Mit Tattoos Menschenleben retten

Hallo zusammen,

ich würde Euch gerne auf die Initiative ‚Opt-Ink‘ der Junge Helden aufmerksam machen. Dabei geht es um ein eigens entwickeltes, kostenloses Tattoo, welches symbolisch für die Bereitschaft der Organspende steht und damit auf das Thema aufmerksam machen soll.

Es würde bestimmt helfen, wenn ihr auf diesen kreative Ansatz der Organspende-Problematik aufmerksam macht, da auch ich (als Untattowierter) nun darüber nachdenke ein Zeichen zu setzen!

Noch mehr Infos gibt es natürlich auf der Website.

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Würde mich ja mal interessieren, ob das die Ärzteschaft auch schon kennt.
Ansonsten bringt das ja nicht wirklich was.

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Fairerweise sollten die jungen Helden darauf aufmerksam machen, dass Tattoofarbe nachweislich krebserregend sein kann und sich auch in anderen Organen nachweisen lässt - mit unklaren Auswirkungen was die in Tattoofarbe enthaltenen Stoffe wie Blei, Arsen usw. dort bewirken. Ob die Tattoos also insgesamt Leben retten oder der Marketingstunt aufgrund der Verkürzung der Leben der aufgrund dieser Aktion tattoowierten nicht vielleicht sogar netto Lebensvernichtend ist, sollte jeder selbst durchdenken.
Ich werde mir, solange keine langfristigen Studien vorliegen, keine noch so kleinen Dosen Schwermetalle unter die Haut injizieren lassen - auch nicht für einen guten Zweck.

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Das stimmt so nicht. Insbesondere seit der Reform der sog. REACH-Verordnung 2022 ist die Sicherheit nochmals gestiegen. V.a. dunkle und hier wiederum schwarze Tattoofarben sind meist unbedenklich.

So ein winziges, schwarzes Tattoo wird sicherlich ein deutlich geringeres Gesundheitsrisiko darstellen, als ein paar Monate an einer vielbefahrenen Straße zu wohnen und schon gar nicht lebensvernichtend sein.

Ähnlich wie bei den Do Not Resuscitate-Tattoos wird sich aber kaum ein Arzt allein auf ein - möglicherweise vor Jahren gestochenes - Tattoo verlassen.

Das ist in der Tat ein gutes Argument.

Bei einem Organspenderausweis kann derjenige, der ihn ausgefüllt hat, jederzeit den Ausweis wegwerfen, wenn er seine Meinung ändert. Bei einem Tattoo liegen zwischen Meinungsänderung und etwaiger Entfernung des Tattoos bisweilen Monate bis Jahre (weil es ja auch ein finanzieller Aspekt ist), sodass sich ein Arzt hier in jedem Fall ein Risiko eingeht, wenn er nur auf Grund des Tattoos von einer Einwilligung oder einem mutmaßlichen Willen ausgeht.,.

Daher würde man wohl auch bei so einem Tattoo weiterhin die Angehörigen kontaktieren. Das Tattoo gibt den Angehörigen natürlich einen guten Grund, sich dann für eine Organspende auszusprechen (falls sie andernfalls wirklich nicht wissen, wie der Verstorbene zum Thema Organspende steht).

Das Problem bleiben halt z.B. religiös fanatische Angehörige. Beispiel: Der Arzt sieht das Tattoo und wertet es als Einwilligung (oder geht zumindest von einer mutmaßlichen Einwilligung aus). Die z.B. christlich-fundamentalistischen Angehörigen bekommen das mit und behaupten nun, sie hätten ihren Sohn überzeugt, von der Organspende aus religiösen Gründen Abstand zu nehmen. Vermutlich würde der Arzt hier mit einem blauen Auge davonkommen, aber den juristischen Stress will man sich nicht antun. Ein Organspendeausweis, den die Person zum Zeitpunkt des Unfalls mit sich geführt hat, ist da einfach viel sicherer.

In diesem Sinne: Das Tattoo als Werbemaßnahme für Organspende ist durchaus in Ordnung, aber man sollte dennoch in jedem Fall auch einen Organspenderausweis mit sich führen. Das macht natürlich auch Sinn, weil Ärzte das Tattoo vielleicht einfach nicht richtig deuten.

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Danke für die vielen Gedanken. Genau, wie die ‚Junge Helden‘ es auch auf der Website beschreiben, ist dies natürlich kein Ersatz für den Ausweis, sondern lediglich ein Zeichen, das die eigene Überzeugung nach außen trägt und zum Gespräch anregt.

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Danke für diese Klarstellung, denn das Wort Lebensvernichtend ist in diesem Zusammenhang wirklich absurd!

Vielleicht ist das Wort in der Tat zu hart gewählt. Sorry dafür.
Dennoch hat das ganze ein wenig „Thank you for Smoking“ Flair.

