Neu aufarbeiten Thema: Abtreibung

Hallöchen alle zusammen,
es ist zwar schon eine Weile her - das Thema bleibt ja aber trotzdem wichtig. Nachdem die Folge 206 veröffentlicht wurde, bei der es um Abtreibung ging wurden bei vielen vor allem feministisch aktiven Profilen auf Instagram diese Folge als negatives Paradebeispiel dafür genommen, dass dieses Thema noch nicht richtig aufgearbeitet ist. Die LdN wurde Zetiert und viel nachvollziehbare Kritik geübt, die ich im Folgenden Erklären möchte und hoffe, dass die LdN das ganze noch einmal aufarbeitet.

Ich finde es gut, dass in dem Podcast die Doppelmoral des Gesetzes gezeigt wurde; ein Gesetz aufgestellt wurde um es dann letztendlich doch umgehen zu können.
Ich finde es auch gut, dass ihr am Ende sagt, dass ihr letztendlich ja auch Männer seid, die dieses doch eigentlich Frauenbehaftete Thema besprechen.

Und hier kommen wir zu dem Teil, wo ich gerne etwas Kritik üben möchte.

Ich finde ein Thema, wie Abtreibung, nicht aufzuarbeiten, weil es ja die letzten Jahre auch funktioniert hat ein schwaches Argument. Themen werden eben mit bestimmten Bewegungen oder im Laufe der Zeit aktueller - wenn alles immer so bleibt wie es mal war dann könnten Frauen noch heute nicht wählen.

Ja, wenn das Thema in die Politik kommt dann kann es dazu kommen, dass jede/r PolitikerIn dazu ein Statement abgeben wird aber was wäre so schlimm daran?

Das Gesetzt sagt einfach mal aus, dass eine Schwangere Frau nicht selbstbestimmt handeln darf. Noch mehr, sie macht sich sogar strafbar, wenn sie selbstbestimmt tut. Das ist doch nicht ok?!!

Ja, es gibt einen Weg das ganze zu legalisieren aber warum streicht man es dann nicht einfach gleich aus dem Gesetz. Und ich finde auch dass es ok ist, wenn das mal ein Thema in der Politik wird. Das ganze hat ja schließlich mit einem Gesetz zutun und das ist ja hier in Deutschland Teil der Politik.

Es geht ja hier bei dem Thema um viel mehr als nur Abtreibung sondern um die Selbstbestimmung der Frau. Es gibt auch heute noch in Deutschland viele Frauen, die ihre Abtreibung mit einem Kleiderharken durchführen, weil es eben als ein so Großen Berg scheint dieses Abtreibung legal durchzuführen, dass dies als ein einfacherer Ausweg scheint. Und es ist auch einfach dann im Kopf „ ich mach hier jetzt was, das eigentlich gegen das Gesetz ist“. Und das sind nicht die Themen, mit der sich eine Schwangere beschäftigen sollte, wenn sie überlegt abzutrieben!

Außerdem heißt ProChoice und der rausnahmen des Gesetzes aus dem StGB nicht automatisch, dass jetzt alle Frauen abtreiben werden. Es heißt, dass die Frau selbst darüber entscheiden und bestimmen kann, was sie tut und nicht von einem Gesetz den Stempel aufgedrückt bekommt „das ist illegal was du hier tust“.
Mal abgesehen davon ist eine Abtreibung auch kein einfacher Spaziergang und viele Frauen tragen auch danach noch psychische Folgen davon. Ich fände es also gut, wenn das das Gesetzt mal aus dem StGB verschwindet und beraten werden die Frauen so oder so, ob sie nun abtreiben.

Liebe Lage der Nation, ich würde euch bitten das ganze noch einmal als Thema in euren Podcast aufzunehmen, weil ich nämlich eigentlich nicht der Überzeugung bin, dass ihr gegen die Selbstbestimmung der Frau seid und das ganze andere, was ich hier geschrieben habe.
Holt euch doch einfach eine Frau dazu, die ihr dann interviewen könnt. Es gibt in der Feministischen Szene wirklich aufgeklärt und informiert Frauen, die euch da wirklich fundierte Aussagen geben können - besser als das was hier stehen.

Ganz liebe Grüße.

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Wir haben das Thema in LdN 207 nochmals aufgegriffen, die wenigen fehlenden Aspekte nachgetragen und dabei auch eine ziemlich radikale Stimme ausführlich zu Wort kommen lassen.

Übrigens haben wir zu dem Teil in LdN 206 weit überwiegend positive Rückmeldungen bekommen, sogar von Leuten aus feministischen Organisationen wie Terre des Femmes, aber auch von vielen feministischen Aktivistinnen. Auch auf Insta ist da sehr, sehr wenig Kritik bei uns angekommen. Ich würde davon ausgehen, dass es sich um eine kleine radikalisierte Bubble handelt - und vermutlich haben viele den Beitrag nicht gehört. Oder die Leute haben den Unterschied überhört zwischen unserer persönlichen Sicht auf Abtreibungen und unseren taktischen Erwägungen, wie man wirklich etwas für die Selbstbestimmung schwangerer Menschen tun kann.

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Liebe Lage,

erstmal muss ich hier auch ein bisschen zurückrudern. Ich habe den Teil LdN 207 vor meinem Kommentar noch nicht gehört und bin euch da sehr dankbar drüber. Erstmal dass ihr das Thema überhaupt aufgegriffen habt und es dann auch noch einmal weitergeführt habt. Coole Sache auch hier mit dem Talk! Ja da bin ich mir auch sehr bewusst drüber, dass es bei dem Thema ganz viele unterschiedliche Meinungen gibt. So Lange wir alle auf einem Grünen Zweig Hocken bin ich da auch schon ganz glücklich drüber

Jetzt Frag ich mich aber, was du mit radikaler Bubble meinst. Radikal feministisch? Wie definiert man das dann ? (nicht um hier Haare zu spalten aber eher um - wo ist da die grenze?)

Ich meine die Bubble der Leute, die evtl ein Problem mit unserem Beitrag hatten.

Und noch zwei, medial leichter aufnehmbare Quellen:
mdr: Als Abtreibung legal wurde
rbb: Schwangerschaftsabbruch Ost vs. West

Mich würde es sehr freuen, wenn bezüglich dieses Themas die Rechtsgeschichte des östlichen Teils der BRD nicht ignoriert werden würde. In der DDR wurde Abtreibung legalisiert mit einer Fristenlösung. Seit den 1990ern gibt es also Millionen von Menschen, denen es rechtlich schlechter geht, als in der DDR. Das zu vergessen ist einer dieser Gründe, die zu Ungemach im östlichen Teil der vereinigten Bundesrepublik führt. Ich kenne selbst aus meinem DDR-sozialisierten Umfeld keinen einzigen Mensch, die*der gegen Abtreibung wäre.

Ist das am Ende ein Problem der Konservativen in Bayern und dem Südwesten? Vielleicht sollte Abtreibung Ländersache sein, dann könnten Baden-Württembergerinnen gerne in die „neuen Bundesländer“ kommen und hier ohne Verfolgung und Diskriminierung selbst über ihren Körper entscheiden…

Quellen:

Gita Neumann, hpd: Legalisierte Abtreibung - Ein Geschenk der DDR zum Frauentag
Renate Faerber-Husemann, vorwärts: Recht auf Abtreibung - Warum DDR-Frauen Vorbild waren

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