidaten und sehe das Ganze auch nicht so pessimistisch. Die Inhalte sind durchaus wichtig, ich achte zum Beispiel sehr darauf und bin damit ein Gegenbeispiel.

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Ich kann mich der ganzen Kritik hier nicht anschließen. Ich fand den Beitrag zu der Anne Will Sendung sehr gelungen und habe ihn als sehr ausgewogen und angemessen empfunden. Wie Ulf und Philip zu Herrn Laschet und seiner Politik stehen haben sie ja in der Vergangenheit bereits an vielen Stellen deutlich gemacht. Ich fand es schön zu sehen, dass Laschet deswegen nicht unfair bewertet wurde und ihm auch mal Respekt gezollt wurde. Insgesamt war das mMn ein Schritt hin zu einer angenehmeren Debattenkultur in Deutschland.

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Ich auch nicht.

Aber sehr viele Menschen nehmen politische Debatten so war. Dabei ist es komplett egal, ob er inhaltlich richtig lag.

Warum ist es denn für das geneigte Publikum der Lage offenbar unerträglich hinzunehmen, dass Laschet ein verdammt harter Gegner für Grüne, SPD und Co. wird? Selbst wenn er nicht durchweg inhaltlich richtig liegt?

In gewisser Hinsicht erscheint mir diese ständig wiederholte Forderung, sich doch lieber mit den Inhalten zu beschäftigen, wie Whataboutism. Es hilft nämlich überhaupt nicht, sich inhaltliche Fragen zu stellen, wenn Laschet eine Diskussion nun mal gerockt gerockt hat. Wenn wir jetzt in der Lage darauf hingewiesen hätten, dass er aber in einzelnen Punkten falsch lag oder Luisa Neubauer richtig, dann hätte das letztlich nur unseren Punkt relativiert, dass er diese Diskussion dominiert hat.

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Hallo Ulf,

da Du ja in diesem Thema nochmal antwortest möchte ich auch gerne nochmal darauf reagieren.

[persönliche Angriffe gelöscht]

Wenn ich beantworten sollen würde warum das Forum über den Beitrag so engagiert diskutiert (und es ist erst Samstag abend ;)) würde ich sagen: Ihr seit Opfer Eures eigenen Erfolgs.
Talkshow-Besprechungen und wer hat darin eine wie gute Selbstdarstellung betrieben ist eine der simpelsten Level der politischen Berichterstattung; das machen auch Lokalzeitungen die sich kein echtes Politikressort leisten können.
Natürlich ist die Frage wie die Auftritte von Politiker:innen beim Publikum wirken super wichtig, auch für die politische Berichterstattung.
In ganz vielen anderen Situation in Eurer Sendung seit ihr aber in der Vergangenheit darüber hinaus gegangen, habt eben zusätzlich

  • diskutiert ob die Aussagen der Politiker:innen Substanz haben oder
  • diskutiert was die Folgen davon sind, wenn einfach Schutzbehauptungen und politische Abgeklärtheit reichen um eine gute Performance zu machen
  • u.v.m

Ich will nicht für andere sprechen, aber das ist der Grund dafür warum ich die Lage als journalistisches Produkt so schätze, und das ist etwas wo mir in Eurem Beitrag eure sonst übliche Tiefe gefehlt hat.

Edit:
Und -jetzt nach erneutem Lesen Deines Beitrags:
Ich bin da wirklich fundamental anderer Meinung als Du:
Worüber hier reden ist überhaupt kein Whataboutism.

Das worüber wir hier sprechen hätte in keinster Weise „euren Punkt relativiert“.
Es hätte Euren Punkt
„Armin Laschet hat entgegen dem was wir auf Twitter gelesen haben die Diskussion gerockt“
umformuliert in
„Armin Laschet hat die Diskussion gerockt obwohl er die Vorwürfe die Luisa Neubauer gemacht eigentlich nicht widerlegen konnte.“
Das ist doch der gleiche Punkt, nur in etwas interessanter.

