Modern Monetary Theory

Hier ist die Frage wo der urspüngliche Fehler lag. War es eventuell ein Fehler die Euro-Dividende (niedriger Anleihenkosten + größerer Kreditrahmen) direkt mit höherer staatlichen Ausgaben unter das Volk zu bringen und die Ressourcen in Verwendungen zu lenken, wo sie ohne staatliche Aktivität nie gelandet wären, so dass nach nachlassen des Staatsdopings für diese Bereiche diese natürlich wieder schrumpfen und es zu einer längeren Korrektur kommt. Lag vielleicht der Faktor Arbeit erstmal nur brach, weil die Staatsausgaben zu einer massiven Fehlallokation geführt hat?

Ohne hier direkt auf MMT einzugehen. Wir sind uns hoffentlich schon einig das auch ohne MMT die Kreditvergabe und damit Schöpfung von Fiat-Geld nicht mehr an Real Wirtschaftliche Prozesse gekoppelt ist. Diese beiden Märkte laufen schon seit einiger Zeit völlig auseinander. Das ist aktuell der Fall und kommt von der Wirtschaft nicht vom Staat!

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Nur damit das nicht falsch verstehe. Das die Zentralbank nicht mehr treibende Kraft im Geldschöpfungsprozess ist wird zwar leider immer noch nicht gelehrt ist aber inzwischen zum Glück überall Konsens. Allein da die Bundesbank es selbst beschreibt.
Selbiges gilt für das Alte Kreislaufbild von Spareinlagen und Investitionsausgaben die sich angeblich ausgleichen würden. Hat mir der Realität nichts mehr zu tun und wird trotzdem noch gelehrt.

Wenn man ein wenig dem Zynismus zuneigt, dann ist das schon eine zutreffende Beschreibung.

Hier sehen wir die Bruttoinvestitionen in Anlagegüter in Griechenland als Prozentsatz des Bruttoinlandsprodukts: https://d3fy651gv2fhd3.cloudfront.net/charts/greece-gross-fixed-capital-formation-percent-of-gdp-wb-data-.png?s=grc.ne.gdi.ftot.zs%3Aworldbank&lbl=0&v=202111300000V20200908&d1=19961128&type=line

Das Ausgabeverhalten des griechischen Staates bis 2008 gaukelten den Marktakteuren und der Bevölkerung vor, dass das Land Griechenland als Teil der Eurozone eine wirtschaftliche Zukunft habe. Dies führte zu einer massiven Fehlallokation von Ressourcen, denn anstatt geschlossen das Land in Richtung der produktiveren zentral- und nordeuropäischen Volkswirtschaften zu verlassen oder doch wenigstens die Fortpflanzung einzustellen und auszusterben, lebten und wirtschafteten die Griechen weiterhin in Griechenland. Manch einer baute sogar ein Haus oder bekam Kinder - welch groteske Verschwendung knapper Ressourcen.

Seit 10 Jahren ist dieser Spuk nun endlich vorbei. Außer zum Erhalt der basalen Funktionen von Staatlichkeit und Infrastruktur investiert niemand mehr auch nur einen Cent in den Kapitalstock. Griechenland befindet sich in Abwicklung und es ist nur schade, dass dieser Prozess der Neuallokation so schleppend verläuft und die Bevölkerung seit 2010 erst um 5% geschrumpft ist. Immerhin konnte ein Rückgang der Geburten um 30% erreicht werden. Die Fehlallokation, die das Hervorbringen neuer Griechen bedeutet, ist also nachhaltig begrenzt worden.

Ja, so betrachtet hat das schon alles seine Richtigkeit …

Das ist in der Tat ein interessanter Aspekt. Hast Du irgendwo ein Quelle wie sich die Geldschöpfung aufteitlt (und nicht nur Staat/Wirtschaft sonder auch welche Teile Wirtchaft und natürlich der Zeitverlauf). Ich habe versucht das im Statistical Datas Warehouse der EZB zu finden, kenn mich in derm Bereich aber nicht gut genuga aus um mich in in der ziemlich unübersichtlichen Datensammlung zurecht zu finden. Ich würde mich freuen, wenn mir jemand sagen könnte, wo ich das finde.

Zum eigentliche Punkt: besonders interessant finde ich, dass der Staat den Geldwert garantiert, symbolisiert durch die Unterschrift von Madame Largarde auf unseren Gelscheinen, aber offensichtlich einen guten Teil der Kontrolle abgiebt. Ließe sich die Geldschöfpung der Finanzakteure nicht wieder leicht unter Kontrolle bringen indem man einfach die Mindestreserve und die Eigenkapitalforderungen rauf setzt und in dem man darauf verzichtet durch Rettungsversprechen das Counterparty Risk im Interbankengeschäft abzuschaffen? Oder anderes formuliert, ist die starke Geldschöfpung der Privaten nicht politische bzw. staatliche Setzung der Regeln bedingt und damit politisch gewollt?

