Natürlich dürfen Menschen ihre eigene Alterssicherung in die Hand nehmen, aber hier ging es doch um ETFs/Generationenkapital/Aktienrente als 3. Säule der staatlichen Rente. Es ist doch etwas ganz anderes, ob Personen privat vorsorgen, oder ob der Staat sein Rentensystem darauf stützt, dass möglichst alle Personen privat vorsorgen.
Alles, was sie schreiben macht für mich absolut Sinn. Ich habe einen riesen Respekt vor Menschen, die sich in die Thematik reinfuchsen, ihr Depot möglichst klever aufbauen und so über Jahre oder Jahrzehnte ihr Vermögen aufbauen und sich davon ein würdevolles Leben im alter garantieren. Dennoch überrascht es mich, dass sie als Volkswirt, wie sie an anderen Stellen schrieben, nur aus der Perspektive einer Privatperson argumentieren.
Die Wirtschaft erwirtschaftet kein zusätzliches Geld, welches dann plötzlich „aus dem nichts“ da ist. Sie holt höchstens durch Exportüberschüsse Geld aus dem Ausland rein. Dafür gibt dann das Ausland mehr Geld aus oder macht mehr Schulden. Neues Geld entsteht nur durch Kreditvergabe der privaten Banken (dessen Schulden zurückgezahlt werden müssen), oder durch den Staat und den Verkauf von Staatsanleihen. Daher nochmal die Frage: Woher kommt das Geld, das durch ETFs unser aller Rente sichern soll?
Weniger Ungleichheit würde aber auch der Marktwirtschaft nutzen, da hierdurch die Nachfrage und Kaufkraft größer wäre. Aber so oder so verstehe ich ihren Satz so, dass sie anerkennen und akzeptieren, dass Marktwirtschaft (Wettbewerb?) nicht zur Gleichverteilung, sonder zu mehr Ungleichheit führt. Neben der Marktwirtschaft gibt es aber (zum Glück) den Staat, dessen Aufgabe nicht allen darin besteht, die Rahmenbedingungen für eine florierende Wirtschaft zu schaffen, sondern zusätzlich darauf zu achten, dass niemand unter die Räder kommt, bzw die Ungleichheit weiter zunimmt.
Angenommen, jede:r deutsch Staatsbürger:in würde so ein Depot zur Alterssicherung haben, die Inflation läge wie von der EZB angestrebt bei 2%, der DAX würde in gleichmäßigen Abständen weiterhin sein Allzeit-Rekordhoch erreichen, etc. Natürlich würden dann auch die Armen nominal mehr Geld auf dem Konto haben (sofern es nicht durch höhere Mieten, Strompreise, Warenpreise aufgefressen wird), die Vermögenden hätten aber (sogar prozentual gesehen) noch mehr. Geht es dadurch den Armen besser?
Bei Geldfragen geht es doch immer um die Relation, sprich wie gerecht es verteilt ist. ETFs als staatliche 3. Säule helfen dabei nicht.
Nochmal, für eine Privatperson erscheint mir das, was sie schreiben, nachvollziehbar. Aber eben nicht für den Staat.
Als Privatperson könnte ich mich statt für ETFs auch für Staatsanleihen entscheiden. Sie werfen nicht so hohe Gewinne ab, sind aber deutlich sicherer und garantieren mir zumindest, dass mein Erspartes nicht an Wert verliert. Wären dann nicht auch für den Staat Staatsanleihen als 3. Säule der Rente viel sicherer?