NATO-Beitritt der NORDEFCO-Staaten Schweden & Finnlands überhaupt notwendig?

Hallo Lage,
Angesichts des Ukraine Konflikts und der damit diskutierten NATO-Beitritte der nordischen Länder (Schweden/Finnland) frage ich mich, ob dies überhaupt notwendig ist, da diese zusammen mit Norwegen, Dänemark und Island eine eigene Organisation (NORDEFCO) zur militärischen Zusammenarbeit 2009 gegründet haben.
So heißt es in dem Artikel des Reservistenverbands (25.02.2021):
„Die Verteidigungszusammenarbeit sollte nicht mehr nur in Friedenszeiten greifen, sondern auch im Falle einer Krise oder eines Konflikts.“ und „[…] dass Norwegen im Kriegsfall plane, das Kommando an die NATO abzugeben.“
Quelle: Unsicherheit am Polarkreis - Reservistenverband

Zur vereinfachten Übersicht der Strukturen gibt der Wikipedia Artikel einen guten Überblick: Nordic Defence Cooperation - Wikipedia

Natürlich wurde NORDEFCO aus einer anderen Intention gegründet. Jedoch wäre ggf. eine Stärkung oder eine engere Zusammenarbeit mit der NATO der bessere Weg um die politische Elite in Russland nicht in ihrer Annahme der Umzingelung zu bestärken.

Viele Grüße

Vor dem Angriffskrieg gegen die Ukraine hätte ich dem zugestimmt. Jetzt nicht mehr.

Russland muss in Folge seiner Aggression akzeptieren, dass der Rest der westlichen Welt enger zusammenrückt und sich gegenseitig schützen wird. Putins Russland reagiert nur auf Stärke - und diese Stärke muss die NATO jetzt zeigen. Wenn Russland durch Expansionskriege zurück zum „großrussischen Reich“ will, muss die NATO bereit sein, durch demokratische und rechtstaatliche Prozesse ein Gegengewicht zu bilden. Russland will sich die Länder mit Gewalt einverleiben, wir bieten einen freiwilligen Beitritt an. Die nationalistische Elite Russlands wird akzeptieren müssen, dass die Welt um Russland herum sich nicht ihrem Willen beugt - desto früher das akzeptiert wird, desto früher können sich die Beziehungen zum Westen stabilisieren.

Wie gesagt, Russland hat jedes Recht auf Rücksichtnahme mit dem Angriffskrieg verloren. Meines Erachtens sollten auch der Ukraine (selbst im anhaltenden Krieg) und Georgien ein beschleunigter NATO-Beitritt in Aussicht gestellt werden (jeweils unter der Voraussetzung von Zugeständnissen im Hinblick auf Demokratie, Rechtstaatlichkeit und Korruptionsbekämpfung). Eine NATO- oder zumindest EU-Mitgliedschaft scheint leider die einzige Garantie zu sein, nicht Opfer russischer Aggression zu werden - und wenn das die Regeln sind, müssen wir halt nach diesen Regeln spielen.

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Das sehe ich genau so. Mit dem Überfallfall auf die Ukraine hat die Russische Föderation jegliche Glaubwürdigkeit als vertrauenswürdiger und berechenbarer Nachbar verwirkt. Auf Befindlichkeiten der Russischen Föderation, sei es bei Waffenlieferungen oder der Bündniswahl seiner Nachbarn, kann und darf man zurzeit keine Rücksicht nehmen.
Welche Bündnisstruktur für welches Land ausreichend ist müssen die Länder letztendlich selbst entscheiden. Ohne das Vertragswerk zu kennen, bin ich mir nicht sicher ob ein Angriff auf ein NORDEFCO -Land außerhalb der NATO automatisch den Artikel 5 auslösen würde. Damit würde unter Umständen die Fähigkeiten und Firepower der USA und der restlichen NATO-Staaten nicht zur Verfügung stehen.

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Ein Wort: Nuklearschirm. Stellen Sie sich folgende Situation vor: Russland sagt zu Finnland: Wenn ihr nicht macht was wir wollen, dann schicken wir eine kleine Atomwaffe nach Helsinki. Flugzeit 4 Minuten. Keine der NORDEFCO hat Atomwaffen, also keine Vergeltung möglich. Anders ist das in der Nato: Putin weiß nicht was passieren würde, wenn er Atomwaffen gegen NATO Staaten einsetzt. Und das ist gut. Denn das heißt er müsste mit einem Gegenschlag zum Beispiel gegen Moskau rechnen. Darüberhinaus sind Atomwaffen nur nützlich wenn man mit ihnen drohen kann. Nach Nato Beitritt könnte Finnland auf besagte Drohung reagieren mit: Wenn du Helsinki zerstörtst, zerstören die Amerikaner St. Petersburg. Gleichgewicht des Schreckens ist dann hergestellt und nichts passiert.

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