Trotzdem bin ich ein Jahr später - den günstigen Preisen folgend - nochmal nach Ovda geflogen. Dieses Mal wurde ich bereits auf dem Flugfeld (auf dem Weg vom Flugzeug in’s Terminal) von Sicherheitskräften in Empfang genommen und habe die komplette Behandlung inklusive Befragung, ausführlicher Gepäckdurchsuchung usw. bekommen, das gleiche nochmal jeweils am Grenzübergang und vor dem Rückflug. Da habe ich dann beschlossen, mir das nicht mehr anzutun.
Ich habe absolut Verständnis dafür, dass in Israel höhere Standards an die Sicherheit angelegt werden, weil ja zweifelsohne eine schwerere Sicherheitslage herrscht. Aber ich kann nicht bestreiten, dass die Erfahrungen, die ich dort gemacht habe, viele Spuren im Hinblick auf die Sympathie zu Israel hinterlassen haben. Da sind wir halt wieder in der klassischen Etikettierungstheorie - wenn ein Staat dich behandelt wie einen Straftäter oder Terroristen und dich in diese Rolle drängt, erzeugt er damit massive Abneigung. Wenn ich schon so behandelt werde, weil ich „aussah“ als könnte ich (konvertierter) Moslem sein und weil ich nach Ägypten gereist bin (was ja beides meine freie Entscheidung war), wie muss es sich dann anfühlen, so behandelt zu werden, weil man den falschen Namen, die falsche Herkunft oder die falsche Hautfarbe hat - also wegen Dingen so behandelt zu werden, für die man im wahrsten Sinne des Wortes nicht kann. Und vor allem wenn solche Leute dann für Tage ohne richterliche Anhörung in Lager gepackt werden.
Es muss einfach bessere Möglichkeiten geben, die Sicherheit des Flugverkehrs zu wahren, ohne auf massives „racial profiling“ zurück zu greifen und Leute wegen ihrem Aussehen oder ihrer Herkunft zu kriminalisierten oder sogar zu internieren.
Die größte Beschwerde in dem verlinkten Instagram-Post ist ja nun, dass das auswärtige Amt nicht tätig geworden ist. Hier bin ich mir nicht sicher, ob das auswärtige Amt bei mir oder meinem Kumpel tätig geworden wäre, wenn wir in einem solchen „Lager“ gelandet wären, aber vermutlich landet man nur in solchen Lagern, wenn man palästinensischer Herkunft ist. Was für sich genommen schon schlimm genug ist.
Die Sicherheitskontrollen, vor allem in Tel Aviv, sind jedenfalls in der Tat berüchtigt - und das nicht ohne Grund. Ebenso wie wenig Zweifel daran besteht, dass Palästinenser im israelischen Alltag gerade durch die Sicherheitsbehörden benachteiligt werden. In diesem Sinne habe ich wenig Grund, an der sehr ausführlichen Schilderung der Betroffenen zu zweifeln. Aber dennoch fürchte ich, dass es kein gutes Thema für den Podcast ist, weil es eben so schwer, das Thema zu behandeln, ohne danach von Antisemiten oder Israelhassern hofiert zu werden. Da macht mehr Berichterstattung über die aktuellen Demonstrationen gegen die Justizreform mehr Sinn, denn diese Justizreform wird genau dazu führen, dass die hier geschilderten Dinge noch massiver praktiziert werden können.