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Aber das sind doch zwei unterschiedliche Dinge. Dass Laschet ein harter Gegner wird für die restlichen Parteien - geschenkt! Natürlich ist er das. Er ist nunmal seit zig Jahren Spitzenpolitiker und hat sich in der größten Partei des Landes durchgesetzt. Natürlich ist er ein ernstzunehmender Gegner und wird vermutlich am Ende viel besser dastehen als es sich vielleicht viele von uns erhoffen. Aber das ist doch eine ganz andere Fragestellung, ob er generell ein ernstzunehmender Gegner ist oder ob er überzeugend in dieser spezifischen Talkshow war. Wenn ich letzteres verneine, kann ich noch immer ersteres bejahen.

Und ich würde es einfach nicht teilen, dass er die Diskussion „gerockt“ hat. Er hat es geschafft als Spitzenpolitker mit jahrzehntelanger Erfahrung nicht komplett gegen eine 25-jährige Aktivistin unterzugehen und halbwegs ruhig Vorwürfe abprallen lassen. Gerockt hat er da im Diskurs mit Neubauer meines Erachtens gar nichts. Und es haben glaube ich auch nicht viele so gesehen. Zumindest sind mir keine reihenweise Kommentare untergekommen, die Laschet im Anschluss gefeiert haben. Bei Neubauer habe ich dies zuhauf gesehen (bin mir natürlich bewusst, dass das auch Teil der eigenen Bubble ist). Er hat halt nicht komplett versagt so wie zuvor bei Lanz, aber das sollte für einen Kanzlerkandidaten nicht der Anspruch sein, um dies in die Kategorie „er hat es gerockt“ einzuordnen.

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Mich stört diese Argumentationsrichtung, weil sie es ignoriert, dass Journalismus nicht nur über die Welt und die Wahrnehmung der Leute berichtet, sondern diese auch formt. Oder zumindest jegliche Einbeziehung dieses Gedankens ablehnt.

Wenn die Medienlandschaft sich wie hier bei euch, aber auch bei vielen anderen Medien geschehen, nur darauf konzentriert wer rhetorisch die bessere Figur gemacht hat und dabei die inhaltliche Ebene ausblendet, trägt die Medienlandschaft am Ende genau zur Verbreitung und Legitimierung einer Ansicht bei, die inhaltliche Argumente ignoriert und nur auf die „Performance“ schaut.

Das heißt natürlich nicht, dass man sich nicht mit dieser Perspektive beschäftigen sollte, mMn sollte man sie aber immer mit der inhaltlichen Ebene verbinden.

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Es ist natürlich schon Wahres daran, dass die meisten eben keine Politik-Nerds sind und sich vmtl oberflächlicher mit politischen Themen befassen als Leute, die jede Woche 1-2 Stunden einen Podcast über Politik hören (oder gar einen solchen wöchentlichen Podcast veröffentlichen).

Für mich ist dabei aber unklar, ob das Talkshow-Verhalten da der ausschlaggebende Punkt ist, oder ob die (oft auch aufs Oberflächliche beschränkte) Berichterstattung da nicht vielleicht ausschlaggebender bei der öffentlichen Wahrnehmung ist. Wenn nach der Talkshow überall in den Nachrichten steht, dass Laschet gepunktet hat (weil er oberflächlich eben besser geredet hat), dann hat Laschet auf jeden Fall durch die Talkshow gepunktet.

Da würde ich mir eben von den deutschen Medien etwas weniger Faszination mit dem Oberflächlichem wünschen und etwas mehr Mut zum Nerd sein, sonst kommen Politiker oft mit Schwachsinn durch, was schädlich für die Demokratie ist (ein Extrembeispiel ist da glaube ich Trump).

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Das wäre aber falsch: Luisas Vorwürfe in Sachen Nordrhein-Westfalen waren halt wirklich unberechtigt, die entsprechenden Beschlüsse stammen ja tatsächlich von der rot-grünen Vorgängerregierung … und genau auf diese Detail-Diskussion wollen wir uns nicht einlassen. Ich halte das nach wie vor für richtig. Einige Leite hier fordern eine andere Debatte, die man natürlich auch führen kann, aber das war einfach nicht Thema der Sendung.

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