Sich unnötig in Gefahr zu begeben um etwas Gutes zu tuen hat einfach immer einen Nebengeschmack. Egal ob man sich vom Kohlebagger für Klimagerechtigkeit abseilt, in UBahn Schächten gegen Polizeigewalt vor einer Bahn auf die Gleise springt, Nackt auf einer befahrenen Formel1 Strecke gegen den Klimawandel demonstriert oder sich die Haut verletzt um ein Zeichen für Organspende zu setzen: Ist das Ziel den potenziellen bzw. statistisch wahrscheinlichen Verlust des menschlichen Lebens wirklich wert oder könnte man auch unter weniger Einsatz von menschlichem Leben dafür werben?

Uff, also bei den Beispielen sehe ich schon einen deutlichen Wertungsunterschied ^^ Die ersten Beispiele sind alle konkrete Gefahrensituationen, das Tattoo-Beispiel hingegen ist eine klassische abstrakte Gefahr.

Und auch die abstrakte Gefahr durch eine kleine, schwarze Tätowierung dürfte marginal sein, vermutlich jenseits jeder statistischen Messbarkeit. Vermutlich ist eine Woche Fastfood-Diät oder eine Woche Bewegungsmangel schon ein größeres Risiko als dieses Tattoo. In diesem Sinne stimme ich dir inhaltlich gerne zu, dass konkret gefährliche Maßnahmen hinterfragt werden müssen, aber die Grenze dafür verläuft mMn weit jenseits des Tattoo-Beispiels.

Oder anders gesagt: Wie alles im Leben ist auch das eine Frage der Verhältnismäßigkeit, in diesem Fall von Kosten und Nutzen. Die Gesundheitskosten dieses Tattoos sind - wenn überhaupt vorhanden - marginal, der gesamtgesellschaftliche Nutzen ist vermutlich schon höher, wenn es dadurch auch nur zu einer Handvoll zusätzlichen Organspenden kommt. Hier kann ich einfach beim besten Willen kein Missverhältnis von Kosten und Nutzen sehen.

Wenn man natürlich - wie du vermutlich - die Gefährlichkeit von Tattoos generell höher bewertet, kann man natürlich zu einer anderen Bewertung kommen. Aber ich denke, der wissenschaftliche Stand zu Tattoos mit in Deutschland und Europa zugelassener schwarzer Farbe lässt einfach keine zu hohe Bewertung der Gefährlichkeit zu.

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Volle Zustimmung.
Die persönliche Frage ist immer, wie viel dummes man tuen sollte, um gutes zu bewirken.

Da ich Menschenleben scheinbar deutlich höher bewerte als der durchschnittliche Mensch, wäre weder eine Woche FastfoodDiät noch ein noch so kleines Tattoo in der Nähe des Denkbaren.

Die andere Frage ist die des mildesten Mittels.
Warum muss es unbedingt ein unter die Haut gestochenes Tattoo sein?
Reicht nicht auch ein textiles Erkennungszeichen oder (schlecht) abwaschbares Auf-der-Haut-Grafikkonzept, beispielsweise ein airbrush-„Tattoo“?

Ich glaube, das kann man hier nicht wirklich sagen. Es geht ja in der ganzen Diskussion darum, dass „Menschenleben“ auf beiden Seiten der Waagschale liegen, daher: Wie viel Risiko/Selbstschaden soll man in Kauf nehmen um damit wie viel potentielle Menschenleben zu retten?

Es geht daher nicht darum, wie hoch man „Menschenleben“ bewertet, sondern wie hoch man die Gefahr der Schutzmaßnahme im Vergleich zum Ausmaß des erreichten Schutzes bewertet.

Ich denke, bei der Tattoo-Sache geht es primär um die Dauerhaftigkeit und gleichzeitig um die Nicht-Sichtbarkeit im Alltag. Ein textiles Erkennungszeichen oder ein abwaschbares Tattoo müsste ständig erneuert bzw. getragen werden, zudem sieht der Arzt ein solches Zeichen i.d.R. nicht mehr, da der Patient zwischen Unfall und Todeseintritt (z.B. auf der Intensivstation) i.d.R. ausgekleidet wird. Der Sinn des Tattoos ist ja gerade, dass der Arzt, der den Tod feststellt, es kaum übersehen kann.

Ob das wirklich sinnvoll ist, darüber kann man wie gesagt streiten - ich würde in jedem Fall weiter dazu raten, immer zumindest auch einen Organspendeausweis mitzuführen und sich nicht auf so ein Tattoo zu verlassen. Aber es ist durchaus denkbar, dass so ein Tattoo auch in einigen unklaren Fällen dazu führen kann, dass die Ärzte schneller als üblich handeln können und damit die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Organentnahme steigt.

Wie gesagt, ich bin bei dem Thema auch unschlüssig, ob das Tattoo sinnvoll ist, aber ich sehe jedenfalls keine hinreichende Gefahr, um davor zu warnen oder es gar als unverhältnismäßige Eigengefährdung zu klassifizieren.

Ich würde behaupten, dass es @lib hier nicht um eine ernsthafte Diskussion geht ;).