Diese Aspekte, also was gelehrt wird und wie das im Zusammenhang mit der „Realität“ steht, finde ich spannend! Ich habe vor einiger Zeit einen YouTube-Kanal (nicht gleich zusammenzucken, bitte!) entdeckt, der sich „Unlearning Economics“ nennt. Ich bin kein Ökonom und auch ansonsten absoluter Laie auf dem Gebiet (bis auf dass ich recht vertraut mit einigen der statistischen Methoden bin, die in den empirischen Wirtschaftswissenschaften so zur Anwendung kommen), aber das folgende Video versucht da glaube ich den Finger in die Wunde zu legen und erschien mir einleuchtend: The Death of Economics 101 ft. Mexie - YouTube Es geht da nicht um MMT, eher genereller um heterodoxe Ansichten in den Wirtschaftswissenschaften. Der Autor bleibt anonym, gibt sich aber als Hochschul-Lehrender in UK aus. Falls jemand von den Expert*innen hier Lust hat, das zu beurteilen, bin ich sehr interessiert

Zum Thema MMT an sich kann ich daher nichts Gewinnbringendes beitragen, finde die Diskussion aber äußerst spannend, vielen Dank an die Beitragenden aller Positionen, weiter so!

Einen aus meiner Sichtweise interessanten Einstieg in die Diskussion über MMT mit Ausführungen von Stephanie Kelton führt Dr. Daniel Stelter in seinem Podcast und z.B: die zu beachtende Besonderheit des Euro sowie die Notwendigkeit von Steuern. Fängt so ab 5:30 an: beyond the obvious podcast

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Suchst du vielleicht das hier? → https://www.ecb.europa.eu/pub/economic-bulletin/html/eb202102/eb202102.en_img18.png?b26e7e86fe93494c9bf542a461c725b8

Quelle: Economic Bulletin Issue 2, 2021

Da hat sich der europäische Gesetzgeber ja grundsätzlich Mühe mit gegeben

Ob das in einer echten großen Wirtschaftskrise reichen wird Rettung durch Staaten zu verhindern, ist immer fraglich, aber mindestens kommunikativ wird da schon stark bemüht explizit keinrettungsversprechen abzugeben.

Hallo Guenter,

vielen Dank. Wenn ich @Der_Chris richtig verstehe, wird ein Großteil der Geldschöpfung außerhalb des staatlichen Bereichs (soweit schon länger klar) statt, soweit so klar. Welcher Teil jetzt aber von rein privaten Akteuren geschöpft wird und ob diese Geldschöpfung noch oder zu welchem Teil im Steuerungsbereich der Zentrlabanken (z.B. über Mindestreservesätze und Kapitaldeckungspflichten) liegen wird aus der Abbildung leider nicht deutlich. Einfach ist noch der rote und gößte Teil, EZB kauft Regierungsanleihen. Der Rest scheint Geldschöpfung durch Finanzakteure außerhalb des Zentralbank-Systems (was aber auch (teil)staatliche Istitute einschließt) zu sein. Soweit gut und bekannt. Aber ist diese Gelschöpfung durch die EZB steuerbar oder nicht?

Das die Zentralbank nicht selbst die Gelschöpfung betreibt ist natürlich klar und wird übrigens auch gelehrt (zumindest Anfang der 90er). Da es aber ja Mindestreservesätze und Kaptialdeckungspflichten gibt, gibt es auch Ansatzpunkte die Geldschöpfung des Bankensektors zu steuern.

Ja, aber unter den gegenwärtigen Bedingungen nur in eine Richtung: man könnte den Banken das Vergeben neuer Kredite von Seiten der EZB (und auch der Bafin) verleiden. Die Kreditvergabe weiter anzuregen, wenn man schon alle regulatorischen Fesseln gelöst hat, ist dagegen nicht möglich. Wir haben es halt mit einer chronischen Unlust zu schuldenfinanzierten Investitionen auf Seiten der Privatwirtschaft zu tun.

Klar, aber wenn es keine Investiontionsprojekte gibt, die einen Ertrag abwerfen, die einen Kredit mit faktisch Nullzins attraktiv erscheinen lassen ist das auch gut so und wird nicht besser durch massenhaftes ausschütten von Geld.