Das ist schwierig. Dein Vorschlag sieht vor, dass Einkommensteuer und Kapitalertragsteuer unabhängig voneinander progressiv sein sollen und einen unabhängigen, relativ hohen Freibetrag enthalten. Dadurch werden diejenigen, die die Möglichkeit haben, ihre Einnahmen möglichst gleichmäßig aufzuteilen, stark profitieren - und das sind diejenigen, die ohnehin schon nicht am Hungertuch nagen. Der durchschnittliche Niedriglohn-Arbeitnehmer wird hingegen den Freibetrag der Kapitalerträge nie auch nur im Ansatz ausnutzen können.
Fairer wäre natürlich, wenn beides einen gemeinsamen Freibetrag hätte und beides einer gemeinsamen Progression unterliegen würde (dh. 25k Einkommen und 25k Kapitalerträge werden im Ergebnis gleich besteuert wie nur 50k Einkommen oder nur 50k Kapitalerträge). Problem dabei ist, dass man in diesem Fall die Kapitalertragssteuer nicht mehr als Quellensteuer von den Banken einbehalten lassen könnte, da die Banken dafür auf die Informationen der Lohnbuchhaltung der Arbeitgeber angewiesen wären, was aus vielen Gründen unmöglich ist.
Die einfachste und fairste Lösung wäre schlicht, beim Quellensteuer-System der Kapitalertragssteuer in Höhe von 25%+Soli zu bleiben (quasi als Vorauszahlung wie bei der Lohnsteuer) und bei der Jahressteuererklärung dann die tatsächlich erzielten Kapitalerträge zu berücksichtigen und den Einnahmen aus Erwerbstätigkeit zuzurechnen, sodass es zu Rückzahlungen (falls der progressive Steuersatz unter 25%+Soli liegt) oder Nachzahlungen (falls der progressive Steuersatz über 25%+Soli liegt) kommen würde. So würden Kapitalerträge letztlich genau so besteuert wie reguläres Einkommen, lediglich die Vorauszahlung wäre mit 25%+Soli fix, damit die Banken diese Vorauszahlung ohne Arbeitgeber-Daten durchführen könnten.
Die Frage bei Unternehmenssteuern ist halt immer, ob man die laufenden Gewinne des Unternehmens besteuern will (Gewerbesteuern, Körperschaftssteuern) - oder nur das, was aus dem Unternehmen an die Unternehmer und Arbeitgeber ausfließt. Im Falle einer Erbschaft eines Familienunternehmens haben wir aber letztlich weder einen laufenden Gewinn, noch einen „Ausfluss“ aus dem Unternehmen, das Unternehmen gehört halt nur jetzt plötzlich nicht mehr X, sondern Y. Die im Unternehmen gebundenen Vermögenswerte bleiben unverändert.
Hier stellt sich daher die Frage, ob in so einem Erbfall überhaupt Steuern anfallen sollten - oder ob die Steuern einfach umso höher anfallen sollten, wann immer der Erblasser (vor dem Erbfall) oder der Erbe (nach dem Erbfall) Vermögenswerte aus dem Unternehmen zur privaten Verwendung entnimmt.
Oder anders gesagt:
Natürlich ist der Erbe, wenn er ein Unternehmen im Wert von z.B. 100 Mio Euro erbt, im Moment des Erbfalles plötzlich „100 Mio Euro reicher“ - aber auf seinem Konto landet davon halt erst einmal gar nichts. Die Vermögenswerte von Unternehmen und Privatperson müssen ohnehin strikt in der Buchhaltung getrennt werden. In diesem Sinne ist es nachvollziehbar, für die Erbschaft selbst keine Steuern zu verlangen, sondern nur für jede Art der Privatentnahme, sei es durch Geschäftsführergehälter oder sonstige verdeckte oder offene Entnahmen.
Daher macht es schon Sinn, die Erbschaft von Unternehmen anders zu bewerten als die Erbschaft von ohne weitere Besteuerung nutzbaren Gütern (wie z.B. Geldbeträgen und Sachen).
Aktienrenten sind ein schwieriges Thema, gerade im Hinblick auf die Verwerfungen durch den Ukraine-Krieg. Der Aktienmarkt kann halt auch partiell (z.B. Immobilienkrise 2008) oder vollständig (z.B. Weltwirtschaftskrise 1929) zusammenbrechen - und plötzlich sind die Renten dahin. Ein vollständig auf Aktien basierendes Rentensystem schlägt eigentlich niemand vor, nicht mal die FDP.
Meines Erachtens sollte es eine konservativ, daher z.B. per Umlagesystem, abgesicherte staatliche Grundrente (in Höhe des 1,2-fachen Existenzminimums) geben, alles darüber hinaus darf dann Privat und meinetwegen staatlich gefördert über Aktien gedeckt sein. Die Grundrente sollte aber niemals im Risiko stehen, nach einem Börsencrash verloren zu gehen.
Die USA (wo knapp ein Drittel aller weltweiten Milliardäre leben) sind das typische Zufluchtsland für Milliardäre und sie profitieren davon maßgeblich (wenig Steuern von Milliardären sind in der Summe immer noch viele Steuereinnahmen…). Egal ob Dems oder Reps, beide Parteien werden das aus nationalem Interesse blockieren.